Darüber hinaus, dass ich viele Quellen vorliegen habe, die von approbierten katholischen Theologen verfasst wurden, entbehrt deine These jeglicher Historizität.
Die Gnosis als christliche Strömung ist von der katholischen Kirche bereits von den Kirchenvätern als Häresie verdammt worden und die Verdammung ist bis heute nicht aufgehoben, da die Gnosis (als häretische Strömung wie z. B. der Adoptianismus, der Monarchianismus oder der Arianismus) der lehramtlichen Doktrin der katholischen Kirche widerspricht.
Du siehst die klare Abgrenzung beider Seiten: Die Gnosis verstand sich einst als christlich (= katholisch), doch heute hat sie ihre eigene Sekte begründet, distanziert sich also von der katholischen Kirche. Andersherum habe ich es bereits geschildert.
Von einem Vorläufertum der Gnosis zu sprechen ist auch in dem Sinne falsch, da gnostische Lehren bereits von den ersten Kirchenvätern und -lehrern widerlegt worden waren und die Gnosis sich nach der katholischen Lehre in z. B. dem Trinitarismus richtete.
Hallo Decurion,
auch wenn ich dir in der Konsequenz zustimme und Chans Behauptungen für nicht korrekt halte, so muss ich doch auch deine "Widerlegung" davon zurückweisen.
Ohne den "approbierten katholischen Theologen" am Zeug flicken zu wollen, sind sie doch eindeutig Partei. Des Weiteren können Quellen aus geschichtswissenschaftlicher Sicht bei der diffizilen Fragestellung nur zeitgenössisch sein, nicht etwa moderne Ansichten von Angehörigen einer Partei, insbesondere nicht, da das negative Urteil über die Gnósis, wie du schreibst, bis heute nicht aufgehoben ist.
Nicht logisch ist die letzte Aussage, dass man von einem Vorläufertum der Gnósis nicht sprechen könne, weil diese bereits von den Kirchenvätern verurteilt worden sei.
Trotz aller Kritik bin ich allerdings ganz bei dir, wenn ich mich a) darüber wundere, wenn jemand einerseits die Quellen des christlichen Mainstreams, also die paulinischen Briefe, echte wie unechte, und die kanonischen Evangelien für unecht oder jünger hält, für die gnostischen Quellen aber nicht dieselben kritischen Standards anlegt (daher auch der obige Vorwurf der doppelten Standards, der wiederum mit einem "Schizophrenie"-Vorwurf gekontert wurde) und b) wenn ich mich darüber wundere, dass jemand eine esoterische Geheimlehre wie die Gnósis als Quelle für den Glauben an einen menschlichen Christus sieht. Die Historizität eines Jesus, der dann nachträglich von seinen Anhängern vergöttlicht wurde scheint da doch wesentlich plausibler, wofür auch spricht, dass die christlichen gnostischen Quellen alle jünger als die paulinischen Briefe und die Evangelien sind (wenn man nicht die gängige Datierung aus ideologischen Gründen ablehnt).