Hallo Freunde der Geschichte
Ich bekomme innerhalb dieser Diskussion gerade den Ball zugespielt, denn ich bin derjenige der den Varusschlachtort Holland aus guten Gründen favorisiert. Dann nehm ich mal den Ball an.
Aber die Flüsse, Lippe und Ems, haben bis heute nur unwesentlich ihren Verlauf geändert.
Genau diese Annahme ist es, welche die Varusforschung zu dieser Masse an verschiedensten Schlachtortvermutungen motiviert hat. Ich vermute im Gegensatz dazu, dass die Lippe zu römischer Zeit, bevor sie in den Rhein mündete, einen veränderten Lauf hatte, bei der sie einen Teil ihres Wassers über Issel und Ijssel in die Flevosee entwässerte. Dann hätte sie für die Römer einen relativ parallelen Verlauf zur Ems gehabt. Strabo schrieb: Geographika 7.1/3 „P
arallel mit der Ems ziehen die Flüsse Weser und Lippe, die vom Rhein gegen sechshundert Stadien entfernt ist und durch das Gebiet der kleinen Brukterer fließt.“ Diese Angabe des römischen Geographen wurde immer wieder angezweifelt weil die Lippe heute schließlich in westliche Richtung fließt. Jedoch zieht man einen damals veränderten Lippelauf in Betracht dann bekommt diese Behauptung wieder Sinn, denn es ist nicht wahrscheinlich, dass Strabo in diesem wichtigen Detail eine falsche Angabe gemacht haben soll.
Sollte Tacitus dieses Geographieverständnis übernommen haben, dann bekommt seine Aussage von dem Gebiet zwischen Lippe und Ems eine vollkommen neue Wertung, denn dann ließe sich diese Aussage nicht nur auf das Gebiet der Oberläufe von Lippe und Ems begrenzen, sondern das Gebiet welches Germanicus mit seinem Heer verwüstete war dann um ein vielfaches größer. Infolge dessen wäre dann auch eine andere Zugrichtung des Germanicus von der Ems aus wahrscheinlich. Let’s go west.
Das Tacitus nicht das Gebiet zwischen den Oberläufen von Ems und Lippe gemeint haben kann, machen verschiedene Umstände deutlich. Zum einen hat Caecina dieses Gebiet vermutlich schon durchquert und dabei auch verwüstet, als er zum Treffpunkt an der Ems zog. Demnach wäre dann das gesamte Germanicusheer erneut vom Stützpunkt an der Ems in dieses Gebiet zurückgekehrt um es erneut zu brandschatzen. Das erscheint mir ein wenig zu viel des Aufwandes.
Dieses bezeichnete Gebiet bestand seinerzeit aus ausgedehnten Sumpfgebieten, wie die Davert. Hier gab es nicht viel zu verwüsten. Es ist auch nicht nachzuvollziehen dass in diesem relativ kleinen Bereich zwischen Ems und Lippe eine gewaltige Heermacht von 8 Legionen erforderlich war, um hier siegreich zu operieren. Hier hätten sie sich vermutlich gegenseitig auf den Füßen gestanden.
Weiterhin stellt sich die Frage, wozu dieser ganze Aufwand mit der Flotte über die Nordsee zur Ems dienen sollte, wenn Germanicus dieses Gebiet ohne besondere Umstände, durch einen Zug von wenigen Tagesmärschen entlang der bekannten Lipperoute erreichen konnte.
Gruß Maelo