Hemmingen-Wilkenburg: Mal wieder ein neues Römerlager entdeckt...

Die Linie Wilkenburg–Bennigser Burg

Besser ausgeschlafen habe ich mir die Situation zwischen Wilkenburg und Bennigser Burg noch einmal genauer angeschaut, und vor allem die Linie etwas genauer der Orientierung der Straße am Römerlager angepasst, als deren virtuelle Verlängerung sie gedacht ist.

Dabei stellte sich heraus, dass diese Linie exakt sowohl über die Wehrkapelle in Arnum als auch über den Wehrturm in Lüdersen verläuft.

Zugegeben, eine ziemlich bunte Gesellschaft: Ein römisches Marschlager, eine germanische Fluchtburg, und auf der gedachten geraden Linie zwischen den beiden ein Wehrturm des 11. und eine Wehrkapelle 14. Jahrhunderts.

Und mittendrin ist auch noch in Hiddestorf eine größere germanische Siedlung der Zeitenwende nachgewiesen. Dafür liegt dort die mittelalterliche Kirche ein paar Meter daneben.
 

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Besser ausgeschlafen habe ich mir die Situation zwischen Wilkenburg und Bennigser Burg noch einmal genauer angeschaut, und vor allem die Linie etwas genauer der Orientierung der Straße am Römerlager angepasst, als deren virtuelle Verlängerung sie gedacht ist.

Dabei stellte sich heraus, dass diese Linie exakt sowohl über die Wehrkapelle in Arnum als auch über den Wehrturm in Lüdersen verläuft.

Zugegeben, eine ziemlich bunte Gesellschaft: Ein römisches Marschlager, eine germanische Fluchtburg, und auf der gedachten geraden Linie zwischen den beiden ein Wehrturm des 11. und eine Wehrkapelle 14. Jahrhunderts.

Und mittendrin ist auch noch in Hiddestorf eine größere germanische Siedlung der Zeitenwende nachgewiesen. Dafür liegt dort die mittelalterliche Kirche ein paar Meter daneben.


ja, ähm:grübel:

Und was bringt das jetzt an Erkenntniszugewinn?

Wir wissen nicht, wie alt die Straße ist (möglicherweise liegt sie auf der Trasse eines bereits in der Antike benutzten Weges oder sogar eines pro-indogermanischen Trampelpfades, möglicherweise auch nicht).
 
Und was bringt das jetzt an Erkenntniszugewinn?

Römerlager Wilkenburg und Bennigser Burg sind durch eine imaginäre Linie verbunden, die auf den Meter genau über zwei alte Kirchturmspitzen verläuft und mittendrin eine germanische Siedlung der Zeitenwende schneidet.

Wir wissen nicht, wie alt die Straße ist (möglicherweise liegt sie auf der Trasse eines bereits in der Antike benutzten Weges oder sogar eines pro-indogermanischen Trampelpfades, möglicherweise auch nicht).

Der Straßenverlauf neben dem Lager war zwar der Anlass, spielt doch aber jetzt keine so große Rolle mehr.

Das ganze ist doch wie ein Kriminalfall. Es ist eine neue Leiche bzw. ein neues Lager gefunden worden, und jetzt muss man erst einmal ganz ergebnisoffen das Umfeld beleuchten. Ob eine Spur heiß oder kalt ist, stellt sich erst später heraus. Aber zunächst ist jeder kleine Hinweis wichtig.


wo also, könnten die legiones sonst noch genächtigt haben?
das gilt selbverständlich auch für die station "kukesburg", die
ich aus den selben gründen für ungeeignet halte.

Beide als germanisch angesprochene Anlagen wären von der Größe her wohl maximal als Kohortenlager geeignet gewesen, das ist richtig. Die Legionslager würde ich eher in den heutigen Stadtgebieten von Elze, Alfeld und Einbeck vermuten, also mehr oder weniger entlang der Leine.
 
ja, ähm:grübel:

Und was bringt das jetzt an Erkenntniszugewinn?

Dass man, wenn man irgendwo eine gerade Linie durch die Landschaft bzw. eine Karte zieht, die Chance hat, dass man irgendwelche historischen Überreste, Bauten oder sonstiges aus x-beliebigen unterschiedlichen Zeiten trifft.

Welchen Erkenntniszugewinn dies allerdings für die Frage nach den Aktivitäten der Römer hat, ist für mich nicht erkennbar. Es sei denn, man postuliert eben, dass alle Bauten, die man als Treffer bekommen hat, irgendwas mit den Römern zu tun haben müssen bzw. auf ursprünglich römische Bauten zurückzuführen sind. Und das vollkommen unabhängig von der Frage, ob es bei diesen Bauten irgendwelche archäologischen Funde gibt, die in die Römerzeit weisen.

Immerhin scheint es ja hier Ausgrabungen gegeben zu haben, aber zumindest nach den Angaben nicht wirklich mit Funden, die in die Römerzeit weisen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bennigser_Burg
 
Bleibt doch mal locker. Es kann ein Zufall sein oder Menschenwerk. Da die erste Möglichkeit nicht weiter diskutiert werden muss, bleibt noch zu überlegen, welchen Grund Variante Nr. 2 gehabt haben könnte.

Hier ist mein derzeit best bewertetes Brain-Storming-Ergebnis zur Diskussion:

Die Römer errichteten ausgehend vom Lager Wilkenburg eine Kette von Wach- und Signaltürmen à la Sparrenberger Egge, die sich womöglich bis zur Weser oder darüber hinaus erstreckte.
 
Divico;755506 Die Römer errichteten ausgehend vom Lager Wilkenburg eine Kette von Wach- und Signaltürmen à la Sparrenberger Egge schrieb:
Von den verantwortlichen Archäologen wird das Lager als nur kurzfristig (1 - 3 Tage) belegtes Marschlager identifiziert. Die Annahme, dass es quasi ein logistisches Verteilerzentrum gewesen sei, von dem aus Dependancen organisiert wurden, lässt sich damit nicht stützen.
 
Von den verantwortlichen Archäologen wird das Lager als nur kurzfristig (1 - 3 Tage) belegtes Marschlager identifiziert. Die Annahme, dass es quasi ein logistisches Verteilerzentrum gewesen sei, von dem aus Dependancen organisiert wurden, lässt sich damit nicht stützen.

So hieß es zunächst auch über Hachelbich, und jetzt war es offenbar doch länger belegt.

Es wäre auch denkbar, dass es nach dem Abzug der Legionen ganz in der Nähe ein kleineres Standlager an der Leine gab – vielleicht dort, wo heute Schloss und Kirche Wilkendorf liegen. Immerhin galt die Provinz unter Varus als befriedet.


Und wieso fällt der Zufall aus?

Nein nein, ich schrieb ja, es könne durchaus Zufall sein; in dem Fall müssen wir nicht weiter darüber nachdenken. Solange aber andere Varianten als Zufall im Bereich des Möglichen liegen, sollte man diese gedanklich durchspielen bevor man die Spur zu den Akten legt.
 
Irgendwann in den letzten zwei Jahren wurde der Fund einer römischen Pferdetrense aus der Leine vorgestellt. Ich meine mich erinnern zu können, dass der Fundort bei Pattensen lag!?

Die Siedlung bei Hiddestorf datiert eher später in die römische Kaiserzeit.
 
Die Siedlung bei Hiddestorf datiert eher später in die römische Kaiserzeit.

Was ja nicht unbedingt gegen eine römische Hand im Spiel spricht.

Wikipedia schreibt dazu:

Im Bereich von Hiddestorf gab es bereits in der Zeit um Christi Geburt eine germanische Siedlung. Ihre Reste wurden Ende Januar 2008 bei Erschließungsarbeiten im Baugebiet am Wiesenweg entdeckt. Bis 2012 fanden dort Ausgrabungen statt. Bemerkenswert war die hohe Anzahl von 86 damaligen Brunnenanlagen. Die genaue Datierung ist nach Auskunft des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege noch offen.
 
Das mit dem Zufall hatte ich falsch verstanden.

Aber systematisch sollte man nicht von heutigen Strecken ausgehen. Zu Norddeutschland gibt es doch diverse Untersuchungen zu alten Straßensystemen. Aber da dürftest Du dich besser auskennen, Divico.
 
nabmt!

Bleibt doch mal locker. Es kann ein Zufall sein oder Menschenwerk. Da die erste Möglichkeit nicht weiter diskutiert werden muss, bleibt noch zu überlegen, welchen Grund Variante Nr. 2 gehabt haben könnte.

"zufall existiert nicht!"
eine meiner vertrackten überzeugungen...

Hier ist mein derzeit best bewertetes Brain-Storming-Ergebnis zur Diskussion:

Die Römer errichteten ausgehend vom Lager Wilkenburg eine Kette von Wach- und Signaltürmen à la Sparrenberger Egge, die sich womöglich bis zur Weser oder darüber hinaus erstreckte.
hast du das spielchen schon nach südwest oder nordost
extrapoliert?
hannovers umgebung steht voll mit alten kirchtürmen...

mh.
völksen zum beispiel.:grübel:


tom
 
Aber systematisch sollte man nicht von heutigen Strecken ausgehen. Zu Norddeutschland gibt es doch diverse Untersuchungen zu alten Straßensystemen. Aber da dürftest Du dich besser auskennen

Schön wäre es. Ein klein wenig ärgert es mich schon, von Elze aus nie (virtuell) die 20 km weiter Richtung Norden nach Wilkenburg gegangen zu sein und etwas genauer hingeschaut zu haben. Das Weserbergland kenne ich aus eigener Anschauung ganz gut, aber das Flachland ist mir irgendwie unheimlich, und zum Rad fahren und Wandern viel zu langweilig. ;)
 
Die Ausgrabungen fanden im Jahr 1937 statt, wurden also ganz sicher nicht ergebnisoffen geführt. Hier musste dem Zeitgeist entsprechend in jedem Fall etwas Germanisches gefunden werden.

Gut, dass man Ausgrabungsergebnisse anscheinend so einfach bewerten kann!

Zur Frage Zufall oder nicht:
Wenn man eben postuliert, dass jedes historische Gebäude, dass sich in einem festgelegten Abstand zu einem anderen befindet (von denen dann mal irgendwo auch wirklich ein römischer Fundort dabei ist), mehr oder weniger zwingend ein Hinweis auf einen römischen Ursprung darstellen muss, dann kann man das ganze natürlich nicht für einen Zufall halten. Auch wenn in den ganzen diesbezüglichen Diskussionen hier im Forum meiner Erinnerung nach noch nie nachgewiesen werden konnte, dass ein Ort ohne jeden römischen Fund nur aufgrund seiner Lage dennoch römischen Ursprungs gewesen ist.

Nur weil sich im römischen Gebiet an manchen Stellen solche Abstände nachweisen lassen, bedeutet das nicht, dass wir überall bei Bauten, die in diesem Abstand zueinander stehen, römischer Ursprung vorhanden ist.
 
Gut, dass man Ausgrabungsergebnisse anscheinend so einfach bewerten kann!

In diesen Fällen kann man. Leider.


Zur Frage Zufall oder nicht:
Wenn man eben postuliert, dass jedes historische Gebäude, dass sich in einem festgelegten Abstand zu einem anderen befindet

Kann es sein, dass Du im falschen Thema gelandet bist. Um Abstände geht es doch hier gar nicht, von der arg theoretischen Luftlinie Wilkenburg–Kukesburg einmal abgesehen.

Darum geht es: Wenn man von der Straße neben dem neu entdeckten Lager die Bennigser Burg anpeilt, blickt man exakt über zwei der drei Kirchturmspitzen in der Nähe dieser Sichtlinie. Und zwischen den Türmen lag eine germanische Siedlung.
 
Hallo,

ich persönlich glaube nicht, dass die Römer jemals bei Hameln oder in dessen Nähe je ein Lager aufgeschlagen haben. Wenn man konnte, wurden größere Höhenlagen vermieden bzw. umgangen. Die Grafik zeigt unser heutiges Autobahnsystem und die bisher aufgefundenen Römerlager und Signalposten in der Germania Magna.

Grüße
 

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ich persönlich glaube nicht, dass die Römer jemals bei Hameln oder in dessen Nähe je ein Lager aufgeschlagen haben. Wenn man konnte, wurden größere Höhenlagen vermieden bzw. umgangen.

Hameln liegt an der Weser, etwa auf halber Höhe zwischen Barkhausen und Hedemünden, da kam das römische Militär doch ziemlich sicher das eine oder andere Mal entlang, und sei es auch nur per Boot. Oder verwechselst Du Hameln mit Pyrmont?

Letztgenannter Ort liegt nämlich tatsächlich auf der gedachten Linie, wenn man diese über die Weser hinweg verlängert, und ist nebenbei für etliche römische Funde bekannt.
 
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