Heribert Illig hat nicht einfach nur Behauptungen aufgestellt, sondern auch die angeblich "unumstürzbare Lehrmeinung" ziemlich ins Wanken gebracht, was den Herren "Fachleuten" nicht gerade angenehm ist.
Zu guter Letzt: Eine "unumstürzbare Lehrmeinung" (Zitat von dir) gibt es nicht und hat es auch nie gegeben.
Genau! Das unterscheidet nämlich Wissenschaft von Religion. Ich weiß auch nicht, warum
Fachleute in Anführungszeichen gesetzt ist.
Beispiel: Münzwesen
Die angeblich Ausstattung mit Münzen ausländischer Prägung war anscheinend sehr mager. Mit unzulänglichem Kapital sind Kriege in der von den Fachleuten genannten Anzahl unwahrscheinlich.
Die Logik dieser Behauptung erschließt sich dem geneigten Betrachter leider nicht. Es war nicht der König der Kapital aufbringen musste, sondern es war der König, der die Kronvasallen bestellte, welche wiederum ihre Untervasallen bestellten. Exemplarisch hierzu vielleicht der Brief an Abt Fulrad von Altaich (Auszug, vollständiger Brief
hier):
"Notum sit tibi, quia placitum nostrum generale anno presenti condictum habemus infra Saxoniam in orientali parte, super fluvium Bota in loco que dicitur Starasfurt. Quapropter precipimus tibi, ut pleniter cum hominibus tuis bene armatis ac preparatis ad predictum locum venire debeas XV. Kal. Iul. quod est septem diebus ante missam sancti Iohannis baptiste. Ita vero preparatus cum hominibus tuis ad predictum locum venies, ut inde, in quamcumque partem nostra fuerit iussio, et exercitaliter ire possis; id est cum armis atque utensilibus necnon et cetero instrumento bellico, in victualibus et vestimentis. Ita ut unusquisque cabalarius habeat scutum et lanceam et spatam et semispatum, arcum et pharetras cum sagittis; et in carris vestris utensilia diversi generis, id est cuniada et dolaturia, tarratros, assias, fosorios, palas ferreas et cetera utensilia que in hostem sunt necessaria. Utensilia vero ciborum in carris de illo placito in futurum ad tres menses, arma et vestimenta ad dimidium annum."
Übersetzung: "Es sei dir bekannt, dass wir im gegenwärtigen Jahr die große Heeresschau im östlichen Teil Sachsens haben, beim Fluss Bode am Ort, welcher Staßfurt genannt wird. Deshalb bestimmen wir voraus, dass du mit allen deinen gut bewaffneten und vorbereitete Leuten am 17. Juni kommen sollst, sieben Tage vor dem Fest des Johannes des Täufers. So aber komme vorbereitet mit deinen Männern zu dem zuvor benannten Platze, und du kannst gerüstet gehen, d.h. mit Waffen und Gerätschaften und weiteren Kriegsinstrumenten, genährt und gekleidet. So, dass jeder einzelne Reiter ein Schild und eine Lanze und ein Schwert und ein Kurschwert, einen Bogen und Köcher mit Pfeilen und in euren Wagen sollen Gerätschaften unterschiedlicher Art mitgeführt werden: Hacken und Äxte, Bohrer, Beile und Spaten, eiserne Schaufeln und weitere Gerätschaften, die im Feldzug von Nutzen sind. Die in den Karren mitgeführten Lebensmittel müssen von der Verabredung drei Monate in die Zukunft reichen, die Waffen und Kleidung für ein halbes Jahr."
Was soll jetzt das Ganze? Es zeigt, dass nicht Karl für die Versorgung des Heeres aufkommen musste, sondern dies an seine Vasallen - hier exemplarisch Abt Fulrad - weiterdelegierte. Abt Fulrad wird dies seinerseits an seine Reiter weitergeleitet haben, die ihrerseits für ihr Auskommen zu sorgen hatten.
Beispiel: Panzer-Reiter
Die Anzahl der Feldzüge und Reisen Karls d.Gr. sind unrealistisch, da derartig weite Strecken niemals in der vorhandenen Zeit und den vorhandenen Gegebenheiten (fehlende Straßen) möglich gewesen wären.
Das kann man doch wunderbar anhand der Quellen zeigen. Dann zeige doch mal, welche Wege Karl genommen hat und wie lange er dafür gebracht hat. Das ist z.T. anhand de Diplomata sehr genau nachrecherchierbar, sowohl was die Auswahl der Route, als auch was die Dauer der einzelnen Abschnitte angeht. Also, Butter bei die Fische! Bei welchem Feldzug war Karl "zu schnell"?
Für Rüstungen großer Zahl wären auch Vorräte an Eisen-Metallen erforderlich, die keineswegs vorhanden waren. Selbst die Ausstattung der königlichen Domänen mit Eisenwerkzeugen (z.Pflügen,usw.) war anscheinend mangelhaft. Ohne die nötige Argra-/Proviant-Ausstattung und ohne entsprechende Geld-/Goldreserven wären Feldzüge in der genannten Zahl ebenfalls unrealistisch.
Wie oben schon gezeigt: nicht der König hatte für die Ausrüstung zu Sorgen, sondern die Krieger selbst. Wer diese nicht bezahlen konnte, hatte halt Pech gehabt.
Beispiel: Literatur
Die Karl d.Gr. zugeschriebene deutsche Grammatik-Reform ist unglaubwürdig, zumal er selbst weder das Schreiben noch das Lesen beherrschte.
Watt denn nun,
Literatur oder Grammatik? Du scheinst es selber nicht ganz genau zu wissen.... Aber um es mal so zu sagen: Weder noch! Was du meinst ist die Schriftreform, die als
karolingische Renaissance bekannt geworden ist. Diese ging nicht, wie du fälschlicherweise behauptetest, von Karl aus, sondern, wie Imperator ausführte, von den Gelehrten im karolingischen Reich:
Die Aachener Hofschule mit all ihren Reformen ist in ihrer ganzen Bandbreite sicher nicht von Karl selbst oder von ihm alleine durchgeführt worden; dazu hatte er aber diverse Gelehrte am Hof, von denen Alkuin der bekannteste sein dürfte
Außerdem Einhard, Hrabanus Maurus, Paulus Diaconus, Paulinus von Aquileia, Dagulf, Theodulf, Angilbert und viele weitere bekannte und unbekannte Kleriker.