Herkunft der Kurden

Alles was Recht ist, mein guter Mutlu: Ich würde mich auch sträuben bei der Unterstellung, die Deutschen wären eigentlich Italiener oder Finnen.

Die kurdische Ethnogenese erfolgte mit Sicherheit weit vor Ausbreitung der Turkstämme, sodass die Kurden eine völlig andere Genese, Sprache und Kultur haben.

Vor dem Islam bestimmt, Dieter.
als Beispiel, könnte der berühmteste Kurde dienen.
Oder als die türkische Republik ins Leben gerufen wurde und damit auch das shariaosmanische Recht aufgehoben und es gab deswegen religiösgerichtete Aufstände der kurdischen Bevölkerung.

ps. bei uns, will Oberafferbach auch nichts mit Unterafferbach zu tun haben.
Abgrenzen scheint etwas natürliches zu sein.
 
Oder als die türkische Republik ins Leben gerufen wurde und damit auch das shariaosmanische Recht aufgehoben und es gab deswegen religiösgerichtete Aufstände der kurdischen Bevölkerung.

Dazu darf ich Lynxxx zitieren, dessen Anliegen ich mich ausdrücklich anschließen möchte:
... die Interessen und Motive des 19. - frühen 20. Jahrhunderts in Bereichen der Historiographie, Ethnologie, usw. kann man besser in den Historiographie der Nachfolgestaaten des Osm. Reiches-Thread im Subforum Osm. Reich besprechen...

Auch von den Gemeinderivalitäten wie. bspw. Oberafferbach vs. Unterafferbach bitte ich in diesem Thread abzusehen...
 
...Die kurdische Ethnogenese erfolgte mit Sicherheit weit vor Ausbreitung der Turkstämme, sodass die Kurden eine völlig andere Genese, Sprache und Kultur haben.

Was ist denn die autochtone kurdische Kultur? Ich dachte, diese Hausarbeit würde einiges beantworten, aber dort steht überhaupt nichts:
Hausarbeiten.de - Die kurdische Kultur im Überblick - Seminararbeit 

In der Wiki stehen auch nur einige Zeilen: Es gibt ein bischen was von Musik, so wie in vielen anatolischen Ovas / Tälern jede ihre eigenen Tänze, Musiken, Trachten, Teppichmuster, usw. haben, ganz egal, ob es türkische Bauern, oder kurdische, oder lasische Bauern sind.

Es werden einige Autoren der Vergangenheit angeführt, die ein wenig über die Kurden geschrieben haben, und ihnen ein Bewusstsein zugesprochen, dass sie Kurden seien, ohne zu definieren, was es damals geheißen haben mag.

Nein, die explizit kurdische Geschichte begann erst im Laufe des 19. Jh. als die europäische Idee des Nationalismus auch die Kurden erreichte, die sich vorher tribal und religiös definierten, nicht national.

Ich hatte in einem Thread auch schon mal gefragt, wodurch denn Saladin, der ja nun Kurde war, sich von irgendeinem anderen arabischen Herrscher unterschied, ob er irgendetwas genuin kurdisches aus Kurdistan mit in seine Herrschaft brachte?
So wie eben andere Herrscher z.B. byzant. Mozaizisten engagierten, oder die Osmanen aus Tabriz die künstlerischen Einflüsse mit nach Istanbul brachten, die Safawiden sich von chinesischem Porzellan inspirieren ließen, usw.?
Was ist am Ishak Pascha Saray ein explizit "kurdischer" Kunststil?

In Wirklichkeit ist das hier die Geschichte der Kurden, das was relevant ist, was wichtig ist:

Chronologie: die armenische Frage im Osmanischen Reich
Chronologie 2: Europa und die Kurden

und das ist die Historiographie der Kurdologie:
Kurdische Historiographie/ Kurdologie
 
Was ist denn die autochtone kurdische Kultur? Ich dachte, diese Hausarbeit würde einiges beantworten, aber dort steht überhaupt nichts:
Hausarbeiten.de - Die kurdische Kultur im Überblick - Seminararbeit*
In der Wiki stehen auch nur einige Zeilen:

Für einen ersten aber dennoch kompetenten Überblick empfehle ich dir das Buch:

Martin Strohmeier, Lale Yalcin Heckmann, Die Kurden, Geschichte, Politik, Kultur, München 2000, erschienen im C.H. Beck Verlag

Strohmeier lehrt als Professor für türkische Sprache, Geschichte und Kultur an der University of Cyprus in Nicosia; Lale Yalcin-Heckmann ist Ethnologin und Miarbeiterin des Max-Planck-Institus für ethnologische Forschung.

Das Buch gibt mit seinen 261 Seiten einen guten Einblick nicht nur in die Geschichte und Kultur der Kurden, sondern vermittelt auch interessante Informationen über die Wirtschaft und Gesellschaft in Südost-Anatolien. Im Zentrum der Darstellung stehen das Mittelalter und die Neuzeit.
 
Vielen Dank! :yes:

Man kann es sogar online bei googlebooks lesen, und ich habe ein bischen mehr über die Geschichte und Politik der Kurden in der Osmanischen Zeit lernen können, doch in dem entsprechendem Kapitel über Geschichte, Politik und Kultur wird die Kultur nur mit etwa 10% angesprochen (vor allem beginnend ab dem 19. Jh.), also so in etwa, wie in der Wiki, d.h. einige Literaten der kurdischen Emire werden angesprochen, es wird erwähnt, dass die Emire die Literatur gefördert hätten, ganz so wie ein Teil der umgebenden Gouverneure (Aleppo, Damaskus, Libanon, etc.), allerdings wird gleichzeitig im Widerspruch zu dieser Aussage erwähnt, dass die schriftliche Tradition recht gering sei, es wird explizit einer erwähnt, der sich in Chroniken über die Fragmentierung und Anarchie der Kurden "beschwert", es wird eine reiche schriftlose Volksdichtung erwähnt, also Erzählungen, Märchen, Lieder, usw., ähnlich denen der umgebenden Volksliteraturen.
(Flapsig formuliert, was nicht despektierlich klingen soll :) : ) Das war's dann aber auch schon. Es wird also z.B. kein kurdischer Kunststil erwähnt, keine kurdischen Architekturen erwähnt (wo residierten denn die Emire, keine Überreste, so wie die meisten Istanbuler Holzpaläste die Zeitläufte auch nicht überdauert haben?), kurdisches Kunsthandwerk, und so weiter.

(Hätte mich eigentlich auch gewundert, wenn wesentlich mehr in dem Buch als in der Wiki gestanden hätte, denn gerade in der Wiki wird doch versucht, jegliche Erzeugnisse der Weltgeschichte, als genuin kurdisch zu deklarieren, egal ob die Erschaffer sich schon lange (z.B. als US-Amerikaner) assimiliert haben.)

Gut, mal sehen, ob ich heute noch zu meinem Beitrag komme, den ich schon seit ner Woche auf der Festplatte fast fertig abgespeichert habe. Ist inzwischen ein wenig obsolet geworden... :winke:
 
Zuletzt bearbeitet:
So gehen vor allem deine ständigen Fehlinformationen weiter!

Die elamische Sprache - auch Elamitisch genannt -, ist eine isolierte Sprache und mit keiner anderen des alten Orients verwandt. Es ist daher zwingend anzunehmen, dass die Elamiter keine Semiten waren! :motz:


Zu welcher sprachlichen Gruppe elamisch zu rechnen ist kannst du ebenso der Graphik von Prof. Dr. Wolfgang Schulze von der Uni München ("Allgemeine und Typologische Sprachwissenschaft") entnehmen.

Bevor du mir "ständige Fehlinformationen" vorwirfst solltest du dir die Graphik genauer anschauen. Selbstverständlich können sich auch anerkannte Wissenschaftler irren. Von mir aus kannst du die Sache natürlich anders sehen als betreffender Wissenschaftler. Jedoch würde ich dann vorschlagen, daß du eine alternative akademische Arbeit vorstellst.
 
@kurdish-power: Zu welcher sprachlichen Gruppe elamisch zu rechnen ist kannst du ebenso der Graphik von Prof. Dr. Wolfgang Schulze von der Uni München ("Allgemeine und Typologische Sprachwissenschaft") entnehmen.
3 Professoren - 5 Meinungen. Die Mehrheit der Wissenschaftler sieht die elamische Sprache als isoliert oder mit Drawida verwandt an. Allerdings war sie, insofern ist es nicht ganz abwegig, über die Jahrhunderte semitischen und sumerischen Einflüssen ausgesetzt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Elamische_Sprache
Zum Vergleich: Baskisch ist trotz vieler Lehnwörter aus dem Latein und Katalanisch/Spanisch keine romanische Sprache.
 
Da sind wir einer Meinung. Indizien dafür, dass dieser Vorgang bereits im 7. Jahrhundert v.Chr. zu greifen ist, vermisse ich jedoch. Eine hypothetische Möglichkeit ist noch kein Indiz.



Das ist sicher ein interessantes Feld, auf dem noch so manche Aufschlüsse zu gewinnen sind. Die Frage allerdings, die wir ja als entscheidend ansehen, nämlich: ab wann genau die heute 30-40 Millionen Kurden womöglich den ehemaligen "Fremdbegriff" als Ethnonym angenommen haben, sich selbst unter dieser Identität begreifen; diese Frage wird sich durch diese Forschung schwerlich lüften lassen, oder liege ich da falsch?


Ich möchte nochmal darauf hinweisen, daß in den Arbeiten die Herr Hennerbichler zusammengetragen hat, unzweifelhaft der Begriff "Kur" anfangs noch ein Toponym der südlichen Nachbarn darstellt.

Jedoch werden nach der Zeit der Sumerer andere schriftlich erhaltenen Funde und Quellen ausgewertet. In diesen Schriften wird unterschieden nach eben diesem Ethnonym und dem Land dieses Volkes. Es findet eine Gegenüberstellung von Volk und deren Land/Region statt. Beispielsweise berichten die Akkader eben von einem Volk namens "K(Q)urdu" und deren Land namens "K(Q)ard-a(k)a".

Wenn also eine Gegenüberstellung von Volk-Land stattfindet würde ich durchaus von einem Ethnonym ausgehen.

Jedoch stimme ich dir zu, daß noch weit mehr darüber geforscht werden muß um diese alten Aufzeichnungen zu überprüfen.
 
Ehe hier jetzt unberechtigterweise Zweifel an den Arbeiten von Prof. Schulze aufkommen, möchte ich versuchen, einige Dinge geradezurücken...

Zu welcher sprachlichen Gruppe elamisch zu rechnen ist kannst du ebenso der Graphik von Prof. Dr. Wolfgang Schulze von der Uni München ("Allgemeine und Typologische Sprachwissenschaft") entnehmen.
3 Professoren - 5 Meinungen. Die Mehrheit der Wissenschaftler sieht die elamische Sprache als isoliert oder mit Drawida verwandt an. Allerdings war sie, insofern ist es nicht ganz abwegig, über die Jahrhunderte semitischen und sumerischen Einflüssen ausgesetzt.
Elamische Sprache ? Wikipedia

Man sollte in http://www.lrz-muenchen.de/~wschulze/kaukhist.pdf bzw. http://www.lrz-muenchen.de/~wschulze/WS0809/semhist.pdf nicht einfach nur die Karten betrachten (wiewohl da die eigenständige Einfärbung bereits deutlich macht, wie dies zu lesen ist, und auch die Beschriftung "Semitisch" dort steht, wo sie hingehört), sondern die Texte lesen sowie v.a. die entsprechenden Stammbäume ansehen.
Auch Schulze rechnet nämlich Elamisch keineswegs den semitischen Sprachen oder den kaukasischen Sprachen zu - im Gegenteil: er zeigt bspw. im Abgleich mit kaukasischen Wortlisten gerade die diesbezügliche Isoliertheit von Sprachen wie Hattisch, Hurritisch, Urartäisch, Kassitisch, Elamisch und Sumerisch.

Anm.: Die Zahl der Wissenschaftler, welche Elamisch mit Drawida als verwandt betrachtet, ist übrigens im Vgl. zur Zahl derer, welche Elamisch als isolierte Sprache klassifizieren, in der Minderheit.
 
die Interessen und Motive des 19. - frühen 20. Jahrhunderts in Bereichen der Historiographie, Ethnologie, usw. kann man besser in den Historiographie der Nachfolgestaaten des Osm. Reiches-Thread im Subforum Osm. Reich besprechen.

Ich möchte aber noch die Frage aufwerfen, ob es nicht auch daran liegen kann, dass nur ein Regalmeter an seriösen kurdologischen Studien existiert, weil die Kurden meistens als Viehhirten und Bauern, abgesehen von einigen wenigen tribalen Fürstentümern, kaum jemals eine schriftgebundene Kultur hinterließen, vor allem verglichen und in Relation mit den Nachbarvölkern und Reichen? Das sie deshalb dasselbe Schicksal teilen, mit zahllosen anderen Völkern, die vor allem Ethnologen und vielleicht noch Linguisten interessieren, wie z.B. die Yanomami-Indios im Amazonas, oder die turkmenische Stammeskonföderation der Kara Koyunlu? Also nicht das (womöglich politisch motivierte) Desinteresse der Historiker der Hauptfaktor für die fehlenden Regelmeter darstellt, sondern die, vor allem im Vergleich zu den Nachbarn, große "Geschichtslosigkeit" der kurdischen Stämme?
Das ist ein überaus beherzigenswerter Denkanstoß. Eine (noch so berechtigte) Aversion gegen die Politik bestimmter staatlicher Akteure (sei es in der Vergangenheit oder in der Gegenwart) sollte nicht dazu verleiten, die Wissenschaft für den verlängerten Arm der Politik zu halten, zumal in Fällen, in denen es eine naheliegende Erklärung für den unliebsamen Sachverhalt gibt, wie im eben zitierten Beitrag ausgeführt.
auch wenn es stimmen sollte, je mehr du ihm eine kulturelle Identität absprichst, desto mehr wird er danach trachten.


Nochmal zu dem Beitrag von User lynxxx:

Die Frage ob es "stimmt oder nicht" stellt sich meiner Meinung nach nicht im Sinne der Geschichte eines Volkes. Ist auch kein qualitativer Meßgrad oder Ähnliches.

Der Beitrag übersieht schlicht, daß tribale Lebensformen oder Stammesstrukturen die älteste Lebensform des Menschen überhaupt darstellen. Das alle erdenklichen gesellschaftlichen Lebensformen auf diesen tribalen Lebensformen aufbauten. Auch die vom Menschen erdachten Formen von Führungsanspruch in unterschiedlichsten Formen wie Stammesoberhaupt, Stammesfürsten, Großgrundbesitzer usw. bis hin zu noch größeren Machtbefugnissen bildeten im Altertum letztlich auch nur eine Form dieser ältesten Hierarchien.


User Lynxxx betrachtet "schriftgebundene Kultur" vs. "Stammesstrukturen", "Ziegenhirte", "Bauer".

Da kann ich dringlichst nur empfehlen, mal einen Blick in die griechische Mythologie zu werfen.

Schwab - Sagen: Odysseus bei dem Sauhirten - Odysseus

Wenn man also bei Homers Text, "Odyssee" nachliest, sich die einzelnen Kapitel mal anschaut, erkennt man auch wer die Protagonisten waren.

- Philötios ist Rinderhirte
- Eumaios ist Sauhirte
- Melanthios ist Ziegenhirte
usw. usw. usw.

Odysseus König von Itaker ist letzlich auch nur der Herr über Rinder-, Sau-, Ziegenhirten und Bauern. Na und? Macht das jetzt die antiken Griechen weniger oder mehr?

Macht das jetzt andere Völker weniger oder mehr?

Das moderne Europa stützt sich bekanntlich kulturell auch teilweise auf die antiken Griechen (Rinder-, Sau-, Ziegenhirten und Bauern). Und?
 
Nene, ich möchte keinesfalls eine Wertung darin sehen, Sesshafte vs. Nomanden, (zumal die Kurden eh mehrheitlich sesshafte sind/waren), oder Schriftarme Kulturen vs. Schriftreiche, auch die Volkskultur nicht gering schätzen, usw.

Ich wollte nur schlicht und einfach eine Erklärung abliefern, warum man über die Gök-Türken, oder die Yanomami Indios, oder die .... und auch über die Kurden, so verhältnismäßig wenig Regalmeter an Forschungsliteratur finden kann.
 
Nene, ich möchte keinesfalls eine Wertung darin sehen, Sesshafte vs. Nomanden, (zumal die Kurden eh mehrheitlich sesshafte sind/waren), oder Schriftarme Kulturen vs. Schriftreiche, auch die Volkskultur nicht gering schätzen, usw.

Ich wollte nur schlicht und einfach eine Erklärung abliefern, warum man über die Gök-Türken, oder die Yanomami Indios, oder die .... und auch über die Kurden, so verhältnismäßig wenig Regalmeter an Forschungsliteratur finden kann.


Das mit der Schrift ist wohl auch noch nicht endgültig geklärt. Es gibt in Anatolien auch zahllose Funde von Stempelrollen. Manche Forscher nehmen auch an, daß der Stempel sozusagen die Ur-Form oder Idee für Schrift lieferte. Andere streiten über Entwicklungstufen - ab wann die Rede von Schrift sein kann usw. Letzlich streitet man über viele Thesen und verortet unterschiedliche Regionen für die "Erfindung" der Schrift. Die einen sagen Sumer, die anderen sagen Vinca-Kultur im Balkan usw.

Andere verorteten die heute in Europa verwendeten Zahlen als "Arabisch", seit Jahrzehnten glaubt man aber, daß sie ursprünglich aus Indien stammen.


Zur Literatur über Kurden: wie ich bereits in Beitrag 208 aufgezeigt hatte, hat es leider viel mit dem Nation-Building von Staaten zutun und mit der Einverleibung von Geschichte in die jeweilige National-Historie. Als Beispiel eben die sogenannten "Herrscher des Iran". Wenn man sich die Liste anschaut endeckt man unzweifelhaft die unterschiedlichsten Völker (Kurden, Araber, Turkmenen, Mongolen usw. usf.). Die wiederrum unterschiedlichste Dynastien mit unterschiedlichsten Grenzen gebildet hatten. Jedoch werden allesamt vereinnahmt von dem heutigen Nationalstaat. Es wird so getan als würden alle diese unterschiedlichen Völker und ihre unterschiedliche Geschichte ein und das Selbe sein.
 
Vor dem Islam bestimmt, Dieter.
als Beispiel, könnte der berühmteste Kurde dienen.
Oder als die türkische Republik ins Leben gerufen wurde und damit auch das shariaosmanische Recht aufgehoben und es gab deswegen religiösgerichtete Aufstände der kurdischen Bevölkerung.


Die vielen kurdischen Aufstände bis 1938 werden gerne von staatlichen Institutionen als "religiösgerichtete" Aufstände dargestellt. Waren sie jedoch nicht. Es war die von Mitte des 19. Jhdts. an beginnende Antwort der Kurden auf die damalige Entwicklung in der Welt (Nationalstaatenbildungen).
 
Was ist denn die autochtone kurdische Kultur? Ich dachte, diese Hausarbeit würde einiges beantworten, aber dort steht überhaupt nichts:
Hausarbeiten.de - Die kurdische Kultur im Überblick - Seminararbeit*

In der Wiki stehen auch nur einige Zeilen: Es gibt ein bischen was von Musik, so wie in vielen anatolischen Ovas / Tälern jede ihre eigenen Tänze, Musiken, Trachten, Teppichmuster, usw. haben, ganz egal, ob es türkische Bauern, oder kurdische, oder lasische Bauern sind.

Es werden einige Autoren der Vergangenheit angeführt, die ein wenig über die Kurden geschrieben haben, und ihnen ein Bewusstsein zugesprochen, dass sie Kurden seien, ohne zu definieren, was es damals geheißen haben mag.

Nein, die explizit kurdische Geschichte begann erst im Laufe des 19. Jh. als die europäische Idee des Nationalismus auch die Kurden erreichte, die sich vorher tribal und religiös definierten, nicht national.

Ich hatte in einem Thread auch schon mal gefragt, wodurch denn Saladin, der ja nun Kurde war, sich von irgendeinem anderen arabischen Herrscher unterschied, ob er irgendetwas genuin kurdisches aus Kurdistan mit in seine Herrschaft brachte?
So wie eben andere Herrscher z.B. byzant. Mozaizisten engagierten, oder die Osmanen aus Tabriz die künstlerischen Einflüsse mit nach Istanbul brachten, die Safawiden sich von chinesischem Porzellan inspirieren ließen, usw.?
Was ist am Ishak Pascha Saray ein explizit "kurdischer" Kunststil?

In Wirklichkeit ist das hier die Geschichte der Kurden, das was relevant ist, was wichtig ist:

Chronologie: die armenische Frage im Osmanischen Reich
Chronologie 2: Europa und die Kurden

und das ist die Historiographie der Kurdologie:
Kurdische Historiographie/ Kurdologie


In der Hausarbeit (!) stehen schon einige interessante Informationen. Jedoch eben nicht vordergründig.

So z.B. haben viele Autoren (teils auch mit politischen Absichten) die "Heterogenität" und angeblich "uneinheitliche Kultur" der Kurden bemängelt oder zum Anlaß genommen für Schmähschriften.

Es gibt wohl kaum ein anderes Volk, welches solch eine große religiöse Vielfalt hat wie die Kurden. Es gibt folgende Glaubensichtungen: Aleviten, Christen, Juden, Sunniten (shafi′itisch, hanafitisch), Schiiten, Yarsan, Yeziden.

In der Hausarbeit wird auch die Frage der Schmähschriften thematisiert: "ob der Begriff ,,Kurdentum" nicht eher ein Konstrukt und Instrument nationalistischer Bewegungen ist als eine Bezeichnung für eine reale kulturelle bzw. ethnische Gruppe."

Ganz im Gegenteil würde eine (ver-)einheitlichte Kultur, Religion usw. eher auf staatliches, nationalistisches oder zentrales "Konstrukt", "Instrument" oder Einfluß hinweisen.

Ganz im Gegenteil weist die religiöse Vielfalt mit Teils vor-islamischen, vor-christlichen, vor-jüdischen Elementen wie dem Zoroastrismus und ähnlichem eben auf die uralten Wurzeln. Alle Glaubensrichtungen die seit mehr als 2000 Jahren existieren haben in Kurdistan ihre Spuren hinterlassen. Desweiteren sollte auch erwähnt sein, daß fast alle diese Religionen eben aus dieser Region, dem Nahen Osten stammen.


Die anderen Quellen von Hans-Lukas Kieser (Uni Zürich) sind sehr nützlich und zu empfehlen. Jedoch reichen sie historisch gesehen nicht über die Zeit der Islamisierung (Arabische Quellen) hinaus.
 
3 Professoren - 5 Meinungen. Die Mehrheit der Wissenschaftler sieht die elamische Sprache als isoliert oder mit Drawida verwandt an. Allerdings war sie, insofern ist es nicht ganz abwegig, über die Jahrhunderte semitischen und sumerischen Einflüssen ausgesetzt.
Elamische Sprache ? Wikipedia
Zum Vergleich: Baskisch ist trotz vieler Lehnwörter aus dem Latein und Katalanisch/Spanisch keine romanische Sprache.


Habe mal gelesen, daß Baskisch zwar selbstverständlich keine romanische Sprache ist aber dennoch weit ältere proto-indoeuropäische Spuren enthält.
 
Habe mal gelesen, daß Baskisch zwar selbstverständlich keine romanische Sprache ist aber dennoch weit ältere proto-indoeuropäische Spuren enthält.
Andersrum: Einige Wissenschaftler vermeinen, in weiten Teilen Europas Sprachreste entdeckt zu haben, die vor den Indoeuropäern vorhanden waren und ein Vorläufer des heutigen Baskisch war. Diese These ist allerdings sehr umstritten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Vaskonische_Sprache
 
Habe mal gelesen, daß Baskisch zwar selbstverständlich keine romanische Sprache ist aber dennoch weit ältere proto-indoeuropäische Spuren enthält.

Vielleicht in Form von Lehnwörtern u. dgl., was jedoch zu überprüfen wäre und zudem hierfür relativ irrelevant ist.
Baskische Sprache schrieb:
Die baskische Sprache – Eigenbezeichnung Euskara (dialektal auch: euskera, eskuara, üskara) – ist nach dem überwiegenden Urteil der einschlägigen Forschung mit keiner anderen bekannten Sprache genetisch verwandt, sie ist also eine sog. isolierte Sprache. Sie gehört weder zu den indogermanischen, noch uralischen oder turkischen Sprachen, denen alle anderen heutigen Sprachen Europas zugerechnet werden.
Von Baskische Sprache ? Wikipedia
 
Ehe hier jetzt unberechtigterweise Zweifel an den Arbeiten von Prof. Schulze aufkommen, möchte ich versuchen, einige Dinge geradezurücken...



Man sollte in http://www.lrz-muenchen.de/%7Ewschulze/kaukhist.pdf bzw. http://www.lrz-muenchen.de/~wschulze/WS0809/semhist.pdf nicht einfach nur die Karten betrachten (wiewohl da die eigenständige Einfärbung bereits deutlich macht, wie dies zu lesen ist, und auch die Beschriftung "Semitisch" dort steht, wo sie hingehört), sondern die Texte lesen sowie v.a. die entsprechenden Stammbäume ansehen.
Auch Schulze rechnet nämlich Elamisch keineswegs den semitischen Sprachen oder den kaukasischen Sprachen zu - im Gegenteil: er zeigt bspw. im Abgleich mit kaukasischen Wortlisten gerade die diesbezügliche Isoliertheit von Sprachen wie Hattisch, Hurritisch, Urartäisch, Kassitisch, Elamisch und Sumerisch.

Anm.: Die Zahl der Wissenschaftler, welche Elamisch mit Drawida als verwandt betrachtet, ist übrigens im Vgl. zur Zahl derer, welche Elamisch als isolierte Sprache klassifizieren, in der Minderheit.


Trotz der "Isoliertheit" scheinen diese Sprachen (Elamisch zu den semitischen Sprachen) einen Einfluß aufeinander zu haben.

Ich habe es so interpretiert, daß auch Übereinstimmungen oder Einflüsse miteinbezogen wurden um die Gesamtentwicklungen darzustellen.


Ps.: Was für das Thema hier von Bedeutung ist, habe ich versucht in Beitrag 164 darzustellen. Zur Ergativitäts-Diskussion im Kurdischen. Diese Eigenschaft soll aus dem Hurritischen und Urartischen auf das Kurdische "übertragen" worden sein.

Ich nehme daher stark an, daß nicht alle grob als "isoliert" klassifizierten Sprachen, wirklich völlig von der Bildfläche verschwunden sind sondern durchaus auch Elemente oder Spuren hinterlassen haben.

Ähnlich scheint es Elamisch ergangen zu sein. Einiges scheint in den semitischen Sprachen "verblieben" zu sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Trotz der "Isoliertheit" scheinen diese Sprachen (Elamisch zu den semitischen Sprachen) einen Einfluß aufeinander zu haben.

Das hat auch niemand bestritten: benachbarte Sprachen beeinflußten einander in der Geschichte mehrfach - so enthält Deutsch bspw. französische Lehnwörter, Rumänisch Lehnwörter slawischer Nachbarsprachen, Tschechisch deutsche Lehnwörter. Trotzdem ist und bleibt Deutsch eine germanische Sprache, Rumänisch eine romanische Sprache und Tschechisch eine slawische Sprache.
Anm.: Überdies ist dafür noch nicht einmal Nachbarschaft unbedingt erforderlich: so enthalten mehrere europäische - und nichtsemitische - Sprachen (und hier nicht nur das Spanische) Lehnwörter aus dem Arabischen.

Ich nehme daher stark an, daß nicht alle grob als "isoliert" klassifizierten Sprachen, wirklich völlig von der Bildfläche verschwunden sind sondern durchaus auch Elemente oder Spuren hinterlassen haben.

Isolierte Sprache ist nicht gleich ausgestorbene Sprache - siehe das Beispiel Baskisch.

Ähnlich scheint es Elamisch ergangen zu sein. Einiges scheint in den semitischen Sprachen "verblieben" zu sein.

Stichwort "Lehnwörter" - vgl. oben... :fs:
 
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