Einiges ist doch zweifelhaft, bzw. für mich unlogisch. Ungarn ist bei landnahme gleich in einen Krieg verwickelt...
Falsch; die Ungarn bzw. Magyaren siedelten zunächst in Raum zwischen Donau und Dnjepr (das ist das Gebiet
Etelköz/Atelkuzu; und dies ist übrigens eine Lokalisierung von ungarischen Historikern), und bereits zu jener Zeit unternahmen sie sporadische Feldzüge bzw. Sreifzüge gen Westen - um 862 tauchen sie das erste Mal im Karpatenbecken auf. Um 881 fallen sie zum zweiten Mal ins Karpatenbecken ein, wo sie jedoch wie beim ersten Mal (862) von den Ostfranken zurückgeworfen werden. 889 plündern sie erfolgreich Großmähren und einige ostfränkische Marken, 892 kämpfen sie als Verbündete des Ostfrankenreiches gegen Großmähren. Die Landnahme im Karpatenbecken vollzieht sich aber erst ab etwa 895 - mithin also zu einer Zeit, als die Ungarn/Magyaren längst als kriegerisches Reitervolk aus der Steppe wahrgenommen worden sind.
... die székler sind in der Zeit nicht nur an der östlichen Grenze des Karpartenbeckens und werden eingebunden.
Die
Szekler sind erst ab 1116 überhaupt namentlich faßbar (
siculi), und ihre Herkunft ist nicht gänzlich geklärt - wenn auch eine turkstämmige Herkunft als wahrscheinlich gilt. Gegen Ende des 9. Jh. jedenfalls durchstreiften sie bzw. ihre Vorfahren wohl noch Pannonien und sind im 10. Jh. im westlichen Ungarn zu lokalisieren. Ihre Einbindung in das Königreich Ungarn ist mW konkret so nicht faßbar, sondern sie sind eben ab dem 12. Jh. - vgl. namentliche Faßbarkeit - in Siebenbürgen lokalisierbar (Stichwort: Grenzwächter).
Klar, man könnte argumentieren, daß die székler jetzt aufgrund awarischer Herkunft gerne gegen die Wiedersacher zogen.
Könnte man, wäre aber unsinnig bzw. vollkommen spekulativ, da die Herkunft der Szekler eben nicht endgültig geklärt ist.
Unlogisch beginnt es zu sein, daß 200 Jahre später von Tataren verheerend besturmt wurden, weitere 300 Jahre das osmanische Reich Siebenbürgen okkupiert, die Székler bestimmen und sie trotzdem beim magyarischen bleiben, die Kultur beibehalten und sich nicht von ihren eigenen Vorfahren sprachlich, sowie kulturell beeinflussen lassen.
Nun ja; die Tataren bzw. Mongolen (denn die sind ja wohl gemeint) - genauer müßten wir sagen: Verband aus Mongolen und Turkvölkern - waren (1) zwar auf Unterwerfung aus, nicht aber auf die Zerstörung der betreffenden Kulturen, und (2) nur recht kurzfristig - wenn auch durchaus verheerend - in Ungarn (1241/43).
Und als die Osmanen ihr Reich ausdehnten und sich Ungarn incl. Siebenbürgen mehr oder weniger einverleibten (ab 1526), war (1) das Ziel ebenfalls nicht Zerstörung der Kultur o. dgl. und (2) die Entwicklung der Szekler als ungarischer Landstand bereits fortgeschritten.
Und wo wir gerade bei populistischem sind, Frau Dr. Borbala O. ist in ihren Aussagen nicht rechtspopulistisch. Ihre Aussage ist nachvollziehbar aber nur hinweisend, deshalb bedenklich. Wenn aber die Quellen preisgegeben werden und diese dann bestätigt werden, dann fundamentiert sich etwas bei vielen Einwohnern im Karpartenbecken und darüber hinaus festigt - egal welch Gegenwind. Und das macht alles schwierig...
Ich schrieb doch, daß die Quellen unsicher und deswegen nicht adäquat sind, um derartige Schlüsse zu ziehen. Und ebenso schrieb ich, daß die Schlüsse bzw. Ableitungen hinsichtlich Attila/Hunnen und Arpad/Landnahme an den Fakten vorbei gehen.
Was ist daran so unverständlich?
Wenn Skythen gleich den Hunnen gesetzt werden (ist von den Reflexbögen her sinnvoll)
, ergibt sich ein anderes Bild ggü den Steppenvölkern.
Das müssen wir jetzt nicht verstehen, oder?
Skythen hatten Kompositbögen - bitte die Bezeichung verwenden, weil Reflexbogen nicht eindeutig ist (Das bezeichnet nämlich nicht nur eine Waffe!) -, Hunnen hatten Kompositbögen, aber ebenso z.B. Magyaren, Mongolen, Araber, osmanische Türken und auch die alten Ägypter. Da haben wir dann quer durch die Bank Indoeuropäer, Ugrier, Mongolen, Turkvölker und Semiten sowie mit den Hunnen ein Volk, dessen Sprache nicht klassifizierbar ist: und wegen der Verwendung des Bogentyps sind sie gleichzusetzen? Bestimmt nicht... Das einzige verbindende Element mag noch (wenn wir dabei wohlgemerkt die alten Ägypter ausklammern) eine ursprünglich reiternomadische Lebensweise sein; also alles sog. Reitervölker - eine fundamentale Erkenntnis. Als hätten wir das nicht schon vorher gewußt...
Es geht aber nicht nur um den Reflexbogen, der Steigbügel ist ebenso wichtig bei einem (geschwächten) MOEuropa, das macht die magyaren dann doch anders als die Ureinwohner Amerikas
Aha; Steigbügel: Welche Art Steigbügel meinst Du denn? Metallene Steigbügel oder Steigschlaufen aus Leder?
Metallene Steigbügel sind nach bis dato gültigem Forschungsstand eine awarische Erfindung (also im 5./6. Jh.) - von ihnen übernahmen sie im späten 6. Jh. die Byzantiner und gegen 800 die Franken.