jschmidt
Aktives Mitglied
Wiewohl eigentlich kein Masochist, habe ich die mit #428 (Merenptah) beginnende Diskussionsphase durchgelesen und kann mich Hulda ("ermüdend") und Florian ("nicht schlauer" bezüglich der Ausgangsfrage) anschließen. Mein bisheriger Lernerfolg:
1. Die Frage nach "physisch vorhandenen [zeitgenössischen Original-] Dokumenten", welche die These "Der Mensch Jesus hat gelebt" zur unbestreitbaren Tatsache machen könnten, halte ich für zulässig. Solche Dokumente existieren jedoch nicht. Auf Dokumente aus den Jahrzehnten/Jahrhunderten danach ist mehrfach verwiesen worden (auch schon vor #428), sie werden unterschiedlich interpretiert und gewürdigt. Für die Skeptiker bleibt es bei der Sachlage, wie sie Deschner skizziert hat (von mir zitiert in #299): "Es ist möglich, daß Jesus gelebt hat, vielleicht sogar wahrscheinlicher als das Gegenteil [...] ... ein sicherer Beweis fehlt, ist auch heute unerbringlich. Und treten nicht neue, entscheidende Quellen zutage, wird er auch künftig nicht zu erbringen sein. Die Nicht-Existenz freilich läßt sich ebensowenig erweisen."
2. Bei den erwähnten Unterschieden in der Interpretation spielt immer der Manipulationsverdacht offen (#440, 508) oder versteckt eine Rolle. Er nährt sich wohl aus der Tatsache, dass Manipulationen in der Kirchen-/Religionsgeschichte vorgekommen sind. Auch die Stringenz der Kompilation des Bibel-Sammelwerks ist oft genug angezweifelt worden; die Bibelwissenschaftler selbst haben zu dieser Frage Vorzügliches geleistet.
3. Die schon 666-mal gestellte Frage, welche Konsequenzen ein Nichtbeweis der Historizität der Person Jesus hätte, ist vorzugsweise eine der Gläubigen (vgl. #502). Die allgemeine (Ereignis-, Sozial-, Wirtschafts-, Gesellschafts-) Geschichte müsste so oder so nicht umgeschrieben werden. Aber vielleicht greife ich da zu kurz; es kann gern jemand eine "Wenn-dann"-Variante durchspielen.
4. Die seitliche Arabeske hin zu antiker Literatur (und Geschichte schlechthin, ab #452) ist auch nichts Neues. Aber auch insoweit sehe ich nichts Folgenschweres dräuen: Selbst wenn sich ein glaubhafter Beleg für die These fände, dass Platon nicht gelebt hat, so änderte das doch nichts am Wert der ihm zugeschriebenen Schriften für diejenigen, die sich mit grundlegenden philosphischen Fragen auseinandersetzen wollen! (Wer sich nicht für solche Fragen interessiert, für den ist es eh' egal.)
5. Ein Forum wie dieses "verhebt" sich beim Versuch einer "Wahrheitsfindung" (#534). Wir alle argumentieren mit Sekundär- oder Tertiärliteratur und können selbst keine neuen Quellen erschaffen. Die Chance, dass ein interpretatorischer "Geistesblitz" einen Paradigmenwechsel bezüglich der Ausgangsfrage herbeiführen könnte, ist prinzipiell gegeben, aber eher unwahrscheinlich. (Mit diesem meinem Unvermögen kann/muss ich leben.)
Dies ist kein resignierendes Plädoyer für die Schließung des Threads! Ich hätte aber nichts gegen eine Eng(er)führung des Themas einzuwenden...
1. Die Frage nach "physisch vorhandenen [zeitgenössischen Original-] Dokumenten", welche die These "Der Mensch Jesus hat gelebt" zur unbestreitbaren Tatsache machen könnten, halte ich für zulässig. Solche Dokumente existieren jedoch nicht. Auf Dokumente aus den Jahrzehnten/Jahrhunderten danach ist mehrfach verwiesen worden (auch schon vor #428), sie werden unterschiedlich interpretiert und gewürdigt. Für die Skeptiker bleibt es bei der Sachlage, wie sie Deschner skizziert hat (von mir zitiert in #299): "Es ist möglich, daß Jesus gelebt hat, vielleicht sogar wahrscheinlicher als das Gegenteil [...] ... ein sicherer Beweis fehlt, ist auch heute unerbringlich. Und treten nicht neue, entscheidende Quellen zutage, wird er auch künftig nicht zu erbringen sein. Die Nicht-Existenz freilich läßt sich ebensowenig erweisen."
2. Bei den erwähnten Unterschieden in der Interpretation spielt immer der Manipulationsverdacht offen (#440, 508) oder versteckt eine Rolle. Er nährt sich wohl aus der Tatsache, dass Manipulationen in der Kirchen-/Religionsgeschichte vorgekommen sind. Auch die Stringenz der Kompilation des Bibel-Sammelwerks ist oft genug angezweifelt worden; die Bibelwissenschaftler selbst haben zu dieser Frage Vorzügliches geleistet.
3. Die schon 666-mal gestellte Frage, welche Konsequenzen ein Nichtbeweis der Historizität der Person Jesus hätte, ist vorzugsweise eine der Gläubigen (vgl. #502). Die allgemeine (Ereignis-, Sozial-, Wirtschafts-, Gesellschafts-) Geschichte müsste so oder so nicht umgeschrieben werden. Aber vielleicht greife ich da zu kurz; es kann gern jemand eine "Wenn-dann"-Variante durchspielen.
4. Die seitliche Arabeske hin zu antiker Literatur (und Geschichte schlechthin, ab #452) ist auch nichts Neues. Aber auch insoweit sehe ich nichts Folgenschweres dräuen: Selbst wenn sich ein glaubhafter Beleg für die These fände, dass Platon nicht gelebt hat, so änderte das doch nichts am Wert der ihm zugeschriebenen Schriften für diejenigen, die sich mit grundlegenden philosphischen Fragen auseinandersetzen wollen! (Wer sich nicht für solche Fragen interessiert, für den ist es eh' egal.)
5. Ein Forum wie dieses "verhebt" sich beim Versuch einer "Wahrheitsfindung" (#534). Wir alle argumentieren mit Sekundär- oder Tertiärliteratur und können selbst keine neuen Quellen erschaffen. Die Chance, dass ein interpretatorischer "Geistesblitz" einen Paradigmenwechsel bezüglich der Ausgangsfrage herbeiführen könnte, ist prinzipiell gegeben, aber eher unwahrscheinlich. (Mit diesem meinem Unvermögen kann/muss ich leben.)
Dies ist kein resignierendes Plädoyer für die Schließung des Threads! Ich hätte aber nichts gegen eine Eng(er)führung des Themas einzuwenden...