Ich empfehle neben Berger und Theißen auch z.B. bei Alois Grillmeier "Jesus Christus im Glauben der Kirche" - von den Verfassern der Bibel bis zu den Vätern der Kirche incl. Konstantin nachzulesen. Hier geht es um geschichtliche Fakten des anfänglichen Denkens. Es werden keine Texte, die nachweislich vom Christus, dem Auferstandenen, Hoheitlichen... und dessen Wirklichkeit berichten bzw. die geistesgeschichtliche Wirklicheit in Geschichten bebildern, als banalhistorische Tatsachen ausgewertet.
Auch wenn Grillmeier selbst, seiner Glaubnestradition gerecht werdend, nur von einem vergotteten Menschen ausgeht, wird deutlich, wie in den Augen der Apostel, Apologeten und Glaubensväter alle vergeisterte Gnosis oder Lehren, die Jesus Christus als Gott selbst sahen, ebenso kurz griffen, wie rein philosophische Begrifflichkeiten ohne menschliches Leben bzw. kulturelle Wirk-lichkeit. Es aber eindeutig in allen anfänglichen und späteren Auseinandersetzungen um das Wesen ging, das dem griechischen Monismus als Logos ein Begriff war.
Ich empfehle völlig glaubensunvoreingenommen (was auch die Vorstellung eines Gutmenschen betrifft, der nach Theisen/Merz... angeblich nur verherrlicht worden sein soll und den Berger auf seine persönlich postmoderne Weise als Jesus Chrisuts-Mythos gegen die historische Kritik bewahren will) bei den anfänglichen Apologeten und Kirchenvätern nachzublättern. Auch wenn die Diskussion der frühen Kirche um das Wesen Jesus Christus manchmal ermüdend wirkt.
Wenn man sie in der Ganzeit betrachtet, nicht nur beispielsweise bei Justin nachschaut, der eindeutig von einer monistischen Vernunft als Logos handelt, gleichwohl er gegenüber abstrakter philosophischer Begrifflichkeit dessen menschenliches Wesen verteidigt, so kann keiner der Denker von dem ausgegangen sein, was heute in der Theologielehre als unumstößliche Hypothese gilt. (Ob Christusmythos/-dogma oder Gutmensch).
Auch Irenäus und Origenes, zwei Meilensteine am anfänglichen Weg, die Jesus Christus gegen vergeisternde bzw. sich vom alten Glaubensv orstellungen abspaltendende Gnosis und Philsophie abgrenzeten, gingen beim Sohn eindeutig vom Logosbegriff des Monismus aus, durch den sie den jüdischen Monismus erneuern, den alten personalen Gottesbegriff/Vater dabei nicht abschafffen bzw. ersetzen wollten. Besser als beispielsweise bei Laktanz, der im "Wort" (in seiner Metapher, dem des Vaters, weil mehr nicht über ihn zu sagen ist) aus dem Mund, im Gegensatz zur "Nasenluft" das Vernunft/Gestalt zum Ausdruck bringende, Kult und Kosmos hervorbringende offenbarende Element sah, lässt sich der Jesus Christus, um den es dem anfänglichen Denken ging, kaum ausdrücken. Laktanz, der sich wie viele um die Verschiedenheit und schöpferische Einheit von Vater und Sohn Gedanken machte, hat übrigens auch den Sohn Konstantins ausgebildete, so möglicherweise auch diesen beeinflusst.
Bei ernsthafter Auswertung des heutigen Wissen kann man feststellen, die Kirche hat keinen Christus erfunden und damit einen jungen Juden mit Namen Jesus vergottet, sondern ging von dem aus, was der griechische Monismus in anfänglich-rationaler Welterklärung als Logos zusammenfasste, begrifflich machte. In dessen menschlicher Wirk-lichkeit wurde eine messinische Wirkung gesehen, die als neuer Josua, Jesus galt und so den jüdischen Monotheimus fortführend inhaltlich erneuerte.
Bei rein geschichtlicher Betrachtung war die Erfindung der Kirche kein geheimnisvolles Glaubensdogma, sondern eindeutig die Höher-/Weiterführung des philosophischen Vernunftbegriffes. Es ging um den richtigen Verstand des universalen monistischen Vernunftbegriffes als schöpferisches Wort, das nun nicht nur für Juden, sondern auch Heiden galt. Das über das jüdische Gesetz hinausging, lebendiges Gesetz, Weisheit, Tempel... war, aber nicht selbst als der unsagbare Eine verstanden wurde.
Die kulturelle Anknüpfung der schöpferischen Vernunft, die in Athen nur eine abstrakte phiolosopische Größe und in Alexandrien zwar als Gottessohn, aber nur rein theologisch gesehen wurde, hatte erst in menschlicher Gestalt messiansichen Wirk-lichkeit, wie sie uns das NT berichtet.
Ich glaube, von den unzähligen Verfassern anfänglich als christlich geltender Lehren, Logien und Glaubensgeschichten, ebenso der diese zum Kanon auswählenden Vätern des kirchlichen Glaubens bzw. aus der Gesamtschau der Geschichte der Zeitenwende, ist noch viel zu lernen, was über Bergers oder Theißen/Merz Historizität Jesus Christus hinausgeht.
Gerhard