Jetzt noch zu 9.) „Zuletzt Norditalien. Waren die Stadtstaaten tatsächlich Teil des HRR oder waren sie unabhängig?“
Hierzu muß man ein wenig ausholen:
Im Laufe des 12. Jh. hatten die reicheren Städte Oberitaliens große Macht angehäuft. So nahmen sie zahlreiche Staatsrechte – Regalien genannt - wahr, wie die Münzprägung, Gerichtsrechte aller Art, Zollerhebung, die Hoheit über Verkehrswege, und die Herrschaft über weite umliegende Gebiete. Diese Städte wurden von Konsuln regiert hatten auch zahlreiche Adlige in ihre Abhängigkeit gebracht und die Ausbildung von Stadtstaaten eingeleitet.
Gegen diese Machtanhäufung der oberitalienischen Städte versuchte nun Kaiser Friedrich I. „Barbarossa“ vorzugehen. Die mächtigste dieser Städte war Mailand, die Anfang Juli 1158 auch mit der Unterstützung von rivalisierenden Städten, wie Pavia und Cremona von Kaiser Barbarossa belagert wurde, worauf sich diese am 7. September des gleichen Jahres ergab. In Folge eines Unterwerfungsvertrages verloren die Mailänder alle Regalien. Weiterhin durften sie zwar weiterhin einen Konsul wählen, jedoch musste diese Wahl vom Kaiser bestätigt werden.
Nach diesem Erfolg hielt Barbarossa einen Hoftag auf den Ronkalischen Feldern ab, auf dem auch den übrigen Städten alle Regalien, deren rechtmäßiger Besitz nicht nachgewiesen werden konnte, aberkannt und allein dem Kaiser zugesprochen wurden.
Durch solche Maßnahmen sowie durch weitere Feldzüge versuchte der Kaiser Oberitalien unter seine Kontrolle zu bringen, da sie alle zum Kgr. Italien und damit zum HRR gehörten.
Eine Stadt in Oberitalien gab es jedoch, die aus historischen Gründen auch nominell nicht zum Reich gehörte – die Republik Venedig. Dieser völlig unabhängige Stadtstaat sah sich durch die Politik des Kaisers in seiner Existenz bedroht und schloß im Frühjahr 1164 mit Städten im übrigen Italien, wie Verona, Padua und Vincenta, ein Bündnis, den sogenannten Lombardischen Städtebund, dem sich in der Folgezeit weitere Städte, wie Mailand, Parma oder Mantua (um nur einige zu nennen) anschlossen und auf über 20 anwuchsen. Dieser Bund erwies sich nun als stark genug, um den folgenden Angriffen des Kaisers zu widerstehen.
So erreichte Barbarossa nach zähen jahrelangen Verhandlungen am 20. Juni 1183 einen Kompromiß, der den Städten des Bundes zwar alle Regalien zugestand, allerdings gegen Zahlung eines jährlichen Pauschalzinses. Auch das Recht, einen Konsul zu wählen, gestand Barbarossa den Städten zu, jedoch mussten diese dem Kaiser dabei ausdrücklich auch ein Investiturrecht einräumten. Auch die Existenz des Lombardischen Bundes selbst bestätigte der Kaiser.
Auf diese Weise bekamen die Städte des Bundes von Barbarossa eine weitreichende Autonomie zugesprochen, jedoch ohne sich der kaiserlichen Macht völlig entziehen zu können.