Naja, erstmal ist es der Nationalismus der Serben die das Attentat motiviert hat.
Würde ich schon auf verschiedenen Ebenen widersprechen wollen:
Schau dir z.B. einfach mal die Biographie des Sarajevo-Attentäters Gavrilo Princip näher an.
Der Mann kam zunächst mal aus Bosnien, hätte offiziell auch die bosnische Landeszugehörigkeit im Verband der Habsburgermonarchie und hatte zunächst mal anscheinend wenig tatsächlichen Kontakt nach Serbien.
1912 soll er von der Handelsschule in Tulza (Bosnien) wegen einer Teilnahme an einer anti-habsburgischen Demonstration in Sarajevo geflogen sein, erst danach ging er nach Belgrad.
Heißt, er hatte schon bevor er in Kontakt mit den radikalen Gruppen in Belgrad kam persönliche Probleme mit der habsburgischen Herrschaft in Bosnien.
Hinzu kommt die Fragestellung, ob man seine Zielsetzung nun eigentlich als "nationalistisch" einstufen kann, denn nachdem was er selbst geäußert hat, zielte sein Handeln auf die Beendigung der Habsburger Herrschaft am Balkan und die Vereinigeung der Südslawen.
Das aber, war eigentlich eine übernationale Idee, keine im Wortsinne Nationale, die auf die weitestmögliche Vergrößeren eines ethnisch homogenen Serbien hätte hinauslaufen müssen.
So wie ich das sehe, wollte Princip eigentlich ein multinationales Konstrukt durch ein anderes ersetzen.
In diesem Sinne, weiß ich nicht ob man das Attentat von Sarajevo als serbisch-national motiviert betrachten kann. Es war sicherlich antihabsburgisch und separatistisch, ob aber nationalistisch, das kann man hinterfragen.
Dann der Nationalismus Östereichs der sofortige, grausige Rache fordert.
Es gab keinen österreichischen Nationalismus.
Es gab in Österreich-Ungarn, wenn man es im Gesamtzusammenhang betrachten möchte nicht einmal eine absolute Bevölkerungsmehrheit irgendeiner Gruppe.
Die größten nationalen Gruppen in diesem Länderkonglomerat stellten die deutschsprachigen Österreicher und die Magyaren (Ungarn im ethnischen Sinne) mit jeweils 20-25% der Bevölkerung.
Der politische Gesamtzusammenhang dieses Konstruktes (de facto handelte es sich 1914 nicht um einen Staat, sondern um zweieinhalb), beruhte nicht auf irgendeiner Nationalidee oder der Vorheerrschaft einer nationalen Gruppe, sondern auf der übernationalen Einrichtung der Monarchie, mit der sich die verschiedenen nationalen Gruppen in irgndeiner Form arrangieren konnten.
Die Politik dieses Staatswsens bzw. Staatszusammenhangs, war 1914 eine fehlgeleitete Großmachtspolitik, aber sie hatte nichts mit Nationalismus zu tun.
Wenn du eine Demonstration des Umstands möchtest, dass das Übernationale und die Achtung der Interessen der verschiedenen Nationalitäten im Inneren in der Donaumonarchie so etwas wie die inoffizielle Staatsdoktrin war, schau dir mal das Kriegsmanifest Kaiser Franz Josephs von 1914 an.
Da adressiert "An meine Völker", nicht etwa "An mein Volk".
Im Übrigen kann auch von der Forderung sofortiger grausamer Rache keine Rede sein, man hat sich in Wien sein Vorgehen gegenüber Belgrad schon sehr genau überlegt, recht detailliert diskutiert, was man von Belgrad fordern und was damit erreichen wollte.
Von blindwütiger Rache kann in diesem Zusammenhang nicht die Rede sein.
Die Deutschen haben dann Österreich bedingungslos unterstützt, eben weil sie sich durch die nationalistisch-militärische Kultur als Überlegen gesehen haben
Das ist nun vollkommener Bullshit. Wenn das die Motivation gewesen wäre, hätten sie österreichs Position bereits während der Balkankriege bedingungslos gestützt, haben sie aber nicht.
Zwei mal hatte man von Berlin aus auf eine Zurückhaltung Wiens gegenüber Serbien hingewirkt.
Der Grund für Berlin Wien zu stützen, bestand darin, dass man sich in Berlin von der Entente eingekreist fühlte (ob zu recht oder nicht, ist eine andere Diskussion) und weil man sich erhoffte, über diese Aktion die Entente sprengen zu können.
Das man sich das erhoffte, lag in Teilen mit dem Charakter des Attentats zusammen.
Der Umstand, dass dort ein Angehöriger der Herrscherdynastie ermordet wurde, musste es Serbiens traditioneller Schutzmacht Russland sehr schwer machen, es in dieser Situation zu decken (
"Der Zar wird doch keine Königsmörder schützen") außerdem hatte die Tat europaweit für Entsetzen gesorgt, so dass sich mit guten Gründen vermuten ließ, dass selbst wenn die Russen Serbien sogar noch in dieser Situation stützen würden, die französische und britische Öffentlichkeit das nicht gutheißen würde und sehr fraglich würde, ob Frankreich in dieser Situation zu Russland stehen würde, denn eine vertragliche Bindung dies in dieser Situation tun zu müssen, gab es nicht.
Blieb aber die französische Unterstützung aus und musste Russland eine Umgestaltung der Machtverhältnisse am Balkan im Interesse der Donaumonarchie hinnehmen, hätte das den Wert des französischen Bündnisses für St. Petersburg infrage gestellt, weil dises Bündnis für Russland in erster Linie Hebel seiner Balkanpolitik war und wenn das nicht mehr funktionierte, war es unnötig.
Darauf spekulierter Berlin im Juli 1914 und das war die Motivation dahinter Wien bei der Aktion zu decken, nicht irgendein nationalistischer Hokuspokus.
Also mir erscheint das durchaus logisch.
Ja, ist ja nett, wenn dir das logisch erscheint, hat aber in der Form, wie du dir das vorstellst wenig mit erwieesenen historischen Tatsachen zu tun.
Man wollte eine Machtdemonstration.
Nein, man wollte idealer Weise das französisch-russische Bündnis zum Scheitern bringen und einen Krieg gegen Serbien als Hebel dafür benutzen, in dem man darauf spekulierte, dass Paris nicht bereit wäre sich für die serbischen Interessen unter diesen Umständen zu schlagen und diese mangelnde Bereitschaft zu einer Neuorieentierung der St. Petersbruger Außenpolitik von Paris weg, zu einem Arrangement mit Wien und Berlin hin führen würde.
Das hab ich auch nie behauptet. Der Nationalismus hat aber den Glauben an einen schnellen, glorreichen Sieg bestärkt.
Die Vorstellung eines schnellen Kriegsendes in Deutschland hatte bei den Militärs weniger mit Nationalismus und Glauben zu tun, als viel mehr mit dem Umstand, dass nur für knapp 3 Monate Munition vorhanden war und man davon ausging, dass man danach den Krieg beenden müsse, ob durch Sieg oder Niederlage.
Der Optimismus dass es sich um eine kurze Auseinanderstzung handel würde lag mehr daran die industriellen Möglichkeiten, im Bsonderen im Bereich der Ersatzstoffe brutal zu unterschätzen, als die eigenen militärischen Fähigkeiten zu überschätzen.
Warum? Im Endeffekt ist übersteigerter Patriotismus, das über alles stellen von eigenen Interessen ohne Rücksicht und was sonst noch den Nationalismus ausmacht doch auch bei einem Vielvölkerreich möglich.
Entschuldigung, aber rücksichtsloses Veertreten von Interessen allein macht keinen Nationalismus. Und einen gemeinsamen Aufhänger für wie auch immer gearteten Patriotismus gab es in der Donaumonarchie nicht, wie gesagt, handelte es sich streng genommen nicht mal um einen einheitlichen Staat sondern um 2 eigentständige Staaten, mit eingeständigen Parlamenten und Verfassungen, die sich den Monarchen und 3 gemeinsame Ministerien teilten und um das Anhängsel eines durch das gemeinsame Finanzministerium verwalteten Gebietes, dass de jure zu keiner der beiden Reichshälften gehörte (Bosnien und Herzegowina) und das Ganze mit mehr als 10 verschiedenen nationalen Gruppen unter den Bewohnern.
Welche gemeinsame Basis für irgendeinen Patriotismus hätte es da geben sollen?
Sowas spiegelt aber die gängige Kultur wieder.
Populärkultur trifft aber keine politischen Entscheidungen.
Und politische Entscheidungsträger orientieren sich in der Regel an Sachproblemen, nicht an Schundromanen.
Wenn noch Interesse besteht das weiter zu diskutieren, würde es die was ausmachen, wenn man das in einem der Fäden zum Ersten Weltkrieeg tun würde, damit dieser Faden hier einigermaßen nah am Film bleiben kann um den es geht?