Zunächst einmal erstaunlich wäre es doch, wenn zahlenmäßig weit unterlegene Zuwanderer es geschafft haben sollten, die Sprache einer großen Gruppe von Menschen durch die mitgebrachte Sprache zu ersetzen.
Genau das haben wir aber in der Weltgeschichte mehrfach erlebt. Einige Beispiele wurden im Thread genannt: Römer, Araber, Slawen, Türken, Spanier.
Wie gesagt, matrilinear plus Priesterfunktion fest in weiblicher Hand, bedeutet doch wohl eine signifikante weibliche Dominanz.
Gimbutas macht das nicht ungeschickt; in
The Goddesses and Gods of Old Europe. Myths and Cult Images von 1984 erwähnt sie genau einmal, in den Schlussfolgerungen, in der Form eines Zitates eines Buches von 1971, dessen Verfasser Niemeyer aber in der Bibliographie nur in einer Publikation von 1954 vorkommt (dies halte ich für ein Versehen, nicht für Absicht), ein "psychologisch-matriarchales Alteuropa".
Dieter schrieb:
Auch hier ist die Beweislage schwierig, wenn nicht unmöglich. Einziger Anhaltspunkt sind reichhaltige Funde weiblicher Statuetten und Idole bei nahezu völliger Abwesenheit männlicher Figuren.
Als Hinweis finde ich das zwar tauglich, aber nicht zwingend als Beweis. Es gibt ja auch andere Deutungsmöglichkeiten für diese Statuetten.
Die berühmten Damen, wie die Venus von Willendorf sind in ihrer Funktion sicher vielschichtig. Gimbutas präsentiert allerdings in
Goddesses and Gods einige sehr abstrahierte anthropomorphe Figuren, die man kaum als PinUps interpretieren kann, die aber recht eindeutig weibliche Attribute haben. Wir wissen natürlich nicht, ob es sich um Göttinnendarstellungen handelt, aber mit der Interpretation wird es hier schwierig.
Gimbutas präsentiert allerdings auch eindeutig männliche Figuren, die sie aber auch als solche identifiziert. Wie sie zu der Auffassung kommt, dass die "Große Göttin" wichtiger gewesen sei, als die männlichen Figuren, das wird nicht deutlich. Vielen Figuren, die nichts weibliches an sich haben, dichtet sie auch Weiblichkeit an, etwa einer Hybridfigur aus Mensch und Vogel, welche sie als Vogelgöttin erkennen will.
Was ihr hätte auffallen können, ist, dass auch eindeutig männliche Figurinen z.T. ein ausladendes Gesäß haben und es daher keine Veranlassung gibt, Figuren, deren Gesäß als ausladend zu beschreiben ist, zwingend als weiblich zu interpretieren, wenn ansonsten keine Geschlechtsmerkmale zu erkennen sind.
Diese Folgerung kann ich so nicht nachvollziehen. Ist es nicht in vielen streng patriarchalen Kulturen so, dass die Frauen ganz erhebliche Teile der Feldarbeit leisten? Seit wann führt harte körperliche Arbeit zu besseren politischen Rechten? (praktisch betrachtet, nicht moralisch)
Das ist ein wichtiger Punkt. Es gibt auch heute noch Kulturen, in denen die Feldarbeit an den Frauen hängen bleibt, sie aber rechtlich den Männern deutlich nachgestellt sind; selbst wenn das normierte Recht der jeweiligen Länder etwas anderes besagt.