Inwiefern war die DDR eine Demokratie?

In Zeiten von Zentralabitur, wo - entgegen der ministeriellen Vorgabe - nicht Arbeitstechniken sondern Faktenwissen abgefragt wird, wird ein verantwortungsvoller Lehrer genau die Themen zwischen 1800 und 1990 mit seinem Oberstufenschülern abhandeln, welche das Ministerium vorgibt. Wenn da Alltag in BRD und DDR nicht dazugehört, fällt das unter den Tisch. Punkt!
 
Timotheus schrieb:
Hierzu nur noch eine kurze Anmerkung: Der BND hatte und hat bspw. keinerlei staatsanwaltlichen und polizeilichen Befugnisse - das hängt mit der Gewaltenteilung in Legislative, Judikative und Exekutive zusammen -, das MfS aber sehr wohl.

Klar, morgen kommt ja auch der Weihnachtsmann.

Auch wenn Du es in der dir eigenen reizenden Art in Zweifel stellst, es ist so wie Timo schreibt. Der BND darf nicht einmal Waffen führen.

Muheijo schrieb:
Auf der einen Seite gab es in der DDR Wärmekameras, welche einen in den Kotflügel eingeschweissten Republikflüchtling gnadenlos ausfindig machen konnte.

Es wurden zeitweilig sogar starke Röntgengeräte verwendet die in den Markisen über den Kontrollstellen eingebaut waren.
 
Es hat mir jemand folgende PN geschickt, von der ich meine, dass man sie auch hier diskutieren kann:

Auch wenn Du es in der dir eigenen reizenden Art in Zweifel stellst, es ist so wie Timo schreibt. Der BND darf nicht einmal Waffen führen.

Meinst du, daß alle Mann bei der Staatssicherheit wie Rambo bewaffnet durch die Gegend liefen? ist doch Unsinn.
Das ganze Thema ist wesentlich komplexer.

Grüße.

Nein, habe ich auch nicht behauptet. Aber Stasibeamten waren in der Regel bewaffnet und die Stasi hatte sogar ein uniformiertes Wachbataillon und eine Sondereingreiftruppe, die "Diensteinheit 9" .

Eine Quelle dazu: http://www.mdr.de/doku/896571.html
 

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Wie Hulda - und ich - weiter oben schon sagten: Man muss das Privatleben der Leute und die repressive sozialistische Staatsmaschine auseinanderhalten. Viele werden in ihrem Leben nie oder kaum einen Stasi-Druck verspürt haben, andere waren dem stärker ausgesetzt.

Da die deutschen Jugendlichen im Geschichtsunterricht in erster Linie etwas über die Struktur der DDR und ihren Repressionsapparat erfahren - was ja im Prinzip richtig ist - , bleibt oft auf der Strecke, dass die Menschen natürlich auch ein Privatleben hatten, das sich mit seinen Freuden und Ärgernissen nicht sonderlich von dem ihrer westlichen Zeitgenossen unterschied.

An diesem Punkt sollten die Geschichtslehrer an unseren Schulen vielleicht stärker eingreifen, damit ihren Schülern auch diese Seite des Lebens in der DDR bewusst wird. Das fiele dann unter die Rubrik: "Alltagsleben in der DDR" - ein Thema das übrigens im Gymnasium bereits beackert wird, allerdings wiederum in erster Linie unter dem Aspekt des Mangels und des Zwangs. Ein normler "Alltag" gibt halt nicht so viel her!

Absolut korrekt Dieter. Die Masse der Bevölkerung hatte ein durchaus normales Leben, das nicht durch Mangel und Armut geprägt war - es wurde in der Spätphase aber eher schlechter. Verhungert ist niemand, aber für einen Westler (wie mich) wirkte das ganze System veraltet. Entscheidend dürfte halt nicht der absolute Wohlstand sein, sondern die Tendenz.
 
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Das habe ich weder impliziert noch angenommen. Es würde dir auch nicht ähnlich sehen, schüchtern bist du ja offensichtlich nicht.

Ich weiss auch wer es ist, habe aber seinen Namen nicht genannt falls er (oder sie) nicht offen teilnehmen will. Der Punkt schien mir jedoch interessant genug zu sein um es hier zu behandeln.

Ich habe als Westler keine PM geschickt. Was machst du aus der GSG 9? Sicher war die DDR keine Demokratie, aber ist es nicht eigentlich interessant, dass sich aus der Rückschau ziemliche Ähnlichkeiten darstellen. Der gezwungene Antifaschismus der DDR, die Verniedlichung des Faschismus in der Adenauerzeit. Man darf nicht vergessen, die Beteiligten auf beiden Seiten kannten sich persönlich. Ein Paulus und Speidel kannten sich. Wehner war hochrangig in der KPD. Das Führungspersonal der 2. Ebene aus dem NS Staat hatte sich verteilt. Lupenreine Demokraten waren das nicht, hüben und drüben.
 
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Hast du eine Ahnung.
Wenn es einen Wettbewerb hier über schüchtene Menschen gäbe, würde ich den ersten Platz einheimsen.

Versuchen wir es "objektiv" zu sehen. Bis gegen Ende der 60-er Jahre gaben sich beide deutsche Staaten nicht mal viel. Die Kultur war fast gleich, der "Spiesser" regierte, mit Gartenzwergen in Ost wie West. Auch die Wochenschauen klingen ähnlich. Der Punkt war m.E. 1968. Der Westen Deutschlands begann aus der morbiden Adenauerära auszubrechen, politisch wie kulturell, die Hallstein Doktrin fielen, gleichzeitig wurde der Prager Frühling mit Panzerketten erstickt. Und erst dann begann man um Westen Langhaarige, Wehrdienstverweigerer, Schwule, die Frauenbewegung und Migranten zu akzeptieren. Diesen Prozess hat die DDR nicht gehabt. Sie ist auch gesellschaftlich erstarrt. Die DDR wurde ein Spiesserparadies, Akzente wurden nicht mehr gesetzt.

Kulturell wurde die DDR ein Debakel, Leute wie Nina Hagen oder Biermann auszubürgern. Alte Säcke hockten im Politbüro. Wo waren die Brechts oder Dutschkes, die diesen Staat hätten legitimieren können, sie waren im Westen. Robert Havemann unter Hausüberwachung, lachhaft. Gut, der Westen hatte mit dem Radikalenerlass ähnlich perverse Ideen, aber immerhin wurden im Westen - dank des Bundesverfassunsgerichts - immer mehr demokratische Rechte verankert, in der Rückschau ist der heutige Staat weniger eine Schöpfung der politischen Parteien - grundlegende Bürgerrechte und Freiheiten hat das Bundesverfassungsgericht (genau wie der Supreme Court) gesichert.
 
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Vielleicht sollten wir in der Diskussion einmal grundsätzlich das politische System betrachten...

Das politische System der DDR beruhte auf dem Demokratischen Zentralismus - siehe dazu Demokratischer Zentralismus - Lexikon
Anm. 1: Auch wenn in der Staatsbezeichnung, in der ursprünglichen Verfassung (1949/68) sowie im genannten Begriff für das politische System das Wort demokratisch auftaucht, so war Demokratie - wie auch die o.g. Definition zeigt - praktisch eben nicht gegeben.
Anm. 2: Die Bezeichnung des politischen Systems ist übrigens keine explizit westliche Sichtweise, sondern wurde auch in der DDR selbst so gesehen und gelehrt (ich weiß noch relativ gut, was ich in Geschichte und Staatsbürgerkunde in der Schule hatte).

Hierfür ist es eigentlich zunächst auch unerheblich, wie es sich mit dem politischen System der BRD verhält; da jedoch bereits einige Vergleiche angestoßen wurden, sei es zur Vervollständigung nachgereicht...

Das politische System der BRD war und ist eine Parlamentarische Demokratie - siehe dazu Demokratie - Lexikon
Anm.: Dies war von Anbeginn im Grundgesetz festgelegt und wurde auch entsprechend umgesetzt (da wären wir auch wiederum bei der Gewaltenteilung und letztlich in weiterer Konsequenz bei der Rechtsstaatlichkeit)

Alles andere aber ist für die eingangs genannte Fragestellung mE eher sekundär... :fs:
 
Hallo!
Mich würde mal interessieren, inwiefern das Staatssystem der DDR eine Demokratie war, da sie ja doch noch recht viele diktatorische und sozialistische Einschübe (SED) hatte?
Wieso nannte man sie dann eine Volks"demokratie"?

DDR-Verfassung 1968 Artikel 1, 2. Satz
Der 2. Satz beginnt damit, dass die Werktätigen die ausübenden Machthaber seien. Im zweiten Teil des Satzes wird die marxistisch-leninistische Partei erwähnt, die gemeinsam mit den Werktätigen Macht ausübt. Rhetorisch sehr schön gelungen. Im zweiten Halbsatz des 2. Satzes steht nebensächlich versteckt „unter Führung der marxistisch-leninistischen Partei“.
Ergo, nicht die Werktätigen sind die politisch treibende Kraft – auch nicht deren Führer! - sondern die marxistisch-leninistische Partei führt die Geschicke des Staates. Diese m/l-Partei hieß SED.
SED=Staat. SED=Staatspartei. SED-Parteidiktatur (nicht verwechseln mit Diktatur des Proletariats, dessen Diktatur metaphorischen Charakter hat).
Lesart nach DDR-Verfassung für Werktätige/Volk: müssen von der SED geführt werden, da das Volk entweder zu dumm ist oder nicht das will, was SED will.
Volk bestimmt gemeinsam mit der SED, aber unter dessen Führung (siehe DDR-Verfassung Art.1). Was nun, gemeinsam per Wahl/Abstimmung oder unter Führung ohne Abstimmung/Wahl?

Mit Verfassung der DDR von 1968 wurde festgelegt, wem das Volk seine Macht abgetreten hat (praktisch seit 1949, siehe Wahlbeteiligungs- und Wahlergebniszahlen der Volkskammerwahlen).
Alle weiteren Artikel in der Verfassung, wo „Werktätige“ und „Volk“ vorkommen, müssen immer mit der Aussage des Artikel 1 2. Satz betrachtet werden. Ob sich dabei die SED das Ziel setzt, alles nach dem Wohle des Volkes auszurichten und zu entscheiden spielt keine Rolle, wenn es um Demokratie geht. Mit der verfassungsgemäß festgeschriebenen uneingeschränkten Macht der SED durfte sie Wahlergebnisse fälschen, um dass von ihr vorbestimmte „Wohl des Volkes“ nicht zu gefährden.
 
Hallo!
Mich würde mal interessieren, inwiefern das Staatssystem der DDR eine Demokratie war, da sie ja doch noch recht viele diktatorische und sozialistische Einschübe (SED) hatte?
Wieso nannte man sie dann eine Volks"demokratie"?
.....

Da ich keine Geschichte studiert, sondern am persönlichen Beispiel erlebt habe ist es meine Art mit eigenen Erlebnissen zu argumentieren. Ich hoffe, dass das nicht unerwünscht ist.

Demokratie heisst für mich regieren für das Volk durch das Volk.

Man kann nun der untergegangenen DDR viel diktatorisches nachsagen, aber eine Episode möchte ich doch los werden.
Als Schüler arbeitete ich in den Sommerferien oft für 2 - 3 Wochen in einer Kleinteildreherei, um ein paar Groschen Taschengeld zu haben.
Noch einige Wochen davor konnte man Ende der 60ger Jahre in der Lokalpresse lesen, und es wurde auch in der Schule verbreitet, dass in diesem Betrieb im Rahmen der Neuererbewegung eine automatisch arbeitende Maschine entwickelt wurde. Diese Maschine zerteile eine Messingstange in gleich große Stücke. Eine Sensation in einem Dorf wie unsere Kuhbläke!!! Als ich dann in den Ferien zur Arbeit kam, fragte ich nach dieser großartigen Erfindung. Man zeigte sie mir.
Sie stand in einer Ecke der Werkshalle und arbeitete nicht! Auf meine Frage warum, sagte man mir:
" Die behinderte Arbeiterin "XXX" da drüben stellt diese Messingteile an ihrer Maschine manuell her. Wenn der Automat eingesetzt wird, hat diese Kollegin keine Arbeit mehr!" Und entlassen durfte kein Arbeiter werden, geschweige denn ein Behinderter.
Ich finde das sehr human, zu Gunsten des Menschen entschieden, aber völlig unwirtschaftlich und demotivierend gegenüber den Erfindern. Aber irgendwie demokratischer gehandelt, als vielleicht bei einer solchen Situation heutzutage.
Vielleicht weiß einer eine humane Lösung für das Beispiel - human und trotzdem wirtschaftlich?
Das Gebot "Der Mensch steht im Mittelpunkt" führte oft in die Unwirtschaftlichkeit.
MfG segula
 
Eine Sensation in einem Dorf wie unsere Kuhbläke!!! Als ich dann in den Ferien zur Arbeit kam, fragte ich nach dieser großartigen Erfindung. Man zeigte sie mir.
Sie stand in einer Ecke der Werkshalle und arbeitete nicht! Auf meine Frage warum, sagte man mir:
" Die behinderte Arbeiterin "XXX" da drüben stellt diese Messingteile an ihrer Maschine manuell her. Wenn der Automat eingesetzt wird, hat diese Kollegin keine Arbeit mehr!" Und entlassen durfte kein Arbeiter werden, geschweige denn ein Behinderter.

Na, übertreibst du da nicht ein wenig?
Ich kann das gar nicht glauben. Die arme Frau währe als Pförtnerin oder Unkrautjäterin weiterbeschäftigt worden.
Im Gegenteil, es gab sogar regelrechte Neuererbewegungen. Es gab Prämien für neue Vorschläge, die Produktion zu verbessern und optimieren.
 
Ich erlaube mir an der Stelle zwei Anmerkungen dazu...

1. Die Integration von Behinderten in die Arbeitswelt hat grundsätzlich nichts mit Diktatur vs. Demokratie und/oder Zentralverwaltungswirtschaft vs. Marktwirtschaft zu tun. Als Verweis zu dieser Thematik mag an der Stelle Werkstatt für behinderte Menschen ? Wikipedia genügen.

2. Ich verstehe offen gestanden nicht, inwiefern das genannte Beispiel der behinderten Arbeiterin, die weiterhin die Messingteile an ihrer Maschine manuell herstellte - trotz daß eine automatisch arbeitende Maschine entwickelt wurde (die deswegen dann untätig herumstand) -, dafür ein Hinweis ist, daß da demokratisch gehandelt wurde. Gab es eine Volksabstimmung o.ä., ob die Arbeiterin ihre gewohnte Arbeit weitermachen sollte oder ob doch der automatisch arbeitenden Maschine der Vorzug zu geben sei?
Bitte den Einwand nicht falsch verstehen, aber derartige Grundsatzdiskussionen könnte man dann genausogut umgekehrt führen und sich fragen, ob es nicht andererseits aber auch zu Gunsten der Menschen ist, wenn eben bspw. Maschinen in Betrieb gehen, welche die Arbeit erleichtern...
 
Hallo flo, aber zum übertreiben fehlt mir die Phantasie. Dieses Beispiel hat sich in mir eingebrannt, weil mir die Antwort der Arbeiter ebenso verblüffend vorkam, wie dir. Damals habe ich lange über die Widersprüchlichkeit der Episode nachgedacht. Das Bild der bekannten Kollegen in der Zeitung, der Erfinder und der Wirklichkeit.
Hallo timotheus, natürlich war ich als Ferienarbeiter zu wenig vertraut mit der Athmosphäre in diesem Arbeitskollektiv, um zu berichten, wie es denn überhaupt zur Entwicklung dieser Maschine kam. Aber nachdem man als gelernter DDR Bürger mittlerweile weiß, wie manches lief, kann ich mir nur vorstellen:
Anweisung oder Anregung von oben, es ist ein Neurervorschlag einzubringen. Dafür erhält der Betrieb eine stattliche Summe Geld, von der der oder die Erfinder prozentual beteiligt werden. Und wenn der Presserummel mit der Positivberichterstattung verraucht ist, gehts weiter wie gehabt. Abgehakt!
 
Hallo segula,
ich kann mir auch nicht vorstellen, das dies eine demokratische bzw. humane Entscheidung der Belegschaft oder der Betriebsleitung war. Ich gehe eher davon aus,
das auch für die Einbindung behinderter Menschen in die Produktion ein Plan vorlag.
Ob auf Betriebs-, Stadt-, Kreis- oder Bezirks- oder Kombinatsebene ist erstmal egal.
Das man sie, wie Florian sagt, auch auf eine Pförtnerstelle oder ähnliches hätte setzen konnen, ist gut möglich. Ich gehe aber eher davon aus, das dieser Behindertenarbeitsplatz in der Produktion mehr "Punkte" im Plan brachte, als seine Einsparung durch eine neue Maschine.
 
Hallo segula,
ich kann mir auch nicht vorstellen, das dies eine demokratische bzw. humane Entscheidung der Belegschaft oder der Betriebsleitung war. Ich gehe eher davon aus,
das auch für die Einbindung behinderter Menschen in die Produktion ein Plan vorlag.
Ob auf Betriebs-, Stadt-, Kreis- oder Bezirks- oder Kombinatsebene ist erstmal egal.
Das man sie, wie Florian sagt, auch auf eine Pförtnerstelle oder ähnliches hätte setzen konnen, ist gut möglich. Ich gehe aber eher davon aus, das dieser Behindertenarbeitsplatz in der Produktion mehr "Punkte" im Plan brachte, als seine Einsparung durch eine neue Maschine.

Es tut mir leid - ich wollte es eigentlich nicht einbringen - aber ich kannte diese behinderte Arbeiterin. Sie saß an ihrer Maschine und arbeitete fleißig. Diese Arbeit beanspruchte ihre Konzentration derart, dass ihr mehrmals am Tage das künstliche Gebiss aus dem Mund fiel. Eine Pförtnerstelle gab es gar nicht. So war war es, man schaute zu ihr hin - und gleich wieder weg.

Und wenn mir einer kommt und sagt: "Es gab doch Neuererbewegung" und so, dann meine ich, Papier ist geduldig! Wenn es denn so war, dann hätte die DDR wirtschaftlich die BRD beizeiten überholt, ach was, überflügeln müssen. Nein nein, Gleichgültigkeit und "der sozialistische Gang" waren der ökonomische Todesstoß der DDR.
"4000 Farbfernseher über den Plan" wurde gemeldet, nur nicht der Laden wo es diese gab.
Das Aussehen des PKW Trabant wurde Jahrzehnte nichtverändert - auch die Bestellzeit nicht verkürzt.
 
Ich sage dazu nichts mehr.
Was soll man dazu auch sagen?
Einzelbeispiele zählen bei mir nicht. Ich habe den ganzen Dreck selber mitgemacht.
29 war ich, als die Mauer fiehl.
 
Zuletzt bearbeitet:
Solange die Hintergründe für die Entscheidung (warum wurde die Maschine nicht genutzt und stattdessen weiter die Frau bgeschäftigt) hier nicht bekannt sind, solange können wir doch überhaupt nichts dazu sagen. ;)

Das System der DDR war undemokratisch bis zum geht nicht mehr. Aber wenn ich heute in einen Betrieb in einer Demokratie schaue, dann wird dort auch nicht über alles abgestimmt. Die Firmenpolitik wird eben nicht demokratisch gemacht, von daher ist das Beispiel eh untauglich.

Solwac
 
Solange die Hintergründe für die Entscheidung (warum wurde die Maschine nicht genutzt und stattdessen weiter die Frau bgeschäftigt) hier nicht bekannt sind, solange können wir doch überhaupt nichts dazu sagen. ;)

Das System der DDR war undemokratisch bis zum geht nicht mehr. Aber wenn ich heute in einen Betrieb in einer Demokratie schaue, dann wird dort auch nicht über alles abgestimmt. Die Firmenpolitik wird eben nicht demokratisch gemacht, von daher ist das Beispiel eh untauglich.

Solwac

Aber das ist es ja gerade. Im demokratischen Staat, den du meinst, also heute hört hinter dem Werktor die Demokratie auf. Dann pfeift der Chef dir die Weisen, oder lässt pfeifen, wie du zu hüpfen hast. Da wäre eine Diskussion - neue Maschine oder Mensch - gar nicht möglich. Dafür hast du dann das demokratische Recht, auf die Regierung zu schimpfen oder nicht zu wählen, wen auch immer.
In der DDR wars halt umgedreht.
In der DDR gab es auch ein Arbeitsschutzgesetz, über das die Werktätigen regelmässig aktenkundig belehrt wurden. Der Einzelhandel öffnete republikweit mittwochs die Geschäfte immer erst eine Stunde später, um seinen Mitarbeitern Gelegenheit zu geben, an diesen Belehrungen teilzunehmen. Das ist nun kein Einzelbeispiel mehr.

Wenn man so will, ist aus heutiger Sicht das alleine schon so unwirtschaftlich und befremdent, wie das Beispiel oben mit der behinderten Arbeiterin.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Aber das ist es ja gerade. Im demokratischen Staat, den du meinst, also heute hört hinter dem Werktor die Demokratie auf. Dann pfeift der Chef dir die Weisen, oder lässt pfeifen, wie du zu hüpfen hast.
Das ist so nicht richtig. Es gibt ein Betriebsverfassungsgesetz, das die Willkür eines Unternehmers durchaus begrenzen kann. Es setzt allerdings auch engagierte Arbeitnehmer voraus.
 
Vielleicht sollten wir an der Stelle einmal zwischen Wirtschaftsordnung und Staatsphilosophie bzw. Staats- oder Herrschaftsform differenzieren.

Bzgl. Wirtschaftsordnung ist zu unterschieden zwischen Marktwirtschaft (Privateigentum an Produktionsmitteln, Wirtschaft plant für sich selbst mit Koordination über Angebot und Nachfrage [dezentrale Wirtschaftsplanung], Preisbestimmung durch Angebot und Nachfrage auf dem Markt, Gewinnprinzip, unabhängiges Bankensystem & wirksames Steuersystem) und Zentralverwaltungswirtschaft (verstaatlichte Produktionsmittel, Planung zentral durch Staat [zentrale Wirtschaftsplanung], zentrale Festlegung von Preisen, Erfüllung eines zentral vorgegebenen Planes [Planerfüllungsprinzip], staatlich bestimmtes Bankensystem).
Anm.: Den gewöhnlich dabei noch aufzuführenden Wohlfahrtsstaat übergehe ich hier zwecks Vereinfachung ebenso wie die Differenzierung zwischen freier und sozialer Marktwirtschaft.

Ob und inwieweit in einer marktwirtschaftlichen Ordnung in den verschiedenen Unternehmen demokratische (Stichwort: Mitspracherecht der Arbeitnehmer, Betriebsräte, Gewerkschaften) oder autoritäre Züge vorherrschen, hängt - wie aus der genannten Charakteristik dieser Wirtschaftsordnung ersichtlich wird - vom jeweiligen Einzelfall bzw. dem individuellen Engagement (wie Mercy bereits anmerkte) ab.
Daß Vollbeschäftigung in der realsozialistischen Zentralverwaltungswirtschaft letztlich zwar garantierte, daß es keine Arbeitslosen gab, war in der DDR verfassungsrechtlich (ergo staatlich - wie aus o.g. Charakteristiken auch offensichtlich) verankert (Recht auf Arbeit, Art. 24 Verf. d. DDR) und damit vorgegeben. Ob und inweit man es demokratisch nennen kann, daß es überdies bspw. zwar möglich war, sogar seinem Chef offen zu widersprechen ohne Konsequenzen z.B. bzgl. Verlust des Arbeitsplatzes fürchten zu müssen, während andererseits aber die Parteiorganisation der SED in jedem VEB deutlich präsent war (und Genossen desöfteren gegenüber Nichtgenossen zumindest leicht im Vorteil waren*) und die Gewerkschaft ehedem gleichgeschaltet war (es gab diese ja nur in Form des FDGB und eben keine unabhängigen Gewerkschaften), wäre dabei auch die Frage...
* Karrieren und Qualifikationen waren z.B. definitiv an eine Parteimitgliedschaft - vorzugsweise SED, ggf. wurde Mitgliedschaft in einer der Blockparteien aber akzeptiert - gebunden; nur in Ausnahmefällen brachten es Parteilose auch so weit

Anm.: Ein Arbeitsschutzgesetz gibt es übrigens auch in der BRD... :fs:

Bzgl. Staatsphilosophie bzw. Staats- oder Herrschaftsform ist für diese Diskussion (über Aristokratie, Theokratie, Monarchie, Republik etc. zu reflektieren, führt für dieses Thema zu weit weg) grundsätzlich zu unterscheiden zwischen Demokratie (Gewaltenteilung, Freiheit der Wahl, Informationsfreiheit, Meinungsfreiheit, Entscheidungsalternativen etc.) und Diktatur (Gewaltenteilung aufgehoben, keine freien Wahlen, Informationsmonopol des Staates, keine Meinungsfreiheit, keine Entscheidungsalternativen etc.).
Anm.: Eine sogenannte Nenn-Demokratie - d.h., ein Staat, der sich selbst als demokratisch bezeichnet, aber o.g. Kriterien der demokratischen Staatsform objektiv nicht genügt - ist KEINE Demokratie...
 
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