Ist die Bibel verfälscht worden?

Natürlich können nicht alle Phänomene wissenschaftlich begründbar sein und eine Wissenschaft, die jede einzelne Begebenheit biologisch, physikalisch oder chemisch nachweisen will, muss zwangsläufig ins Leere laufen, das ist klar.

Sicher, aber trotzdem schade.

Die Bibel und vor allem das NT sind rein metaphorisch bzw. symbolhaft zu verstehen. Das NT ist eine kerygmatische Glaubensaussage und beruht auf einem soteriologischen Bekenntnis zu Christus als dem Messias und dessen Reich Gottes-Verkündigung.

Hervorhebung von mir: Wow, was für Fremdworte. Ich bin begeistert! :yes:

"Es gibt nur zwei Weisen, mit der [Heiligen] Schrift umzugehen: Entweder man nimmt sie wörtlich, oder man nimmt sie ernst."
Pinchas Lapide, Religionswissenschaftler
 
Ein sehr religiöser Mensch wird sagen, dass Altes und Neues Testament ein gewachsenes Konglomerat sind, dass die ganz unterschiedlichen Verfasser von Gott inspiriert waren und die Bibeltexte somit trotz der mosaikartigen Entstehung dennoch Heilige Schriften sind, die zusammen ein Heiliges Buch ergeben. Einen solchen Standpunkt, aus dem reine Glaubensüberzeugung spricht, muss man tolerieren aber - je nach Glaubenstandort - nicht unbedingt rational akzeptieren.


Du solltest bitte berücksichtigen dass meine Aussage absolut und allein auf die Aussage von "conzaliss" bezogen war und auch nur für den Kontext DIESER Diskussion bestimmt war die er angeleitet hat. Mein Beitrag sollte ihm mit einfachen Worten klar machen was der Unterschied zwischen einer Glaubensperspektive und einer wissenschaftlichen Perspektive auf die Bibel sei, dass es also 2 Lesarten der Bibel geben kann die Unabhängig von der Rezeption einer Verbalinspiration existieren können.
Wenn nun also einer die Verbalinspiration annimmt dann geht er eben absolut irrational an die Bibel heran weil ratio hier eben für ihn ganz bewusst kein entscheidender Faktor ist. Deshalb passt es hier auch gar nicht davon zu reden das in irgendeiner Weise "rational zu akzeptieren oder nicht zu akzeptieren", das ist Äpfel mit Kartoffeln zu vergleichen. 2 völlig unterschiedliche Konzeptionen. Aber im Prinzip meinen wir beide das gleiche.

Wir sind ein Geschichtsforum und überlassen religiöse oder weltanschauliche Glaubensbekenntnisse anderen Internetplattformen. Und da ist kritisch zu sagen, dass die Bibel eine Aneinanderreihung von Schriften ganz unterschiedlicher Autoren und Epochen ist, zudem diese Autoren weder historisch belegt sind noch ihre Glaubwürdigkeit in irgendeiner Form gesichert ist. Außerdem ist klar, dass die Autoren untereinander abgeschrieben haben, selbst nie Augenzeugen gewesen sind und sie ihre Texte 70 und mehr Jahre nach den beschriebenen Ereignisen verfasst haben, was vor allem für da NT gilt. Schriften, die nicht im Sinne der Kirche oder des Staates waren, wurden eliminiert und fanden keinen Eingang in die Bibel, die demzufolge "gereinigtes" Textgut präsentiert.

Gut ich wollte diese Diskussion nicht anleieren, aber hier sehe ich die Dinge doch SEHR anders. 1. Habe ich an keiner Stelle behauptet (ich wiederhole mich) die Bibel habe absoluten Wahrheitsgehalt und sei absolut beweisbar. Ich habe lediglich gesagt (ich wiederhole mich wieder) dass es möglich ist wissenschaftlich rational mit der Bibel umzugehen mit Vorraussetzungen unter denen Beweise möglich sind. Dass nun einige Dinge nicht beweisbar, ja sogar widerlegbar sind bedeutet ja nicht dass die Bibel grundsätzlich ein Märchenbuch ist, sondern immernoch eine Quelle die seriös behandelt werden sollte. Und deine Aussage zu den Evangelien ist zwar an sich wissenschaftlich so festgehalten aber längst nicht so "klar" wie du behauptest. Am allerkritischsten jedoch finde ich deine letzte Aussage. Sowas wird viel zu einfach propagiert ohne das mal genauer zu untersuchen. Schriften wurden deshalb nicht in den Kanon aufgenommen weil sie vorher einer eingehenden Exegese unterzogen wurden (Thomas Evangelium, Maria Evangelium etc.). Schau einfach mal in diese Texte rein und du wirst schnell merken dass das auf so vielen Ebenen überhaupt nicht in den Bibelkontext reinpasst. Zu behaupten das wurde "eliminiert" ("nicht weiter tradiert" wäre hier der korrekte Begriff) weil es nicht "im Sinne" von irgendjemand war, ist doch sehr sehr gewagt.

Was historische Ereignisse betriffft, so sind wir uns einig, dass die Bibel kein Geschichtsbuch sein will und sein kann. Dennoch werden einige große Leitlinien der vorderasiatischen Geschichte korrekt dargestellt, anderes ist zuweilen legendär oder mythisch verbrämt.

Und dass der Christus der Bibel nur sehr bedingt dem historischen Jesus ähnelt - sofern er überhaupt existierte - dürfte klar sein.

"kein Geschichtsbuch sein will" <--- JA! "kein Geschichtsbuch sein kann" <--- NEIN! Jedes Schriftgut ist in gewisser Hinsicht Geschichtsbuch, ganz gleich ob es "realhistorische Wahrheit" beinhaltet oder nicht. Sei es auch nur um zu erfahren, dass die hebräische Kultur, mesopotamische und ägyptische Kultur adaptiert hat indem sie ihre Theologie im Pentateuch offenbaren. Die Bibel ist als "Zeugnis" zu betrachten und nicht als eine "Darstellung". Aus" mythischer Verbrämung" lassen sich genauso viele geschichtliche Erkenntnisse gewinnen wie aus einem mittelalterlichen Urbar. Warum sonst ist gerade altgriechischer Totenkult so interessant für die Alte Geschichte?

"Und dass der Christus der Bibel nur sehr bedingt dem historischen Jesus ähnelt - sofern er überhaupt existierte - dürfte klar sein."

Also entweder man geht von einem existenten historischen Jesus aus der "anders" war als in der Bibel und zeigt dann bitte auch worin er anders war, oder man geht nur von dem aus was in der Bibel steht, wenn es keine anderen Zeugnisse über DIESEN Jesus gibt, und fasst ihn rein geistlich auf. Was anderes wird für mich leider nicht klar.
 
Also entweder man geht von einem existenten historischen Jesus aus der "anders" war als in der Bibel und zeigt dann bitte auch worin er anders war, oder man geht nur von dem aus was in der Bibel steht, wenn es keine anderen Zeugnisse über DIESEN Jesus gibt, und fasst ihn rein geistlich auf. Was anderes wird für mich leider nicht klar.

Da Dieter nicht von Jesus, sondern von Christus spricht: Auch die theologische Bibelforschung trennt mWn zwischen der historischen Person Jesus und dem Erlöser Christus, wenn es um die Interpretation der Bibeltexte geht.
 
Da Dieter nicht von Jesus, sondern von Christus spricht: Auch die theologische Bibelforschung trennt mWn zwischen der historischen Person Jesus und dem Erlöser Christus, wenn es um die Interpretation der Bibeltexte geht.

Dasselbe hatte ich bereits gesagt. Allerdings finde ich die Übergänge sehr schwierig abzugrenzen.
Es ist also nicht verwunderlich, wenn man den Unterschied zwischen Jesus und Christus nicht sofort erkennt (sei es aus fehlendem theologischen Fachwissen oder aber aus der Vermutung heraus, dass nämlich der andere die Unterscheidung nicht kennt). Im Sprachgebrauch sagen wir ja auch Jesus und meinen Christus, Christus und meinen Jesus oder auch Jesus Christus.
 
1. Habe ich an keiner Stelle behauptet (ich wiederhole mich) die Bibel habe absoluten Wahrheitsgehalt und sei absolut beweisbar. Ich habe lediglich gesagt (ich wiederhole mich wieder) dass es möglich ist wissenschaftlich rational mit der Bibel umzugehen mit Vorraussetzungen unter denen Beweise möglich sind. Dass nun einige Dinge nicht beweisbar, ja sogar widerlegbar sind bedeutet ja nicht dass die Bibel grundsätzlich ein Märchenbuch ist, sondern immernoch eine Quelle die seriös behandelt werden sollte.

Und da jast du unbedingt recht. Allerdings dokumentiert diese Quelle eher die Glaubensüberzeugungen der jüdischen Autoren etc. und der nachösterlichen Gemeinde als historische Tatsachen (die natürlich - es wurde bereits gesagt - auch enthalten sind).

Schriften wurden deshalb nicht in den Kanon aufgenommen weil sie vorher einer eingehenden Exegese unterzogen wurden (Thomas Evangelium, Maria Evangelium etc.). Schau einfach mal in diese Texte rein und du wirst schnell merken dass das auf so vielen Ebenen überhaupt nicht in den Bibelkontext reinpasst. Zu behaupten das wurde "eliminiert" ("nicht weiter tradiert" wäre hier der korrekte Begriff) weil es nicht "im Sinne" von irgendjemand war, ist doch sehr sehr gewagt.

Hier kann ich dir nur teilweise zustimmen. Natürlich wurden viele Texte überprüft, ob sie für den katholischen Kanon tauglich sind und wurden nach Kriterien bewertet.

Den "Bibelkontext", den du ansprichst, gibt es aber meiner Meinung nach de facto nicht. Viele Stellen in der Bibel widersprechen sich. Nicht nur Gottesbilder im AT, sondern auch Schilderungen der Evangelisten im NT (man nehme nur die Feldrede und die Bergpredigt; ähnlicher Inhalt, andere Gegebenheiten). Theologisch ist dies ein Bekenntnis zur Pluralität. "Du sollst dir kein Bild von Gott machen" heißt in diesem Zusammenhang, dass es kein allgemeingültiges Bild von Gott gibt, sondern jeder Mensch sein rein individuelles hat und mithilfe und aufgrund der biblischen Texte verändern/komplettieren/überdenken kann.

"kein Geschichtsbuch sein will" <--- JA! "kein Geschichtsbuch sein kann" <--- NEIN! Jedes Schriftgut ist in gewisser Hinsicht Geschichtsbuch, ganz gleich ob es "realhistorische Wahrheit" beinhaltet oder nicht. Sei es auch nur um zu erfahren, dass die hebräische Kultur, mesopotamische und ägyptische Kultur adaptiert hat indem sie ihre Theologie im Pentateuch offenbaren. Die Bibel ist als "Zeugnis" zu betrachten und nicht als eine "Darstellung". Aus" mythischer Verbrämung" lassen sich genauso viele geschichtliche Erkenntnisse gewinnen wie aus einem mittelalterlichen Urbar. Warum sonst ist gerade altgriechischer Totenkult so interessant für die Alte Geschichte?

Die Bibel ist kein Geschichtsbuch. Jedenfalls nicht in einem empirischen Sinne. Man kann aus ihr gewisse historische Fakten und Daten ableiten, tatsächlich auch Ereignisse belegen oder widerlegen. So weit so gut.
Aber ich darf mich selbst zitieren: Die Bibel ist vor allem Dokumentation der Glaubensüberzeugungen verschiedener (Autoren-)Gruppen. Sie ist also Geschichtsbuch in dem Sinne, dass in ihr altjüdische und frühchristliche Überzeugungen zu erkennen sind, was auf gewisse Lebensumstände etc. schließen lässt. Sie hat aber keinen historischen Anspruch, zum Beispiel dass Jesus tatsächlich über das Wasser gewandelt ist oder Wasser in Wein verwandelt hat.
 
[...] Ohne groß theologisch abschweifen zu wollen [...]

[...] - je nach Glaubenstandort - [...]

[...] Lehrmeinung der Kirche [...]
[...] In der Theologie werden [...]

[...] die theologische Bibelforschung trennt [...]

[...] theologischen Fachwissen [...]

Aus irgendeinem Grunde stützen wir uns zunehmend auf Ansätze aus der Theologie (ja, ich weiß, ich habe mich weiter oben selbst in diese Richtung bewegt:red:). Warum? Ich konnte den Grund noch nicht wirklich analysieren. Aber irgendwas läuft da doch falsch? Oder sehe ich das zu streng?

Edit: Übrigens Entschuldigung, dass ich die Zitat-Fetzen so willkürlich aus ihren Zusammenhängen gerissen habe. Ich habe die Zitat-Schnipsel nur zur Verdeutlichung meiner Beobachtung so frech aneinandergereiht, nicht unbedingt, weil ich an den einzelnen Beiträgen inhaltlich was auszusetzen hätte.
 
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Allerdings finde ich die Übergänge sehr schwierig abzugrenzen.

Wenn ich das als ungläubiger Laie und Nicht-Historiker richtig verstanden habe (man korrigiere mich, wenn's falsch ist):

Bei der "historischen Person Jesus" geht es um das, was aus der Bibel (und evtl anderen Quellen) zum wirklich Leben Jesus zu erfahren ist, und zur Gesellschaft bzw Zeit, in der er lebte. Die Herangehensweise unterscheidet sich in meiner Wahrnehmung gar nicht so sehr von der, mit der Historiker Quellen interpretieren und hinterfragen (wobei die historische Existenz Jesu wohl immer vorausgesetzt wird).

Beim "Erlöser Christus" geht es um Interpretation der von Gott inspirierten Bibel und das, was sich daraus religiös über den "Sohn Gottes" erfahren lässt; hat also mit Geschichtswissenschaft gar nichts zu tun, da eben die göttliche Inspiration und und die Rolle Jesu als Erlöser vorausgesetzt wird.

Es geht also mWn nicht darum, aus Jesus und Christus zwei Personen zu machen, denn theologisch bzw "dem Glauben nach" ist der historische Jesus ja Christus, der Erlöser; sondern um zwei unterschiedliche Herangehens- oder Betrachtungsweisen, die ins besondere bei der Unterscheidung der literarischen Gattungen der Bibeltexte eine große Rolle spielen.

EDIT nach:

Aus irgendeinem Grunde stützen wir uns zunehmend auf Ansätze aus der Theologie (...). Warum? Ich konnte den Grund noch nicht wirklich analysieren. Aber irgendwas läuft da doch falsch?

Naja, die Theologen sind halt die, die sich mit der Bibel am längsten und intensivsten auseinandergesetzt haben, und seit dem 18./19. Jh spielt hierbei auch und gerade die historisch-kritische Methode eine bedeutende Rolle.

Sie hat zum Ziel, einen (biblischen) Text in seinem damaligen historischen Kontext zu verstehen und schließlich auszulegen, wobei die Rekonstruktion der vermuteten Vor- und Entstehungsgeschichte des Textes und seine in das historische Geschehen eine besondere Rolle spielt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Historisch-kritische_Methode

Va Vor- und Entstehungsgeschichte und situative Einbindung können durchaus (auch von Theologen) nach nachvollziehbaren, durchaus wissenschaftlichen Kriterien analysiert werden. Erst beim "Gesamtverständnis", va für heutige Menschen, kommen unweigerlich Glaube und Religion ins Spiel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aus irgendeinem Grunde stützen wir uns zunehmend auf Ansätze aus der Theologie (ja, ich weiß, ich habe mich weiter oben selbst in diese Richtung bewegt:red:). Warum? Ich konnte den Grund noch nicht wirklich analysieren. Aber irgendwas läuft da doch falsch? Oder sehe ich das zu streng?

Edit: Übrigens Entschuldigung, dass ich die Zitat-Fetzen so willkürlich aus ihren Zusammenhängen gerissen habe. Ich habe die Zitat-Schnipsel nur zur Verdeutlichung meiner Beobachtung so frech aneinandergereiht, nicht unbedingt, weil ich an den einzelnen Beiträgen inhaltlich was auszusetzen hätte.

Ich hatte tatsächlich nicht die Ambition, eine theologische Diskussion zu starten oder darin einzusteigen. Da ich die Unterredung jedoch recht angregend finde, habe ich mich wohl treiben lassen.

Nun, warum man den theologischen Aspekt betrachten muss, wenn man von der Bibel spricht? Ich sage es mal so: Die Bibel ist das Fundament der christlichen Theologie. Sie ist ebenso allein Gegenstand der christlichen Theologie und fast keiner anderen Wissenschaft. Die Theologie also zu verschweigen, wäre ein Verrat.
Das heißt nicht, dass man persönliche Glaubensüberzeugungen kund tun muss oder sollte, aber dass man die Entwicklung etc. der theologischen Betrachtung mit einfließen lassen muss.

Wenn ich das als ungläubiger Laie und Nicht-Historiker richtig verstanden habe (man korrigiere mich, wenn's falsch ist):

Bei der "historischen Person Jesus" geht es um das, was aus der Bibel (und evtl anderen Quellen) zum wirklich Leben Jesus zu erfahren ist, und zur Gesellschaft bzw Zeit, in der er lebte. Die Herangehensweise unterscheidet sich in meiner Wahrnehmung gar nicht so sehr von der, mit der Historiker Quellen interpretieren und hinterfragen (wobei die historische Existenz Jesu wohl immer vorausgesetzt wird).

Beim "Erlöser Christus" geht es um Interpretation der von Gott inspirierten Bibel und das, was sich daraus religiös über den "Sohn Gottes" erfahren lässt; hat also mit Geschichtswissenschaft gar nichts zu tun, da eben die göttliche Inspiration und und die Rolle Jesu als Erlöser vorausgesetzt wird.

Es geht also mWn nicht darum, aus Jesus und Christus zwei Personen zu machen, denn theologisch bzw "dem Glauben nach" ist der historische Jesus ja Christus, der Erlöser; sondern um zwei unterschiedliche Herangehens- oder Betrachtungsweisen, die ins besondere bei der Unterscheidung der literarischen Gattungen der Bibeltexte eine große Rolle spielen.

Damit hast du den Kern, denke ich, verstanden.

In der Theologie befasst sich die Christologie mit dem soteriologischen Christus (der Messias-Figur).

Wobei man über Jesus fast gar nichts weiß.
 
Einige Geschehnisse aus dem AT und auch aus dem NT kann man historisch belegen. So zum Beispiel haben Wissenschaftler herausgefunden, dass die Sieben Plagen tatsächlich stattgefunden haben (was eine Verzahnung verschiedener ökologischer Ereignisse umfasst).
Genauer gesagt, sie haben mögliche rationale Erklärungen für die einzelnen Plagen gefunden. Sie könnten also stattgefunden haben, ohne dass man dafür Wunder bemühen müsste. Das ist aber noch kein Beweis dafür, dass sie tatsächlich stattgefunden haben.

Historisch belegen kann man vor allem Ereignisse, die auch in außerbiblischen Quellen erwähnt werden. Z. B. werden manche Ereignisse in der Geschichte der beiden Reiche Israel und Juda auch in assyrischen und babylonischen Texten erwähnt. Auch im NT gibt es für manches außerbiblische Belege, z. B. wird eine in der Apostelgeschichte erwähnte Ausweisung von Juden aus Rom auch von Sueton erwähnt.
 
Genauer gesagt, sie haben mögliche rationale Erklärungen für die einzelnen Plagen gefunden. Sie könnten also stattgefunden haben, ohne dass man dafür Wunder bemühen müsste. Das ist aber noch kein Beweis dafür, dass sie tatsächlich stattgefunden haben.

Nun, auch da hast du recht. Man kann natürlich nicht mit absoluter Zuverlässigkeit sagen, dass die zehn Plagen genau so abgelaufen sind und dass es genau diese Erklärungen dafür gibt. Aber es sind Ansätze, "wunderbare" Erscheinungen rational zu erklären; treffen sie nun zu oder nicht.

P. S.: Ich habe noch anzumerken, da ich freundlich darauf hingewiesen wurde, dass ich eine insultierende Bemerkung über evangelikale Christen getätigt habe, was keineswegs in meiner Intention stand, dennoch höchst unprofessionell war. Ich entschuldige mich bei etwaigen evangelikalen Lesern dieses meines Beitrages.
 
Ich habe lediglich gesagt (ich wiederhole mich wieder) dass es möglich ist wissenschaftlich rational mit der Bibel umzugehen mit Vorraussetzungen unter denen Beweise möglich sind. Dass nun einige Dinge nicht beweisbar, ja sogar widerlegbar sind bedeutet ja nicht dass die Bibel grundsätzlich ein Märchenbuch ist, sondern immernoch eine Quelle die seriös behandelt werden sollte. .

Ich habe nie behauptet, die Bibel sei ein Märchenbuch - hat das vielleicht ein anderer User gesagt?

Es gibt eine ganze Reihe geschichtlicher Ereignisse, die in der Bibel ihren Niederschlag gefunden haben und die historisch korrekt dargestellt sind. Kleine Anmerkung am Rande: Schon das AT berichtet von den Hethitern, die allerdings den nachbiblischen Menschen völlig unbekannt waren und erst im 19. Jh. wieder entdeckt wurden. Auch andere politische und gesellschaftliche Verhältnisse vorderasiatischer Völker und Kulturen werden erwähnt - dennoch ist klar, dass die Bibel kein Geschichtsbuch ist, auch wenn das zeitgenössische Umfeld zwangsläufig geschildert wird. Abgesehen davon ist die Sicht auf andere Völker einseitig und verzerrt.

Und deine Aussage zu den Evangelien ist zwar an sich wissenschaftlich so festgehalten aber längst nicht so "klar" wie du behauptest. Am allerkritischsten jedoch finde ich deine letzte Aussage. Sowas wird viel zu einfach propagiert ohne das mal genauer zu untersuchen. Schriften wurden deshalb nicht in den Kanon aufgenommen weil sie vorher einer eingehenden Exegese unterzogen wurden (Thomas Evangelium, Maria Evangelium etc.). Schau einfach mal in diese Texte rein und du wirst schnell merken dass das auf so vielen Ebenen überhaupt nicht in den Bibelkontext reinpasst. Zu behaupten das wurde "eliminiert" ("nicht weiter tradiert" wäre hier der korrekte Begriff) weil es nicht "im Sinne" von irgendjemand war, ist doch sehr sehr gewagt.

Niemand vermag heute noch zu sagen, welche Texte aus welchen Gründen nicht in die Bibel aufgenommen wurden. Ich vermute, dass z.B. im AT alle Berichte keine Gnade fanden, die dem orthodoxen Judentum missfielen. Was da also alles durch das Raster fiel, lässt sich heute nicht mehr entscheiden.

Also entweder man geht von einem existenten historischen Jesus aus der "anders" war als in der Bibel und zeigt dann bitte auch worin er anders war, oder man geht nur von dem aus was in der Bibel steht, wenn es keine anderen Zeugnisse über DIESEN Jesus gibt, und fasst ihn rein geistlich auf. Was anderes wird für mich leider nicht klar.

Es ist offensichtlich, dass das NT ein völlig unkritisches Bild des Menschen Jesus zeichnet. Insofern lässt sich leicht ausmalen, welche Begebenheiten seines Lebens und welche Seiten seines Charakters nicht geschildert werden.
 
Insofern lässt sich leicht ausmalen, welche Begebenheiten seines Lebens und welche Seiten seines Charakters nicht geschildert werden.
Etwa die schroffe Seite, die sagt, er habe keine Mutter? Oder die freche, die fragt, wo seine Eltern ihn denn wohl suchen sollten, wenn nicht im Haus seines Vaters?
Oder die zornige Seite, nach der das Kind Jesus mit seiner göttlichen Macht aus Wut einen Spielkameraden tötet (apokryph)? Oder die gern zitierte apokryphe Stelle, wo er sich mit einem Jüngling hinlegt, nur mit einem Hemd bekleidet?

Ernsthaft, man kann es nicht oft genug betonen: Man kann von den Evangelien nichts erwarten, was ihrem Sinn, nämliche Frohe - Eu - Botschaft - Angelion - zu sein, widerspricht. Sie sind keine Biographien.
 
Niemand vermag heute noch zu sagen, welche Texte aus welchen Gründen nicht in die Bibel aufgenommen wurden. Ich vermute, dass z.B. im AT alle Berichte keine Gnade fanden, die dem orthodoxen Judentum missfielen. Was da also alles durch das Raster fiel, lässt sich heute nicht mehr entscheiden.

Dann hat die Schrifteneliminierende Kirche damit ja wohl nichts zu tun. Die Schriften des Tanach wurden genauso übernommen wie sie vom Judentum überliefert wurden, nur in einer anderen Anordnung. Ausnahme sind die Apokryphen für die Lutherbibel. Und das "orthodoxe Judentum" wollte schließlich keine Enzyklopädie erschaffen, hier also einen geistigen Gewaltakt zu vermuten ist auch nicht treffend.
Für alle anderen Schriften des heutigen NT ist es sehr eindeutig rekonstruierbar warum was weggelassen oder aufgenommen wurde. Es gibt eine Reihe recht aktueller Publikationen die das nochmal thematisieren.

Es ist offensichtlich, dass das NT ein völlig unkritisches Bild des Menschen Jesus zeichnet. Insofern lässt sich leicht ausmalen, welche Begebenheiten seines Lebens und welche Seiten seines Charakters nicht geschildert werden.

Für dich mag das so offensichtlich sein, da du eben auch einen ganz anderen Bildungshintergrund (ohne das qualitativ zu bewerten) und demzufolge auch eine andere Erwartungshaltung und Lesart hast.

@SimoneSussmann: Wir versuchen hier seriös mit dem Thema umzugehen, bitte du doch auch.
 
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Ernsthaft, man kann es nicht oft genug betonen: Man kann von den Evangelien nichts erwarten, was ihrem Sinn, nämliche Frohe - Eu - Botschaft - Angelion - zu sein, widerspricht. Sie sind keine Biographien.

Mir ist bekannt, dass die Formgeschichtler unter den Neutestamentlern nach gründlichen Forschungen und langer Diskussion zu der Ansicht gelangt sind, dass „Evangelium“eine eigene Textgattung darstellt, dass also die kanonischen Evangelien nicht einfach unter die Gattung „antike Biographie“ zu zählen sind. Diese Fachleute haben gewiss einen besseren Überblick über die antike Literatur als ich, sodass ihre Ansicht wohl gut und sinnvoll begründet sein wird. Aber selbst ein Laie sieht andererseits doch auch, dass mindestens ein ganz wesentliches Merkmal der antiken Biographie auch die Evangelien auszeichnet: die chronologische Darstellung des Lebens der Hauptperson (Herkunft u. Familie, Geburt, ausgewählte Episoden aus Kindheit/ Jugend, bemerkenswerte Taten und Aussprüche des Erwachsenen, Sterben u. Tod). Sicherlich sind die Lebensbeschreibungen Jesu in den Evangelien sehr viel volkstümlicher als z. B. die „Klatsch-und-Tratsch“-Kaiserviten eines Sueton oder die „gebildet-sinnigen“ Biographien eines Plutarch, aber biographische Lebensbeschreibungen wollen die Evangelien m. E. dennoch sein (wenngleich sie damit nicht erschöpfend beschrieben sein mögen).
Was freilich in den Evangelien fehlt, was aber sonst in den antiken Biographien äußerst gerne betrieben wird (wie eben z. B. bei Plutarch oder Sueton), ist eine bewusst vorgenommene Beschreibung des Charakters/ der Psyche der Hauptperson, worauf Ihr, Dieter und El Quijote, berechtigterweise schon deutlich angespielt habt. Wegen dieses Unterschiedes kann ich die Ansicht, dass die Evangelien nicht unter die Gattung „antike Biographie“ einzuordnen sind, durchaus stehen lassen.

Dennoch kann ich nicht nachvollziehen, was aus der Ansicht, die Evangelien seien keine Biographien (und/ oder wollten auch keine sein), über die historische Zuverlässigkeit bzw. Unzuverlässigkeit der Evangelien ausgesagt sein soll. Machen wir uns doch nichts vor: Wenn ein Text unter der Gattung „antike Biographie“ verortet wird, heißt das noch nicht per se, dass dieser Text auch verlässliche historische Informationen über seine Hauptperson bietet. Als Beispiel sei nur Plutarchs Biographie des Romulus genannt; den Inhalt dieser antiken Biographie wird auch die Fachwelt als in wesentlichen Teilen legendär einstufen. Wer also die Evangelien als „Nicht-Biographien“ einschätzt, kann aus dieser Einschätzung allein heraus noch lange nichts über die historische Zuverlässigkeit oder Unzuverlässigkeit einer Schriften-Gruppe folgern, die man gattungs-technisch als „Evangelien“ bezeichnet.

Die „Frohe Botschaft“ ist in den Augen der Evangelisten/ den Schreibern der Evangelien von der Person Jesus von Nazareth, seinem Leben und Wirken überhaupt nicht zu trennen. Jesus ist nach den Evangelisten gewissermaßen ein ganz existenzieller Bestandteil der „Frohen Botschaft“. Und was ich mich nun frage: Muss das Leben und Reden jener histor. Person Jesus zwangsläufig im Widerspruch zu der von den Evangelisten vorgebrachten „Frohen Botschaft“ gestanden haben? Ich meine: Muss jene histor. Person zwangsläufig erheblich anders gedacht, gelebt und geredet haben, als die „Frohe Botschaft“ der Evangelisten es uns weismachen will? Wenn ja, wieso wurde dieser Jesus dann trotzdem unter den frühen Christen zum „Helden“ stilisiert? Für mich persönlich ist die Überlegung, dass es einen historischen Jesus gab, der jene „Frohe Botschaft“ verkörpert hat, sodass alles Spätere – wie z. B. die Evangelien - darauf aufbauen konnten, sehr viel nachvollziehbarer.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die Möglichkeit, dass die kanon. Evangelien eine Menge an zuverlässigen historischen Informationen über einen Jesus von Nazareth enthalten, besteht nach meinem Dafürhalten auf jeden Fall. Und das ist keine religiöse Stellungnahme, sondern eine, die meinem (wer mag, darf ruhig denken: beschränkten) historischen Sinn entspringt.
 
Aber selbst ein Laie sieht andererseits doch auch, dass mindestens ein ganz wesentliches Merkmal der antiken Biographie auch die Evangelien auszeichnet: die chronologische Darstellung des Lebens der Hauptperson (Herkunft u. Familie, Geburt, ausgewählte Episoden aus Kindheit/ Jugend, bemerkenswerte Taten und Aussprüche des Erwachsenen, Sterben u. Tod).

Ist das so? Schauen wir uns die kanonischen Evangelien doch mal an:
2/4 berichten die Geburtsgeschichte, nämlich Matthäus und Lukas.
Matthäus berichtet vom Kindermord von Bethlehem und der Flucht nach Ägypten, Lukas berichtet vom zwölfjährigen im Tempel
Markus und Johannes berichten nur vom Wirken Jesus ab seinem dreißigsten Lebensjahr, also seine letzten drei Lebensjahre. Dies ist auch der Schwerpunkt von Matthäus und Lukas. Aber auch hier, was das Privatleben angeht: Fehlanzeige.
Es wird berichtet, wo er aneckt, wo er mit den Pharisäern in Streit gerät, Predigten und Wunder. Und sonst? Sein Tod, der wiederum notwendig ist zum Bericht seines Hauptwunders, nämlich seiner Wiederauferstehung.
Sprich: Aus einem 33jährigen Leben haben wir über dreißig Jahre Funkstille. Anders ausgedrückt: Nicht einmal zehn Prozent der Lebenszeit werden durch die Evangelien abgedeckt.
 
[...] Matthäus und Lukas. Aber auch hier, was das Privatleben angeht: Fehlanzeige.

Das ist ganz richtig. Sowohl dieser Punkt als auch die in den Evangelien fehlende Charakterbeschreibung bringen mich auch zu der Einsicht, dass die Meinung, die Evangelien seien nicht unter die antike Biographien zu zählen, begründet ist.

Ist das so? Schauen wir uns die kanonischen Evangelien doch mal an:
2/4 berichten die Geburtsgeschichte, nämlich Matthäus und Lukas.
Matthäus berichtet vom Kindermord von Bethlehem und der Flucht nach Ägypten, Lukas berichtet vom zwölfjährigen im Tempel
Markus und Johannes berichten nur vom Wirken Jesus ab seinem dreißigsten Lebensjahr, also seine letzten drei Lebensjahre. Dies ist auch der Schwerpunkt von Matthäus und Lukas. Aber auch hier, was das Privatleben angeht: Fehlanzeige.
Es wird berichtet, wo er aneckt, wo er mit den Pharisäern in Streit gerät, Predigten und Wunder. Und sonst? Sein Tod, der wiederum notwendig ist zum Bericht seines Hauptwunders, nämlich seiner Wiederauferstehung.

Berechtigt an dem Rest Deines Einwandes ist vor allem die Tatsache, dass Markus und Johannes anders als Matth. und Luk. eben nichts über die frühe Lebenszeit Jesu berichten.
Aber, wenn ich mich mal auf Matthäus und Lukas stütze, so ist es beinah schon die Regel, dass in der antiken Biographie die Stoffmenge erst mit dem Auftreten der Hauptperson i. d. Öffentlichkeit erheblich zunimmt.

Gucken wir uns z. B. Suetons Augustus-Biographie an, so begegnet da weitgehend dieselbe Situation:

Kap. 1-8: Herkunft u. Familie, Geburt, Kindheit, Jugend, Asbildung
Kap. 9-101 handeln über den erwachsenen in der Öffentlichkeit stehenden Oktavian/ Augustus
– mit Ausnahme von Kap. 94, wo über die wunderbaren Umstände der Geburt und über die Vorzeichen der Herrschaft bereits i. d. Kindheit des Augustus berichtet wird.

Zu Beginn des 9. Kapitels sagt Sueton, dass er bis hierhin „eine Zusammenfassung seines [des Augustus] Lebens“ geboten habe und jetzt gewissermaßen über das Wirken des erwachsenen Augustus Auskunft geben wolle. Sueton hebt mit der Rückkehr des Oktavian aus Apollonia nach Rom nach der Ermordung Caesars an, weil hier das öffentliche politische Wirken u. Leben des Augustus seinen Anfang nimmt. Ein vergleichbarer Punkt im Leben der Hauptperson ist in den Evangelien Jesu Begegnung mit Johannes dem Täufer bzw. die Taufe Jesu.
Nimmt man bei Sueton: Augustus die Kapitel 1-8 + 94 zusammen, so hat man nur 9 Kapitel, die über die „Lebensstationen“ Herkunft/ Famile, Geburt, Kindheit u. Jugend handeln. Dem stehen 92 Kapitel gegenüber, die über das Wirken und Leben des erwachsenen Augustus handeln. Also ca. 91 % der Kapitel zu Augustus als öffentliche erwachsene Person, und nur knapp 9 % zu allem Vorherigen im Leben der Hauptperson.
(Wende ich diese – freilich sture und deshalb fragwürdige – Rechnerei auf das Matth.- und das Lukasevangelium an, so ergibt sich: Ca. 92-93 % der Kapitel handeln über den Zeitraum, in welchem Jesus öffentlich wirkte, 7-8 % der Kapitel über den früheren Zeitraum. Also kein nennenswerter Unterschied zur Augustus-Biographie Suetons).

Ich habe mir mit der Augustus-Biographie nicht extra eine herausgesucht, die sich in jener Hinsicht mit den Evangelien vergleichen lässt, sondern wirklich die erste, die mir in die Hände fiel, gemustert. Ich schätze aber, dass dieses quantitative „Mißverhältnis“ zwischen Geburt/Kindheit/Jugend-Stoff auf der einen Seite und Öffentlich-Wirken-Stoff auf der anderen Seite in den allermeisten antiken Biographien besteht (als ein Gegenbeispiel fällt mir da allerdings gerade die Augustus-Biographie des Nikolaos v. Damaskus ein). Bei Plutarchs Cicero-Biographie z. B. komme ich ungefähr auf ein Verhältnis 10 % (Kap. 1-4/5) zu 90 % (Kap. 5/6-49).


Im Übrigen stand Augustus sehr viele Jahre länger i. d. Öffentlichkeit als Jesus, der später in die Öffentlichkeit trat als Augustus und schon in viel jüngerem Alter verstarb, weshalb das hier:
Sprich: Aus einem 33jährigen Leben haben wir über dreißig Jahre Funkstille. Anders ausgedrückt: Nicht einmal zehn Prozent der Lebenszeit werden durch die Evangelien abgedeckt.
in meinen Augen nicht so aussagekräftig ist.
 
Ich habe mir mit der Augustus-Biographie nicht extra eine herausgesucht, die sich in jener Hinsicht mit den Evangelien vergleichen lässt, sondern wirklich die erste, die mir in die Hände fiel, gemustert. Ich schätze aber, dass dieses quantitative „Mißverhältnis“ zwischen Geburt/Kindheit/Jugend-Stoff auf der einen Seite und Öffentlich-Wirken-Stoff auf der anderen Seite in den allermeisten antiken Biographien besteht (als ein Gegenbeispiel fällt mir da allerdings gerade die Augustus-Biographie des Nikolaos v. Damaskus ein). Bei Plutarchs Cicero-Biographie z. B. komme ich ungefähr auf ein Verhältnis 10 % (Kap. 1-4/5) zu 90 % (Kap. 5/6-49).
Guter Hinweis.
Dass die für Jesu Wirken "uninteressanten" Jahre ausgeblendet wurden, ist weder erstaunlich noch einzigartig. Es hat wohl auch ganz praktische Gründe: Über eine Person wurde nun einmal in erster Linie das überliefert, was sie Bedeutsames gemacht hat. Wenn in größerem zeitlichem Abstand jemand eine Biographie über sie verfassen wollte, dürfte er schon das ganz praktische Problem gehabt haben, über unwichtigere Teile des Lebens kaum noch Informationen zu finden. Wenn z. B. Plutarch in seiner Biographie über Marcellus fast ausschließlich auf dessen politisches und militärisches Wirken in schon reiferen Jahren eingeht, stellt sich die Frage, ob er in etwa dreihundertjährigem Abstand überhaupt noch Material zu dessen Kindheit und Jugend - die für die herkömmlichen Geschichtswerke irrelevant waren - gefunden hätte. Bei Jesus war der Abstand zwar nicht so groß, aber auch hier stellt sich trotzdem die Frage, ob die Evangelisten eigentlich brauchbare Kenntnisse über dessen Zeit vor seinem öffentlichen Auftreten hatten. Die Darstellung seiner Geburt weicht bei Matthäus und Lukas schon deutlich genug voneinander ab.

Die Bibel hat fast keine Historizität und erhebt selbt auch gar nicht den Anspruch, da sie sich nicht als Geschichtsbuch oder Biographie versteht, sondern als Quelle von Glaubenszeugnissen.
Ist das wirklich so? Gilt das für die gesamte Bibel? Klar versteht sie sich nicht als Geschichtswerk nach moderner Auffassung, aber erhebt sie wirklich nie den Anspruch, die Geschichte vergangener Ereignisse zu erzählen? Wenn z. B. in den beiden Büchern der Könige der Autor ständig auf die Chronik der Könige von Juda als Quelle verweist, will er dann wirklich nicht den Anspruch erheben, Geschichte zu schreiben? Das erste Makkabäerbuch unterscheidet sich über weite Strecken hinweg stilistisch ohnehin kaum von anderen Werken der griechischsprachigen Geschichtsschreibung.
 
Ist das wirklich so? Gilt das für die gesamte Bibel? Klar versteht sie sich nicht als Geschichtswerk nach moderner Auffassung, aber erhebt sie wirklich nie den Anspruch, die Geschichte vergangener Ereignisse zu erzählen? Wenn z. B. in den beiden Büchern der Könige der Autor ständig auf die Chronik der Könige von Juda als Quelle verweist, will er dann wirklich nicht den Anspruch erheben, Geschichte zu schreiben? Das erste Makkabäerbuch unterscheidet sich über weite Strecken hinweg stilistisch ohnehin kaum von anderen Werken der griechischsprachigen Geschichtsschreibung.

Ich bin leider nur ein Laie und kann nur das sagen, was ich in meinem Curriculum beigebracht bekommen habe, aber - so scheint mir - greift auch das Neue Testament auf alttestamentliche Geschehnisse zurück, ohne dass es für beiderlei einen besonderen historischen Anspruch mit sich ziehen würde. Partikular kann deine Vermutung selbstredend zutreffen, aber im großen Gesamten möchte ich doch eher bei meiner Aussage stehen bleiben, da es wahrscheinlich auf die allermeisten Texte zutrifft.
 
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