Wir haben die Angaben von Cassius Dio. Es stimmt also schon mal nicht, dass wir keine Angaben haben. Ob Cassius Dio vollkommen glaubwürdig, ein wenig glaubwürdig oder vollkommen unglaubwürdig ist, ist dann eine andere Frage. Aber wir haben Angaben.
Darauf habe ich gewartet. Die Schilderung des Cassius Dio kann allerdings bedeuten: Varus zog „zu den Cheruskern an die Weser“ oder aber „zu den Cheruskern an der Weser“.
Die erste Auffassung hat Mommsen vertreten; die zweite u.a. Kolbe, der übersetzt: zu den Cheruskern „in Richtung auf die Weser“.
Faktum ist: Es ist uns kein Dreilegionenlager an der Weser bekannt, in dem sich Varus aufgehalten haben könnte.
Es ist deshalb durchaus denkbar, wie Timpe in den Arminius –Studien bemerkt, dass sich Varus in einem großen Lager am Oberlauf der Lippe aufgehalten hat, als er 9 n.Chr. mit den Cheruskern in Kontakt trat.
Nochmals:
Es gibt keinen Hinweis, wo Varus 9 n.Chr. seinen Feldzug begann und in welche Richtung er führte. Es gibt auch den Begriff „Sommerlager“ in Bezug auf Varus nicht und ebenfalls keinen „Rückzug zum Rhein“.
Würde mich interessieren.Ich habe mal einen Rekonstruktionsvorschlag der Route des Germanicus gesehen, die auch über Kalkriese führte. War glaub ich von Boris Dreyer.
Ich weiß, Du möchtest immer noch wissen, wo genau Germanicus entlang zog. Das ist aufgrund der literarischen Quellenlage nur eingeschränkt möglich, aufgrund der archäologischen Quellen noch weniger. Aus den wenigen literarischen und archäologischen Quellen, die uns vorliegen, ist nur mit größten Bauchschmerzen Kalkriese als Ort der Varusschlacht anzunehmen.Ist wahrscheinlich so: Lehne ich Kalkriese als Ort der Varusschlacht ab, dann rekonstruiere und begründe ich meinen Weg so, dass er garantiert nicht über Kalkriese führt. Akzeptiere ich dagegen Kalkriese, dann mache ich es eben anders herum.