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Also unverschämte Dummköpfe im saltus??? :grübel:
Etwas läßt mich nicht schlafen. Salvus hat in Post #3787 die typisch Germansche Bewaffnung geschildert, wie sie immer wieder beschrieben wurde. Doch dabei handelt es sich um eine Zusammenstellung aus der Germania (6) und der Rede die Tacitus für die Ansprache des Germanicus vor der Schlacht bei Idistaviso (II, 14) entwarf. Es ist ein Beispiel dafür, wie hartnäckig sich veralteter Wissensstand halten kann.
Schon die eine Stelle beschreibt etwas anderes als die üblicherweise genannte Kombination von Frame und Schild. Germanicus redet davon, dass die erste Reihe lange Stoßspeere trug, die beim Kampf im Wald behinderten. Die hinteren Reihen sollen kleine Wurfspeere mit Spitzen aus gehärtetem Holz genutzt haben. Die Frame hingegen war ein kürzerer Speer, der als Stoßlanze genutzt oder geworfen werden konnte und im Normalfall eine kleinere Eisenspitze als die längeren Stoßlanzen trug. Dies sind auch die drei Speertypen, die die Archäologie nachgewiesen hat. Allerdings gibt es ein Problem. Im Bereich der Rhein-Weser-Germanen sind nur sehr wenige Waffengräber gefunden worden. Somit bleibt eine gewisse Unsicherheit. Aber insgesamt ergibt sich doch das Bild, dass in der Vorrömischen Eisenzeit lange Stoßlanzen mit großen Eisenspitzen und Eisenschuhen getragen wurden. Daneben sind Speere mit Knochenspitzen belegt. Mit dem Erscheinen der Römer änderte sich allmählich das Bild. Die Eisenschuhe verschwanden, und die Frame sowie kleinere Wurfspeere , ebenfalls mit Eisenspitzen, entwickelten sich. Funde gänzlich hölzerner Waffen gibt es nicht. Es wurde vermutet, dass Gräber, bei denen der Speer fehlte, dieser keine Eisenspitze hatte und das organische Material verottet war. (Erhaltene Schäfte zeigen, dass diese aus Eschenholz gefertigt wurden.) Aber zum Einen waren das wenig Gräber, zum Anderen sind die Grabbeigaben so uneinheitlich, dass im Artikel zu den Waffengräbern im Katalog Imperium -Konflikt - Mythos dargelegt wird, dass man hieraus nicht auf die Verteilung der Waffen schließen kann. Es wird aber vermutet, dass die kleineren Wurfspeere mitunter eine improvisierte Spitze aus gehärtetem Holz hatten. Schließlich setzte sich die Frame immer mehr durch und zur Entstehungszeit der Germania war sie tatsächlich der typisch Germanische Speer. Und die Schriften des Tacitus zeigen, wie oben gezeigt, auch, dass er sich der unterschiedlichen Bewaffnung bewusst war. Hinzu kommt, dass, wenn überhaupt, nur eine Minderheit der Waffen keine Metallspitzen hatten.
Ich habe geschrieben, dass keine hölzernen Waffen der Zeitstellung gefunden wurde. Das ist nicht ganz korrekt. Bei dem Bohlenweg von Hunteburg hat man Holzschwerter und Keulen gefunden. Trotz angeblicher Kampfspuren, sind doch Holzschwerter keine Kriegswaffen. Darauf kann ich mir keinen Reim machen. Vielleicht sind es ja römische Übungswaffen? Oder Germanische Übungswaffen?
Die zweite typisch Germanische Waffe war der Schild. In Bezug auf die Größe und das Metall irrt Germanicus, bzw. Tacitus sich wiederum. Der Schildbuckel soll zumeist größer und besser gewesen sein, als Römische Exemplare. Im Vergleich zum Scutum waren die Schilde allerdings dünn und zerbrechlich, denn sie waren nur aus Brettern zusammengesetzt und mit Leder überzogen. Einige Exemplare hatten Metallene Randbeschläge. Größe und Form waren unterschiedlich. Einige Exemplare waren tatsächlich klein, andere konnten von der Größe her betrachtet mit dem Scutum konkurrieren. Geflochtene Schilde sind archäologisch nicht nachgewiesen. Bezüglich fehlender Schilder in Gräbern gelten dieselben Überlegungen wie zu den Speerspitzen.
In 20 bis 30% der Gräber fanden sich Schwerter. Gräber mit Sporen beinhalten regelmäßig zweischneidige Schwerter nach dem Vorbild des Latène-Schwerts. Fußgänger trugen hingegen einschneidige Schwerter Germanischen Typus. Auch hier stellt sich die Frage, ob man die Fundstatistik wirklich in eine Statistik der Bewaffnung umwandeln kann. Zum einen sind da die oben geschilderten Bedenken wegen der im Ganzen doch unregelmäßigen Grabausstattung und der fehlenden Waffengräber im Rhein-Weser-Bereich. Zum anderen Schildert Tacitus als entscheidenden Vorgang beim Mannbarkeitsritual die Übergabe von Schild und Speer. (Germania 13,4) Wahrscheinlich hatten Schwerter also auch einfach eine geringere rituelle Bedeutung. Laut der angegebenen Stelle haben Schild und Speer die Bedeutung der Toga der Römer.
Spezielle Streitäxte wurden nur wenige gefunden, der Bogen soll nur zur Jagd eingesetzt worden sein, aber jeder Germanische Krieger trug ein Messer. Zumindest die größeren Exemplare konnten als improvisiertes Seitengewehr genutzt werden.
Ich habe hier insbesondere die Angaben aus Strassmeier, Gagelmann, Das Heer des Arminius-Germanische Krieger zu Beginn des 1. Nachchristlichen Jahrhunderts, Berlin 2009 zusammengefasst. Eher in der Bibliothek kann man, insbesondere auch zu dem Thema der Chronologie Germanischer Waffen auch in Wolfgang Adler, Studien zur germanischen Bewaffnung - Waffenmitgabe und Kampfesweise im Niederelbegebiet und im übrigen Freien Germanien um Christi Geburt; Diss. Saarbrücken 1989 nachschlagen.
Auch der Germanische Eisenmangel ist zu großen Teilen ein Mythos. Denn nachdem der Import aus keltischen Gebieten ab 50 v.Chr. wegfiel, wurde in Germanien genügend vorkommendes Raseneisenerz verhüttet, bzw. stärker verhüttet. Der Mangel wird vorübergehend gewesen sein und von Tacitus vielleicht wegen des dennoch höheren Werts des Eisens bei den Germanen noch immer als typisch angegeben worden sein. Das findet sich z.B. auch in Bruno Krüger (Hrsg.), Die Germanen, Bd.1, Berlin 1983.
(Off Topic: Die Ubier begannen sogar Münzen zu prägen, als der Nachschub aus Gallien ausblieb. Einige bezeichnen sie deshalb als Kelten. Ich finde die Vorstellung freundlicher, dass sie einen geflüchteten keltischen Münzmeister aufgenommen haben, egal ob Kelten oder Germanen oder Anderes. Irgendwer muss es ihnen ja gezeigt haben.)
...
Auch der Fundplatz Kalkriese (unäbhängig von der Varusfrage) bestägt durch den archäologischen Befund durchaus die germanische Gier nach Metall. Gefunden werden i. d. R. nur noch kleinere metalische "Überbleibsel" wie Scharniere, Nägel etc. ....
wenn tatsächlich Pfahlgötzen, ob anthropomorph oder nicht, zum annageln der Köpfe der geschlachteten Varusoffiziere verwendet worden wären: meinst du, dass Tacitus oder ein anderer römischer Autor sich diese grausige Sensation hätte entgehen lassen?Aber hier ein kleiner Artikel aus der Wiki zu Pfahlgöttern:
"Anthropomorphe Pfahlgötter (...)Darüber hinaus ist der Begriff ein Sammelbegriff, unter dem ebenfalls schlicht ausgeformte nicht menschengestaltige Kultpfähle geführt werden. Fundorte der Pfahlidole
welche Varianten sind denn denkbar?Da bin ich selbst im Zweifel.
:yes:Variante d) als Ergänzung.
Um so verwunderlicher finde ich die Tatsache, dass der recht auffällige eiserne Rest des Gesichtshelmes verschmäht wurde!? :grübel:...
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