Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Ich möchte kurz etwas klarstellen:

Das mit den Martergruben habe ich wie gesagt aus der Übersetzung des Tacitus Textes. Ich möchte die Gruben in Kalkriese allerdings keinesfalls als solche ansprechen. Denn dies erscheint auch mir unlogisch. Ich glaube, ich habe mich diesbezüglich etwas missverständlich ausgedrückt. Der Ansatz zu meiner Fragestellung ergab sich aus dem von mir erwähnten Buch. Dort ist von "Opfergruben" die Rede in denen man wie in Kalkriese Menschen- und Tierknochen gefunden hat.
Leider wird dann nicht weiter auf diese Gruben eingegangen. Vor allem würde mich interessieren, wo man solche Gruben archäologisch nachgewiesen hat.

Eine weitere Frage hinsichtlich der Kalkrieser Gruben:
Ist der dort enthaltene Kalkstein absichtlich dort hineingelegt worden, d.h. wurden die Gruben damit absichtlich ausgelegt? Ich konnte diesbezügl. keine definitive Aussage finden.
 
Mit Schnitt 48 wurde auf dem
Oberesch nun im Übrigen erneut
eine Fläche im Vorfeld der germa-
nischen Wallanlage untersucht, wo
bislang – verglichen mit dem Bereich
des Walls – nur relativ kleine Areale
ausgegraben worden sind. Auch in
diesem Schnitt fanden sich zwar Res-
te von Pila, den langen römischen
Wurflanzen, aber keine Bruchstücke
von Schildbeschlägen. Damit bestä-
tigt sich die Vermutung, dass Pila
von den plündernden Germanen
in der gesamten Kampfzone zerlegt
wurden, während die Schilde an der
Wallanlage zusammengetragen und
dort letztlich auch verschrottet wur-
den.
Liegt es nicht auch in der Natur der Sache, dass die Pila überall verteilt waren ? Die wurden doch durch die Gegend geworfen und vermutlich von beiden Seiten wiederverwendet, wenn man über eine stolperte ....
 
Ein pilum war in erster Linie dazu da, das Schil des Gegners unbrauchbar zu machen. Die Eisenspitze steckte auf einem Bleischaft, der sich - Blei ist ja relativ weich - nach dem durchstoßen des gegnerischen Schildes verbiegen sollte. Insofern sollte ein pilum idealerweise nicht sofort wiederverwendbar sein, sondern den Gegner schneller ermüden bzw. ihn veranlassen, sein Schild wegzuwerfen oder zu reparieren.

Man hat ja 2012/13 in Kalkriese detaillierte Fundverteilungskarten erstellt, bei denen man die Funde nach Fundtypen kartiert hat. Dabei ist mehr als in den 20 Jahren zuvor deutlich geworden, dass nach dem Ereignis von Kalkriese die römischen Artefakte nach Typen sortiert wurden. Sprich: Man hat einen zusammengefalteten Schildrandbeschlag gefunden, der lag abseits und ist vermutlich beim Abtransport verloren gegangen. Am Wall hat man sehr viele Fragmente von Schildrandbeschlägen gefunden, dies waren offenbar Reste des Arbeistprozesses der hier stattgefunden hatte, als beim Lösen der Randbeschläge von den Schilden und dem Zusammenfalten, um sie transportfähig zu machen, die Bronze brach und die Bruchstücke entweder verloren gingen oder aufgrund der schieren Menge von Metall nicht für wert befunden wurden, sie aufzubewahren.

Wieso man die pila, anders als die Schilde, nicht an einem Ort gesammelt hat, scheint ein neues Rätsel zu sein, welches Kalkriese uns aufgibt.
 
Ein pilum war in erster Linie dazu da, das Schil des Gegners unbrauchbar zu machen. Die Eisenspitze steckte auf einem Bleischaft, der sich - Blei ist ja relativ weich - nach dem durchstoßen des gegnerischen Schildes verbiegen sollte. Insofern sollte ein pilum idealerweise nicht sofort wiederverwendbar sein, sondern den Gegner schneller ermüden bzw. ihn veranlassen, sein Schild wegzuwerfen oder zu reparieren.

...

Bei dem Pilum bestand der vordere Teil aus einem Metalldorn mit einer pyramidenförmigen bzw. konischen Spitze. Der hintere Teil des Dornes wurde nach Fertigstellung wieder glühend erhitzt und ihm dadurch die Härte genommen, damit er sich bei dem Aufprall an dieser Stelle verbog.

Der Eisendorn war zudem mit zwei Metalldübeln in der Verdickung im Holzschaft verankert. Da der Eisendorn sich häufig beim Aufprall nicht verbog, hat man einen dieser Dübel später aus Holz gemacht, so dass dieser beim Aufschlag brach und der Schaft nur noch an einem hing und um diesen rotierte, wie bei einem Scharnier.

Um die Wucht zu vergrößern und damit die Durchschlagskraft und die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass sich die Spitze verbog und oder der Dübel brach, hat man hinter der Verdickung des Holzschaftes einen, gelegentlich zwei Bleiringe angeordnet.

Bei einem Treffer hatte der Gegner dann einen verbogenen und geknickten schweren Pilum im Schild, den er nur schwer herausziehen und überhaupt nicht zurückwerfen konnte.
 

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Moin moin

Im Varusschlacht-Museum bei Kalkriese ist diese Vitrine, in der die Marschkolonne einer römischen Legion (mit Versorgungstross und Hilfstruppen) dargestellt ist. Da bekommt man erstmal einen guten Eindruck, wie groß so ein Heerhaufen war und von welchen Menschenmengen wir hier reden!
Wenn man bedenkt, dass im Teutoburger Wald ganze drei solcher Legionen zu Grunde gingen ... :rotwerd:

Liebe Grüße

ein auf Schnee wartender Andreas
 

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Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie in einer solchen Breite unterwegs waren. So günstig, dass so viele Soldaten nebeneinander marschieren können, ist Gelände selten, auch wenn es nicht bewaldet sein sollte.
 
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie in einer solchen Breite unterwegs waren. So günstig, dass so viele Soldaten nebeneinander marschieren können, ist Gelände selten, auch wenn es nicht bewaldet sein sollte.


Wer hat gesagt, dass sie so durch die Wälder marschiert sind?

Die Schauvitrine soll nur die Gliederung und die Größe einer Ledion zeigen!
 
Gut, dann hat mich wohl die Formulierung "in der die Marschkolonne einer römischen Legion (mit Versorgungstross und Hilfstruppen) dargestellt ist" irregeführt.
 
Wenn man bedenkt, dass im Teutoburger Wald ganze drei solcher Legionen zu Grunde gingen ... :rotwerd:

Im Teutoburger Wald oder im Wiehengebirge?:pfeif:

Sorry, den konnte ich mir nicht verkneifen.:D

Ansonsten Danke für das Bild. Hier wird sehr schön deutlich wie groß der Aufwand war. Und wenn man jetzt noch bedenkt, daß eine solch breite Marschornung wie dort dargestellt garnicht möglich war, so kann man über die Länge dieses Lindwurms nur kräftig spekulieren - 10km?, 15km?, 20km? ja manche schätzen sogar bis zu 30km. Aber Weihnachten ist vorbei und alle Spekulatius aufgegessen!
 
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