Da der Tumulus für dich eine Erfindung des Tacitus ist, dann ist die Varusschlacht wohl auch eine Erfindung .
Jeder Autor über die Varusschlacht , nimmt die Ausführungen bzw, die Anmerkungen antiker Schriftsteller oder Historiker für bare Münze.
Was ihnen nicht in den Kram paßt wird als Übertreibung oder Unglaubwürdig hingestellt .
Wie wird wohl unsere Geschichte in tausend Jahren dargestellt ??
Du stellst dich auf die Stufe der Verleugner um deine Beweißkraft zu stärken und dich auf eine höhere Stufe zu stellen .
Was dir nicht passt gab es nicht .
Was antike Schriftsteller schreiben ist erfunden, außer den Dingen die mir in den Kram passen .
Super Einstellung .
Gruß Henricus
Lieber Henricus,
ich
war lediglich
offen für eine These.
Inzwischen habe ich mich von Nicole hierin eines besseren belehren lassen. Ich will Dir aber die These noch einmal erklären. Die Bestattungsaktion des Germanicus mit Tumulusbau wurde 15 n. Chr. durchgeführt. Tacitus verfasste die
Annalen irgendwann zwischen 98 und 116, gemütlich in Rom sitzend. Das sind großzügig gerechnet drei Generationen, streng gerechnet vier Generationen nach dem Ereignis. Die These bestand darin, dass Tacitus Nachricht von der Bestattungsaktion hatte und diese dann in seinen Annalen farbig ausmalte - indem er nämlich die Bestattung so beschrieb, wie sie im stadtrömischen Bereich zu erwarten gewesen wäre, also mit einem großen repräsentativen Grabmal. Er hätte nicht gelogen, sondern er hätte die Bestattung so beschrieben, wie sie zuhause am wahrscheinlichsten gewesen wäre, in der fernen und zumal feindlich gesonnenen Provinz aber eben nicht. Wie gesagt, es war nur eine These. Und unberechtigt war sie nicht, da Tacitus in den
Annalen weniger Wert auf historische Genauigkeit als auf literarischen Stil legt. Sein anderes hierzulande viel rezipiertes Werk, die
Germania wird inzwischen gar nicht mehr hauptsächlich als ethnographische Quelle gelesen, sondern als Spiegel der römischen Gesellschaft. D.h. viele der Aussagen, die hierin über germanische Sitten getroffen werden, müssen gar nicht stimmen (zumal sie sowieso eine Außen- keine Binnendarstellung sind) sondern können von dem Kritiker des römischen Kaiserhauses als Lehrstück erfunden worden sein á la dem "Edlen Wilden", den wir auch aus der erbaulichen Literatur der Neuzeit kennen. Der "edle Wilde" ist ein unverfälschtes Naturkind, das nicht durch Sittenperversion der Zivilisierten auf den Pfad der Untugend gekommen ist.
Es geht also mitnichten darum, was mir "in den Kram passt", sondern darum was wahrscheinlich ist. Und ich wiederhole hier, was ich in diesem Thread schon mehrfach schreiben musste: es ist unglaubwürdig, wenn ein Autor, der zweihundert Jahre nach einem Ereignis schrieb und die Gegend nie bereist hat, mehr darüber weiß, als diejenigen, die es mehr oder weniger unmittelbar erlebten. Es fällt doch auf, dass die Texte, je weiter sie sich von der Varusschlacht entfernen, immer mehr darüber zu berichten haben.
Hier lege ich Ergebnisse der
Oral History-Forschung zugrunde, die gezeigt hat, dass Unwissen eben nicht dazu führt, dass man sich zurück hält, sondern dass man dazufabuliert. (Z.B. Harald Welzer: "
Opa war kein Nazi!"
Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis. Frankfurt/M. 2002. Ein sehr empfehlenswertes Buch, dessen Ergebnisse man - sofern es nicht um Entlastungsstrategien von Enkeln geht - getrost auch auf mittelalterliche und antike Quellen anwenden kann, handelt es sich doch hier um explizit orale Gesellschaften.)