Ich darf und will hier keine tagespolitische Debatte über unser Bildungssystem lostreten, deshalb nochmal die Frage an die DDR-Zeitzeugen:
Wie empfandet ihr die Kinderbetreuung/-erziehung zusammen mit dem Schulsystem? Und wie hättet ihr sie ohne Ideologie empfunden?
Ist gar nicht so leicht zu beantworten, da doch schon eine Weile her.
Ich war nur 1 1/2 Jahre im Kindergarten.
Die Einrichtung gibt es zum Glück für uns auch heute noch und sie ist voll ausgelastet.
Meine Schwester (4 Jahre jünger) hat aber von Krippe ab 1. Lebensjahr bis Kindergarten 6. Lebensjahr alles mitgemacht. Für uns Kinder war es eine sehr feine Sache. Der Tagesablauf entsprach in etwa dem in dem einen Link von balticbirdy. An ideologische Sachen in dieser Zeit habe ich keine Erinnerung.
1973 wurde ich eingeschult und auch gleich Jungpionier und 3 Jahre später Thälmannpionier. Der Unterschied bestand in der Farbe des Halstuches.
Ich habe mir gerade mal die Statuten rausgesucht und muß sagen das einiges (aus heutiger Sicht) ganz schön befremdlich klingt. Anderes aber auch heute problemlos vermittelt werden könnte. Wenn mich aber damals jemand gefragt hätte was ich von dieser Ideologie halte, hätte ich überhaupt nicht gewußt was man von mir will. Es gehörte halt dazu.
Bis von 7-13 Uhr hatten wir Schule, danach Mittagessen und danach konnte wer wollte bis 17 Uhr im Hort bleiben. Dort wurden dann Hausaufgaben gemacht und gespielt. Aber nur bis zum Ende der 4.Klasse.
Ab der 7. Klasse hatten wir dann Staatsbürgerkunde als Unterrichtsfach, wo dann auch gelegentlich gefragt wurde was am Abend vorher in der Aktuellen Kamera für Themen waren. Das konnte dann auch schon mal ins Auge gehen, da wir zu Hause auch die Heute-Sendung vom ZDF sahen.
Ab diesem Zeitpunkt beginnt die für mich fassbare Ideologische Erziehung.
Fassbar auch deshalb, weil ich durch das Westfernsehen auch eine andere Sicht der Dinge sah. Auch wenn das nicht meine eigene war.
1 Jahr später wurde ich dann in die FDJ aufgenommen. Das war insofern nervig, weil wir bei allen möglichen Anlässen mit dem FDJ-Hemd rumlaufen mußten.
Wie ich meine Schulzeit empfinde und wie ich sie mir ohne Ideologie vorstelle ist jetzt schwer zu beantworten. Die Schulbildung als solche empfand und empfinde ich als gut. Als Manko empfand ich nur, das der Geschichtsunterricht zu einseitig auf die Geschichte der "Unterdrückten und der Arbeiterklasse" beschränkt. Staatsbürgerkunde emfand ich als nervig.
Allerdings empfindet meine Tochter Religion oder Ethik heute auch als nervig.