Und noch etwas zur Nazi-Keule: Die Wissenschaft steht und fällt mit der Unterscheidung. Wenn rechte Gruppen und Neonazis sich auch auf die Wikinger berufen, dann ist das auch ein Ergebnis der Relativierung der Lebensweise der Wikinger, die mit Jens Jacob Asmussen Worsaae begonnen hat.
wenn rechte Gruppen und Neonazis aich auch auf Wikinger und sonstige Germanen und Arier etc. berufen, dann hat das eher mit unreflektierten und dümmlichen rassistischen Einstellungen zu tun als mit einer Verharmlosung oder Relativierung von Wikingern, Germanen etc.
ich bleibe dabei, dass es keine gute Idee ist, raubfahrende Wikinger mit der Schreckensherrschaft der Nazis zu vergleichen - das "tausendjährige Reich" hat mit ungeheuerer bürokratischer Akribie in wenigen Jahren eine monströse Vernichtungs- und Mordmaschinerie hergestellt, wie es sie zuvor nicht gegeben hat. Nein, ein solcher Vergleich ist unangemessen - gerade in einem Geschichtsforum, und in Romanen übrigens auch :winke:
der Vergleich mit der 68er Bewegung und der daraus resultierenden RAF hinkt ebenfalls, denn selbst die frühen Wikinger waren alles andere als eine Protestbewegung :winke:
Der Begriff "Wikinger" in der Überschrift "Wikingerbesiedlung" hatte inhaltlich keine Relevanz, war einfach ein umgangssprachliches Etikett.
:rofl::rofl::rofl: auf einmal Umgangssprache und keine Verharmlosung? ...da widersprichst du dir ein wenig... denn wenn, deinen eigenen Worten zufolge, niemals Wikinger nach Grönland und Vinland gefahren sind, dann ist die Bezeichnung Wikinger-Besiedlung doch in doppelter Hinsicht falsch, oder nicht? ich dacht, von dir gelernt zu haben, dass echte Wikinger eben nicht siedeln (außer hinterher, quasi im Rentenalter) und schon gleich gar nicht auf Island und nachfolgend Grönland :winke:
aber ok, dann wirst du umgangssprachlich ja auch nicht mehr gegen Namen wie Völkerwanderung und Wikingerzeit wettern müssen
Anfänglich waren das Halbstarke (man wurde mit 16 Jahren schon volljährig), Söhne von Häuptlingen und Kleinkönigen, die im Ausland Beute machten, mit der sie dann später einen Hof kauften und sich niederließen. (...)
Doch das änderte sich bald. (...) so haben sich die späteren Wikingerbanden, die das Schreckensbild in der frühen Literatur und Annalistik geprägt haben, aus dem Abenteurertum der Frühzeit herausgeschält. Daran waren aber schon keine Isländer mehr beteiligt. Jene haben einfach den größten Lärm gemacht und den tiefsten Eindruck hinterlassen. (...)
...gestaltete sich das Beutemachen der frühen, abenteuerlustigen JungWikinger, der Königs- und Häuptlingssöhne, denn friedlicher und lieblicher als die späteren "Mordbanden"? ....
bezeichnend scheint das sippenhafte Rechtsverständnis, dass man daheim an regeln gebunden ist, die man aber aus (durchaus brutalen und rücksichtslosen!) Effizienzgründen in der Fremde nicht zu berücksichtigen braucht - und das scheint doch für frühe wie spätere Raubzüge gleichermaßen typisch zu sein
bzgl. dem Theoderich hast du was falsch verstanden - wegen deiner Bezeichnung "Totschläger" für Erik den Roten habe ich Theoderich erwähnt, welcher heimtückisch den Odoakar totschlug; das muss man nicht gutheißen, aber ganz unalltäglich war sowas im frühen Mittelalter nicht. Erik "gründete" Grönland nach seiner Totschlagtat, Theoderich das ostgotische Italien.
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was sicher nicht in einen Grönlands-Ende-der-nordischen-Besiedlung-Faden gehört - vielleicht können wir das in einem anderen Faden diskutieren? - ist die Frage, ob die geradezu sprichwörtliche Grausamkeit der Wikinger (jetzt meine ich die von dir so bezeichneten Mordbanden bzw. Raubfahrten) sich damals tatsächlich so gravierend von anderen kriegerischen Unternehmen unterschied, oder ob hier - aus verschiedenen Gründen - ein verzerrtes Bild vorliegt. Heidnische Gegner wie Nordmänner, Hunnen, Ungarn wurden oft und gerne als besonders grausam überzeichnet - andererseits vermitteln die Quellen zu frühmittelalterlichen Kriegszügen merowingischer oder karolingischer Truppen kein humaneres Bild als das der Wikinger (und hierzu ist eben das Kriegskapitel beim Scheibelreiter aufschlußreich)