Ildico - Hildchen*) Kriemhild als die Nebenfrau Ildico Attilas Ildico – Wikipedia die dann im Norden Gudrun heißt...
Du hast Chimnechild vergessen! Die Frau Sigiberts III.!
Brunichild - Namensähnlichkeit mit Brynhild, allerdings das Ende der westgotischen Merowingerin (bei Gregor) ist alles andere als glanzvoll oder gar heroisch und scheidet als quasi "Walkürenvorbild" aus.
Wir wissen doch, wie sehr sich Geschichten verändern. Nehmen wir Brünhild, die sitzt im Nibelungenlied auf Island (weit weg, exotisch), in der Thidreks-Saga von Fenedi (Venedig) aus gesehen jenseits der Berge in Svava (Schwaben?) in einer Burg auf einer Insel in einem See (Bodensee?).
Nehmen wir das Rolandslied. Der historische Roland kommt in zwei Quellen vor. Als Zeuge bei einem Rechtsakt als Rotholandus, und als überfallener und getöteter Anführer der Nachhut Karls des Großen in der fränkischen Reichsannalen als Hruodland.
Wir wissen historisch, dass es bei dem Feldzug gegen a) die Mauren und b) die Basken ging.
Was macht das Rolandslied daraus? Einen Feldzug gegen Zaragoza mit Intrigen im fränkischen Heerlager. Der fiktive Bischof Turpin, der im Rolandslied auftaucht, bekommt später eine Biographie, und ihm wird eine Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela angedichtet. In Spanien wird der Rolandsepos um Bernaldo del Carpio erweitert, denn Roland avanciert zum Antihelden (wahrscheinlich, weil Alfonso VI. seine Töchter mit französischen Adeligen vermählte [Urraca mit Raymond de Bourgogne, Teresa mit Henri de Bourgogne, Henri und Raymond waren Cousins] und sich die kastilisch-leonesischen Adeligen zurückgewiesen fühlten und man dem damals am Königshof populären - französischen - Helden Roland einen kastilischen Gegenhelden gegenüberstellen wollte. Dieser fiktive Bernaldo de Carpio hat sogar seit dem SpätMA ein eigenes Grab.
Dass also die Geschichten um Brunhild, Siegfried, die Burgunder und Attila gegenüber der Historie völlig verdreht sind, ist doch überhaupt nicht weiter ungewöhnlich, wenn man sich das im Vergleich mit anderen Epen ansieht.
Die Ermordung Sigiberts I. geschieht natürlich anders, als die Siegfrieds im Nibelungenlied, aber gemeinsam ist beiden Ermordungen doch, dass sie hinterrücks erstochen werden. Durch Leitsilbenkontinuität und der Popularität des Sigi-Namens in verschiedenen germanischen Völkern konnten verschiedene Sigi-s zum Siegfried des Nibelungenlieds oder der nordischen Sage verschmelzen. Außerdem ist Sigibert austrischer König und somit auch Herr Xantens (ze Santen)
Do wuohs in niderlanden | eins vil edelen kvneges kint
des vater der hiez sigemvnt | sin mvoter sigelint
in einer richen bverge | witen wol bechant
nidene bi dem rine | div was ze santen genant
sivrit was geheizen
Und Sigiberts Verbündeter Guntram I. (Bruder durch beide Eltern) kann gut mit dem Burgunderkönig Gundahar zum Nibelungenkönig Gunther verschmolzen sein. Das Wechselbad zwischen Brüdern als Verbündete und Gegner findet sich ja auch im Nibelungenlied wieder. Gunther will seinen Schwager ja zunächst nicht töten lassen, bis er dann schließlich doch davon überzeugt wird. Der historische Sigibert und sein Bruder Guntram sind zunächst verbündet.
Sigibert I. ist mit Brunichildis verheiratet.
Sigibert III. ist mit Chimnechild verheiratet.
Sigibert von Gembloux fand Sigibert III. so wichtig, dass er eine
Dass der skaldische Held Sigurd vom flugs abgemesserten merowingischen Sigibert (verheiratet mit Brunichild) inspiriert sein könnte, erscheint eher unwahrscheinlich.
So "flugs abgemessert" ist Sigibert I. gar nicht. Gregor berichtet von zwei Abwehrschlachten Sigiberts gegen die Hunnen. In Buch IV, Kapitel 23 wird Sigiberts Reich von den Hunnen angegriffen und während Sigibert die Hunnen vertreibt, erobert sein eigener Bruder Städte von ihm:
"Nam post mortem Chlothari regis Chuni Gallias appetunt, contra quos Sigyberthus exercitum dirigit, et gestum contra eos bellum, vicit atque fugavit. Sed postea rex eorum amicitias cum eodem per legatus meruit. Dum autem cum eis esset turbatus Sigyberthus, Chilpericus, frater eius, Remus pervadit et alias civitates, quae ad eum pertenebant, abstulit."
Aber Sigibert I. vertreibt nicht nur die Hunnen, sondern auch seinen Bruder Chilperich. Er ist also ein überaus erfolgreicher Feldherr, der einen Zweifrontenkrieg siegreich bestehen kann!
Bei einem zweiten Hunneneinfall (IV, 29) ist Sigibert nicht ganz so erfolgreich, Gregor vernebelt hier etwas die Ereignisse. Es scheint so, als sei Sigiberts Heer geflohen und Sigibert in hunnische Gefangenschaft geraten, habe dann aber mit den Hunnen, mittels der Kunst des Schenkens, einen Friedensvertrag geschlossen und die Hunnen seien nie wieder gekommen. Gregor macht auch hier Sigibert zum Sieger (denn der Hunnenkönig gibt Sigibert vollkommen unmotiviert viele Geschenke), aber ich denke, man darf Gregor hier Geschichtsklitterung vorwerfen:
„Chuni vero iterum in Gallias venire conabantur. Adversum quos Sygiberthus cum exercitu dirigit, habens secum magnam multitudinem virorum fortium. Cumque confligere deberent, isti magicis artibus instructi, diversas eis fantasias ostendunt et eos valde superant. Fugiente autem exercitu Sigyberthi, ipsi inclusus a Chunis retenebatur, nisi postea, ut erat elegans et versutus, quos non potuit superare virtute proelii, superavit arte donandi. Nam, datis muneribus, foedus cum rege iniit, ut omnibus diebus vitae suae nulla inter se proelia commoverint; idque ei magis ad laudem quam ad aliquid pertinere opproprium iusta ratione pensatur. Sed et rex Chunorum multa munera regi Sigybertho dedit. Vocabatur enim gaganus. Omnes enim regis gentes illius hoc appellantur nomine.“
Ich will jetzt gar nicht die multa munera, die der rex Chunorum dem regi Sigybertho gab, zum Nibelungenhort aufbauschen, aber ganz grundsätzlich, dass der Großkhan seinen Gefangenen als gaganus (Khagan!) würdigte und ihn mit Geschenken entließ, muss auf die Zeitgenossen Eindruck geschunden haben (auch wenn der Hunne vielleicht ganz andere Absichten hegte).
Sigibert III. (der mit Chimnechild verheiratete), wurde 400 Jahre nach seinem Tod unverwest in seinem Grab aufgefunden (wir müssen uns nicht um den Wahrheitsgehalt streiten)
In den Siegfried mag aber auch der Vorfahrt Mathildes von Tuszien Sigifredo eingeflossen sein. Immerhin kann man das deutsche Nibelungenlied auch als tagespolitisch vor der Folie des Investiturstreits lesen und am Stratordienst, den Siegfried Gunther leistet, bemisst Brünhild Siegfrieds, Gunther untergeordneten Rang (was ja ein von Gunther und Siegfried absichtsvoll herbeigeführter Irrtum ist).
Mathilde von Tuszien übernahm während des Investiturstreits eine wichtige Rolle im Konflikt zwischen päpstlicher und kaiserlicher Partei.
Sie kannten ja auch Theoderich den Großen und die Rabenschlacht (< Schlacht von Ravenna), das althochdeutsche Hildebrandtslied ist ein Fragment aus dem Dietrichssagenkreis, wo der Konflikt zwischen Theoderich und Odoaker thematisiert wird (her was Otachre ummet tirri,Die Kriegszüge, Eroberungen, Reichsteilungen usw. der Merowinger: nichts davon taucht im codex regius auf.
Zuletzt bleibt auch die Frage: woher hätten die Skalden des 13. Jhs. (und später) im Norden Kenntnisse über die 700 Jahre "entfernten" Merowinger haben sollen? Gregor von Tours etc war nun nicht gerade die Schullektüre der Nordmänner
degano dechisto miti Deotrichhe.) . Diese Stoffe waren also offenbar virulent und gingen um. Nur in den skaldischen Varianten wird Theoderichs Zeitgenosse und historischer Feind Odoaker durch Theoderichs Vorfahren "Jörmunrek" (Ermanarich) ersetzt. Da will also plötzlich Theoderichs Urururgroßonkel Ermanarich (+376) seinem Urururgroßneffen (die Ur-s habe ich jeweils nicht gezählt, sie sind also in der Menge nicht wörtlich zu nehmen) Theoderich (*45x) ans Leder...