Scharrukin
Mitglied
"Schuld" am Krieg ist immer der Verlierer, kenne bisher keinen Fall wo das anders gewesen wäre...
Folge dem Video um zu sehen, wie unsere Website als Web-App auf dem Startbildschirm installiert werden kann.
Anmerkung: Diese Funktion ist in einigen Browsern möglicherweise nicht verfügbar.
Hier stoßen wir auf ein Interpretations- (und Quellen-) problem. War die Expansion der Barkiden in Spanien "gegen Rom gerichtet"? Diente Spanien als wirtschaftliches Sprungbrett Richtung Italien und damit Richtung Rom?
Wir können davon ausgehen dass Karthago (bzw. die Barkiden) darüber im Klaren gewesen sein müssen, dass sie - je weiter sie in den Norden vordrangen - immer mehr in "römische Interessensgebiete" (wenn man dies überhaupt so sagen kann) vorstießen. Karthago (die Barkiden) nahmen dies jedoch in Kauf. Dies kann - muss man jedoch nicht - als eine karthagische Inkaufnahme eines Kriegsrisikos mit Rom werten.
Hier wäre von Interesse ob die barkidsche Eroberungspolitik in Spanien von der karthagischen Elite initiiert oder legitimiert wurde. Wäre dem so könnte man von einer Umlenkung der barkidischen Interessen durch die karthagische Elite (die wohl dem Ehrgeiz dieser Familie argwöhnisch gegenüberstand) sprechen, die das Ziel hatte die Barkiden so weit wie nur möglich von der karthagischen Innenpolitk fernzuhalten.
Ich bin daher der Meinung, dass die Eroberung Spaniens durch die Barkiden deshalb wohl kaum als eine imperialistische Maßnahme mit Hinblick eines Krieges auf Rom gewertet werden kann.
"Schuld" am Krieg ist immer der Verlierer, kenne bisher keinen Fall wo das anders gewesen wäre...
Als Rom dann aber den Ebrovertrag Karthago anbot, konnte man in Karthago ja wohl eher davon ausgehen, dass die bisherigen - vor allem aber die zukünftigen Eroberungen in Spanien Roms Segen haben würden.
Auch hier stellt sich wieder die Frage, ob der Argwohn Karthagos den Barkiden gegenüber vor dem 2. Punischen Krieg gegeben war. Immerhin muss man bedenken, dass Karthago während des 2. Punischen Krieges diesen Krieg immer unterstützt hat, eine Opposition gegen Hannibal, dessen Pläne und Wünsche ist eigentlich kaum erkennbar. Erst nach dem verlorenen Krieg gibt es Äußerungen, die auf Missfallen hindeuten. Doch das kann man auch als Gefälligkeitsäußerungen gegenüber Rom deuten und nicht zwingend als Beweis hernehmen, wie die Haltung vor dem Krieg war.
.. sollte sich im Laufe dieser Diskussion ergeben, dass Rom zielgerichtet auf den Krieg hingearbeitet hat, Karthago dagegen nicht, wäre Rom die Schuld zuzuweisen, womit ein Fall gegeben wäre, wo der Sieger am Krieg "Schuld" gehabt hätte.
Von daher denke ich, dass Hannibal und der Angriff auf Sagunt Karthago in eine Lage gebracht hat,
Ich würde den Satz so formulieren: Rom hat Hannibal und Karthago durch sein Bündnis mit Sagunt in eine Lage gebracht, die auf Krieg hinauslaufen musste.
...Es stellt sich die Frage: Bereute Rom zu diesem Zeitpunkt den Ebrovertrag und die damit einhergehende Okkupierung des Landes durch die Karthager? Stellte der Angriff Sagunts auf diesen Ibererstamm und der darauffolgende Krieg (der zu Anfang wohl gemerkt um Spanien ging!) eine Art von "Reue-Aktion" Roms dar, um diesen Vertrag und den damit de jure einhergehenden Verlust Spaniens für die römischen Interessen zu negieren?...
Jakob Seibert „Hannibal“ S90f schrieb:Nachdem der ärgste Stein des Anstoßes beseitigt war, legten die Konsuln dem Volk den [Anm. Kriegs-] Antrag vor. Sie schilderten wohl den Krieg als einen kurzen und leichten Waffengang mit großen Gewinnen. Die Karthager galten als reich. Für diese Menschen, die bisher in Rom ihren Tribut abgeliefert und die sie im letzten Krieg besiegt hatten, brachten sie nur Verachtung als militärische Gegner auf. Der verlockenden Faszination der […]beute konnten sich die Bürger nicht entziehen…
Für die Invasion in Afrika waren 160 Kriegsschiffe, dazu 12 Schnellsegler vorgesehen, während für das spanische Unternehmen nur 60 Schiffe ausreichen sollten, ein aufschlussreicher Hinweis auf das Schwergewicht der römischen Offensive. Bezeichnend für die Sorglosigkeit der römischen Vorbereitungen ist die Tatsache, dass die bei einem karthagischen Angriff gefährdeten Außenposten auf Sizilien und Sardinien nicht mit einem Heer geschützt wurden…
Ich würde den Satz so formulieren: Rom hat Hannibal und Karthago durch sein Bündnis mit Sagunt in eine Lage gebracht, die auf Krieg hinauslaufen musste.
Ich habe mehr als nur Probleme die Begriffe „Reue“ und „Angst“ Roms vor Karthago oder den Barkiden im Kontext mit ihrer Politik gegenüber Karthago und besonders was Spanien betrifft zwischen dem 1. & 2. Punischen Krieg irgendwo festmachen zu können.
Karthago galt nach diesen Ereignissen als ein schwacher, leicht zu überwindender und zudem extrem reicher Staat. Alle Kriegsplanungen Roms zu Beginn des 2. Punischen Krieges tragen dieser Einschätzung Rechnung: Man wollte nahezu zeitgleich in die karthagischen Gebiete Spaniens einfallen und von Sizilien aus Karthago direkt angreifen. Hätte man Karthago eine wirklich ernste Widerstandskraft zugetraut, oder gar Angst vor den Puniern gehabt, hätte man sich niemals gleichzeitig auf zwei derart anspruchsvolle (Fern!) Unternehmungen eingelassen! Beide Unternehmungen sollten über das Meer gestartet werden (Stichwort: Karthagische Flottenschwäche) und beide Küsten waren feindlich besetzt ohne jeden römischen Stützpunkt, der eine sichere Landung hätte erleichtern können. Die Schwierigkeiten einer Seeinvasion setze ich als Bekannt voraus! Beide Unternehmungen mussten daher mit extremen Situationen zu Beginn fertig werden. Dass Rom sich dies zutraute, unterstreicht ihre Bewertung der militärischen Möglichkeiten Karthagos und die römische Einschätzung der Festigkeit des karthagischen Bündnissystems.
Die Stadt hatte von sich aus Krieg gegen karthagische Bündnispartner begonnen und musste erwarten, dass diese ihre Klienten schützen würden.
[FONT="]Vielleicht sah Rom die Ausdehnung des karthagischen Machtbereichs in Spanien als eine auf lange Sicht potentielle Bedrohung an? Als der Krieg jedoch ausbrach, schätzte man sie keineswegs als starken Gegner ein.
[/FONT]
Was meines Erachtens klar gegen Karthargos/Hannibals völlige Unschuld spricht, ist die sehr schnelle Verlegung enormer Truppen aus Spanien Richtung Italien nach dem Fall Sagunts.
Sehe ich genauso.
Mit Beginn des Konfliktes um Sagunt allerdings könnte Hannibal klar geworden sein, dass die Entwicklung auch auf einen neuen Konflikt mit Rom hinauslaufen könnte. Dafür könnte man zwei Gründe finden:
1. Die Ereignisse um Sagunt gleichen sich ziemlich denen vor Beginn des 1. Punischen Krieges.
2. (wichtiger) Die Forderungen Roms an Hannibal und Karthago während der Belagerung von Sagunt könnten gezeigt haben, dass Rom konfliktbereit war.
Nur beweisen Ereignisse Hannibals, der Barkiden oder der Karthager allgemein im Zuge der Sagunt-Krise nicht, dass man mit Beginn der Aktivitäten in Spanien die Grundlagen legen wollte einen erneuten Krieg gegen Rom zu führen.
Ich sehe nachwievor bis zur Sagunt-Krise keine karthagische Aktivität, die es berechtigen würde die Kriegsschuldfrage zum 2. Punischen Krieg an Karthago zu geben. Und die Sagunt-Krise wurde maßgeblich auch durch römisches Verhalten hervorgerufen, nicht durch karthagisches.
Und man kann ja wohl keineswegs Karthago die Schuld geben, wenn man auf römische Provokationen und Vertragsbrüche reagiert.
Wir verwenden essentielle Cookies, damit diese Website funktioniert, und optionale Cookies, um den Komfort bei der Nutzung zu verbessern.
Siehe weitere Informationen und konfiguriere deine Einstellungen