Ich sehe einige Ungereimtheiten in deinem Beitrag.
1) Der Vorwurf des Verbrecherischen richtet sich zunächst nicht gegen die Religion Christentum, sondern gegen die Institution ´christliche Kirche´ bzw. deren Varianten (ab der Reformation). Da du das anders zu sehen scheinst, nehme ich an, dass du Deschner völlig missverstanden hast - wie so viele in diesem Forum. Es ist schon merkwürdig, mit welcher Emotionalität Deschner in diesem Thread, gleich vom Start weg, attackiert wird, als sei er der Verbrecher und nicht jene, die Frauen folterten und verbrannten. Nicht mal 1 Prozent des Widerwillens, der hier Deschner zuteil wird, richtet sich gegen die Verbrechen der Kirche. Sehr christlich!

Deschner ist übrigens persönlich ein liebenswürdiger und gar nicht fanatischer Mann, das hat mir ein Korrespondenzpartner bestätigt, der Deschner vor längerer Zeit einmal besucht hat.
2) Mit den Azteken kannst du nicht argumentieren, da ihre nach heutigen Maßstäben anti-menschenrechtliche Praxis offizieller Teil ihres Kultes war. Das liegt auf einer ganz anderen Ebene als die der Kirche zur Last gelegten Verbrechen: Diese waren nicht Teil eines Kultes, sondern Teil einer machtpolitischen Praxis, zu welcher man auch die Verbrechen der Inquisition zählen kann, da diese den Zweck hatte, die Macht der Kirche zu stabilisieren. Und zu welchem "differenzierten Urteil" anstelle von "Polemik" soll man bitte schön bei den Azteken gelangen, was ihre Rituale betrifft? Hinter einem modernen PC sitzend lässt sich leicht fordern, man solle jene Kultur verstehen. Du hörst nicht die Schreie der Opfer und siehst nicht ihr bis auf die Knochen zerfetztes Fleisch. Von den Maya ist bekannt, dass sie bei Opferritualen Kindern, nebst anderen Sadismen, bei lebendigem Leibe den Unterkiefer entfernten. Vermutlich gab es Vergleichbares auch bei den Azteken. Hier war die Grausamkeit
als solche Teil des Systems. Die Maya wussten, dass es grausam war, und praktizierten es
gerade deswegen. Diese Grausamkeit ist nicht unsere Interpretation, sie war den Maya sehr bewusst. Dazu ein Gedankenspiel: Wie würdest du handeln, wenn du - per Zeitmaschine zu einem solchen Ritual versetzt und mit modernen Waffen ausgerüstet - die Gelegenheit hättest, das Opfer aus der Gewalt der Priester zu befreien? Würdest du denken: "Was soll´s? In dieser Epoche gibt es andere ethische Maßstäbe als bei uns, also guck´ ich einfach nur zu, wie das Kind unsäglich leidet", oder würdest du aktiv werden? Falls letzteres: Damit würdest du eingestehen, dass auch für vergangene Epochen die heutigen ethischen Maßstäbe anwendbar sind - und somit auch gelten - , unabhängig davon, dass die Menschen jener Zeit noch kein entsprechendes Bewusstsein hatten. Angenommen, die Maya würden dich dann fragen, warum du dem Kind geholfen hast, wie würdest du das begründen? Du würdest sicher versuchen, ihnen die modernen Maßstäbe begreiflich zu machen, was impliziert, dass du ihnen die Falschheit ihrer eigenen Maßstäbe vermittelst.
3) Natürlich ist die Institution Kirche kein "monolithischer Block". Was aber zählt, ist der rote Faden in ihrer Geschichte, und der ist ja nun wirklich blutrot. Erst die Epoche der Aufklärung schob solchen Machenschaften einen Riegel vor. Die Geschichte der Kirche basiert, soweit uns überliefert, vom Start weg auf Quellenfälschung und machtorientierter Praxis. Es gab später einen Quantensprung der kirchlichen Macht durch die Fälschung einer "Konstantinischen Schenkung". Ohne diesen Betrug wäre die Kirchengeschichte anders verlaufen, vermutlich weniger´erfolgreich´. Deschner hat praktisch jedes Jahrzehnt dieser Geschichte auf verbrecherische Praxis durchleuchtet und wurde stets fündig. Es sage bitte keiner, dass jene Praxis damals prinzipiell nicht als unmoralisch empfunden wurde. Natürlich waren Betrug, Mord und Vergewaltigung* in der Antike und im MA allgemein als unmoralische Handlung anerkannt, allerdings im Vergleich zu heute viel schwerer zu beweisen.
* Vergewaltigungen (von Pfarrersehefrauen) fanden bei der Durchsetzung des Zölibats durch Soldaten des Papstes statt sowie im Zuge der scheußlichen ´Hexen´-Prozesse
4) [Mod: gelöscht]
5) Du scheinst Deschners Werk kaum zu kennen, wenn du ihm unterstellst, das Judentum außen vor zu lassen. In Band 1 geht er gleich zu Beginn auf die Gewalt als Element der jüdischen Religionsentwicklung ein.
Ich will nur sagen, wie ich über deinen Beitrag denke, aber damit nicht in eine Diskussion über Moral und Unmoral der Kirche eintreten, da ich darin - in diesem Forum - leider keinen Sinn sehe. [Mod: gelöscht].