Luftbildarchäologie und Google Earth

Keltoi

Neues Mitglied
Hallo, ich hätte mal eine Frage die mich ein wenig beschäftigt.
Taugt Google-Earth für den Einsatz (zusätzliches Hilfsmittel) in Bereich der
Luftbildarchäologie, oder ist das Quatsch? Ich denke z.B. an Probleme wie
die Auflösung der Satelitenkameras, an optische Verzerrungen, oder gar
Scanfehler (habe einmal auf einem Google Earth Bild von einer Seeoberfläche
die Leiterbahnen des Chip-Optik des Sateliten erkennen können).

Ich kenne mich natürlich nicht mit der Luftbildarchäologie und deren
technischen Anforderungen aus, aber könnte Google Earth eventuell
doch dabei helfen, oder wird es sogar bereits dafür genutzt?

Vielen Dank und beste Grüße
Carsten
 
Hallo, ich hätte mal eine Frage die mich ein wenig beschäftigt.
Taugt Google-Earth für den Einsatz (zusätzliches Hilfsmittel) in Bereich der
Luftbildarchäologie, oder ist das Quatsch? ....


Ave Carsten,

also Google-Earth taugt auf jedenfall, natürlich mit spezifischen Einschränkungen.

GoogleEarth enthält keineswegs nur Satellitenfotos, im Gegenteil sind es in den dichtbesiedelten gebieten meistens Luftaufnahmen, die weit besser aufgelöst sind. Z.B. auf der Luftaufnahme, die mein Zuhause zeigt, kann ich bei Google sogar bis auf meinen, leider unaufgeräumten Schreibtisch, im Dachgeschoss gucken.

Es ist auf jedenfall ersteinmal kostenlos und flächendeckend! D.h. man kann da ungestört schauen. Im Prinzip kann man zwar auch zu den Landesvermessungsämtern gehen, dort gibt es jede Menge Material. Ist aber zeitaufwendig und kostet dann auch noch 20 bis 40 euro für jede Kopie, die du da ziehst. Und wenn dann noch eine Landesgrenze genau durch dein Gebiet läuft, kannst du auch noch eine Reise zum nächsten Vermessungsamt einplanen.

Man kann sich auch einen Flieger mieten, kostet ca. 3 Euro/Minute=180 Euro/h pro Stunde, dass habe ich auch schon gemacht. Das Problem bei allen vermessungstechnischen Luftaufnahmen ist halt, dass sie unter Bedingungen entstehen, die nicht immer optimal sind für archäologische Zwecke. So fliegen die Landesvermessungsämter i.d.R. bei Sonnenhochstand und schönem Sommerwetter. Für Bodenmerkmale zu erkennen ist aber häufig flacher Sonnenstand oder Übergangswitterung, freie Felder, geringfügiger Schnee, etc .pp. günstiger.

Also mein Tip: Erstmal GoogleEarth, und falls man wirklich einen begründeten Verdacht nach geht, muss man besseres bzw. ergänzendes Material dazu besorgen. Dass ist auch deshalb wichtig, da man unter den verschiedenen Bedingungen, sei es nun der Aufnahmetechnik (Wellenlänge) oder der Witterung und Tages/Jahreszeit, unterschiedliche und sich ergänzende Informationen bekommt. Es kann sein dass man auf dem einen Bild einen Brandhorizont und keinen Graben, auf dem anderen Foto den Graben aber dafür keinen Brand sieht.

Wenn du Material für Veröffentlichungen brauchst, kannst Du im Prinzip bei Google nachfragen. Die antwort kann ich dir schon sagen: Für private Webseiten kannst du screenshots gerne verwenden, für Publikation musst du aber an die Rechteinhaber der Bilder direkt heran treten. Hier in Deutschland ist dass meist die Firma Geocontent. Bei deren offizieller Preisliste für kommerzielle Zwecke setzt du dich erstmal hin. Für wissenschaftliche Publikationen machen Sie dir aber sehr viel bessere Konditionen, das ist dann bezahlbar.

Beste Grüsse, Trajan.
 
Zuletzt bearbeitet:
Luftbildwunderwelt

@ Trajan

Hey, vielen Dank für die ausführliche Beschreibung, das beeindruckt mich
doch schon sehr! Ich bin ja noch nicht lang hier im Forum und "tapse" auch
noch etwas unsicher hier herum, denn bei dem grossen Wissenstand mancher
Mitglieder, komme ich mir dann doch erstmal etwas "dämlich" vor. ;-)

Wenn ich also Deinen Infos folge (nein nicht bis zum Schreibtisch), dann kann
man also schon einiges mit G-E anfangen. Ein konkretes Thema dazu habe ich
dann auch ( siehe hier: http://www.geschichtsforum.de/383109-post7.html ).
Gegenüber einer historischen Burganlage im Südharz, wo man sogar Spuren
keltischen Wirkens fand, haben ich und meine Begleitung im Bereich des zum
Harz aufsteigenden, auf der anderen Talseite liegenden Geländes, in einem
kürzlich zuvor bestellten Feldstück eine fast kreisrunde Bodenerscheinung
sehen können, die an eine Art kleine Wallanlage oder einen Siedlungsplatz
erinnert. Leider haben wir dummerweise keine Fotos aus der Ferne gemacht,
und aus der Nähe betrachtet, war dann dort nichts mehr erkennbar. Der Zeit-
punkt der Sichtung von der anderen Talseite war etwa gegen 17 Uhr (Jahres-
zeit Mitte September). Mit Google-Earth war diese Erscheinung nicht auffind-
bar.

Noch eine Frage, darf man eigentlich hier im Forum Links zu Google-Earth
setzen, oder nur die Koordinaten? Vielen Dank.

Und nocheinmal Danke an Trajan !!

Beste Grüße
Carsten
 
...
Gegenüber einer historischen Burganlage im Südharz, wo man sogar Spuren
keltischen Wirkens fand, haben ich und meine Begleitung im Bereich des zum
Harz aufsteigenden, auf der anderen Talseite liegenden Geländes, in einem
kürzlich zuvor bestellten Feldstück eine fast kreisrunde Bodenerscheinung
sehen können, die an eine Art kleine Wallanlage oder einen Siedlungsplatz
erinnert. ...


Ave Carsten,

nun, ich bin kein Keltenexperte, dazu kann ich also wenig sagen. Also kann ich dir nur grundsätzliche Ratschläge geben.

Erstmal: Ein 50 m durchmessender Ring kann tatsächlich was interessantes sein, vielleicht ist es aber auch nur das ehemalige Fundament eines Getreidesilos oder sowas ähnliches. Bei allen Bodenmerkmalen ist immer die Frage: Menschlicher oder natürlicher Ursprung? welche Zeitstellung? Ad hoc kann man dazu kaum etwas sagen.

Ein halbwegs perfekter Ring ist immer interessant, da er nur selten natürlichen Ursprungs ist. Letzteres kann aber auch sein. So erinnere ich mich an einen Fall, den ich im Web zufällig sah, muss mal schauen ob ich den noch finde. Jedenfalls war da auf Luftbildern eine perfekte mehrfach konzentrische Struktur zu sehen. Das sah dermassen antropogen aus, dass tatsächlich die Landesarchäologie ausgerückt ist, was wirklich ausserordentlich selten vorkommt. Man hatte Schnitte gebuddelt, und es war natürlichen Ursprungs! Eine seltene geologische Anormalität.

Also ich würdemal sagen: Falls du in der Nähe wohnst, kannst du versuchen der Sache auf den Grund zugehen. Frag den Bauern mal was dass sein könnte, mach Fotos. Aber sei nicht enttäuscht, wenn es was völlig triviales ist.

Andererseits, wenn du auf "Grundeis" stösst, kann es ein interessantes Hobby für dich werden. Hast du erstmal Belege für einen interessanten Hintergrund, besorge dir eine Grabungsgenehmigung für z.B. Metalldetektoren. Dann schaut man weiter. Wenn du was findest, wird sich dein Kreisarchäologe dafür interessieren, vorher wohl ehr nicht.

Nur vorab eins: Häng dich nicht vorzeitig mit wackeligen Vermutungen aus dem Fenster, sonst manövrierst du dich in eine eventuell peinliche Situation. Ansonsten, gib mal die Google Koordinaten, dann werf ich mal einen Blick darauf.

Beste Grüsse, Trajan.
 
Ein halbwegs perfekter Ring ist immer interessant, da er nur selten natürlichen Ursprungs ist. Letzteres kann aber auch sein. So erinnere ich mich an einen Fall, den ich im Web zufällig sah, muss mal schauen ob ich den noch finde. Jedenfalls war da auf Luftbildern eine perfekte mehrfach konzentrische Struktur zu sehen. Das sah dermassen antropogen aus, dass tatsächlich die Landesarchäologie ausgerückt ist, was wirklich ausserordentlich selten vorkommt. Man hatte Schnitte gebuddelt, und es war natürlichen Ursprungs! Eine seltene geologische Anormalität.

Den meinst Du aber nicht, oder? Denn da ist es tatsächlich anthropogen:
http://www.gefao.de/images/literatur/AiO5/AiO5-03.pdf
 
Danke Trajan !

Alos ich bin echt beeindruckt von Deinen guten Infos, vielen Dank dafür !
Leider wohne ich nicht in der Nähe des genannten Fundortes, habe aber im
Frühjahr evtl. die Möglichkeit, zu einem erneuten Besuch dort. Aber die Idee
mit dem Getreidesilo (oder ähnliches) ist natürlich schon naheliegend, da es
sich im Randgebiet von Ortschaft (Osterode) und Land befindet.

Ich möchte auch noch sagen, dass ich nicht vor habe, dies professioneller zu
betreiben, aber es reizt schon, wenn man sich etwas mehr mit diesen Dingen
befasst. Dennoch danke für die Tipps!

Hier noch die Koordinaten des rätselhaften Platzes (leider kann man da nichts
erkennen, was der von mir erblickten Bodenerscheinung entspricht):

51°44'52.75"N 10°14'0.50"E

Hier noch zwei Pics dazu (aus Google Earth):
- Einmal die Distanz zur Pippinsburg (ca. 1,5km), und die Stelle selbst
mit dem stilisierten Kreisbogen, den ich so in etwa sehen konnte. -
 

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Ave Keltoi,

dein Kreis ist tatsächlich da. Was es ist kann man so zwar nicht sagen, aber es war keine Sinnestäuschung. Wie man sieht, ist der Kreis in NW durch die Strasse angeschnitten worden. Baggerführer Willibald hat wohl nichts bemerkt. Frag mal den Bauern, ob da was war.

Beste Grüsse, Trajan.
 

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Hallo Trajan,
tja, ich sollte wohl den Optiker aufsuchen. Offenbar hast Du schon weit mehr
Gefühl für diese Bilder.
Mir ist jetzt auch klar warum ich meinen Kreis (wie ich eingezeichnet hatte) an
etwas anderer Stelle sah, es war halt ein anderer Blickwinkel vom gegenüber
liegenden Hügel; dazu noch die Hanglage des Feldes.
Zum Glück hatte ich ja noch eine Begleitung, die den Kreis auch sehen konnte.
Hm, wer weiß, vielleicht habe ich jetzt die Hobbyarchäologen der Gegend in
Extase versetzt..... :pfeif:

Ich muß auf meinen nächsten Besuch warten, da ich weit weg wohne (nahe
Berlin), und dan wird das Gelände wohl bewachsen sein und anders aussehen.

Beste Grüße
Carsten
 
es wäre interessant zu sehen wie ein tumulus auf google earth aussieht.könnte man ihn von einem hügel unterscheiden?
 
Auch blinde Hühner finden Körner

Ave Keltoi,

dein Kreis ist tatsächlich da. Was es ist kann man so zwar nicht sagen, aber es war keine Sinnestäuschung. Wie man sieht, ist der Kreis in NW durch die Strasse angeschnitten worden. Baggerführer Willibald hat wohl nichts bemerkt. Frag mal den Bauern, ob da was war.

Beste Grüsse, Trajan.


Hallo Trajan, hallo Forum,
also ichhätte nicht gedacht, dass man als unerfahrener Beobachter der Landschaft tatsächlich mal zum "Finder" werden könnte.
Ich hatte ja im letzten September mit meiner Reisepartnerin eine Landschaftserscheinung in Osterode am Harz (nahe der Pippinsburg) beobachtet. Und Trajan hatte ja meine Bilder von Google-Earth ähnlich eingeschätzt. Nun hatte meine Bekannte einmal an entsprechende, offizielle Stellen geschrieben, welche dann eine unerwartet, überraschende Antwort schickten (siehe Anhänge). Also scheint es doch möglich zu sein, dass auch ein nicht geschulter Beobachter mal was entdecken kann. :yes:

Beste Grüße
Carsten (Jäger der verlorenen Spur)
 

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Hallo Trajan, hallo Forum,
also ichhätte nicht gedacht, dass man als unerfahrener Beobachter der Landschaft tatsächlich mal zum "Finder" werden könnte.
Ich hatte ja im letzten September mit meiner Reisepartnerin eine Landschaftserscheinung in Osterode am Harz (nahe der Pippinsburg) beobachtet. Und Trajan hatte ja meine Bilder von Google-Earth ähnlich eingeschätzt. Nun hatte meine Bekannte einmal an entsprechende, offizielle Stellen geschrieben, welche dann eine unerwartet, überraschende Antwort schickten (siehe Anhänge). Also scheint es doch möglich zu sein, dass auch ein nicht geschulter Beobachter mal was entdecken kann. :yes:

Beste Grüße
Carsten (Jäger der verlorenen Spur)

Boo! Das ist ja Wahnsinn! :yes:

Na dann sag ich mal Herzlichen Glückwunsch zu dieser Entdeckung!
:winke:
 
Hallo Trajan, hallo Forum,
also ichhätte nicht gedacht, dass man als unerfahrener Beobachter der Landschaft tatsächlich mal zum "Finder" werden könnte.
Ich hatte ja im letzten September mit meiner Reisepartnerin eine Landschaftserscheinung in Osterode am Harz (nahe der Pippinsburg) beobachtet. Und Trajan hatte ja meine Bilder von Google-Earth ähnlich eingeschätzt. Nun hatte meine Bekannte einmal an entsprechende, offizielle Stellen geschrieben, welche dann eine unerwartet, überraschende Antwort schickten (siehe Anhänge). Also scheint es doch möglich zu sein, dass auch ein nicht geschulter Beobachter mal was entdecken kann. :yes:

Beste Grüße
Carsten (Jäger der verlorenen Spur)

Ave Carsten Keltoi,

ja herzlichsten Glückwunsch ebenfalls. Möglicherweise handelt es sich somit um einen der vielen Kult-Kreise die in dieser Gegend schon öfters entdeckt wurden. In dem Zusammenhang etwa ist Gosek und auch die Himmelsscheibe von Nebra zu sehen. Wäre nun toll, wenn man da auch noch was gescheites finden könnte.

Google-Earth ist jedenfalls ein tolles Tool für archäologische Zwecke. Insbesondere Satellitenbilder haben einen Vorteil als Ergänzung zu normalen Luftbildaufnahmen: Für die Aufnahmen muss die komplette Atmosphäre durchblickt werden. Das hat praktisch den Effekt eines Passfilters: Der rote Bereich des Spektrums kommt besser durch, als der blaue. Der Filtereffekt führt dazu, dass man manchmal im Vergleich der Luft- und Satellitenaufnahmen unterschiedliche Strukturen sieht, die zusammenaddiert erst ein komplettes Bild ausmachen.

Beste Grüsse, Trajan.
.
 
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