Marschall Blücher: Genialer Feldherr oder seniler Sturkopf?

1
Doch isser!:winke:
Ich meine der Ernst.
Denn Blüchers Franzosenhass und übersteigerter Nationalstolz, Arndts demagogisches Gefasel, der den »Haß gegen die Franzosen« zur »Religion des deutschen Volkes« machen möchte und Körners (homosexuelle?) verschwiemelte Hunnenlyrik, sind in jedem Fall als Vokabular und Quelle eine Steilvorlage für die späteren Nationalsozialisten.
Ja so bin ich nun mal!
Ich sehe Humorlosigkeit als eine der höchsten Geißeln der Menschheit an. Vor allem in Geschichtsforen.=)
Und ich bin mir nicht sicher, was mancher Mensch als sinnvolleres Sterben ansieht:
a - den Tod auf dem Schlachtfeld oder
b - den "friedvollen" Kältetod in einer Winternacht, nach Firmenzwangsversteigerung, Ehescheidung, Pfändung, Isolation und Rufschändung und schließlich ohne Obdach?
Ich überlege noch, was wohl die größere Geißel ist und ob heute nicht die Menschen "im Frieden" einen oft unwürdigeren Tod sterben?:grübel:
Dazu zähle ich übrigens auch den plötzlichen Herzstillstand vor der Playstation.:cry:

2
Wo bitteschön ist denn eine Angebot durch Fouché und Talleyrand eine Chance?

3
Und wo bitteschön war denn Caulaincourt in der Affäre des ehemaligen Herzogs von Enghien beschädigt?
Beschädigt war er doch nur in der Betrachtung der Intriganten, denen etwas daran lag, den Verschwörungen durch Pichegru und Dumouriez einen bourbonischen Kopf anzudichten. Hätte dies geklappt, wozu der Herzog brieflich bereits seine Einreise nach Frankreich ankündigte, hätte die Verschwörung eine präsentable Persönlichkeit gehabt, der man die Verschwörung in die Analen dichten könnte.
Da es aber nicht klappte, hatte man wenigstens einen "Dummen", der sich noch als Märthyrer eignete.
Und niemand anders als Talleyrand und Fouché selbst hatten daran ein Interesse und drangen auf den Ersten Consul ein, diesen Zusammenhang zwischen Dumouriez, Pichegru und dem Herzog nicht zu übersehen oder anzuzweifeln, was Napoleon schließlich auch tat.

(Siehe "Napoleon, die Memoiren seines Lebens, Wencker-Wildberg Band 7, Seite 185 + Erläuterungen)

Na wenigsten das Hündchen hat die Erschießung überlebt und wurde von den Royalisten bis zu seinem Tode gepflegt.
Nur schade, dass der Code Civil noch kein Tiererbrecht vorsah: wie reaktionär!:motz:

Der arme Coulaincourt hatte mit der ganzen Sache nicht mehr zu tun, als beim Badener Hof nachträglich wieder schönes Weter zu machen, nachdem man mit der Verhaftung im badischen Ettenheim durch General Ordener und 300 Dragonern (also eine ordentliche Escorte soll schon was wert sein) die Grenzen eines souveränen Landes verletzte.
Eine "Beschädigung" durch diplomatische Dienste und Aufträge, kann ich jedenfalls nicht sehen.
Da wäre Ja Tellerrand sowas von beschädigt!

4
Am wirksamsten hätte Blücher den Straßenkampf und die "Plünderung" durch eine "französischen Soldateska" verhindert, wenn er sich schon vor Jena ergeben hätte.:rofl:
Was Marx, Engels, Lenin und Castro dazu schrieb ist mir eigentlich Humpe. Ich hab das Zeug schon in der DDR verweigert. Da werd ich auf meine Tage jetzt nicht damit anfangen, mir Ideologie - Literatur reinzuziehen.
Wo soll das denn enden?:still:

5
Ich bin mir sicher, in einer Radiosendung (MDR FIGARO) gehört zu haben, dass der Begriff "Wendehals" zumindest in Sachsen mit diesem Bezug schon älter ist, als die Parteitage der Roten.
Ja, mir Sachsn hams schon immor schbrachlisch offn Bungt gebrochd!

S'läbe dor Genich!

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Nun, Blüchers "Franzosenhass" ist wohl nachvollziehbar. Immerhin hatten die Franzosen sein Land nicht nur besiegt sondern auch gedemütigt! Ihn mit seinem auch verbalen Kampf gegen den Feind als Grundlagenleger der Ideologie des dritten Reiches sehen zu wollen, ist daher mehr als fragwürdig. Blücher ist durch die Nazis vereinnahmt worden , so wie sie alles vereinnahmt haben, was ihnen dienlich schien.

Nun, ich erachte es als durchaus wichtig, über den Sinn des Lebens nachzudenken. Überaus befremdlich empfinde ich es allerdings, wenn diese Gedanken im Krieg und im sterben auf dem Schlachtfeld eine Alternative sehen.

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Nun, im Falle Neys ein längeres Leben. Ich persönlich halte dies für lohnenswerter als vor einem Erschießungkommando zu stehen.

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Nun, Fouché sah in der Ermordung des Herzogs von Enghien mehr als ein Verbrechen. Er musste es wissen.
Caulaincourt war auf Vorschlags Talleyrands von Bonaparte mit dieser Mission beauftragt, ohne zu wissen, dass die Verhaftung den Tod des Herzogs nach sich ziehen würde.
Die Folge war ein gesellschaftliches Schneiden des Marquis.
"Als er eines Abends bei Frau von Récamier tanzte, bildete sich ein leerer Raum um das Paar und er wurde bleich wie der Tod." [1]
Bonaparte schickte ihn später als Botschafter nach St. Petersburg und dies, obwohl er wusste, dass sich der russische Hof am lautesten über den Tod Enghiens empört hatte. Natürlich war Caulaincourt zunächst isoliert, bis er sich dem Zaren öffnete.
Bonaparte war zudem so frei, sich den Heiratsabsichten seines Botschafters mit Frau von Canisy in den Weg zu stellen. Diese war eine Freundin der Frau von Laval. Diese wieder eine der ältesten Freundinnen Talleyrands ... Und dann kam Erfurt ... eine Situation, die der über den Tellerrand schauen könnende Talleyrand nutzte.

4
Nun, ich werde mich auch in Zukunft der Intelligenz von Marx nicht entziehen auch wenn die Gegenrede zeitgemäß erscheinen mag.

5
In der Tat, auf den Punkt gebracht hat es der letzte sächsische König:
"Dann macht doch euren Mist allein!"

Grüße
excideuil


[1] Dard, Émile: „Napoleon und Talleyrand“, Verlag Emil Roth, Gießen, Berlin, 1938, Seiten 254-255
 
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Nun, Blüchers "Franzosenhass" ist wohl nachvollziehbar. Immerhin hatten die Franzosen sein Land nicht nur besiegt sondern auch gedemütigt! Ihn mit seinem auch verbalen Kampf gegen den Feind als Grundlagenleger der Ideologie des dritten Reiches sehen zu wollen, ist daher mehr als fragwürdig. Blücher ist durch die Nazis vereinnahmt worden , so wie sie alles vereinnahmt haben, was ihnen dienlich schien.

Nun, ich erachte es als durchaus wichtig, über den Sinn des Lebens nachzudenken. Überaus befremdlich empfinde ich es allerdings, wenn diese Gedanken im Krieg und im sterben auf dem Schlachtfeld eine Alternative sehen.

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Nun, im Falle Neys ein längeres Leben. Ich persönlich halte dies für lohnenswerter als vor einem Erschießungkommando zu stehen.

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Nun, Fouché sah in der Ermordung des Herzogs von Enghien mehr als ein Verbrechen. Er musste es wissen.
Caulaincourt war auf Vorschlags Talleyrands von Bonaparte mit dieser Mission beauftragt, ohne zu wissen, dass die Verhaftung den Tod des Herzogs nach sich ziehen würde.
Die Folge war ein gesellschaftliches Schneiden des Marquis.
"Als er eines Abends bei Frau von Récamier tanzte, bildete sich ein leerer Raum um das Paar und er wurde bleich wie der Tod." [1]
Bonaparte schickte ihn später als Botschafter nach St. Petersburg und dies, obwohl er wusste, dass sich der russische Hof am lautesten über den Tod Enghiens empört hatte. Natürlich war Caulaincourt zunächst isoliert, bis er sich dem Zaren öffnete.
Bonaparte war zudem so frei, sich den Heiratsabsichten seines Botschafters mit Frau von Canisy in den Weg zu stellen. Diese war eine Freundin der Frau von Laval. Diese wieder eine der ältesten Freundinnen Talleyrands ... Und dann kam Erfurt ... eine Situation, die der über den Tellerrand schauen könnende Talleyrand nutzte.

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Nun, ich werde mich auch in Zukunft der Intelligenz von Marx nicht entziehen auch wenn die Gegenrede zeitgemäß erscheinen mag.

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In der Tat, auf den Punkt gebracht hat es der letzte sächsische König:
"Dann macht doch euren Mist allein!"

Grüße
excideuil


[1] Dard, Émile: „Napoleon und Talleyrand“, Verlag Emil Roth, Gießen, Berlin, 1938, Seiten 254-255


Zu 1.
Franzosenhass ist niemals nachvollziehbar! :nono:
Und schließlich lag es ja an Blücher, sich den Bellisten um Luise in den Arm zu werfen, in einer Zeit, als Preußen in Europa allein stand und auf nicht mehr zählen konnte, als gut gemeinte Wünsche.
Napoleon hatte nun mal gerade die zwei größten Kontinentalarmeen Europas in Austerlitz (im Winter) geschlagen.
Das Ultimatum an den Kaiser der Franzosen und das Wetzen der Pallasche des preußischen Garde du Corps, auf den Steinstufen der Französischen Botschaft in Berlin erscheint da um so blödsinniger.
Der König von Preußen selbst, war ja im Kriege gegen Frankreich eher Getriebener als Treibender und bis zuletzt unentschieden und wankend im Entschluss.
Für verstandesgesteuerte Einwände gegen einen Krieg hatte es da sicher ein offenes Ohr gegeben.
Aber Blücher unterlag da wohl ebenso wie fast der gesamte preußische Generalstab, dem Dünkel der Unbesiegbarkeit von Roßbach 1757 und fieberte auf einen weiteren Sieg.
So ist das nun mal, wenn man das was sich in der Zwischenzeit entwickelt hat, selbstbetrügerisch ausblendet.:pfeif:
Und dann muss man eben auch aufrichtig die Konsequenzen dafür tragen, anstatt bigott Franzosen zu hassen.

Jo mei, befremdlich ist heute so vieles!

Zu 2.
Ich jedenfalls verstehe es, dass man sich eher erschießen lässt, als „Tellerrand“ und „Pfusché“ noch mal zu vertrauen.:rofl:

Zu 3.
Eben!
Und wenn man dann in dem Auftrag von Caulaincourt eine „Beschädigung“ erkennt, obwohl der Intrigant Talleyrand selbst der Einflüsterer dieses Auftrages ist, dann trägt man eben die Intrige, die einen Caulaincourt beschädigen sollte, bis in die heutigen Tage weiter, wenn man ihn als „beschädigt“ ansieht (und noch dazu durch Napoleon anstatt durch den Intriganten Talleyrand).
Natürlich schließt sich dann eben wieder der Intrigen - Kreis bei Frau Récamier, die zum Umfeld Talleyrands gehörte und deren Bälle und Gesellschaften ein Tummelplatz von ehemaligen Emigranten, Intriganten und Ehrabschneidern waren, denen jeder Adlige der Napoleon aufrichtig diente, ein Dorn im Auge und im Ansehen zu beschädigen war (nach deren Auffassung).
Hier gemieden zu sein, erscheint wohl auch im Nachhinein eher zur Ehre zu gereichen, als ein Verlust am Glanz der Persönlichkeit zu sein.:rofl:
Die Intrige, Caulaincourt hätte persönlich den Herzog von Enghien verhaftet, wirkt ja schließlich unter schlecht recherchierenden und bewusst geschichtsklitternden Menschen bis heute weiter. Schließlich ließ auch das ZDF im binationalen Vierteiler über Napoleon (mit Christian Claviér) den armen Caulaincourt den Herzog persönlich verhaften.:hmpf:
Absolut bigott ist jedoch, in der Erschießung des Herzogs (der selbst einräumte, um englische Dienste nachgesucht zu haben und einem Umsturz zur Verfügung gestanden hätte) einen Mord zu erkennen, in der Erschießung Neys jedoch scheinbar ein „Naturereignis“.
Zu 4.
Mon Dieu!
Zeitgemäß scheint mir eher, die Erkenntnisse aus der Anwendung marxscher Ideologien ostalgisch-verschwiemelt zu verharmlosen und schön zu reden.
Zu 5.
D’ac!:)
 
@Galopine, da überschätzt du aber die Rolle Blüchers vor 1813. Er hatte schon gegen die frz. Revolutionsarmee jenseits des Rheins gekämpft und erlebt, wie diese undisziplinierten Truppen im Saarland, der Pfalz und in Luxemburg marodierten. 1806 war er eher ein subalterner General. Da er von den Hofschranzen nichts hielt, war er danach in Hinterpommern kaltgestellt. Seine Popularität, die ihm 1813 das Kommando über die Schlesische Armee verschaffte, verdankte er Lübeck und seinem Franzosenhass - eigentlich hätte er längst aufs Altenteil gehört, von wegen Rente mit 67.

Noch etwas: Du hast dich in einem Beitrag echauffiert, wie er "seine" Sachsen 1815 behandelte. Er ließ ganze 4 Aufrührer füsilieren, was er in einem Brief an seine Frau ausdrücklich als schwere Entscheidung bedauerte. Damit ragt er in seiner Zeit weiß Gott nicht als besonders unbarmherzig hervor.
 
Zuletzt bearbeitet:
1.
Sicherlich kann man auch über die Rolle Bernadottes aus rein militärischer Sicht geteilter Meinung sein. Richtig ist unbestreitbar, dass er sein Ziel erreichte. Er wurde König von Schweden. Und das als geborener Nichtadliger. Na, wenn dies aus machtpolitischer Sicht nicht alles richtig gemacht haben ist.

2.
Der Wiener Kongreß ist ein gutes Stichwort. In Wien wurde auch dem letzten klar, dass die Alliierten nur ein Zweckbündnis gegen Napoleon waren, jeder Staat natürlich seine Interessen vertrat, nicht nur Preußen oder Schweden. Und ich denke, dass es Real- und Gleichgewichtspolitikern wie Metternich, Castlereagh und Talleyrand zu danken ist, dass für einige Jahrzehnte Frieden in Europa herrschte.

3.
Talleyrands Satz: "Verrat, Sire, ist eine Frage des Datums." ist kein Spruch sondern (knallharte) (Macht)Politik.
Bekanntlich sind Sachsens Truppen erst bei der Schlacht in Leipzig zu den Alliierten übergelaufen, ...

4.
Die Bayern wechselten am 8. Oktober 1813 die Seiten und blieben unbehelligt ... Sachsen hingegen wurde zu einem großen Teil Preußen zugeschlagen, so wichtig sind eben Daten, Treue und Verrat in der Politik.

5.
Was die Denke in "geschichtlichen Feindbildern" angeht, machen es mir deine Aussagen:
"französischer Intrigenminister Talleyrand"
oder
"der "reisende Beobachter in Uniform" Bernadotte" (an anderer Stelle im Thread)
ziemlich leicht, den Vorwurf mit einem artigen Lächeln und einer geziemenden Verbeugung zudem völlig unbenutzt zurückzureichen.

Grüße
excideuil

Zu 1.
Wenn man dynastisch organisiertes Nichtstun und gesellschaftliche Untauglichkeit über (militärische) Leistung stellt, dann ist es sicher ein Erfolg, endlich einen Adelstitel zu haben, der einem hilft, permanentes Unwissen durch stramme Haltung zu ersetzen.:winke:
Zu 2.
Das war wohl ein Witz?
Frieden in Europa durch den Wiener Kongress! Der Krieg der Nationalstaaten gegeneinander, wurde nur durch die ebenso blutige Niederschlagung der Unabhängigkeits – und Freiheitsbewegungen, der Bekämpfung des Liberalismus in Italien, Ungarn, Polens, Tirol, der Schweiz, auf dem Balkan und der Implantation eines Spitzelsystems ersetzt. Von der jahrzehntelangen Verfolgung von Anhängern der Französischen Revolution und den Bonapartisten in Frankreich Ludwig XVIII gar nicht zu reden!
Interessant hier vor allem die Demagogenverfolgung! Ohne das System Metternich undenkbar.:nono:
Zu 3.
Die Aufgabe der Interessen des eigenen Dienstherrn und des eigenen Volkes zu Gunsten eines anderen Landes und in der Erwartung zukünftiger endgeldlicher Zuwendung und Stellungsvergütung, ist keine „knallharte Machtpolitik“, sondern seit Jahrhunderten im recht – und billigen Ansehen der Allgemeinheit, simpler Verrat.
Dass die sächsische Armee bei Leipzig „übergelaufen“ sei, ist gelinde ausgedrückt übertriebener Schmarrn. Und erst recht, dass dies auf Geheiß des sächsischen Königs geschah.
Als am 23.09. erstmals Major von Bünau mit dem „Infanteriebataillon König“ (das sind 500 Mann) zu den Preußen überlief, bestrafte dies der sächsische König mit dem Vermögenseinzug der Offiziere.
Als der Generalleutnant von Zeschau am Abend des 18. Oktober 1813 mit nur 700 Mann bei seinem König eintraf, bemerkte dieser: „desto größer ist der Wert derer, die treu blieben!“ *
Übergelaufen sind nur 3898 Soldaten und 135 Offiziere.
1813 hatte die sächsische Armee ihren Sollbestand von ca. 30 000 Mann nicht wieder erreicht. Aber selbst bei der Annahme von 20 000 Mann Istbestand, sind die Übergelaufenen nur einen verwirrte Minderheit, die im Krieg auf jeder Seite zu finden ist und stets zuerst darauf spannt, wer sich wohl als Sieger herauskristallisiert.
Am 19. Oktober wurde dann Napoleon durch den König und seine sächsischen Grenadiere verabschiedet und dem Kaiser General von Odeleben als sicheren Begleiter durch die sächsischen Gebiete mitgegeben.
Zu 4.
… blieben unbehelligt und mussten nach der Schlacht bei Hanau gegen die französischen Truppen, lange Zeit mit einer dezimierten Armee die Hegemonie Frankreichs, durch die Österreichs eintauschen. Und blieben so wirtschaftliches Randgebiet, auch in den kommenden Jahren der Industriealisierung.
Zu 5.
Das Talleyrand der Intrige anhing, durch diese zu Fall kam und auch nur durch diese überlebte, kann man in vielen Memioren von Zeitzeugen und dessen Biographien lesen. Und dass Bernadotte lieber untätig in der Gegend herumstand (Wagram) oder sich entgegen entsprechend lautender Befehle nicht ins Gefecht warf, sondern (auf Kosten des Lebens anderer) lieber das Saaletal „besuchte“ (Auerstedt) ist gesicherte Erkenntnis und geschichtliches Faktum. Dazu bedarf es keines Feindbildes um dies festzustellen.:fs:
Um aber das Unwesen eines Talleyrand schön zu schreiben, bedarf es offenbar des bigotten „Feindbildes Napoleon“, damit man Verrat und Intrige begatellisieren und rechtfertigen kann.
Du musst auch keinen Bückling machen.
Interesse erwecken immer nur gerade Menschen. :winke:
* "Sachsenland ist abgebrannt" von Dieter Walz, Seite 157 bis 159.
 
@birdy
Wenn ich mich richtig erinnere, liegt Valmy in Frankreich.:)
Und auch wenn Blücher nur Subalternoffizier war, ist dies kein Grund, den Krieg den Franzosen in die Schuhe zu schieben, wenn ich schon nicht die Macht habe, meinen eigenen Landesherrn zum Frieden zu raten.
Clausewitz war da wohl in seiner Analyse etwas ehrlicher.

Da hast Du mich falsch verstanden.
Wenn ich mich überhaupt echauffiere (was hier noch nicht passiert ist, meist argumentiere ich) dann darüber, dass man die Erschießung eines Herzogs von Enghien als "Verbrechen" hinstellt, aber einen Blücher der sächsische Soldaten füsiliert (wobei es auf die Menge gar nicht ankommt), als glänzenden Helden des Volkes feiert.
Da sehe ich schon Bedarf zur Differenzierung!:)
 
... dann darüber, dass man die Erschießung eines Herzogs von Enghien als "Verbrechen" hinstellt, aber einen Blücher der sächsische Soldaten füsiliert (wobei es auf die Menge gar nicht ankommt), als glänzenden Helden des Volkes feiert.
Da sehe ich schon Bedarf zur Differenzierung!:)

"Da sehe ich schon Bedarf zur Differenzierung!"

Das sehe ich auch so, jeder füsilierter ist einer zuviel, egal wann und wo, aber die Hinrichtung des Herzogs von Enghien hatte historische Folgen und nicht zu knapp und darum geht es doch.

M. :winke:
 
@Melchior

Du hast recht.
Aber historische Folgen hatte diese Hinrichtung deshalb, weil ein Herr Talleyrand seinen Anteil daran herunterspielen und statt seines Einflusses, andere ins Zentrum des Geschehens stellen konnte.

Denn:
"Der eigentliche Urheber der Erschießung des Herzogs von Enghien ist eigentlich Talleyrand *, insofern als er den Ersten Konsul auf die Gefahr aufmerksam machte, die darin läge, dass drei Meilen von der französischen Grenze ein Prinz lebe, der an der Spitze der in Paris wühlenden Royalistenpartei stünde"

* Und Fouché. Beide hatten damals einen Grund, die Restauration der Bourbonen zu fürchten. Talleyrand war als abtrünniger Priester sofort in Ungnade gefallen und Fouché als ehemaliger Jakobiner und Königsmörder (er hatte im Konvent für den Tod Ludwig XVI. gestimmt) geächtet worden. Talleyrand und Fouché waren daher bestrebt, Napoleon in einem Gewaltakt gegen die Bourbonen fortzureißen, um jede Möglichkeit eines Restaurationsversuches für die Zukunft zu beseitigen.

NAPOLEON die Memoiren seines Lebens, Wencker-Wildberg, Band 7 Seite 187. (Kircheisen - Überarbeitung)
 
Aber historische Folgen hatte diese Hinrichtung deshalb, weil ein Herr Talleyrand seinen Anteil daran herunterspielen und statt seines Einflusses, andere ins Zentrum des Geschehens stellen konnte.

Ansonsten: keine historischen Folgen?

Die Kausalität kann ich nicht nachvollziehen. Soll damit die These aufgestellt werden, dass bei Bezug zu den Anstiftern keine/andere als die bekannten historische Folgen eingetreten wären?
 
@birdy
Wenn ich mich richtig erinnere, liegt Valmy in Frankreich.:)
Und auch wenn Blücher nur Subalternoffizier war, ist dies kein Grund, den Krieg den Franzosen in die Schuhe zu schieben, wenn ich schon nicht die Macht habe, meinen eigenen Landesherrn zum Frieden zu raten.
Clausewitz war da wohl in seiner Analyse etwas ehrlicher.

Da hast Du mich falsch verstanden.
Wenn ich mich überhaupt echauffiere (was hier noch nicht passiert ist, meist argumentiere ich) dann darüber, dass man die Erschießung eines Herzogs von Enghien als "Verbrechen" hinstellt, aber einen Blücher der sächsische Soldaten füsiliert (wobei es auf die Menge gar nicht ankommt), als glänzenden Helden des Volkes feiert.
Da sehe ich schon Bedarf zur Differenzierung!:)

Vor mir liegt die Blücher-Biografie von R. Parkinson. Bei Valmy war er nicht dabei, da lag sein Regiment noch in Hinterpommern (Rummelsburg, heute Miastko). Persönlich beteiligt war er bei der Saar-Kampagne ab 1793. Französischen Boden betrat er persönlich offenbar erst als Marschall 1814.

Zu den Sachsen (es handelte sich um Soldaten aus den gerade erst Preussen zugeschlagenen Landesteilen) möchte ich noch anmerken, dass Meuterei nach Kriegsrecht (also im Felde) bis in unsere Zeit in jeder Armee der Welt mit dem Tode bestraft wurde. Der Alte konnte gar nicht anders handeln, auch wenn man das heute verurteilen mag. Er hätte theoretisch noch viel härter durchgreifen können, immerhin wäre er fast gelyncht worden. Dass er "nur" 4 erschießen ließ und es ansonsten beim Verbrennen der Truppenfahne (Was seinerzeit eine entsetzliche Schmach war...) beließ, spricht eher für sein Augenmaß als Heerführer.
 
Ansonsten: keine historischen Folgen?

Ich hab mich jetzt hier nur erstmal mit den durch Zeitzeugen überlieferten und korrigierten Abläufen und Kausalitäten um den Tod des Herzogs von Enghien auseinandergesetzt, weil dies die falsch beschuldigende Darstellung anderer erforderte.
Damit habe ich sicher keine These in irgend eine Richtung aufgestellt.
Und die Frage "was wäre wenn", ist mir immer zu spekulativ.

@bbirdy
Danke, ich bin da auch ganz bei Dir!
Und nun muss ich ja auch nicht mehr meinen Bücherschrank durchforsten, wo ich die Affaire um den alten Kämpen gelesen habe.

Ob das jetzt wirklich notwendig war, die vier armen Querköpfe standrechtlich zu erschießen.....???
Ich denke da hatten Blücher und Napoleon wohl etwas gemeinsam: dass sie sich nämlich in der ersten Gefühlsaufwallung zu Schritten hinreißen ließen, die sie später sicher bereuten (auch wenn ihnen dieser Vergleich miteinander, sicher nicht gefallen würde).:)
Aber Du hast sicher recht, man darf den Vorgang nicht aus dem historischen Wertekontext und Zusammenhang reißen!
Hast Du dazu (zu dem Vorgang) einen weiter führenden Literaturhinweis?

Bisher hab ich das immer nur so als "Randnotiz" zum Feldzug 1815 gelesen, die mehr Fragen aufwarf, als sie beantwortete.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Oh Mann! Wie kannst Du mich nur so dabei ertappen, dass ich mir diesen Fred schon lange nicht mehr von Anfang an durchgelesen habe. =)

Ja stimmt, das klingt erstmal nicht wirklich nach einer unüberlegten Spontanreaktion.

Über Napoleon schreibt Caulaincourt und wenn ich mich richtig erinnere auch Segur, dass dieser die unangenehme Eigenschaft hatte, Entscheidungen die er in einer Aufwallung der Gefühle getroffen hatte und später als überzogen erkannte, nicht zurückzunehmen gewillt war.
Vielleicht war das ja bei Blücher auch so.
Man müsste eben mehr darüber lesen!
 
Über Napoleon schreibt Caulaincourt und wenn ich mich richtig erinnere auch Segur, dass dieser die unangenehme Eigenschaft hatte, Entscheidungen die er in einer Aufwallung der Gefühle getroffen hatte und später als überzogen erkannte, nicht zurückzunehmen gewillt war.

"Hier erinnere ich mich einer pikanten Anekdote. Herr von Champagny, der Minister des Inneren, ein immerhin bedeutender Mann, erhielt das Portefeuille der Auswärtigen Angelegenheiten. Talleyrand stellte ihm die Beamten des Ministeriums vor und sagte bei diesem Anlass: "Herr Minister, Sie sehen lauter sehr empfehlenswerte Leute vor sich, mit denen Sie zufrieden sein werden; sie sind treu, pünktlich, zuverlässig, aber, Dank meiner Ermahnungen, durchaus nicht diensteifrig." Bei diesen Worten machte Herr von Champagny ein verblüfftes Gesicht. "Ja, Herr Minister," fuhr Talleyrand ganz ernsthaft fort, " mit Ausnahme einiger Subalternbeamten, die vielleicht auf Kleinigkeiten einen übergroßen Eifer verwenden, geht hier alles still und ruhig und ohne jeden Eifer zu. Wenn Sie einige Zeit mit dem Kaiser in den europäischen zu tun gehabt haben, werden Sie einsehen lernen, wie nötig es ist, seine Befehle nicht zu schnell zu expedieren." Talleyrand hat diese Anekdote dem Kaiser selbst erzählt, dem namentlich Herrn von Champagnys verblüfftes Gesicht über Talleyrand viel Spass gemacht hat." [1]

"Von der Richtigkeit dieser Ratschläge war er so überzeugt, dass er dem Neuen selber erklärte: "Meine Briefe müssen Sie drei oder vier Tage unter Ihrem Kopfkissen aufbewahren, ehe Sie sie auf den Weg geben." [2]

Grüße
excideuil

[1] Rémusat, Claire de: „Memoiren der Gräfin Rémusat, Palastdame der Kaiserin Josephine, Original Ausgabe von Adolf Ebeling, Verlag von Albert Ahn, 3. Bd. Köln und Leipzig 1891, Seiten 145-146
[2] Orieux, Jean: „Talleyrand – Die unverstandene Sphinx“, Societäts-Verlag, Frankfurt, 1972, Seite 401
 
Liebe @excideuil und @Galopine, bevor ihr hier meinen Blücher-Thread komplett hackt, schlage ich vor zum Herzog von Enghien bzw. Caulaincourt ein Extrathema zu öffnen.
 
@bb
geht in Ordnung; es lag nicht in meiner Absicht, den Thread zu zerhacken; und die Rethorik hatte ich bereits ignoriert, war aber der Meinung, dass Bonaparte nicht unrichtig dargestellt werden sollte.
In Zukunft nur noch Blücher, ansonsten :still:

@brissotin
was mich betrifft, musst du dir keine Sorgen machen.

Grüße
excideuil
 
..., war aber der Meinung, dass Bonaparte nicht unrichtig dargestellt werden sollte.

Dazu wird es noch einige Diskussionsrunden geben, werter excideuil! ;)
Ich freu mich wie immer drauf, dass es unterschiedliche Auffassungen zu "unrichtig dargestellt" gibt.
Zu Marschall Ney hætte ich uebrigens auch gerne mal einen Thread, oder vielleicht generell ueber die Marschælle des Kaiserreichs, sowie deren Leben nach Napoleons Abdankung.

Aber nun zurueck zu Bluecher.

Gruss, muheijo
 
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