Marschall Blücher: Genialer Feldherr oder seniler Sturkopf?

Ich hab mir gerade die braunen Grenadiermützen der Sachsen vorgestellt, die ohne "Unterbau" wie von Geisterhand bewegt, auf die Franzosen zumarschiert kommen, weil man deren weiße Röcke im Nebel schlechter sieht.:rofl:
 
Ich sehe schon einen gewichtigen Unterschied zwischen der preußischen Armee 1806 und der von 1813.
Natürlich gibt es einen Unterschied. Aber es ist schwer zu messen, wie gewichtig der gewesen ist. M. E. hätte die Armee von 1813 bei Jena-Auerstädt nicht viel besser ausgesehen - die Schlacht wurde entschieden durch Führungsfehler ganz oben und diverse Zufälligkeiten. Da hätte Kolonnentaktik etc. nicht viel Unterschied gemacht.
M. W. hatte die preußische Armee vor 1806 in den diversen Koalitionskriegen keine besonderen Schwächen gezeigt, umgekehrt hat sie nach 1813 nicht überall geglänzt. Einen gravierenden "Performance"-Unterschied kann ich nicht erkennen.

Gneisenau und Scharnhorst sagen es ja selbst.
Bei allem Respekt vor diesen herausragenden Fachleuten: In diesem Falle können sie natürlich nicht gut objektiv urteilen.

und einer Armee die lange nicht im Gefecht stand
Das war aber bei den Preußen 1806 nicht der Fall!
Die Armee war doch im ersten Koalitionskrieg immer wieder im Einsatz gewesen, mit einer Reihe von Schlachten (Mainz, Pirmasens, Kaiserslautern) und dabei durchaus erfolgreich.
Natürlich waren diese Gegner noch nicht die erfahrenen Truppen Napoleons, aber Kriegserfahrung konnten die Preußen da schon reichlich sammeln.

Ach Russland und Österreich nicht?
Das verstehe ich nicht.
 
Ich hab mir gerade die braunen Grenadiermützen der Sachsen vorgestellt, die ohne "Unterbau" wie von Geisterhand bewegt, auf die Franzosen zumarschiert kommen, weil man deren weiße Röcke im Nebel schlechter sieht.
Nee, das Bild vor meinem geistigen Auge, war ein Schützengefecht zwischen Bäumen. Ich glaube die "Gegner" hatten Zweispitz und waren wie gesagt ganz gut getarnt. Es kann auch Raureif auf dem Boden gewesen sein. :grübel:
 
Das war aber bei den Preußen 1806 nicht der Fall!
Die Armee war doch im ersten Koalitionskrieg immer wieder im Einsatz gewesen, mit einer Reihe von Schlachten (Mainz, Pirmasens, Kaiserslautern) und dabei durchaus erfolgreich.
Natürlich waren diese Gegner noch nicht die erfahrenen Truppen Napoleons, aber Kriegserfahrung konnten die Preußen da schon reichlich sammeln.
Das Argument mit der Friedensarmee wird ja gern gebracht. Es ist quasi "klassisch".
Man kann es aber auch gut und gern in beide Richtungen verwenden. Nach Jahren der dauernden Kriege ist natürlich auch ein guter Teil der besten Rekruten schon weggeschossen und man muss auf die zweit- und drittbesten Kandidaten zurückgreifen.
Wobei das jetzt nicht für 1806 wörtlich zu nehmen ist. Ich hatte mal gelesen, dass der Anteil der französischen Veteranen aus dem ersten Koalitionskrieg in der Armee von 1805 nicht so gering war. (Und das obwohl die unliebsamen Subjekte von Napi ja nach Westindien verschifft worden waren und ein gewisser Teil sinnlos in Ägypten aufgerieben wurde.)
 
Zuletzt bearbeitet:
@R.A.

Das verstehe ich nicht.

Du sagtes, dass Napoleon Menschen und Material aus einem großen Raum von Einflussgebieten immer wieder erneuern konnte.

Ich bin der Meinung, das konnte Russland und Österreich auch. Selbst England stand da nicht schlecht da. Einzig Preußen war mit Menschen und Material etwas kurz gehalten.
 
Selbst England stand da nicht schlecht da.

Wenn man nur eine kleine Armee (auf dem Kontinent) hat, kann man die natuerlich einfacher mit Menschen und Material ausruesten.
Dennoch glaube ich, dass England Probleme hatte, immerhin hatten sie ja auch eine riesige Flotte zu unterhalten, von den Kolonien mal abgesehen.

Ich glaube deswegen gab ja England generell lieber Geld statt Soldaten.

Gruss, muheijo
 
Ich bin der Meinung, das konnte Russland und Österreich auch. Selbst England stand da nicht schlecht da. Einzig Preußen war mit Menschen und Material etwas kurz gehalten.
Danke, jetzt verstehe ich den Bezug.

Eigentlich haben Russland, Österreich und England doch im wesentlichen im eigenen Herrschaftsbereich rekrutiert. Der war natürlich jeweils größer als der Preußens.

Bei Frankreich muß man aber Italien, Benelux, die Schweiz und halb Deutschland dazu rechnen, das meinte ich.
 
@R.A.

.....welche ja meistenteils dem Rheinbund angehörten.

Ja und England mit der KGL?
Ich glaub Hannover war jetzt auch nicht gerade reichsursprüngliches Gebiet für England.
 
Ja und England mit der KGL?
Nun ja, in ihren besten Zeiten waren das keine 20.000 Mann.
Sehr gute natürlich, Wellington hätte bestimmt ungern auf die verzichtet.

Aber doch kein Vergleich zu den Massen an Rheinbundtruppen, die Napoleon rekrutieren ließ (und zwar mehrfach, weil er sie so "großzügig" irgendwo verheizte).
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun ja, in ihren besten Zeiten waren das keine 20.000 Mann.
Sehr gute natürlich, Wellington hätte bestimmt ungern auf die verzichtet.

Aber doch kein Vergleich zu den Massen an Rheinbundtruppen, die Napoleon rekrutieren ließ (und zwar mehrfach, weil er sie so "großzügig" irgendwo verheizte).


Irgendwo ist mir zu den Kämpfen des Frühjahrs 1813 der Begriff "Rekrutenschlachten" untergekommen.
Da die erfahrenen Truppen aller Beteiligten (Preußen mit gewissen Einschränkungen) in den Feldzügen des Vorjahres untergegangen waren.
 
Irgendwo ist mir zu den Kämpfen des Frühjahrs 1813 der Begriff "Rekrutenschlachten" untergekommen.
Das muß wohl auf die Franzosen gemünzt sein, vielleicht auch auf die Sachsen.
Die Preußen waren ja 1812 ziemlich glimpflich davon gekommen, und die Russen werden wohl in erster Linie ihre Veteranen weiter verwendet haben.
 
..., und die Russen werden wohl in erster Linie ihre Veteranen weiter verwendet haben.

Man sollte nicht unterschætzen, dass auch bei den Russen ein Gutteil der Soldaten ihr Leben gelassen haben - denen erging es nicht substantiell besser als den Soldaten der Grande Armee im Russlandfeldzug 1812.

Gruss, muheijo
 
Das muß wohl auf die Franzosen gemünzt sein, vielleicht auch auf die Sachsen.
Die Preußen waren ja 1812 ziemlich glimpflich davon gekommen, und die Russen werden wohl in erster Linie ihre Veteranen weiter verwendet haben.

Rheinbund generell, die Württemberger haben faktisch 100% Verlust der Ausmarschierten gehabt.

Man sollte nicht unterschætzen, dass auch bei den Russen ein Gutteil der Soldaten ihr Leben gelassen haben - denen erging es nicht substantiell besser als den Soldaten der Grande Armee im Russlandfeldzug 1812.

Gruss, muheijo

So kenne ich das auch.
 
Wieder hat jemand nicht verstanden, über sich an anderer Stelle selbst widersprechenden Bewertungen in Memoiren hinwegzulesen, die der verletzten Eitelkeit und dem Fatalismus am Ende einer Karriere geschuldet sind und gelangt daher nicht zu einer objektiven Sicht der Dinge. Das passiert, wenn man in geschichtlichen Feindbildern denkt.

Nun, Napoleons Aussage über die Rolle Bernadottes mag man sicher unterschiedlich bewerten können, Tatsache bleibt jedoch, dass Bernadottes Kenntnisse über die napoleonischen Kriegsführung den Alliierten Vorteile brachte.
Sicherlich kann man auch über die Rolle Bernadottes aus rein militärischer Sicht geteilter Meinung sein. Richtig ist unbestreitbar, dass er sein Ziel erreichte. Er wurde König von Schweden. Und das als geborener Nichtadliger. Na, wenn dies aus machtpolitischer Sicht nicht alles richtig gemacht haben ist.

Resp. der Churfürst Friedrich August der III., der als König der I. werden sollte.
Den Sachsen war ja schließlich die Verwüstung Dresdens durch die Preußen im Siebenjährigen Krieg noch etwas gegenwärtig. Mit den Preußen hätte es ja eh nie Frieden gegeben. Sie hatten noch nie ein Maß für ihre Machtbestrebungen im Schnittpunkt von Frankreich, Russland und Österreich, was sich ja auch wiederum beim Wiener Kongress 1815 herausstellte.
(Wie war doch gleich der Spruch des Französischen Intrigenministers Talleyrand mit dem Verrat......?)

Der Wiener Kongreß ist ein gutes Stichwort. In Wien wurde auch dem letzten klar, dass die Alliierten nur ein Zweckbündnis gegen Napoleon waren, jeder Staat natürlich seine Interessen vertrat, nicht nur Preußen oder Schweden. Und ich denke, dass es Real- und Gleichgewichtspolitikern wie Metternich, Castlereagh und Talleyrand zu danken ist, dass für einige Jahrzehnte Frieden in Europa herrschte.

Talleyrands Satz: "Verrat, Sire, ist eine Frage des Datums." ist kein Spruch sondern (knallharte) (Macht)Politik.
Bekanntlich sind Sachsens Truppen erst bei der Schlacht in Leipzig zu den Alliierten übergelaufen, übrigens vom König ähnlich legitimiert wie Yorck von Friedrich Wilhelm III. vor der Konvention von Tauroggen:
"Herr Generalleutnant von Zeschau!
Ich habe stets Vertrauen in meine Truppen gesetzt und tue es in dem gegenwärtigen Augenblick mehr als jemals. Die Anhänglichkeit an meine Person können mir solche nur durch Erfüllung ihrer Pflichten beweisen, und ich bin von Ihnen gewärtig, dass Sie alles anwenden werden, um selbige dazu anzuhalten. Hiermit bitte ich Gott, dass er Sie in seinen heiligen Schutz nehme.
Leipzig, den 18. Oktober 1813, Friedrich August"
(Gustav Niemetz: "Geschichte der Sachsen", Spitzkunnersdorf, 2003)

Die Bayern wechselten am 8. Oktober 1813 die Seiten und blieben unbehelligt ... Sachsen hingegen wurde zu einem großen Teil Preußen zugeschlagen, so wichtig sind eben Daten, Treue und Verrat in der Politik.

Was die Denke in "geschichtlichen Feindbildern" angeht, machen es mir deine Aussagen:
"französischer Intrigenminister Talleyrand"
oder
"der "reisende Beobachter in Uniform" Bernadotte" (an anderer Stelle im Thread)
ziemlich leicht, den Vorwurf mit einem artigen Lächeln und einer geziemenden Verbeugung zudem völlig unbenutzt zurückzureichen.

Grüße
excideuil
 
"Die Brücke (Jenaer Brücke in Paris, von Napoleon nach dem Siege von Jena so bezeichnet) wird gesprengt, und ich wünsche, Herr Talleyrand setzte sich vorher darauf. Wie kann dieser verächtliche Mensch die Brücke ein kostbares Monument nennen! Unsere Nationalehre erfordert die Vernichtung dieses zu unserer Beschimpfung errichteten Denkmals.
Euer Hochwohlgeboren werden mich verbinden, wenn Sie diese Meinung zur Kenntnis des Herrn Talleyrand bringen."

Ausgenommen der Teil der Aussage der Talleyrand betrifft, ein klarer Beleg dafür, warum Militärs unbedingt schon mit 55 in Pension gehen sollten!
Allerdings wäre dann Blücher auch nicht in den Genuss der Schlacht von Jena gekommen.:pfeif:
 
Ausgenommen der Teil der Aussage der Talleyrand betrifft, ein klarer Beleg dafür, warum Militärs unbedingt schon mit 55 in Pension gehen sollten!
Allerdings wäre dann Blücher auch nicht in den Genuss der Schlacht von Jena gekommen.:pfeif:

Och, ich wäre da nicht so streng. Das Beispiel Blücher zeigt doch eindrucksvoll, dass ein schon betagter Zeitgenosse durchaus große militärische Erfolge erzielen kann.

Ich würde daher keine Altersbegrenzung ziehen wollen, mir würde es schon genügen, wenn es gelänge, die meisten Militärs von politischen Entscheidungen fernzuhalten.

Und da ist Blücher auch ein Musterbeispiel. Das Beispiel mit der Jenaer Brücke zeigt doch nur, dass er von dem Willen beseelt war, nach dem Sieg von Waterloo Tatsachen zu schaffen, die etwas von Rache in sich tragen aber wohl auch die Absicht, zu verhindern, dass die (preußischen) Diplomaten wieder den preußischen Sieg verspielen. Aus dem Blickwinkel eines Militärs betrachtet geht das völlig in Ordnung.

Dass Blücher sich Talleyrand auf der Brücke wünschte, ist auch nachzuvollziehen. Mal davon abgesehen, dass 2 Fürsten nicht gegensätzlicher sein konnten, war es Talleyrand, der mit seiner Unterschrift die preußische Niederlage 1806 dokumentierte. Derselbe Talleyrand, der unlängst als Minister Ludwig XVIII. mit Metternich und Castlereagh die Pläne Preußens auf dem Wiener Kongress vereitelte ...

Aber Politik und Diplomatie sind kein schwarz/weiß sondern nur Grautöne.
Und so kann es nicht wundern, dass der Politiker Talleyrand eine Abneigung gegen Bonapartes Neigung, Militärs im diplomatischen Dienst zu beschäftigen hatte.

"Sie müssen vor allem vermeiden, als Soldat aufzutreten, der Befehle gibt. Alles, was Sie in Schweizer Augen als General erscheinen läßt, der Streitkräfte an der Landesgrenze kommandiert, muss aufs sorgfältigste vermieden werden. Sie sind der Gesandte einer befreundeten Macht, die die richtigen Ratschläge geben will und nur durch ihre Einsicht zu wirken wünscht. ..." [1]

Diese und andere kluge Ratschläge gab Talleyrand dem späteren Marschall Ney anläßlich seiner Mission in der Schweiz 1802. Erfolgreich.

Wenn doch nur Bonaparte öfter auf ihn gehört hätte ... :grübel:

Grüße
excideuil

[1] Kurtz, Harold: „Nacht der Entscheidung – Die Tragödie des Marschalls Ney“, K.F. Koehler Verlag, Stuttgart, 1961, Seite 31
 
Och, ich wäre da nicht so streng. Das Beispiel Blücher zeigt doch eindrucksvoll, dass ein schon betagter Zeitgenosse durchaus große militärische Erfolge erzielen kann.

Nunja, ob Blücher ohne Scharnhorst und Gneisenau erfolgreich gewesen wäre, diese Frage liegt dann wohl direkt auf der Hand.
Gelegenheit gab es genug den Alten bremsen zu müssen, dass er nicht stürmen ließ, bis niemand mehr auf sein Kommando gehört hätte.
Und die Hinrichtung sächsischer Soldaten 1815 ist nun auch nicht gerade eine große militärische Leistung.
Meiner Meinung nach hat er damit lediglich den Grundstein für die legende im 3. Reich gelegt, dass es Preußentum sei, wenn man "bis zum letzten Blutstropfen" kämpft.

Dass Militärs nun mal keine herausragenden Diplomaten sind, mag schon sein. Schließlich ist ihr Handwerk der Tod des anderen und das ist schon ziemlich undiplomatisch!;)
Wenn Ney sich jedoch als Diplomat gut geschlagen hat und als anderes gutes Beispiel fiele mir noch Caulaincourt ein, dann hat Napoleon in der Not sicher eine gute Wahl getroffen. Denn dass man mit Offizieren nicht immer glücklich bestallt ist, das zeigte ja das Beispiel Bernadottes als Botschafter in Wien.
Ich weiß nicht, ob Herrn Blücher überhaupt in Erinnerung war, dass es Talleyrand gewesen sei, der 1807 den Frieden von Tilsit "dokumentierte".
Ich glaub der war gar nicht da.:grübel:(Blücher)
Wahrscheinlicher ist, dass ihm die Kapitulation seiner Truppen 1806 in Lübeck gegenüber Marschall Bernadotte so in den Knochen steckte, dass er 1807 einfach zu Hause geblieben ist.
Und ich bin mir deshalb nicht sicher, wen von den beiden (Talleyrand oder Bernadotte) er wohl als den größeren "welschen Hundsfott" empfand.

Jedenfalls ist der Entsorgungsvorschlag für Herrn Wendehals Talleyrand nicht übel, was mir den Alten mit seiner Schnodderigkeit immer etwas sympathisch macht.:red:
 
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Nunja, ob Blücher ohne Scharnhorst und Gneisenau erfolgreich gewesen wäre, diese Frage liegt dann wohl direkt auf der Hand.
Gelegenheit gab es genug den Alten bremsen zu müssen, dass er nicht stürmen ließ, bis niemand mehr auf sein Kommando gehört hätte.
Und die Hinrichtung sächsischer Soldaten 1815 ist nun auch nicht gerade eine große militärische Leistung.
Meiner Meinung nach hat er damit lediglich den Grundstein für die legende im 3. Reich gelegt, dass es Preußentum sei, wenn man "bis zum letzten Blutstropfen" kämpft.


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Dass Militärs nun mal keine herausragenden Diplomaten sind, mag schon sein. Schließlich ist ihr Handwerk der Tod des anderen und das ist schon ziemlich undiplomatisch!;)

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Wenn Ney sich jedoch als Diplomat gut geschlagen hat und als anderes gutes Beispiel fiele mir noch Caulaincourt ein, dann hat Napoleon in der Not sicher eine gute Wahl getroffen. Denn dass man mit Offizieren nicht immer glücklich bestallt ist, das zeigte ja das Beispiel Bernadottes als Botschafter in Wien.

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Ich weiß nicht, ob Herrn Blücher überhaupt in Erinnerung war, dass es Talleyrand gewesen sei, der 1807 den Frieden von Tilsit "dokumentierte".
Ich glaub der war gar nicht da.:grübel:(Blücher)
Wahrscheinlicher ist, dass ihm die Kapitulation seiner Truppen 1806 in Lübeck gegenüber Marschall Bernadotte so in den Knochen steckte, dass er 1807 einfach zu Hause geblieben ist.
Und ich bin mir deshalb nicht sicher, wen von den beiden (Talleyrand oder Bernadotte) er wohl als den größeren "welschen Hundsfott" empfand.

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Jedenfalls ist der Entsorgungsvorschlag für Herrn Wendehals Talleyrand nicht übel, was mir den Alten mit seiner Schnodderigkeit immer etwas sympathisch macht.:red:

1
Blücher hat den Grundstein zur Legende des Preußentum im 3. Reich gelegt? Das ist jetzt nicht dein Ernst,oder?

2
Das ist recht diplomatisch formuliert. Ich sehe den Krieg als eine der Geißeln der Menschheit.

3
Ja, Ney hat sich auf seiner Mission als Diplomat in der Schweiz gut geschlagen. Als Militär hingegen war er nicht unumstritten. Seine Tragik bestand aber wohl darin, die Situation 1815 völlig falsch eingeschätzt zu haben, und er sich Bonaparte wieder anschloss. Hinzu kam, dass er nach Waterloo die Chance, die ihm Fouché und Talleyrand boten, ins Ausland zu gehen, nicht nutzte.

In der Tat ist Caulaincourt ein gutes Beispiel für einen treu dienenden Aristokraten. Nur, welche "Not" hatte denn Bonaparte, ihn erst in der Affäre d'Enghien zu beschädigen und dann als Botschafter ausgerechnet nach St. Petersburg zu senden?

4
Nach Tilsit schrieb Blücher an Hardenberg:
"Der deutsche Mut schläft nur; sein Erwachen wird fürchterlich sein. So bleibt es wahrhaftig nicht!" [1]

Zum Thema Lübeck schrieb Marx:
"Sein Rückzug nach Lübeck vor den vereinten Kräften von Soult, Bernadotte und Murat bildet eine der wenigen ehrenvollen Episoden jener Epoche deutscher Erniedrigung. Da Lübeck neutrales Gebiet war, gab die Tatsache, dass er die Strassen dieser offenen Stadt zum Schauplatz eines verzweifelten Kampfes machte, sie damit einer dreitägigen Plünderung durch die französische Soldateska aussetzte, Anlaß zu schärfster Kritik; doch unter den gegebenen Umständen kam es darauf an, dem deutschen Volk wenigstens ein Beispiel unerschütterlichen Widerstandes zu geben." [2]

Nun Blücher meinte den Kronprinzen von Schweden, was auch ein anderes Zitat belegt: (O.T.)
"Wenn der Hund von zigeuner nicht sofort erscheint, so muss in daß heilig kreuz granaden bomben Donnerwetter klein schlachen." [3]

In der Tat mochte Blücher die Diplomaten nicht:
"Nach Paris wollen wir und müssen wir, der Sch...kerl, der Metternich, mag spiegelfechten, wie er will, und seine Mitschubiaks von Diplomatikern mögen sich darob vor Ärger die Nasen abbeißen, schad't nischt, Millionen Donnerwetter! Mögen mitsammen plauschen und munkeln da drüben in Chatillon, die Schleicher und Federfuchser - schade nur für jeden Tropfen Burgunder, den die Kerle zu saufen kriegen - wir wollen alleweile vorwärts und nach Paris!" [4]

5
Der Begriff "Wendehals" ist erst seit dem Zusammenbruch der DDR im politischen Sprachgebrauch üblich. Im Zusammenhang mit Talleyrand gebraucht daher nicht im historischen Kontext stehend. Auch völlig unnötig, bietet die Überlieferung doch genügend Stoff:

"In den Zeitungen wurde er von Karikaturisten als Wetterfahne dargestellt. Die Journalisten gaben ihm Namen wie "Der Mann mit den sechs Köpfen", Monsieur Tournejours (Dreht-sich-stehts) oder auch Monsier de Bienauvent (Herr Gut-im-Wind)." [5]

Grüße
excideuil

[1] Blücher – der Held des Volksheeres, Schriften von und über Blücher, Rütten & Loening, Berlin, 1953, Seite 14
[2] [1] Seite 13-14
[3] [1] Abb. nach Seite 64
[4] [1] Seite 240
[5] Peter, Hans-Werner: Die Rückkehr der Bourbonen, in Damals, 12/1975, Seite 1099
 
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1. Blücher hat den Grundstein zur Legende des Preußentum im 3. Reich gelegt? Das ist jetzt nicht dein Ernst,oder?

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Das ist recht diplomatisch formuliert. Ich sehe den Krieg als eine der Geißeln der Menschheit.

3.
Ja, Ney hat sich auf seiner Mission als Diplomat in der Schweiz gut geschlagen. Als Militär hingegen war er nicht unumstritten. Seine Tragik bestand aber wohl darin, die Situation 1815 völlig falsch eingeschätzt zu haben, und er sich Bonaparte wieder anschloss. Hinzu kam, dass er nach Waterloo die Chance, die ihm Fouché und Talleyrand boten, ins Ausland zu gehen, nicht nutzte.

In der Tat ist Caulaincourt ein gutes Beispiel für einen treu dienenden Aristokraten. Nur, welche "Not" hatte denn Bonaparte, ihn erst in der Affäre d'Enghien zu beschädigen und dann als Botschafter ausgerechnet nach St. Petersburg zu senden?

4.
Nach Tilsit schrieb Blücher an Hardenberg:
"Der deutsche Mut schläft nur; sein Erwachen wird fürchterlich sein. So bleibt es wahrhaftig nicht!" [1]

Zum Thema Lübeck schrieb Marx:
"Sein Rückzug nach Lübeck vor den vereinten Kräften von Soult, Bernadotte und Murat bildet eine der wenigen ehrenvollen Episoden jener Epoche deutscher Erniedrigung. Da Lübeck neutrales Gebiet war, gab die Tatsache, dass er die Strassen dieser offenen Stadt zum Schauplatz eines verzweifelten Kampfes machte, sie damit einer dreitägigen Plünderung durch die französische Soldateska aussetzte, Anlaß zu schärfster Kritik; doch unter den gegebenen Umständen kam es darauf an, dem deutschen Volk wenigstens ein Beispiel unerschütterlichen Widerstandes zu geben." [2]

Nun Blücher meinte den Kronprinzen von Schweden, was auch ein anderes Zitat belegt: (O.T.)
"Wenn der Hund von zigeuner nicht sofort erscheint, so muss in daß heilig kreuz granaden bomben Donnerwetter klein schlachen." [3]

In der Tat mochte Blücher die Diplomaten nicht:
"Nach Paris wollen wir und müssen wir, der Sch...kerl, der Metternich, mag spiegelfechten, wie er will, und seine Mitschubiaks von Diplomatikern mögen sich darob vor Ärger die Nasen abbeißen, schad't nischt, Millionen Donnerwetter! Mögen mitsammen plauschen und munkeln da drüben in Chatillon, die Schleicher und Federfuchser - schade nur für jeden Tropfen Burgunder, den die Kerle zu saufen kriegen - wir wollen alleweile vorwärts und nach Paris!" [4]

5.
Der Begriff "Wendehals" ist erst seit dem Zusammenbruch der DDR im politischen Sprachgebrauch üblich. Im Zusammenhang mit Talleyrand gebraucht daher nicht im historischen Kontext stehend. Auch völlig unnötig, bietet die Überlieferung doch genügend Stoff:

"In den Zeitungen wurde er von Karikaturisten als Wetterfahne dargestellt. Die Journalisten gaben ihm Namen wie "Der Mann mit den sechs Köpfen", Monsieur Tournejours (Dreht-sich-stehts) oder auch Monsier de Bienauvent (Herr Gut-im-Wind)." [5]

Grüße
excideuil

zu 1.
Doch isser!:winke:
Ich meine der Ernst.
Denn Blüchers Franzosenhass und übersteigerter Nationalstolz, Arndts demagogisches Gefasel, der den »Haß gegen die Franzosen« zur »Religion des deutschen Volkes« machen möchte und Körners (homosexuelle?) verschwiemelte Hunnenlyrik, sind in jedem Fall als Vokabular und Quelle eine Steilvorlage für die späteren Nationalsozialisten.

zu 2.
Ja so bin ich nun mal!
Ich sehe Humorlosigkeit als eine der höchsten Geißeln der Menschheit an. Vor allem in Geschichtsforen.=)
Und ich bin mir nicht sicher, was mancher Mensch als sinnvolleres Sterben ansieht:
a - den Tod auf dem Schlachtfeld oder
b - den "friedvollen" Kältetod in einer Winternacht, nach Firmenzwangsversteigerung, Ehescheidung, Pfändung, Isolation und Rufschändung und schließlich ohne Obdach?
Ich überlege noch, was wohl die größere Geißel ist und ob heute nicht die Menschen "im Frieden" einen oft unwürdigeren Tod sterben?:grübel:
Dazu zähle ich übrigens auch den plötzlichen Herzstillstand vor der Playstation.:cry:

zu 3.
Wo bitteschön ist denn eine Angebot durch Fouché und Talleyrand eine Chance?

Und wo bitteschön war denn Caulaincourt in der Affäre des ehemaligen Herzogs von Enghien beschädigt?
Beschädigt war er doch nur in der Betrachtung der Intriganten, denen etwas daran lag, den Verschwörungen durch Pichegru und Dumouriez einen bourbonischen Kopf anzudichten. Hätte dies geklappt, wozu der Herzog brieflich bereits seine Einreise nach Frankreich ankündigte, hätte die Verschwörung eine präsentable Persönlichkeit gehabt, der man die Verschwörung in die Analen dichten könnte.
Da es aber nicht klappte, hatte man wenigstens einen "Dummen", der sich noch als Märthyrer eignete.
Und niemand anders als Talleyrand und Fouché selbst hatten daran ein Interesse und drangen auf den Ersten Consul ein, diesen Zusammenhang zwischen Dumouriez, Pichegru und dem Herzog nicht zu übersehen oder anzuzweifeln, was Napoleon schließlich auch tat.

(Siehe "Napoleon, die Memoiren seines Lebens, Wencker-Wildberg Band 7, Seite 185 + Erläuterungen)

Na wenigsten das Hündchen hat die Erschießung überlebt und wurde von den Royalisten bis zu seinem Tode gepflegt.
Nur schade, dass der Code Civil noch kein Tiererbrecht vorsah: wie reaktionär!:motz:

Der arme Coulaincourt hatte mit der ganzen Sache nicht mehr zu tun, als beim Badener Hof nachträglich wieder schönes Weter zu machen, nachdem man mit der Verhaftung im badischen Ettenheim durch General Ordener und 300 Dragonern (also eine ordentliche Escorte soll schon was wert sein) die Grenzen eines souveränen Landes verletzte.
Eine "Beschädigung" durch diplomatische Dienste und Aufträge, kann ich jedenfalls nicht sehen.
Da wäre Ja Tellerrand sowas von beschädigt!

zu 4.
Am wirksamsten hätte Blücher den Straßenkampf und die "Plünderung" durch eine "französischen Soldateska" verhindert, wenn er sich schon vor Jena ergeben hätte.:rofl:
Was Marx, Engels, Lenin und Castro dazu schrieb ist mir eigentlich Humpe. Ich hab das Zeug schon in der DDR verweigert. Da werd ich auf meine Tage jetzt nicht damit anfangen, mir Ideologie - Literatur reinzuziehen.
Wo soll das denn enden?:still:



zu 5.
Ich bin mir sicher, in einer Radiosendung (MDR FIGARO) gehört zu haben, dass der Begriff "Wendehals" zumindest in Sachsen mit diesem Bezug schon älter ist, als die Parteitage der Roten.
Ja, mir Sachsn hams schon immor schbrachlisch offn Bungt gebrochd!

S'läbe dor Genich!
 
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