Völlig logisch: Tiberius ist mit 20.000 unbewaffneten Legionären und Auxiliariern and die Leine gezogen. Deswegen findet man keine Waffen. *an'nkopppack*.
Frau Dr. Hagemann wird dann auch noch als Historikerin bezeichnet, was sie de facto nicht ist (das ist nicht gegen Frau Dr. Hagemann gerichtet, ist schleicht eine Fehlinformation im Artikel.
Ja sicher ist das logisch, El Quijote, Zweifelnder, es handelte sich um den Betriebsausflug von vier Legionen, die zwar lieber den Circus Maximus in Rom besucht hätten - der war Tiberius aber zu teuer - es reichte nur für einen germanischen Freizeitpark in Tulifurdum - die Waffen mussten die Legionäre am Eingang abgeben. (Quelle hier:
Hemmingen-Wilkenburg: Mal wieder ein neues Römerlager entdeckt... )
Das erklärt auch endlich die Aduatuci-Prägungen, keltische Kleinstmünzprägungen, die in Wilkenburg gefunden wurden: die Legionäre brauchten sie für die Spiele und Attraktionen im Freizeitpark Tulifurdum, die germanischen Schausteller akzeptierten nur Kleinerze mit Pferdeavers.
Die Kleingeldversorgung augusteischer Zeit in Gallien und Germanien - Überlegungen zu den Kleinerzen aus dem römischen Marschlager von Wilkenburg
Da der Betriebsausflug in wüsten Gelagen, wilden Schlägereien* und vollem Lazarett endete (das germanische Bier - mit Bilsenkraut versetzt - war wirklich verstörend berauschend), kamen die Legionen auch nur bis Anreppen ins Winterlager (durch Magenverstimmungen konnte die Tagesration nicht bei sich behalten werden, in der Folge sank die Marschleistung beträchtlich) - das von Velleius Paterculus so lobend erwähnte Lager an der Quelle der Lippe (2,105) , das Tiberius als Erster (fälschlich) mitten in Germanien einrichtete, war in Wirklichkeit ein Notbehelf. Es ist kein Wunder, dass Tiberius das Lager -trotz luxuriösem Palast aus Holz und beheiztem Militärbad- eilig verließ und nach Rom reiste, die Latrinen waren heillos mit den gastritischen Beschwerden überfordert (kurz gesagt, es stank bestialisch), und Tiberius kam vorsorglich erst im nächsten Frühjahr zurück, nachdem sich die Lage verbessert hat.
Die überraschend kurze Nutzungsdauer von Anreppen, der Fund von zwei Latrinen - (die Legionen weigerten sich diese abzureißen - ein Glück für die Forschung, die
ca. 9,1 m breite Mannschaftslatrine (Gr. 1991/44) und eine weitere Latrine (Gr. 1991/17), lieferte zuverlässige dendrochronologische Daten für das Jahr 5 n. Chr. (Fußnote J.S. Kühlborn,Zur archäologisch-historischen Einordnung der Marschlager von Holsterhausen), könnte auf den Gestank beim einsetzenden Tauwetter zurückzuführen sein.
Tulifurdum (Wilkenburg) wurde danach von der Liste möglicher Ausflugsziele gestrichen, dafür hat sich insbesondere der im Winterlager Anreppen ausharrende Sentius Saturnius eingesetzt, für ihn als "heiter-kultivierter Genießer" (V.P. 2,105 - sic- verstehe die Anspielung!) war der Verlauf des Aufenthalts in Tulifurdum und später das Festsitzen im eingeschneiten "Winterlager" traumatisierend, nachdem unter den Legionären ein Lagerkoller ausgebrochen war, und die Weinvorräte zur Neige gingen (einzig positiv: die Latrinengruben waren eingefroren) - Stephen King hätte am Horrorszenario seine Freude gehabt. Sentius Saturnius, ein ausgeprägter Feingeist, mied jedoch die öffentlichen Latrinen, Tiberius hatte glücklicherweise seine Wanne im Praetorium zurückgelassen... „Wollüstigen, frechen, unreinen, schamlosen Männern, Würflern, Betrunkenen zu dienen – das ist das größte Unglück, vereint mit der größten Schande.“ (Phillip. 3, 35), zitierte der Legat Cicero bei der Rückkehr des Tiberius, dem das Schicksal seines Stellvertreters mit Scham erfüllte.
Manche munkeln Sentius Saturnius hätte nur wegen seiner Ausdauer und Beharrlichkeit im Winterlager die ornamenta triumphalia erhalten, Cassius Dio spricht davon, dass der Tiberius-Feldzug kein bemerkenswertes Ergebnis gebracht hätte (55,28,5) trotzdem erhalten Augustus, Tiberius den Titel Imperator und Sentius triumphale Abzeichen (C.D. 55,28.6).
Die von dir El Quijote erwähnte medizinische Vorsorge, die V.Paterculus ab 2,114 so lobt, waren direkte Konsequenzen aus dem Desaster im Winter 4/5 n.Chr im weiteren Kriegsverlauf und im pannonischen Feldzug. Velleius Paterculus tritt mit seiner Lobrede auf die Fürsorglichkeit von Cäsar Tiberius den in Rom kursierenden Gerüchten um den Betriebsausflug und das Winterlager entgegen, den Winter im eingefrorenen und verschneiten Germanien haben die Veteranen des Feldzugs später als "schwarze Tage (oder braune Wochen?)" bezeichnet.
* in Tulifurdunum verloren viele römische Soldaten ihren Sold beim Würfelspiel. Zur Verwunderung der Römer betrieben die Germanen dieses vollkommen nüchtern, dazu Tacitus: "
„Dem Würfelspiel huldigen sie merkwürdigerweise in voller Nüchternheit, als wenn es sich um ein ernsthaftes Geschäft handelte. Dabei sind sie in bezug auf Gewinn und Verlust von einer so blinden Leidenschaft besessen, daß sie, wenn sie alles andere verspielt haben, mit dem letzten, entscheidenden Wurfe um ihre Freiheit und um ihren eigenen Leib kämpften.“ (Germania 24)
Auf der unten angehängten Ehreninschrift (eventuell für Gaius Sentius Saturnius) fehlt jeder Hinweis auf seine Statthalterschaft in Germanien und Legat von Cäsar Tiberius beim Feldzug 4. und 5. n.Chr.. Was Wunder?