Ich kenne keine Belege für die Anwesenheit von Minoern westlich Siziliens, lasse mich da aber gern weiterbilden.
Ich kenne ebenfalls keine Belege (Beweise) für diese These, denn sonst hätte sich dieser Thread von Anfang an erübrigt.
Es gibt bislang nur Indizien (Funde von Artefakten), die auf eine wissenschaftliche Zuordnung, bzw. auf weitere Forschungen warten.
Ob diese These anschließend damit entweder bestätigt oder aber wieder verworfen werden muss, das wird (hoffentlich) die Zukunft zeigen. Allerdings wäre dazu erst einmal eine aktive Mitwirkung der offiziellen Stellen - allen voran dem Landesamt für Denkmalschutz - dringend nötig. Eine Blockadehaltung halte ich hier für nicht sehr hilfreich, wenngleich sie auch aus menschlicher Sicht verständlich ist. Niemand lässt sich gerne eigene Versäumnisse an die Backe kleben.
balticbirdy: schrieb:
Der so gern angeführte Vergleich mit den Wikingern greift nicht. Ihre Schiffe, äußerlich vielleicht ähnlich, waren völlig anders konstruiert.
Das gebe ich gerne zu; es war ja auch nur ein Vergleich.
Leider habe ich vom Schiffsbau keine Ahnung, in dieser Hinsicht lasse ich mich gerne von Dir oder von einem anderen Fachmann eines Besseren belehren.
tela: schrieb:
... Wenn entsprechende Funde da sind. Aber bloße plausibilitätsgründe (Wikinger haben es ja auch geschafft, deshalb nehmen wir das für die Minoer einfach auch mal an) sind ja wohl nicht ausreichend.
Das ist völlig richtig, denn wir bewegen uns bisher nahezu ausschließlich auf Spekulationsbasis. Genau deshalb halte ich es ja für so wichtig, diesen bisherigen Funden weiter auf den Grund zu gehen.
tela: schrieb:
Und das besagte Siegel kann durchaus auch auf anderem Weg an die Nordsee gekommen sein.
Auch das ist richtig. Wenn es ein Einzelstück wäre! Aber es erklärt nicht den räumlichen Zusammenhang mit den anderen, dort gefundenen Artefakten aus frühgeschichtlicher Zeit (Duftharz, Halbedelsteine, Tonscherben, etc.), übrigens alles datiert.
tela: schrieb:
Sollten die Minoer bis an die Nordsee gefahren sein, sollte man doch mehr Hinweise minoischer Anwesenheit an den Küsten des Mittelmeers und des Atlantiks finden können, oder?
Ebenfalls richtig. Vielleicht sollte man einmal ganz gezielt danach suchen?
Aber ich finde, jede gezielte Suche benötigt zunächst erst mal einen Ausgangspunkt, also eine Spur, die sich weiterverfolgen lässt.
Würden sich im Schlick der Nordsee weitere Indizien oder gar Beweismittel für die Anwesenheit von minoischen Schiffen (oder wenigstens minoischen Handelswaren) finden lassen, so hätte man diesen Ausgangspunkt, auf dem sich eine gezielte Forschung aufbauen ließe. Ansonsten wäre es wohl eher ein Versuch, in einem dunklen Raum eine schwarze Katze zu fangen, die dort gar nicht vorhanden ist.
Heine: schrieb:
Solange man keine Überreste eines entsprechenden Schiffes gefunden hat, ist die Annahme des Seehandels der Minoer mit den Nordseeanrainern Spekulation.
Ob dazu ein minoisches Schiff, bzw. dessen Überreste nötig wären, das wage ich zu bezweifeln. Meiner Meinung nach würde es völlig ausreichen, z,B. auf Grund von Handelswaren den Handel nachzuweisen.
Heine: schrieb:
Aber sollten natürlich weitere Funde gemacht werden, ergäbe sich eine neue Diskussionsgrundlage.
Dieser Meinung bin ich ebenfalls. Nur wäre dazu vorerst mal der Wille nötig, diese Funde überhaupt zu machen. Wenn man ich den bisherigen Zoff mit dem Landesamt für Denkmalschutz, bzw. mit dessen Leiter betrachtet, so scheint mir dieser Wille nicht erkennnbar zu sein. Warum auch immer.
Ravenik: schrieb:
Der Vergleich hinkt. (Anm. vom Mino: gemeint war der Vergleich mit österreichischem Erdöl) Die hiesigen Ölvorkommen reichen nicht einmal ansatzweise zur Deckung des hiesigen Bedarfes, das hat also nicht nur mit dem Preis zu tun.
Klar hinkt dieser Vergleich. So wie wahrscheinlich
jeder Vergleich ein bisschen hinkt. Aber wenigstens hast Du klar erkannt, dass es darin nicht nur um den Preis, sondern in erster Linie um die verfügbare Menge ging.
El Quijote: schrieb:
Wieso sollen die Minoer den weiten Weg nach Britannien auf sich genommen haben, wo doch das zypriotische und taurische Zinn vor der Haustür lag? Denn, wenn sie so gut rechnen konnten, wie du sagst, dann konnten sie auch errechnen, dass der Handel mit diesen nah gelegenen Lagerstätten sehr viel ertragreicher wäre.
Wer sagt denn, dass dieser Handel
nicht stattgefunden hat? Es dürfte wohl nicht nur eine Frage des Preises, sondern auch eine Frage der verfügbaren Menge gewesen sein, wenn man sich um andere Bezugsquellen bemüht (siehe Antwort an Ravenik).
Wenn es aber zu dieser Zeit (ca. 3500 v.Ch.) außer der minoischen Flotte noch andere "Spediteure" in der antiken Welt gegeben hat, so wäre ich um diesbezügliche Hinweise sehr dankbar. Mir sind jedenfalls keine bekannt.
Carolus: schrieb:
... Dabei hat Herr Prof. Dr. Doerr mit seiner Ausgrabung laut Focus nicht nur jede Menge Nordseeschlick aufgewirbelt, sondern auch jede Menge Staub.
Ja, aber ganz offenbar
nicht genug? Der "Staub" liegt in diesem Fall wahrscheinlich nicht in der Nordsee, sondern auf den Schreibtischen des zuständigen Landesamt für Denkmalschutz?