Minoer in der Nordsee und vor den britischen Inseln?

Jetzt mal ganz ehrlich: Findest Du es wirklich angemessen, solche Leute wie Evans, Schliemann und Duerr mit Grabräubern auf eine Stufe zu stellen? :confused:
Hab ich nicht behauptet. Aber Leute, die unwissenschaftlich graben, nur weil sie Geld, Zeit und Lust dazu haben und dabei Befunde unwiederbringlich zerstören, diese Leute sind auf keinen Fall besser als Raubgräber.

Und du willst uns doch sicher nicht erzählen, dass diese Leute, mit zuviel Zeit und Geld fähig sind eine Grabung so durchzuführen, dass der Befund nicht zerstört ist?

Im Zweifelsfall ist es immer besser etwas im Boden zu lassen, als es durch übermotivierte aber eher unterqualifizierte Leute ausgraben zu lassen.

Und das bezieht sich nicht auf jemanden speziellen, sondern auf deine Bemerkung, es dürfe doch jeder, der Zeit und Geld hat, graben, wo immer er will - Dein Beitrag heute um 0.10.

Und ein Wissenschaftler mit eigenem Ego dokumentiert in der Regel den Befund, den er ausgräbt. Der Laie eher nicht. Oder nur mangelhaft. Das unterscheidet sie voneinander.

Noch eines zum ego: Hatte ich so definiert, dass es darum geht den herausragenden, das wissenschaftliche Weltbild umkrempelnde Fund zu machen. Das ist es, was viele Privatforscher antreibt.
 
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dekumatland: schrieb:
Ich frage mich gerade, auf welche Weise eine Ladung britannisches Zinn in minoischer Zeit schneller von der britischen Insel (genauer Cornwall) in mediterrane Gefilde gebracht werden konnte:
Nun ja, ob das (per Schiff) die schnellere Route war, das möchte ich einfach mal dahingestellt lassen. Die kostengünstigere war es auf jeden Fall, denn das ist heute noch so. Und die Minoer waren Kaufleute, die ganz bestimmt rechnen konnten.

dekumatland: schrieb:
...die Minoer im Wattenmeer erinnern mich ein wenig an die Gerüchte von den Wikingern bei den Azteken :pfeif:
Ja, natürlich klingt das alles ziemlich phantastisch, aber ist es deshalb völlig auszuschließen?
Die Funde - falls sie echt sein sollten - sprechen jedenfalls für eine solche Hypothese.

Dass die Minoer über eine Flotte verfügten, das dürfte allgemein bekannt sein. Ob sie damit nach Nordeuropa kamen, diese Frage versuche ich hier zu erörtern.
Entsprechende Funde wurden jedenfalls gemacht und ob diese Funde nicht nur einer Laboruntersuchung zur Altersdatierung, sondern auch einer streng wissenschaftlichen Untersuchung standhalten, das weiß ich leider nicht.
Gegen die Theorie der gefundenen Tonscherben aus dem 13. Jh. als Tauschgut spricht jedenfalls der Umstand, dass es sich dabei "nur" um gewöhnliches Gebrauchsgut gehandelt hat. Also nichts mit hochwertiger Handelsware.
Dass an der vermeintlichen Unglücksstelle im Watt kein Zinn gefunden wurde, das könnte darauf hindeuten, dass sich das minoische Schiff (oder der Flottenverband?) nicht auf der Rückreise, sondern auf der Hinreise befunden hatte. Es könnte aber auch sein, dass sich das (erheblich schwerere) Zinn heute immer noch ganz tief im Schlick befindet.
Warum dieser Sache von offizieller Seite her nicht weiter nachgegangen wurde, das weiß ich leider nicht, ich kann hier nur irgendwelche persönlichen Animositäten von etablierten Wissenschaftlern gegen Privatforscher vermuten, wie sie auch hier in diesem Thread schon mehrfach zum Ausdruck gebracht wurden.
dekumatland: schrieb:
- da wäre es schön, die Reste eines solchen Schiffs zu finden.
Ja, das würde ich ebenfalls sehr schön finden, denn das würde zur weiteren Klärung dieser - doch sehr eigentümlichen - Angelegenheit beitragen.
Ob man nach so vielen Jahren in rauher See noch Holzreste findet, das scheint mir sehr fraglich zu sein, aber zumindest müsste man dort noch andere Dinge finden: Auf der Hinreise eben Handelswaren, auf der Rückreise Zinn.
Wenn aber das Ziel dieses Schiffes nicht Cornwall war, sondern eine andere Anlaufstelle im Norden Europas (eventuell um dort Bernstein aufzunehmen), dann sieht die Sache schlecht aus. Bernstein schwimmt und ist deshalb garantiert nicht mehr an dieser Stelle aufzufinden.
 
Darf man noch mal die Frage stellen, warum das zypriotische und kilikische Zinn nicht reichte?
Ups ... leider übersehen ... :rotwerd: Sorry!

Ja, natürlich darf man das! Ich würde das ganz einfach mal mit Angebot und Nachfrage begründen.
Die ergiebigsten Zinnminen zu dieser Zeit lagen nun mal in Cornwall, was ganz sicher ganz erhebliche Auswirkungen auf die damalige Preisgestaltung gehabt hat. Und erfolgreiche Kaufleute konnten immer schon gut rechnen. Zu jeder Zeit!
Um ein anschauliches Extrembeispiel zu nennen: Auch in Österreich und Bayern wird heute Erdöl gefördert, aber trotzdem wird der größte Tel davon immer noch per Schiff aus dem Ausland eingeführt.
(ja, ich weiß, aber ich liebe solche kleinen Übertreibungen!) :)
 
Nun ja, ob das (per Schiff) die schnellere Route war, das möchte ich einfach mal dahingestellt lassen. Die kostengünstigere war es auf jeden Fall, denn das ist heute noch so. Und die Minoer waren Kaufleute, die ganz bestimmt rechnen konnten.
Was ich fett markiert habe, das erstaunt mich - ich hätte jetzt gedacht, dass das Herstellen und Unterhalten einer hochseetüchtigen Flotte in dieser Zeit (immerhin mehr als 1000 Jahre vor Christus) eine sehr kostspielige und aufwändige Angelegenheit gewesen wäre.

Dass die Minoer über eine Flotte verfügten, das dürfte allgemein bekannt sein. Ob sie damit nach Nordeuropa kamen, diese Frage versuche ich hier zu erörtern.
Ich erinnere mich, mal gelesen zu haben, dass erst die Wikinger infolge der Hochseetüchtigkeit ihrer Boote und infolge recht guter geografischer Kenntnisse Hochseefahrten in Nordse und Atlantik gewagt hatten. Inwiefern die Seefahrt auf dem Mittelmeer gut 2000 Jahre vor den Wikingern ebenso seetüchtig war, weiß ich nicht. Spätere phönizische Seefahrer sind an den Küsten entlang recht weit gekommen - aber was weiß man über die minoische Seefahrt? Was für Schiffe hatten diese? Sicher gab es Seehandel von der kretischen Insel zum Festland - aber mit was für Schiffen? War die minoische Flotte schon so seetüchtig wie später Phönizier, Griechen, Römer?
 
das erstaunt mich - ich hätte jetzt gedacht, dass das Herstellen und Unterhalten einer hochseetüchtigen Flotte in dieser Zeit (immerhin mehr als 1000 Jahre vor Christus) eine sehr kostspielige und aufwändige Angelegenheit gewesen wäre.
Das braucht Dich nicht zu erstaunen, denn das war nicht nur damals so, nein, es ist heute noch so.
Leider kann ich Dir jetzt nicht aus dem Handgelenk heraus die genauen Baukosten eines modernen Supertankers oder eines großen Überseefrachters nennen, aber sie dürften erheblich sein. Trotzdem: Seefracht ist heute noch wesentlich billiger als jede andere Frachtmöglichkeit, sie dauert nur etwas länger.

dekumantland: schrieb:
Spätere phönizische Seefahrer sind an den Küsten entlang recht weit gekommen - aber was weiß man über die minoische Seefahrt? Was für Schiffe hatten diese? Sicher gab es Seehandel von der kretischen Insel zum Festland - aber mit was für Schiffen? War die minoische Flotte schon so seetüchtig wie später Phönizier, Griechen, Römer?
Letzteres würde ich bejahen. Zumindest weiß man, dass die Minoer bereits einen ziemlich lebhaften Handel (und möglicherweise auch Kulturaustausch) mit anderen Kulturen des nahen Ostens betrieben. Unter anderem auch mit dem griechischen Festland und dem ägyptischen Pharaonenreich, die zur damaligen Zeit beide über keine hochseetüchtigen Schiffe verfügten.
Während die Überfahrt zum griechischen Festland über den minoischen Stützpunkt Thera (heute Santorin) noch relativ "einfach" in ca. zwei Tagesreisen zu bewerkstelligen war, dürfte sich eine Überfahrt nach Sizilien, Zypern oder gar nach Ägypten schon weitaus schwieriger dargestellt haben. Ohne eine hochseetüchtige Flotte also kaum zu bewerkstelligen, denn da geht nichts mehr mit Küstenhopping. Da muss (neben guten Schiffen) schon auch noch eine gewisse Navigationskunst vorhanden gewesen sein.

Wer aber solche Entfernungen per Schiff zurücklegen kann, dem würde ich durchaus zutrauen, damit etwas weiter entfernte Gefielde bereist zu haben. Die späteren Phönizier und die noch späteren Wikinger haben es ja schließlich auch geschafft. Letztere kamen sogar bis nach Amerika.
Hätte das bei uns noch vor 200 Jahren jemand für möglich gehalten? Wohl kaum!

Fazit: Geschichte muss immer wieder neu geschrieben werden, auch wenn viele Wissenschafler (glücklicherweise nicht alle) sich in der Rolle des "Bewahrers alter Dogmen" gefallen.
 
Letzteres würde ich bejahen. Zumindest weiß man, dass die Minoer bereits einen ziemlich lebhaften Handel (und möglicherweise auch Kulturaustausch) mit anderen Kulturen des nahen Ostens betrieben. Unter anderem auch mit dem griechischen Festland und dem ägyptischen Pharaonenreich, die zur damaligen Zeit beide über keine hochseetüchtigen Schiffe verfügten.
Während die Überfahrt zum griechischen Festland über den minoischen Stützpunkt Thera (heute Santorin) noch relativ "einfach" in ca. zwei Tagesreisen zu bewerkstelligen war, dürfte sich eine Überfahrt nach Sizilien, Zypern oder gar nach Ägypten schon weitaus schwieriger dargestellt haben. Ohne eine hochseetüchtige Flotte also kaum zu bewerkstelligen, denn da geht nichts mehr mit Küstenhopping. Da muss (neben guten Schiffen) schon auch noch eine gewisse Navigationskunst vorhanden gewesen sein.
Wer aber solche Entfernungen per Schiff zurücklegen kann, dem würde ich durchaus zutrauen, damit etwas weiter entfernte Gefielde bereist zu haben. Die späteren Phönizier und die noch späteren Wikinger haben es ja schließlich auch geschafft. Letztere kamen sogar bis nach Amerika.

Schnapp dir mal eine Karte des östlichen Mittelmeers. Man verliert fast nie Landsicht, zumal fast sämtliche Küsten bergig sind. Das Thema hatten wir auch schon:
http://www.geschichtsforum.de/f27/antike-schiffahrt-sichtweiten-im-mittelmeer-29659/
Und noch einmal: Ich kenne keine Belege für die Anwesenheit von Minoern westlich Siziliens, lasse mich da aber gern weiterbilden.

EDIT: Der so gern angeführte Vergleich mit den Wikingern greift nicht. Ihre Schiffe, äußerlich vielleicht ähnlich, waren völlig anders konstruiert.
 
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Fazit: Geschichte muss immer wieder neu geschrieben werden, auch wenn viele Wissenschafler (glücklicherweise nicht alle) sich in der Rolle des "Bewahrers alter Dogmen" gefallen.
Geschichte wird ja auch immer wieder neu geschrieben. Wenn entsprechende Funde da sind. Aber bloße plausibilitätsgründe (Wikinger haben es ja auch geschafft, deshalb nehmen wir das für die Minoer einfach auch mal an) sind ja wohl nicht ausreichend.

Und das besagte Siegel kann durchaus auch auf anderem Weg an die Nordsee gekommen sein.

Sollten die Minoer bis an die Nordsee gefahren sein, sollte man doch mehr Hinweise minoischer Anwesenheit an den Küsten des Mittelmeers und des Atlantiks finden können, oder?
 
Solange man keine Überreste eines entsprechenden Schiffes gefunden hat, ist die Annahme des Seehandels der Minoer mit den Nordseeanrainern Spekulation.

Etwas anderes ergibt auch nicht der angesprochene Fund. Es handelt sich ja offensichtlich um einen vereinzelten Fund minoischer Objekte an der Nordseeküste. Diese können auf anderen Wegen, z.B. als Tauschobjekte, in diese Gegend gekommen sein.

Dagegen spricht nicht, dass es sich um wertlose Alltagskeramik handeln soll. Vielleicht fand man diese an der Nordseeküste einfach nur exotisch und schön, so dass man sie durch Tausch erwarb (ist genauso nur Spekulation).

Aber sollten natürlich weitere Funde gemacht werden, ergäbe sich eine neue Diskussionsgrundlage.
 
Ich würde das ganz einfach mal mit Angebot und Nachfrage begründen.
Die ergiebigsten Zinnminen zu dieser Zeit lagen nun mal in Cornwall, was ganz sicher ganz erhebliche Auswirkungen auf die damalige Preisgestaltung gehabt hat. Und erfolgreiche Kaufleute konnten immer schon gut rechnen. Zu jeder Zeit!


Stellt sich die Frage: Woher sollen die Minoer vom britischen Zinn gewusst haben?
Wieso sollen die Minoer den weiten Weg nach Britannien auf sich genommen haben, wo doch das zypriotische und taurische Zinn vor der Haustür lag? Denn, wenn sie so gut rechnen konnten, wie du sagst, dann konnten sie auch errechnen, dass der Handel mit diesen nah gelegenen Lagerstätten sehr viel ertragreicher wäre.


Um ein anschauliches Extrembeispiel zu nennen: Auch in Österreich und Bayern wird heute Erdöl gefördert, aber trotzdem wird der größte Tel davon immer noch per Schiff aus dem Ausland eingeführt.
(ja, ich weiß, aber ich liebe solche kleinen Übertreibungen!) :)

Da ist keine Übertreibung, das ist ein Vergleich von Äpfeln und Birnen. Du vergleichst die globalisierte Welt, die praktisch keine weißen Fecken mehr kennt, mit der Welt der Bronzezeit, in der es weder Karten noch Kommunikationsmedien gab, Wissen auf Augenzeugenschaft beruhte.
Zumindest weiß man, dass die Minoer bereits einen ziemlich lebhaften Handel (und möglicherweise auch Kulturaustausch) mit anderen Kulturen des nahen Ostens betrieben. Unter anderem auch mit dem griechischen Festland und dem ägyptischen Pharaonenreich, die zur damaligen Zeit beide über keine hochseetüchtigen Schiffe verfügten.
Während die Überfahrt zum griechischen Festland über den minoischen Stützpunkt Thera (heute Santorin) noch relativ "einfach" in ca. zwei Tagesreisen zu bewerkstelligen war, dürfte sich eine Überfahrt nach Sizilien, Zypern oder gar nach Ägypten schon weitaus schwieriger dargestellt haben. Ohne eine hochseetüchtige Flotte also kaum zu bewerkstelligen, denn da geht nichts mehr mit Küstenhopping. Da muss (neben guten Schiffen) schon auch noch eine gewisse Navigationskunst vorhanden gewesen sein.

Wieso nicht?

Fazit: Geschichte muss immer wieder neu geschrieben werden, auch wenn viele Wissenschafler (glücklicherweise nicht alle) sich in der Rolle des "Bewahrers alter Dogmen" gefallen.
Nochmal: Wissenschaft und Dogmen sind Widersprüche. Wissenschaftler können sich per definitionem nicht als "Bewahrer alter Dogmen" gefallen und auch nicht so handeln, wer Wissenschaftler sein will muss zur Qualitätssicherung seine Forschungen immer wieder zur Debatte stellen.
Das sind Standards wissenschaftlichen Handelns, und jeder Wissenschaftler weiß, dass er sich dieser Qualitätssicherung stellen muss. Dabei kann eine These auch schon mal durchfallen und eine Theorie verworfen werden.
 
Ich erinnere mich, mal gelesen zu haben, dass erst die Wikinger infolge der Hochseetüchtigkeit ihrer Boote und infolge recht guter geografischer Kenntnisse Hochseefahrten in Nordse und Atlantik gewagt hatten.
Zumindest bei Island ist unklar, wer als Erster dort war.

Um ein anschauliches Extrembeispiel zu nennen: Auch in Österreich und Bayern wird heute Erdöl gefördert, aber trotzdem wird der größte Tel davon immer noch per Schiff aus dem Ausland eingeführt.
Der Vergleich hinkt. Die hiesigen Ölvorkommen reichen nicht einmal ansatzweise zur Deckung des hiesigen Bedarfes, das hat also nicht nur mit dem Preis zu tun.
 
In einem Leserbrief (Leserbrief: Fuhren die Minoer bis in die Nordsee? - epoc) hat Prof. Dr. Duerr auf einen kritischen Beitrag in der Zeitschrift reagiert:


Wie der Autor Ihres Artikels bei einer Lektüre meines vor zwei Jahren im Insel-Verlag erschienenen Buchs „Rungholt: Die Suche nach der verlorenen Stadt“ mühelos hätte feststellen können, sind die Fundumstände keineswegs „unklar“, sondern durchweg nachvollziehbar. Außerdem haben inzwischen die Wissenschaftsredakteure des SPIEGEL und der ARD meine ehemaligen Mitarbeiter und Studenten, die an der Grabung beteiligt waren, befragt: Sämtliche Zeugen haben die Richtigkeit meiner Darstellung bestätigt.

Was mich irritiert, ist die Tatsache, daß hier von Wissenschaftsredakteuren des SPIEGEL und der ARD die Rede ist, aber nicht von den Denkmalschützern oder Archäologen des Landes. Dabei hat Herr Prof. Dr. Doerr mit seiner Ausgrabung laut Focus nicht nur jede Menge Nordseeschlick aufgewirbelt, sondern auch jede Menge Staub.

Weiterhin ist es irritierend, daß diese Entdeckung nicht ein wesentlich größeres, mediales Echo ausgelöst hat: keine Aufmacher auf National Geographic oder GEO, keine Terra-X-Sondersendung....:nono:
 
Zuletzt bearbeitet:
EDIT: Der so gern angeführte Vergleich mit den Wikingern greift nicht. Ihre Schiffe, äußerlich vielleicht ähnlich, waren völlig anders konstruiert.
um Missverständnisse zu vermeiden: verglichen hatte ich die Seefahrt der Wikinger nicht mit den Minoern - im Gegenteil meine Verwunderung ausgedrückt. Und nach wie vor bezweifle ich, dass es in der Bronzezeit eine vergleichbare Hochseetüchtikeit gegeben habe.

Zumindest bei Island ist unklar, wer als Erster dort war.
ja, da sollen schon iroschottische Mönche gewesen sein, als die Wikinger dahin kamen - vermutlich war die Fahrt dieser Mönche eher ein Himmelfahrtskommando als das, was für die Wikinger recht problemlos zu navigieren war

Stellt sich die Frage: Woher sollen die Minoer vom britischen Zinn gewusst haben?
Das frage ich mich auch! -- ich hatte lediglich spekuliert, dass brit. Zinn (falls es damals in den Mittelmeerraum gelangt sein soll) eher auf dem Landweg als um Spanien herum transportiert worden wäre. Analog zum frühgeschichtlichen Bernsteinhandel, der ebenfalls den Landweg nutzte

Was mich irritiert, ist die Tatsache, daß hier von Wissenschaftsredakteuren des SPIEGEL und der ARD die Rede ist, aber nicht von den Denkmalschützern oder Archäologen des Landes. Dabei hat Herr Prof. Dr. Doerr mit seiner Ausgrabung laut Focus nicht nur jede Menge Nordseeschlick aufgewirbelt, sondern auch jede Menge Staub.
in der Tat ist das Echo recht spärlich - allerdings gab es, vgl. Focusbericht, durchaus ein juristisches Echo...

Wie auch immer: noch war über die minoische Flotte hier nichts zu lesen, als dass es eine gab - ich wüsste gerne, wie die beschaffen war.
 
ich möchte mal auf einen anderen Aspekt des Scherbenfundes hinweisen: Offensichtlich hat eine Amphore miinoischen Weins ihren Weg zu den Hyperboräern an der Nordseeküste gefunden - da muss es also einen gewissen Markt gegeben haben! [Ich vermute mal, dass die Amphore kein Olivenöl enthielt - Ölsaaten werden wohl auch damals schon im Norden angebaut worden sein (Lein? Hanf??)].
 
Ich kenne keine Belege für die Anwesenheit von Minoern westlich Siziliens, lasse mich da aber gern weiterbilden.
Ich kenne ebenfalls keine Belege (Beweise) für diese These, denn sonst hätte sich dieser Thread von Anfang an erübrigt.
Es gibt bislang nur Indizien (Funde von Artefakten), die auf eine wissenschaftliche Zuordnung, bzw. auf weitere Forschungen warten.
Ob diese These anschließend damit entweder bestätigt oder aber wieder verworfen werden muss, das wird (hoffentlich) die Zukunft zeigen. Allerdings wäre dazu erst einmal eine aktive Mitwirkung der offiziellen Stellen - allen voran dem Landesamt für Denkmalschutz - dringend nötig. Eine Blockadehaltung halte ich hier für nicht sehr hilfreich, wenngleich sie auch aus menschlicher Sicht verständlich ist. Niemand lässt sich gerne eigene Versäumnisse an die Backe kleben.

balticbirdy: schrieb:
Der so gern angeführte Vergleich mit den Wikingern greift nicht. Ihre Schiffe, äußerlich vielleicht ähnlich, waren völlig anders konstruiert.
Das gebe ich gerne zu; es war ja auch nur ein Vergleich.
Leider habe ich vom Schiffsbau keine Ahnung, in dieser Hinsicht lasse ich mich gerne von Dir oder von einem anderen Fachmann eines Besseren belehren.

tela: schrieb:
... Wenn entsprechende Funde da sind. Aber bloße plausibilitätsgründe (Wikinger haben es ja auch geschafft, deshalb nehmen wir das für die Minoer einfach auch mal an) sind ja wohl nicht ausreichend.
Das ist völlig richtig, denn wir bewegen uns bisher nahezu ausschließlich auf Spekulationsbasis. Genau deshalb halte ich es ja für so wichtig, diesen bisherigen Funden weiter auf den Grund zu gehen.

tela: schrieb:
Und das besagte Siegel kann durchaus auch auf anderem Weg an die Nordsee gekommen sein.
Auch das ist richtig. Wenn es ein Einzelstück wäre! Aber es erklärt nicht den räumlichen Zusammenhang mit den anderen, dort gefundenen Artefakten aus frühgeschichtlicher Zeit (Duftharz, Halbedelsteine, Tonscherben, etc.), übrigens alles datiert.

tela: schrieb:
Sollten die Minoer bis an die Nordsee gefahren sein, sollte man doch mehr Hinweise minoischer Anwesenheit an den Küsten des Mittelmeers und des Atlantiks finden können, oder?
Ebenfalls richtig. Vielleicht sollte man einmal ganz gezielt danach suchen?
Aber ich finde, jede gezielte Suche benötigt zunächst erst mal einen Ausgangspunkt, also eine Spur, die sich weiterverfolgen lässt.
Würden sich im Schlick der Nordsee weitere Indizien oder gar Beweismittel für die Anwesenheit von minoischen Schiffen (oder wenigstens minoischen Handelswaren) finden lassen, so hätte man diesen Ausgangspunkt, auf dem sich eine gezielte Forschung aufbauen ließe. Ansonsten wäre es wohl eher ein Versuch, in einem dunklen Raum eine schwarze Katze zu fangen, die dort gar nicht vorhanden ist.

Heine: schrieb:
Solange man keine Überreste eines entsprechenden Schiffes gefunden hat, ist die Annahme des Seehandels der Minoer mit den Nordseeanrainern Spekulation.
Ob dazu ein minoisches Schiff, bzw. dessen Überreste nötig wären, das wage ich zu bezweifeln. Meiner Meinung nach würde es völlig ausreichen, z,B. auf Grund von Handelswaren den Handel nachzuweisen.

Heine: schrieb:
Aber sollten natürlich weitere Funde gemacht werden, ergäbe sich eine neue Diskussionsgrundlage.
Dieser Meinung bin ich ebenfalls. Nur wäre dazu vorerst mal der Wille nötig, diese Funde überhaupt zu machen. Wenn man ich den bisherigen Zoff mit dem Landesamt für Denkmalschutz, bzw. mit dessen Leiter betrachtet, so scheint mir dieser Wille nicht erkennnbar zu sein. Warum auch immer.

Ravenik: schrieb:
Der Vergleich hinkt. (Anm. vom Mino: gemeint war der Vergleich mit österreichischem Erdöl) Die hiesigen Ölvorkommen reichen nicht einmal ansatzweise zur Deckung des hiesigen Bedarfes, das hat also nicht nur mit dem Preis zu tun.
Klar hinkt dieser Vergleich. So wie wahrscheinlich jeder Vergleich ein bisschen hinkt. Aber wenigstens hast Du klar erkannt, dass es darin nicht nur um den Preis, sondern in erster Linie um die verfügbare Menge ging.

El Quijote: schrieb:
Wieso sollen die Minoer den weiten Weg nach Britannien auf sich genommen haben, wo doch das zypriotische und taurische Zinn vor der Haustür lag? Denn, wenn sie so gut rechnen konnten, wie du sagst, dann konnten sie auch errechnen, dass der Handel mit diesen nah gelegenen Lagerstätten sehr viel ertragreicher wäre.
Wer sagt denn, dass dieser Handel nicht stattgefunden hat? Es dürfte wohl nicht nur eine Frage des Preises, sondern auch eine Frage der verfügbaren Menge gewesen sein, wenn man sich um andere Bezugsquellen bemüht (siehe Antwort an Ravenik).
Wenn es aber zu dieser Zeit (ca. 3500 v.Ch.) außer der minoischen Flotte noch andere "Spediteure" in der antiken Welt gegeben hat, so wäre ich um diesbezügliche Hinweise sehr dankbar. Mir sind jedenfalls keine bekannt.

Carolus: schrieb:
... Dabei hat Herr Prof. Dr. Doerr mit seiner Ausgrabung laut Focus nicht nur jede Menge Nordseeschlick aufgewirbelt, sondern auch jede Menge Staub.
Ja, aber ganz offenbar nicht genug? Der "Staub" liegt in diesem Fall wahrscheinlich nicht in der Nordsee, sondern auf den Schreibtischen des zuständigen Landesamt für Denkmalschutz?
 
Der "Staub" liegt in diesem Fall wahrscheinlich nicht in der Nordsee, sondern auf den Schreibtischen des zuständigen Landesamt für Denkmalschutz?

Die machen eigentlich eine richtig gute Arbeit. Sind halt im Augenblick nur damit beschäftigt, auf der A 20-Trasse ene Sicherungsgrabung nach der anderen durchzuführen, bevor alles unter diversen Schichten Schotter und Beton verschwindet
Schleswig-Holstein ? Aktuelle Grabungen des Archäologischen Landesamtes
 
Tja, selbst wenn am Ende herauskommt, dass ein minoisches Schiff im nordfriesischen Wattenmeer gescheitert ist. Regelmäßigen Kontakt hat es sicher nicht gegeben. Die Einheimischen werden wie eine Horde Paviane über das Strandgut hergefallen sein und Klappe zu. Dann hätte man auch etwas landeinwärts finden müssen, ist aber nicht der Fall.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ob diese These anschließend damit entweder bestätigt oder aber wieder verworfen werden muss, das wird (hoffentlich) die Zukunft zeigen. Allerdings wäre dazu erst einmal eine aktive Mitwirkung der offiziellen Stellen - allen voran dem Landesamt für Denkmalschutz - dringend nötig. Eine Blockadehaltung halte ich hier für nicht sehr hilfreich, wenngleich sie auch aus menschlicher Sicht verständlich ist. Niemand lässt sich gerne eigene Versäumnisse an die Backe kleben.
Moment! Dass dieses Landesamt nicht aktiv wird, muss nichts mit Boshaftigkeit zu tun haben und dass es einem Außenseitergenie seine Entdeckung nicht gönnt. Ich vermute einmal, dass seine Mittel auch arg begrenzt sind und es daher Prioritäten setzen muss. Da kann es nicht auf Initiative von jedem Hobbyarchäologen, der meint, einer wissenschaftlichen Sensation auf der Spur zu sein, und irgendwelche unsachgemäß geborgene angebliche Fundstücke daherbringt, großräumige Ausgrabungen und Suchen durchführen.

Ebenfalls richtig. Vielleicht sollte man einmal ganz gezielt danach suchen?
Und wie? Soll man die gesamte Küste umgraben?

Ob dazu ein minoisches Schiff, bzw. dessen Überreste nötig wären, das wage ich zu bezweifeln. Meiner Meinung nach würde es völlig ausreichen, z,B. auf Grund von Handelswaren den Handel nachzuweisen.
Der Handel kann aber auch über Zwischenhändler und/oder übers Festland erfolgt sein. Nur die Überreste eines minoischen Schiffes oder gar eines minoischen Handelsstützpunktes würden die direkte Anwesenheit von Minoern beweisen.
 
Ravenik: schrieb:
Moment! Dass dieses Landesamt nicht aktiv wird, muss nichts mit Boshaftigkeit zu tun haben und dass es einem Außenseitergenie seine Entdeckung nicht gönnt. Ich vermute einmal, dass seine Mittel auch arg begrenzt sind und es daher Prioritäten setzen muss. Da kann es nicht auf Initiative von jedem Hobbyarchäologen, der meint, einer wissenschaftlichen Sensation auf der Spur zu sein, und irgendwelche unsachgemäß geborgene angebliche Fundstücke daherbringt, großräumige Ausgrabungen und Suchen durchführen.
Das ist grundsätzlich mal richtig, aber es war ja auch genügend Zeit dazu vorhanden, um Prof. Duerr massive juristische Steine in den Weg zu legen.
Wenn das Landesamt mit eigenen Sicherungsmaßnahmen hoffnungslos überfordert ist, dann wäre es doch eigentlich logisch, privaten Initiativen wenigstens die weitere Sicherung von Artefakten (meinetwegen auch unter Aufsicht) zu gestatten, bevor die Nordsee sich diese Sachen holt.
Oder irre ich mich da?
 
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