Hinzu kam, dass in Deutschland seit den Ungarnkriegen immer mehr Burgen und Befestigungen gebaut wurden. Jede einzelne wäre natürlich vom Mongolenheer zu erobern gewesen, aber in der Masse...? Die Menge an benötigten Belagerungen hätte wohl das Mongolenheer - das ja primär ein Reiterheer und damit auf den Vorteil der Geschwindigkiet ausgelegt war - überfordert.
Dieser Gedanke drängte sich mir auch sofort auf. Die Richtung, in welche Eroberungen und Kriegszüge sich entwickeln, lassen sich tatsächlich schwer voraussagen, außer dass irgenwann die Binsenweisheit eintreten muss, dass jedes Eroberungskonzept einmal an seine Grenzen stößt, mögen es geographische, kulturelle, logistische oder finanzielle Grenzen sein.
Die Römer eroberten Gallien, die iberische Halbinsel, Syrien, Illyrien und Dakien, es wurden diese Provinzen teil des Imperiums, und aus Spanien und Illyricum stammten später einige der fähigsten Kaiser. Doch warum konnten die Römer Gallien und Hispania romanisieren? Warum konnten sie Britannien
bis zum Hadrianswall behaupten, während sie Germanien und Mesopotamien und Assyrien wieder räumen? Jedem Kriegszug muss logischerweise eine friedensperiode folgen, um die erzielten Eroberungen zu sichern, sie zu konsolidieren, eine Administration aufzubauen.
Ein Eroberer braucht nicht nur fähige Generäle, die ihm die Ländereien erobern, sondern auch einheimische Bundesgenossen, Vasallen, Satelliten- und Pufferstaaten, um das eroberte Territorium abzurunden. Es muss ein Besatzer, ein Eroberer an bestehende Herrschaftsstrukturen anknüpfen können, um sich dauerhaft halten zu können, zumal dann, wenn das eroberte Gebiet sich weit vom Zentrum der Herrschaft befindet. Die Briten oder besser gesagt, die East India Company konnte relativ leicht in Indien Fuß fassen, was ihnen in Afghanistan nicht gelang.
Irgendwo ist zwangsläufig die physische, die geographische, die Klimatische, die kulturelle Grenze erreicht, wo eine weitere Ausdehnung keinen Sinn mehr macht, wo sich das Ganze nicht mehr rentiert, wo sich zu große Widerstände finden.
Diese Grenzen haben die Mongolen vielfach überschritten und übertroffen, wo es nicht zu erwarten war, doch eines gelang ihnen nicht wirklich, eine Pax Romana, ein Empire, eine Pax Ottomanica aufzubauen, die lange genug Bestand hatte, um unterworfene Völker nicht nur integrieren zu können, sondern sie auch zu Trägern einer universalen Pax Mongolica machen zu können.
Ein Gebiet zu erobern, ist eine Sache, es auf mehrere Generationen, vielleicht Jahrhunderte, beherrschen zu können, ist eine andere. Dass Mongolen ein Ritterheer schlagen konnten, haben sie eindrucksvoll unter Beweis gestellt, um Westeuropa aber dauerhaft beherrschen zu können, hätten sie in der Lage sein müssen, Ritter nicht nur schlagen zu können, sondern sie zu Mongolen zu machen, aus dem europäischen Adel und Klerus zukünftige Satrapen oder wenigstens brauchbare Krieger und Soldaten rekrutieren zu können. Um sich dauerhaft in Europa festsetzen zu können, hätten die Mongolen einen Prozess durchlaufen müssen wie die Wikinger, die sich unter König Rollo in der Normandie niederließen und Normannen wurden, die nicht mehr mit den nordischen Sagas, sondern mit dem Chanson de Roland in den Kampf zogen.
Frei nach Heinrich Heine:
Hätten die Mongolen gesiegt mit ihren wilden Horden,
vielleicht gäb es die deutsche Freiheit nicht,
aber wir wären keine Mongolen geworden.
Vielleicht gäbe es heute in Baden- Württemberg statt schlitzohrigen Schwaben schlitzäugige Schwaben, die Kumys statt Trollinger trinken, und mit Pferdehaaren in der "Kährwoch" die Straßen fegen. :rofl: