So niedrig war die Bevölkerungsdichte gar nicht. Wie dicht ein Land besiedelt sein kann, hängt vor allem davon ab, wie viel Bevölkerung es ernähren kann, was wiederum davon abhängt, wie viel der Boden abwirft und was die klimatischen Verhältnisse (z. B. die Dauer der Vegetationsperiode) zulassen, und damit sieht es in weiten Teilen Russlands eher schlecht aus. Wirklich ergiebig war vor allem der Schwarzerdegürtel im Süden. In anderen Gebieten, vor allem in der nördlichen Nadelwaldzone mit vielen Mooren, benötigte eine Bauernfamilie viel größere Gebiete, um zumindest sich selbst ernähren zu können, als Bauernfamilien in anderen Teilen Europas. Später, im 19. Jhdt., waren große Teile Russlands sogar schon überbevölkert, weswegen man zunehmend Zentralasien zu erschließen versucht hat.
Die Herrschaft der Mongolen bewirkte in Russland allerdings eine Bevölkerungsverlagerung: Viele Russen flohen aus den südrussischen Gebieten weiter nach Norden in die unfruchtbareren Regionen, Städte wie Kiew verödeten. Teilweise wurden Flüchtlinge, vor allem Handwerker, von den anderen russischen Fürstentümern aber auch gezielt angeworben.
Die Abkoppelung Russlands von der "europäischen Zivilisationsentwicklung" fand nicht im behaupteten Ausmaß statt und kann man auch nicht nur den Mongolen anlasten. Nicht unterschätzen sollte man z. B. den Anteil der russisch-orthodoxen Kirche, die engeren Kontakten mit dem katholischen Teil Europas ablehnend gegenüberstand und vor allem gegen Eheschließungen der russischen Fürsten mit Bräuten aus dem Westen opponierte. Nicht vergessen sollte man auch, dass Russland nicht nur von Südosten, sondern auch von Nordwesten her zunehmend bedrängt wurde, nämlich vom aufstrebenden Litauen. Vor allem die weiter westlich gelegenen russischen Staaten wie Nowgorod oder Smolensk blieben aber mit dem Westen in wirtschaftlichem Kontakt.
Was nun den mangelnden Anschluss an die europäische "politische Kultur" betrifft: Was sollen die Mongolen da verursacht haben? Der politische Partikularismus der verschiedenen russischen Fürstentümer bestand schon vor der Mongoleninvasion. Die Mongolen begnügten sich auch im Wesentlichen damit, Tribute zu kassieren und die Fürsten gegeneinander auszuspielen, besetzten die russischen Fürstentümer aber nicht. Der schließliche Aufstieg Moskaus und die Einigung Russlands unter seiner Herrschaft war sogar den Mongolen zu verdanken, weil sie zu lange Moskau begünstigten.