Dieter
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Die Mongolen zeigten sich fähig, das alles zu integrieren.
Zu dieser euphemistischen Aussage sagt das Lexikon des Mittelalters:
Die mongolischen Eroberungskriege hatten für die unterjochten Völker zum Teil katastrophale Folgen, da deren Widerstand mit planmäßigem Terror gebrochen wurde. Blühende Städte wurden entvölkert, ganze Landstriche verödet und fruchtbare Anbaugebiete in Weideland verwandelt. Allein in Ungarn fiel dem Mongolensturm etwa die Hälfte der Bevölkerung zum Opfer. Bei freiwilligem Anschluß der Gegner oder nach vollendeter Unterwerfung konnte indes eine dauerhafte Friedensordnung (Pax Mongolica) in Kraft treten, die Rechtssicherheit gewährleistete und den unbehinderten Austausch von Waren, Personen und Ideen dank eines weitgespannten Post- und Kurierdienstes zwischen den Kulturen Europas, Zentral-Asiens und des Fernen Ostens ermöglichte. Dem diente auch die religiöse Toleranz der mongolischen Herrscher, die freilich nur unter der Prämisse gewährt wurde, daß die Geistlichen der verschiedenen Bekenntnisse für das Wohl der Dynastie zu beten hatten. Der Höhepunkt der Machtentfaltung des mongolischen Weltreiches um 1260 war zugleich der Beginn von dessen Niedergang. Der Zerfall in die vier Teilreiche (ulus) der Khanate China, Cagatai, Qipcaq (Goldene Horde) und des Ilchanats war auf das Fehlen eines eindeutig geregelten Thronfolgerechts und die Rivalitäten unter den Cinggisiden zurückzuführen, hatte seine tieferen Ursachen aber vor allem in der Tatsache, daß die Eroberer in die ökonomische und kulturelle Abhängigkeit der unterworfenen Kulturvölker gerieten und deren Assimilationsdruck nicht standzuhalten vermochten. Die Nachkommen Cinggis Khanshielten sich in Persien bis 1356 und als Khane der Goldenen Horde bis 1502. Die mongolische Yüan-Dynastie wurde aus China 1368 vertrieben.
(Lexikon des Mittelalters, Bd. VI, Stuttgart 2002, S. 757)