Muss die römisch-germanische Geschichte umgeschrieben werden?

Na ich bin ja mal gespannt auf Montag. Das 3. Jahrhundert war doch eine ausgesprochene "Seuchenzeit", in der das Imperium zeitweise in Agonie lag. Wie kommen da römische Truppen so tief nach Innergermanien und wir wissen nix darüber ?
Womöglich kreißt der Berg und gebiert ein Mäuschen...

Vielleicht per Fallschirm? :scheinheilig:
Die Schlußfolgerung lässt sich nicht so leicht nachvollziehen.
 
Ist es nicht sehr unwahrscheinlich, dass ein ganzes germanisches Heer im germanischen Kernland wie eine römische Legion ausgerüstet ist? Jedenfalls mir erscheint das nicht ganz koscher. Auch sind mir keine germanischen Grabfunde dieser Zeit bekannt, die verstärkt römische Militaria enthalten.
 
Das denke ich auch, wie macht man es fest, das Römer da waren?
An der Ausrüstung kann man dieses nicht gut belegen, diese dürft nicht wesentlich anders gewesen sein... Vielleicht gibt es ein paar gestempelte Funde die eine Legion oder ähnliches nennen.

Einige Unterschiede dürfte es schon gegeben haben.
Zumindest ist mir nicht bekannt, dass die Germanen Schleuderbleie einsetzten, oder gepanzerte Pferde, oder... :winke:
 
Außerdem wird von den Verantwortlichen deutlich von einem "römischen" Schlachtfeld gesprochen, nicht von Germanen, die hier mit römischer Ausüstung gekämpft haben. Da diese im Gegensatz zu uns, mehr Einblicke in die Fundsituation haben, halte ich die jetzige Interpretation, hier hätten Germanen mit Legionärsausrüstung gekämpft, voreilig, unwahrscheinlich bis abzulehnen. Scheinbar deuten keine Funde (z.B. Runen auf röm. Gegenständen oder germ. Fibeln) auf komplett römisch ausgerüstete Germanen hin. Man sollte die Wertschätzung der Germanen für römische Luxusgüter nicht allgemein überbewerten, strapazieren und auf alle Lebensbereiche ausweiten.
 
Zunächst mal abwarten, was das für Funde sind.

Vegetius, beschreibt zumindest für die Zeit, dass wenig Rüstung getragen wurde, also Segmentata, Helme und Kettenhemden sollte man nicht erwarten, auch bei den Römern nicht…
Aber zu der Zeit ist die Cingulummode bei den Germanen sicherlich römisch beeinflusst, dazu kommen noch die Heimkehrer aus römischen Diensten…

http://www.gefao.de/images/literatur/AIO9-PDF/Eggenstein.pdf
 
In diesem Artikel ist die Rede von Katapultbolzen, afrikanischen Hölzern und "Hipposandalen".
Northeim: "Es piepste pausenlos" - HNA Online
Damit werden rein germanische Ursprünge schon unwahrscheinlicher.

Zu den Rüstungen:
Im dritten Jahrhundert war die römische Ausstattung noch üppiger als in den Jahrhunderten zuvor.

Der Galeriusbogen gibt einen Eindruck davon:

http://www.bbc.co.uk/history/ancient/romans/images/romanarmy_gallery_6.jpg

Niderbieber und Heddernheim-Helme sowie knielange Ketten und Schuppenpanzer boten sogar noch mehr Schutz als die Helme und Rüstungen des 1.-2. Jhd.
 
Aber zu der Zeit ist die Cingulummode bei den Germanen sicherlich römisch beeinflusst

Okay, der Gürtel. Sicher auch das ein oder Andere wird man sich im interkulturellen Dialog von den Römern entborgt und nach eigenem Geschmack zusammengestellt haben. Aber keine Spatha, Katapulte, Sandalen und Röckchen.:D
 
Und hat man in Rüstungen steckende Skelette mit Verletzungen gefunden? Oder wie kommt man darauf, dass das ein Schlachtfeld ist?
 
Okay, der Gürtel. Sicher auch das ein oder Andere wird man sich im interkulturellen Dialog von den Römern entborgt und nach eigenem Geschmack zusammengestellt haben. Aber keine Spatha, Katapulte, Sandalen und Röckchen.:D
Zustimmung bei den Sandalen und Katapulten.
Spatha (Schwert) ? Wikipedia




ich denk die durchschnittlichen Legionäre dürfen wir uns so vorstellen:
Roman+Legionary.JPG (image)


Klar gab es auch schwere Truppen, aber wie auf den Triumphbögen dargestellt, aber sicherlich nicht als Standard, wie es „propagiert“ wird.
 
Römisches Theater

Das ist ja schon interessant, von solchen Funden zu hören. Da noch nicht Montag ist und noch Zeit für eine Wochenend Spekulation übrig ist
-> hier eine exclusive Matronen-spekulatius, Voila:

Die germanischen Söldner hatten in Rom reichlich Heimweh und beschlossen, wieder heim zu laufen. Es war eine Kompanie von 250 Männern. Sie bekamen von den römischen Matronen noch gute Ratschläge mit auf den Weg, sowie einiges aus dem römischen Lager als Reiseandenken. Proviant ließ sich auch gut verstauen.

Nun waren das sehr gewitzte Leute, und sie hatten auch Frauen und Kinder mit dabei, so verkleideten sie sich als Wandertheatergruppe und spielten überall "römische Schlacht von weiß der Geier wo". So konnten sie unbemerkt als eigentliche Soldaten, sich überall über Wasser halten, die Leute in den Dörfern freuten sich, spendierten was sie hatten (bzw. was sie nicht rechtzeitig verstecken konnten) und so kam der Zug endlich irgendwann nach 150 Jahren da an wo sie eigentlich hinwollten- heim zu Muttern! Das war bei dem 'kahlen Feld' im heutigen Niedersachsen.

Zu Hause angekommen, schüttelten die daheimgebliebenen Verwandten und Matronen am Dorfeingang den Kopf ob dieses ganzen Plunders. Da nun alle die Nase gestrichen voll hatten vom Theaterspielen, gaben sie nur noch eine Abschiedsvorstellung und ließen dann den Krempel im tiefen Wald liegen. Merkt doch keiner.
 
Hallo Ihr Lieben, :winke:

in welchen historischen Kontext das Schlachtfeld von Wiershausen gebracht werden kann, bleibt offen. Anhand einer Münze des Commodus kann es in die Zeit nach 180 n.Chr. datiert werden und steht somit nicht mehr in direktem Zusammenhang mit den Markomannenkriegen des Mark Aurel.
Römisches militärisches Engagement in Südniedersachsen ist im betreffenden Zeitraum (180 bis 250 n.Chr.) aus historischen Quellen nicht bekannt.
Ausschließen kann man wohl, dass es sich um römisch ausgerüstete Germanen handelte, die sich ein Gefecht mit anderen Germanen lieferten. Das Auffinden von römischen Katapultgeschossen lässt eher auf einen römischen Heeresverband schließen.

Der Schlachtort in der Nähe des Leinetals überrascht dagegen weniger, da dieser Flusslauf bereits zu Drusus´ Zeiten ein wichtiger Anmarschweg der Römer ins Innere Germaniens war. Wir wissen allerdings nicht, welches Ziel dieses römische Heer hatte (ob Hildesheimer Raum oder nördliches Harzvorland) und ob es sich noch auf dem Vormarsch oder bereits dem Rückweg befand.



LG Nicole
 
Außerdem wird von den Verantwortlichen deutlich von einem "römischen" Schlachtfeld gesprochen, nicht von Germanen, die hier mit römischer Ausüstung gekämpft haben. Da diese im Gegensatz zu uns, mehr Einblicke in die Fundsituation haben, halte ich die jetzige Interpretation, hier hätten Germanen mit Legionärsausrüstung gekämpft, voreilig, unwahrscheinlich bis abzulehnen. Scheinbar deuten keine Funde (z.B. Runen auf röm. Gegenständen oder germ. Fibeln) auf komplett römisch ausgerüstete Germanen hin. Man sollte die Wertschätzung der Germanen für römische Luxusgüter nicht allgemein überbewerten, strapazieren und auf alle Lebensbereiche ausweiten.

Voreilig ist, bei der uns noch unbekannten Fundsituation als sicher hinzustellen, dass es sich nur wegen römischer Ausrüstungsgegenstände um eine römisch-germanische Schlacht oder ein Scharmützel gehandelt habe. Unter anderem deshalb habe ich die mehr hypothetische Frage in den Raum gestellt, ob außer Militaria noch anderes Handwerkszeug gefunden wurde, z.B. ob man die Anwesenheit von Ärzten nachweisen konnte. Sicher wissen die Ausgräber selbst am besten Bescheid, aber alles auf was wir hier bisher zurückgreifen ist durch die Presse gefiltert. Hypothesenbildung (nicht -festlegung) bedeutet auch Ergebnisoffenheit.

Gab es denn zu der Zeit in Germanien soviel Platz, damit diese zum Tragen kamen? Germanien war doch damals noch recht dicht bewaldet und hatte in Südniedersachsen auch sicher eine miese Infrastruktur.

Ein beliebter topos antiker und auch noch mittelalterlicher Quellen, der aber durch Archäologie, Archäobotanik und auch die Quellen selbst als solcher entlarvt wird. Germanien war an sich recht dicht bevölkert, andernfalls hätten die Germanen den römischen Heeren nicht diese Massen an Kämpfern entgegenstellen können. Es gab zwar Urwälder, aber die meisten Wälder waren gelichtet, die Archäologie spricht von Hudewäldern. Der Harz war meines Wissens durchaus noch relativ unberührt, aber in den Randbereichen düfte das nicht gelten. Außerdem waren die Katapulte der Römer recht klein und einfach zu transportieren.

Die Darstellungen sind natürlich im frühen zweiten Jahrhundert entstanden, aber der von Secundus verlinkte Text spricht vom scorpio.
 

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