Marbod
Mitglied
Lieber Cato,
zuersteinmal ist die Aussage, dass Arminius in Liedern der Germanen besungen wurde immer noch kein Indiz für sein Motiv. Auch 90 Jahre nach so anderer historischer Persönlichkeit mit ebenso fragwürdigen Motiven hat man diese in Lieder, Gedichten oder Bildern gewürdigt. Daraus dann zu schließen, wenn die den besingen, dann muß das so gewesen sein?
Erstens ist es NIE sicher Tacitus als Quelle anzugeben und zweitens singt halb Spanien noch Francolieder, es gibt zuweilen in Deutschland noch Menschen die Trinklieder auf den Führer anstimmen und dergleichen. Ich will jetzt um Gottes Willen Arminius nicht mit oben genannten in Verbindung bringen. Ich möchte nur auf die Diskrepanz deiner Aussage "die Germanen würden ihn noch heute (also etwa 90 Jahre später) in Liedern besingen ? Kommt solch eine Ehre einem Tyrannen zuteil ?" hinweisen. Gerade Heldenlieder haben doch meist wenig mit dem "echten" Menschen zu tun!
Aber zurück zum eigentlichen Thema, mir ist selber klar, warum hier einige denken, der Freiheitsgedanke hätte bei den Germanen überwogen und es wäre ein Motiv für Arminius gewesen. Nur muß ich nochmals eindringlich darauf hinweisen, dass diese freiheitsliebenden Germanen eine Konstruktion der Wissenschaft des 19. Jahrhunderts sind. Sie berufen sich dabei vor allem auf Tacitus, der als Quelle wirklich problematisch ist, und dieses Germanenbild wurde geschaffen um den Nationalmythos des Kaiserreiches zu stärken. Das dies in Punkto Germanen dann im dritten Reich dann auf die Spitze getrieben wurde, sollte jedem hier ein Begriff sein. Deswegen halte ich es für dringend notwendig, dass man sich bei Fragen zu Motiven antiker Personen mit derartigen Schlüssen zurückhält.
Man kann ja grundsätzlich Handlungsmotive bei Menschen ausmachen, die sich immer wiederholen. Da sind wir uns wohl alle einig. Interessanterweise gilt diese Verallgemeinerung eher für die niederen Motive.
Weiterhin gibt es aber eine Reihe von Handlungsmotiven, die sowohl vom Kulturkreis als auch der Gesellschaft geprägt sind.
Bevor man aber nicht sicher den Kulturkreis oder die Gesellschaft der germanischen Stämme festlegen und so auch das Weltbild rekonstruieren kann, solange halte ich es für verfehlt auch nur über das Motiv "Freiheitsliebend" mit absoluter Sicherheit entscheiden zu wollen.
Da dies allerdings sehr schwierig bis unmöglich ist, bleibt noch die Möglichkeit der theoretischen Rekonstruktion. Hierbei wird ein Rahmen gesetzt, der durch Völker auf der gleichen kulturellen Entwicklungsstufe gestützt wird. Das ist bei Fragen zur Religion sehr hilfreich, da man beim Verständnis solcher Naturreligionen schon recht leicht Gemeinsamkeiten ausmachen kann. Die sind allerdings nicht inhaltlicher Natur, sondern äußern sich im Weltbild!
Nochmals zurück zum Thema, mein Prof. sagt immer, "ihre These ist wirklich nachvollziehbar, nur sind sie sich sicher, dass die Menschen damals wirklich so gedacht haben?". Das trifft den Pudels Kern ziemlich gut! Die Frage ist zu allererst wirklich zu klären bevor man sich überhaut dran wagen sollte dem Arminius irgendwelche Motive zu unterstellen!
Gruß
Marbod
zuersteinmal ist die Aussage, dass Arminius in Liedern der Germanen besungen wurde immer noch kein Indiz für sein Motiv. Auch 90 Jahre nach so anderer historischer Persönlichkeit mit ebenso fragwürdigen Motiven hat man diese in Lieder, Gedichten oder Bildern gewürdigt. Daraus dann zu schließen, wenn die den besingen, dann muß das so gewesen sein?
Aber zurück zum eigentlichen Thema, mir ist selber klar, warum hier einige denken, der Freiheitsgedanke hätte bei den Germanen überwogen und es wäre ein Motiv für Arminius gewesen. Nur muß ich nochmals eindringlich darauf hinweisen, dass diese freiheitsliebenden Germanen eine Konstruktion der Wissenschaft des 19. Jahrhunderts sind. Sie berufen sich dabei vor allem auf Tacitus, der als Quelle wirklich problematisch ist, und dieses Germanenbild wurde geschaffen um den Nationalmythos des Kaiserreiches zu stärken. Das dies in Punkto Germanen dann im dritten Reich dann auf die Spitze getrieben wurde, sollte jedem hier ein Begriff sein. Deswegen halte ich es für dringend notwendig, dass man sich bei Fragen zu Motiven antiker Personen mit derartigen Schlüssen zurückhält.
Man kann ja grundsätzlich Handlungsmotive bei Menschen ausmachen, die sich immer wiederholen. Da sind wir uns wohl alle einig. Interessanterweise gilt diese Verallgemeinerung eher für die niederen Motive.
Weiterhin gibt es aber eine Reihe von Handlungsmotiven, die sowohl vom Kulturkreis als auch der Gesellschaft geprägt sind.
Bevor man aber nicht sicher den Kulturkreis oder die Gesellschaft der germanischen Stämme festlegen und so auch das Weltbild rekonstruieren kann, solange halte ich es für verfehlt auch nur über das Motiv "Freiheitsliebend" mit absoluter Sicherheit entscheiden zu wollen.
Da dies allerdings sehr schwierig bis unmöglich ist, bleibt noch die Möglichkeit der theoretischen Rekonstruktion. Hierbei wird ein Rahmen gesetzt, der durch Völker auf der gleichen kulturellen Entwicklungsstufe gestützt wird. Das ist bei Fragen zur Religion sehr hilfreich, da man beim Verständnis solcher Naturreligionen schon recht leicht Gemeinsamkeiten ausmachen kann. Die sind allerdings nicht inhaltlicher Natur, sondern äußern sich im Weltbild!
Nochmals zurück zum Thema, mein Prof. sagt immer, "ihre These ist wirklich nachvollziehbar, nur sind sie sich sicher, dass die Menschen damals wirklich so gedacht haben?". Das trifft den Pudels Kern ziemlich gut! Die Frage ist zu allererst wirklich zu klären bevor man sich überhaut dran wagen sollte dem Arminius irgendwelche Motive zu unterstellen!
Gruß
Marbod
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