Napoleon und Hitler

Heflo13 schrieb:
Das scheint mir aber eine schöne Befreiung von Unterdrückten zu sein:
Wir ersetzten einfach den deutschen Kaiser durch einen französischen Kaiser ... und dann wir alles besser ?
Das verstehe ich glaube ich nicht ganz ??!!??


Wo ich grad so schön dabei bin, die Beiträge anderer Mitglieder zu erklären... :rofl:

Napoleon war ein Kind der Revolution, er war mit den Gedanken Rousseaus vertraut und konnte sich mit ihnen anfreunden, wenn auch in abgeschwächter Form. Ich denke das ist es, was Pope gemeint hat.
 
Heflo13 schrieb:
Das scheint mir aber eine schöne Befreiung von Unterdrückten zu sein:
Wir ersetzten einfach den deutschen Kaiser durch einen französischen Kaiser ... und dann wir alles besser ?
Das verstehe ich glaube ich nicht ganz ??!!??

Danke, Lukrezia. Ich bringe noch ein Zitat:

Der Revolutionierung der deutschen Landkarte folgte die Revolutionierung der inneren Ordnung jener Staaten im Sinne der Ideen von 1789. Verfassungen wurden erlassen, die Staatsverwaltungen nach französischem Vorbild modernisiert, der Code Napoléon, das neue französische Zivilgesetzbuch, wurde übernommen, der die Feudalverfassung nicht mehr kannte und den bürgerlichen Staat der nachrevolutionären Ära in rechtliche Normen faßte. Bürgerliche Rechte, Abschaffung der Adelsprivilegien, Befreiung der Bauern – dieser Teil Deutschlands hatte seine Unabhängigkeit verloren, aber im Innern war er freier und fortschrittlicher als das übrige Deutschland. Nach der Niederlage Preußens bei Jena und Auerstedt 1806 war auch hier die Zeit für das Neue gekommen; Namen wie die des Freiherrn vom und zum Stein und des Fürsten Hardenberg stehen für eine Epoche durchgreifender Reformen und kühner Hoffnungen.

http://www.dhm.de/ausstellungen/bildzeug/17.html
 
mhm ich glaube jetzt hat es jeder bemerkt, dass ich über diese Epoche über ein fundiertes Halbwissen verfüge und nicht viel mehr :rotwerd:
:rofl:

ne mal wieder ernste Antworten hier :
Ja gut das mit den vielen Veränderungen in den besetzten Gebieten wusste ich nicht.
Ich hatte bis jetzt immer den Eindruck, dass Napoleon nicht so viel verändert hat. Ich vermute das liegt auch an meinem Lehrer :D
 
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Eine kurze Frage:

Es wird doch wohl niemand ernsthaft glauben, Napoleon hätte seine Kriege "zur Verbreitung des Code Civil" oder zur Befreiung der Unterdrückten geführt?


Man muss nur seine eigenen Briefe und Schreiben lesen um zu merken, dass es ihm nur um seine eigenen Machtansprüche ging.
 
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In "Napoleon in Russland" von Nigel Colson, ist eine Auswahl von seinen Texten zu lesen, die ein ganz anderes Licht auf ihn werfen als das, was man üblicherweise von seinen Panegiristen serviert bekommt.

Napoleon war ein übler Zyniker für den Menschenleben nichts wert waren. Er hat seine Soldaten ohne jegliche Bedenken verheizt, Franzosen wie (Zwangs)Allierte. In Russland verliess er seine Truppen schnöde und floh nach Frankreich.

Für den Angriff auf Russland hat er getrickst und gemogelt um einen fadenscheinigen Kriegsgrund zu bekommen. Bei den Spaniern oder den Ägyptern brauchte er nicht einmal dieses.Die Kriegsgräuel seiner Truppen auf der Iberischen Halbinsel; Süditalien oder Russland erinnern auch an die im 2. WK in der Ukraine oder dem Balkan.

Von Hitler unterscheidet ihn höchstens, dass er ein wirklich fähiger Feldherr war und dass er weniger verückt war und nicht völlig den Kontakt zur Realität verlor. Menschenverachtende Diktatoren waren beide.
 
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Ich würde meinen, daß unter charakterlichen Aspekten die große Mehrheit der Politiker sehr ähnliche Wesensmerkmale aufweist.
Ob nun ein Politiker lieber Zigarre pafft, Plattfüße hat oder Sonntags früh Marmeladenbrötchen verspeist ist dabei völlig sekundär und ohne Belang.

Die Frage, warum sich soviele Politiker ähnlich sind kann man meines Erachtens nach relativ einfach beantworten. Die meisten Politiker kamen von "ganz unten" und arbeiteten sich mit mehr oder weniger legalen Mitteln "nach oben". Sinnbildlich gehören hierzu Willensstärke, Bereitschaft für die eigene Karriere auch Freunde zu opfern und alles was hart macht, um sein großes Ziel zu erreichen und nicht selbst im Haifischbecken gefressen zu werden, Denn wie war das im Highlander? Es kann nur einen geben. :devil:
 
Bdaian schrieb:
Es wird doch wohl niemand ernsthaft glauben, Napoleon hätte seine Kriege "zur Verbreitung des Code Civil" oder zur Befreiung der Unterdrückten geführt?

Dennoch hat er sie in Deutschland eingeführt. Was hat Hitler Vergleichbares in Polen, Frankreich oder Serbien eingeführt?

Bdaian schrieb:
Von Hitler unterscheidet ihn höchstens, dass er ein wirklich fähiger Feldherr war und dass er weniger verückt war und nicht völlig den Kontakt zur Realität verlor. Menschenverachtende Diktatoren waren beide.

Menschenverachtende Diktatoren? Ob nicht eine gewisse Menschenverachtung jedem Diktator innewohnt?

Der Hinweis auf den Totalen Krieg fehlt mir bei Napoleon. Vielleicht kannst Du dazu etwas beitragen.
 
Heflo13 schrieb:
hi ursi

nein ich will nicht die Kriegsführung der beiden vergleich sondern mir geht es mehr um die Bewertung der beiden Personnen und ihres Handelns.

Mein Lehrer sprach da an, dass die Franzosen heute noch sehr stolz auf Napoleon und seine Leistungen sind.Zum Beispiel das sein Leichnahm im Invalidendom in Paris aufgebarrt liegt und Hitler hingegen verachtet und gehasst ist obwohl sie ja im Grunde die selben Mittel verwendet haben um ihre Ziele zu ereichen.

Um Unterschiede zu finden sollte man nicht nur die Gemeinsamkeiten vergleichen.

Hitler wird nicht dafür gehasst, dass er uns in den Krieg geführt hat. - Das haben Andere auch getan.

Hitler wird gehasst, weil er uns in die Schande geführt hat.

Gruß

Jürgen
 
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Pope schrieb:
Dennoch hat er sie in Deutschland eingeführt. Was hat Hitler Vergleichbares in Polen, Frankreich oder Serbien eingeführt?

Auch wenn er in Teilen seines Reiches dieses gemacht hat, war es nicht der Grund für seine Kriege, höchstens ein Alibi.

Hitler behauptete auch, er würde nur die "europäische Zivilisation" und die "Freiheit" gegen den Bolschevismus verteidigen.



Pope schrieb:
Menschenverachtende Diktatoren? Ob nicht eine gewisse Menschenverachtung jedem Diktator innewohnt?

Bestimmt, aber die meisten bleiben zuhause und drangsalieren nur ihr eigenes Volk.

Pope schrieb:
Der Hinweis auf den Totalen Krieg fehlt mir bei Napoleon. Vielleicht kannst Du dazu etwas beitragen.

Napoleon kostete Frankreich ca. eine Million Tote -für damals eine ungeheuere Zahl- und wäre es nach ihm gegangen, hätte er weitergemacht. Nur waren die Franzosen am Ende vernünftiger als die Deutschen.
 
Bdaian schrieb:
Bestimmt, aber die meisten bleiben zuhause und drangsalieren nur ihr eigenes Volk.

Nun kam Napoleon ja nicht wie Hitler in Friedenszeiten an die Macht, sondern mitten im Krieg gegen die zweite Koalition.

Die Koalitionskriege waren schon im Gang, die mußte Napoleon nicht erst vom Zaun brechen. (Rußland war schon 1799 Kriegsgegner, nicht erst 1812.) Das ist ein beachtenswerter Unterschied zu Hitler.
 
Bdaian schrieb:
Hitler behauptete auch, er würde nur die "europäische Zivilisation" und die "Freiheit" gegen den Bolschevismus verteidigen.

Napoleon brachte die Feudalgesellschaft zu Fall und sekularisierte die besetzten Länder, was noch heute in breiten Kreisen für's 19.Jhdt. als fortschrittlich angesehen wird.

Die imperialen Gelüste beider Herrschaften mögen ähnlich groß und größenwahnsinnig gewesen sein - sie unterscheiden sich dennoch in der Art der Kriegsführung und im Umgang mit den besetzen Völkern gewaltig.
 
Pope schrieb:
Napoleon brachte die Feudalgesellschaft zu Fall und sekularisierte die besetzten Länder, was noch heute in breiten Kreisen für's 19.Jhdt. als fortschrittlich angesehen wird.
Also eher mit Stalin vergleichen? Er versuchte den Kapitalismus zu Fall zu bringen und einen "Fortschritt" herbeizuführen. Verallgemeinernd könnte man also sagen, beide (Hitler und Napoleon) versuchten ihre Ideologie Europa aufzudrücken. Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass Napoleon von der menschenfreundlicheren überzeugt war.
Heiligt im Falle Napoleon der Zweck die Mittel?
 
Also ein für mich ganz entscheidener Unterschied zw. Hitler und Napoleon besteht in den Kriegszielen und daraus resultierend, der entsprechenden Kriegsführung.

Hitler führte im Osten einen Vernichtungskrieg. Es wollte Völker vernichten, die Überlebenen der Völker sollten als "Arbeitssklaven" dienen.
Napoleon wollte Staaten unterwerfen, ihnen die französischen Gesetze (durchaus fortschrittliche Gesetze) aufzwängen.
Das es auch in den napoleonischen Kriegen Kriegsverbrechen gab ist unbestritten. Das liegt, auch wenn es jetzt zynisch klingt, in der Natur des Krieges. Zeige mir einer einen Krieg ohne Verbrechen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Themistokles schrieb:
Also eher mit Stalin vergleichen? Er versuchte den Kapitalismus zu Fall zu bringen und einen "Fortschritt" herbeizuführen. Verallgemeinernd könnte man also sagen, beide (Hitler und Napoleon) versuchten ihre Ideologie Europa aufzudrücken. Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass Napoleon von der menschenfreundlicheren überzeugt war.
Heiligt im Falle Napoleon der Zweck die Mittel?

Stalin fiel mir in dem Zusammenhang auch ein.

Die Attribute machtgierig, kaltschnäuzig, größenwahnsinnig, selbstverliebt und eingebildet trifft wohl auf alle drei (Hitler, Stalin, Napoleon) zu. Auch werden alle drei sich auf "heilsbringender Mission" gewähnt haben.

Heiligt der Zweck die Mittel? Schwierige Frage. Lass' mich mit einer Gegenfrage antworten: Welches Kriegsziel findet größere Akzeptanz in unseren heutigen Gesellschaft?

a) Die Durchsetzung der Ideen und Ideale der Französischen Revolution
b) Die Ausdehnung des völkischen Lebensraums und die Durchsetzung von Rassentrennung
c) Die Enteignung von Eliten und Einrichtung einer sozialistischen Gesellschaft


Es geht mir um die Wahrnehmung. Die Frage war ja u.a., warum Napoleon heute besser "dasteht", als Hitler (oder Stalin). Mir persönlich schmecken die Ideen der Französischen Revolution besser, als die der Faschisten und Kommunisten. Ganz subjektiv gesagt.
 
Das liegt darin, weil wir mit diesen Idealen aufgewachsen sind. Eine objektive Beurteilung ist da nicht möglich (was du aber schließlich auch nciht versuchst). Mir ist das erste auch am liebsten (aufgrund meiner frühen Erziehung und beieinflussung durch gEsellschaft, fällt es mir aber nicht schwer C an 2. Stelle zu setzen.). Das Problem ist nur, das Bei Napoleon die Wege (Krieg) den deutlichsten Widerspruch zu den Zielen (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) bildet, weshalb eine sofortiges unbeschränktes Zustimmen schwerfällt.
 
Mir fehlt bezüglich der Art und Weise der Kriegsführung immer noch die Auflistung der napoleonischen Kriegsgräuel. Gab es Geiselerschießungen? Politische und/oder ethnische Säuberungen? Internierungslager mit geringer Überlebenswahrscheinlichkeit?
 
Pope schrieb:
Heiligt der Zweck die Mittel? Schwierige Frage. Lass' mich mit einer Gegenfrage antworten: Welches Kriegsziel findet größere Akzeptanz in unseren heutigen Gesellschaft?

a) Die Durchsetzung der Ideen und Ideale der Französischen Revolution
b) Die Ausdehnung des völkischen Lebensraums und die Durchsetzung von Rassentrennung
c) Die Enteignung von Eliten und Einrichtung einer sozialistischen Gesellschaft

Lieber Pope,
ohne Frage stehen uns die Ziele der Französischen Revolution mit Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit heute noch nahe.
Die unter b) und c) genannten Ziele kann man in der heutigen Zeit nur mit Abscheu gegenübertreten. :motz:
 
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