Niederländische Marine des 17. Jhrdt.

Ich habe mal bei Baasch, Holländische Wirtschaftsgeschichte, nachgeschlagen.

In einzelnen Werken soll etwas zu den Holzimporten zu finden sein, u.a. hier:
https://archive.org/details/ruslandendenede02schegoog
(bzw. in Band 2 - 4).

Als Bezugsquellen werden Deutschland über den Rhein, Hamburg und Königsberg, Skandinavien und Russland (hier auch die Königsberger oder Stettiner? Verschiffungen) angegeben.

So gab es zB auch holländische Sägewerke für die Lieferungen von Masten für holländische Schiffe Mitte des 17. Jahrhunderts in Archangelsk (Quelle: sScheltema, Band VII, S. 284, Fundstelle unten). Die Jahresproduktion allein aus Archangelsk ging schnell hoch auf bis zu 300 Masten (Kotilaine: Russias Foreign Trade and Economic Expansion in the 17th Century) für den holländischen Schiffbau.

Genaue Zahlen zur Verteilung der GEsamtimporte gibt wohl nicht, bzw. habe ich noch nicht gefunden, oder sind vielleicht hier zu finden (Zitate nach Braasch):

(auch für Holland:)
Beiträge zur Geschichte des deutschen Seeschiffbaues und der Schiffbaupolitik - Ernst Baasch - Google Books

Lubimenko, Band VII:
The Struggle of the Dutch with the English for the Russian Market in the ... - Inna Lubimenko - Google Books

Weitere Beispiele

... für den Umfang: 1687 verhandelten Holländer und Dänen über die holländischen Importe von Holz aus Norwegen. Der Disput ging so weit, dass holländischen Händlern der Besuch von Norwegen zeitweise verboten wurde.

...oder:
http://www.floessermuseum.de/links/wiemer_rheinfloesserei.pdf
 
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Die Belieferung Hollands mit Holz aus dem Schwarzwald bildet auch die Handlung von Hauffs Märchen "Das kalte Herz" in dem der arme Köhler dem bösen Holländer-Michel sein Herz, im Tausch gegen wirtschaftlichen Erfolg und Reichtum vermacht. Sein Gegenspieler, der reiche Ezechiel ,den alle beneiden verdankt seinen Reichtum der Holzflößerei vom Schwarzwald nach Holland.
 
Als Bezugsquellen werden Deutschland über den Rhein, Hamburg und Königsberg, Skandinavien und Russland (hier auch die Königsberger oder Stettiner? Verschiffungen) angegeben.

Der Schwarzwald mit seiner Flösserei als Bezugsquelle wird immer genannt. Mit dem Rhein können ja auch aus anderen Mittelgebirgen Hölzer bis nach Rotterdam gebracht worden sein. Sage einfach nur Spessart, Hunsrück, Taunus und die Eifel. Ist da was bekannt über die Flößerei und die Holzsorten.
Bei Hamburg als Holzhandelsort fällt mir die Elbe und den daran angeschlossenen Mittelgebirge ein. Harz, oder auch das Erzgebirge. Und mit Stettin wohl auch die Oder mit den Mittelgebirgen wo sie und ihre Nebenflüsse durchfliessen.

Apvar
 
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Der Schwarzwald mit seiner Flösserei als Bezugsquelle wird immer genannt. Mit dem Rhein können ja auch aus anderen Mittelgebirgen Hölzer bis nach Rotterdam gebracht worden sein. Sage einfach nur Spessart, Hunsrück, Taunus und die Eifel. Ist da was bekannt über die Flößerei und die Holzsorten.
Bei Hamburg als Holzhandelsort fällt mir die Elbe und den daran angeschlossenen Mittelgebirge ein. Harz, oder auch das Erzgebirge. Und mit Stettin wohl auch die Oder mit den Mittelgebirgen wo sie und ihre Nebenflüsse durchfliessen.

Apvar

Davon muss man wohl ausgehen. Speziell zu Hamburg berichten Quellen (lt. der zitierten Untersuchung von Baasch) davon, dass hierüber zeitweise auch der ganze Holzimport gelaufen sein soll. Das muss man sicher vorsichtig verwenden, aber große Teile können es gewesen sein. Beim russischen Holz sollen die Verfrachtungen über Königsberg "günstiger" gewesen sein, als die "Direktimporte" mit vorheriger Flößerei zB über die Düna.

Ich habe jetzt noch detaillierte Beschreibungen in Johnsen, Norwegische Wirtschaftsgeschichte, über die Holzexporte und Zielländer über mehrere Jahrhunderte gefunden.

Das würde hier aber den Rahmen sprengen, deswegen nur nachträglich der Hinweis auf die Literaturstelle.
 
Nach der Niederlage der Armada 1588 im Ärmelkanal wurden Brander wohl für sehr wichtig erachtet. Dadurch hatte dann im 17. Jahrhundert jede erstzunehmende Flotte Brander mitgeführt.
Bei Branden handelte es sich meist um alte ausgediente Schiffe die für den zweck umgebaut worden sind. Mit mehr Sprengstoffen an Bord und eine geänderte Luftführung damit genug Luft an das Feuer kam, sobald man es angefacht hatte. Brander wurden im Gefecht mit einer kleinen Besatzung gefahren. Auf Englischer Seite bekamen sie eine höhere Heuer und der Kommandant, wenn er den den Einsatz überlebte und erfolgreich war bekam ein wichtiges und hochwertiges Kommando. Dies war damals wichtig in der RN da zu diesem Zeitpunkt die Senilität, welche ein Besonderes Merkmal zu Zeiten Nelsons war, noch unbekannt war.
Brander ? Wikipedia
Spanische Armada ? Wikipedia
Seeschlacht von Gravelines ? Wikipedia
Spaanse Armada - Wikipedia

Die Brander als normale Begleitfahrzeuge kammen jedoch aus der Mode, weil es sich nicht lohnte spezielle Schiffe für den Einsatz vor zu halten. Zum einen wurden sie mit einer geringen Mannschaft gefahren, also auch in den Manövern langsamer, genauso beim anpassen der Segel. Damit haben sie den erst der Flotten aufgehalten. Und ausser in Häfen haben sie kaum die erwünschte Wirkung gezeigt. Ein brennendes Schiff in die nähe einer gegnerischen Flotte zu bringen, die auf See ist konnte nicht die Wirkung erbringen wie 1588, wo eine Flotte in einem Hafen aufgeschreckt und erst einmal die Ordnung gesprengt wurde. Später ging man dazu über kurz vorher gekaperte Schiffe einfach mit mehr Pulver zu beladen und auch sonstigen brennbaren Stoffen.

Apvar
 
Habe mir mal die militärische Herkunft einiger Admiräle in den Englisch-Niederländischen Seekriegen angeguckt.

Robert Blake Infanterie
George Ayscue Marine
George Monck Marine
Duke of York Heer (Artillerie? habe ich glaube ich mal gelesen)
Sir Thomas Teddieman Infanterie
Prince Rupert of the Rhine Kavallerie
Earl of Sandwich Marine

Und nun die Niederländer

Marten Tromp Marine
Michel de Ruyter Marine (die Jahre in der Infanterie vergessen wir mal, da er das Seemannshandwerk danach von der Pike an gelernt hat)
Witte de With Marine
Johan van Gahlen Marine
Jacob van Wassenaer Kavallerie
Pieter de Bitter Seemann, VOC
Willem Joseph van Ghent Infanterie
Adrian Bankert Marine

Was auffällt ist das bei den Briten im Verhältnis mehr Offiziere vom Heer kamen, als bei den Niederländern. Wie kann das eigentlich? Mussten verdiente Royalistische Offiziere mit Kommandos belohnt werden, während gleichzeitig das Heer demobilisiert wurde? Unter Cromwell wurde schon die Belagerungsartillerie auf die Schiffe des Commonwealth gegeben. Sollte so mehr Ruhe ins Land gebracht werden?

Der französische Admiral Beaufort, Franzis de Bourbon-Vendom war von Hause aus eigentlich ein Heeresoffizier, wurde aber später als Admiral eingesetzt.
François de Bourbon-Vendôme, duc de Beaufort ? Wikipedia

Apvar
 
Nicht nur aus Deutschland wurde Holz importiert, so hatte Skandinavien schon immer eine starke Holzwirtschaft.
Nicht wenig Holz (neben Getreide) wurde aus dem Baltikum eingeführt. Als Schweden 1658 im Zweite Nordische Krieg den Sund für alle fremden Schiffe sperrte, rief das die Niederländer auf den Plan. Unter Admiral Wassenaer schickten sie eine Flotte, Seeschlacht im Øresund.

Was auffällt ist das bei den Briten im Verhältnis mehr Offiziere vom Heer kamen, als bei den Niederländern.
Als einen Grund würde ich sehen, dass die Engländer unter Cromwell ab 1649 ein System in den Aufbau der Flotte brachten. Da waren Mannschaften sicher knapp.
Ende '53 kam es zu Meutereien unter den gepressten Seeleuten in der englischen Flotte.
 
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Was auffällt ist das bei den Briten im Verhältnis mehr Offiziere vom Heer kamen, als bei den Niederländern. Wie kann das eigentlich?

Die Heeresleute waren politisch zuverlässig. De facto war Cromwells Protektorat eine Militär-, genauer eine Heeresdiktatur. Die New Model Army war Cromwell und seiner Sache loyal ergeben. Das galt insbesonders für ihre Offiziere. Von der Loyalität der Seeleute konnte Cromwell hingegen nur bedingt ausgehen. Hier waren für seinen Geschmack noch zu viele, die ihre Loyalität zu Krone und ggf. Katholizismus aufrechterhielten. Daher wurde zuverlässigen Soldaten die Führung der Flotte anvertraut, um die von ihr ausgehende innenpolitische Gefahr zu mindern.
 
Das mit den Generälen als Admiral gab es doch auch anderswo.
Denkt mal an Carl Gustav Wrangel in Schweden im 17 Jahrhundert oder Adrmiral Stosch unter Wilhelm I .
 
Hatte bisher mitbekommen, das unter Cromwell vorallem Seeleute zu den Schiffsführern ernannt wurden. Alte Fahrensleute, welch schon Bootsmann oder Navigationsoffizier gewesen sind. Die sogenannten Teerjacken oder auf englisch Tarpaulins. Die wurden nach der Restauration natürlich argwöhnisch beobachtet durch die neue Führung. Denen wurde dann die Gentleman vor die Nase gesetzt. Duke of York oder Prince Rupert als Beispiel.
Interessante Lektüre zu diesem Thema übrigens "Gentleman and Tarpaulins" von dem Walisischem Historiker J.D. Davies. Das genannte Buch ist übrigens seine modifizierte Promotionsschrift.
Die Flotte wurde übrigens schon unter Karl I stark vergrößert. Mit einer Steuer, dem sogenannten Schiffsgeld. Dies war auch eine der Gründe für den englischen Bürgerkrieg.

Apvar
 
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Nach der Schlacht von Lowestoft gab es sowohl bei den Briten als auch den Niederländern Entwicklungen die alles durcheinander warfen. Und zum Teil auch zu Fehlentscheidungen führten. Einige Ursachen sind auch heute noch aktuell.

Bei den Niederländern war klar das ein neuer Admiral-General her musste. Mit Tromp jun. wurde recht schnell einer aus dem Hut gezaubert. Aber wie gesagt, er musste dann De Ruyter weichen, welcher als überzeugter Republikaner wohl aus Sicht des Ratspensionärs De Witt besser zu steuern war.
Neue, bessere Schiffe waren schon im Zulauf und unter Tromp wurde schon die Linientaktik, leicht abgewandelt eingeführt. Unter De Ruyter wurde die Flotte in 3 Geschwader mit jeweils 3 Schwadronen aufgeteilt, aber erst kurz vor dem Auslaufen ende Mai 1666.

Die Briten haben ein Geschwader unter nach Tangier geschickt, damit der Hafen wohl besser geschützt wurde. Inzwischen hatte auch Frankreich England denn Krieg erklärt und wollte einen Teil der Mittelmeerflotte in den Atlantik schicken. Durch Handelsschiffe wurde das Britische Geschwader in Tangier gemeldet. Darauf hin verzögerte sich das auslaufen der französischen Flotte. Die Aktivitäten der Franzosen blieben den Briten nicht verborgen. Es wurden wohl durch eine Art Geheimdienst die verschiedensten Gerüchte nach London gesandt. Unter anderem 2 Versionen. Treffen der Franzosen in der Vendee und Aufnahme von Truppen um in Irland zu landen. Oder das die Franzosen, mittels Niederländischer Lotsen um Schottland herum zu den Niederlanden segeln sollten.

In England gab es wohl 2 Agentennetze welche von politisch Verfeindeten Personen in der Führungsebene des Reiches geführt wurden.

Durch die Gerüchte einer Invasion in Irland wurde Prinz Rupert nach langem zögern Richtung französischer Atlantikküste gesandt. Ein Großteil der Flotte lag in den Downs, einem Seengebiet zwischen der Küste von Kent und den Goodwindsands. Aus den Downs kann mann nur nach Süden auslaufen. Man verliert sehr viel Zeit wenn man nach Norden muss.

Zu den Niederlanden gab es mehrere Gerüchte, eines besagte das sie nur begrenzt einsatzfähig währen. Auf das wurde gesetzt. Das andere besagte das die Niederländer voll einsatzfähig währen.

Die Briten waren zu diesem Zeitpunkt auch nicht voll einsatzfähig. Schiff noch nicht Vollständig ausgerüstet, weder Nahrungsmittel, noch Ersatzteile wegen Geldmangel. Und auch noch nicht komplett repariert. Zum anderen fehlten Seeleute, so das einige Schiffe im Hafen bleiben mussten.

Die Niederländer waren einsatzfähig, nur in der Bemannung hatten sie die gleichen Probleme wie die Briten. So blieben auch hier einige nicht ganz so kampfstarke Schiffe im Hafen. Zum anderen durften nur begrenzt Schiffe zu Handelsfahrten und zum Fischen auslaufen. So wurde wohl gehofft das mehr Matrosen bei der Kriegsflotte anheuerten.

Als die Flotten des Noorderkwartier, der Maas, Amsterdam und Friesland vor Texel auf Reede lagen, konnte jeder Mann die Schiffe besichtigen. Sowohl die Ehefrauen, als auch interessierte Bürger und auch englische Spione. Eigentlich unglaublich.

Als die Niederländer ausliefen wurden sie von mindestens einem Englischen Handelsschiff beobachtet, dies meldete die Niederländische Flotte nicht den eigenen Behörden, aus Angst das die Matrosen zum Dienst in der RN gepresst würde.

Apvar
 
Während der Schlacht von Lowestoft, wurde auf mehreren Schiffen die Flagge des Kommandierenden Admirals gesetzt, nachdem Admiral von Wassenaer gefallen war und anschliessend sein Flaggschiff, die Eendragt explodiert ist.
Kann das neben der Zerstrittenheit der Admirälen (Republikaner/Oranier) sowie der verschieden Admiralitäten des Landes, der Tatsache geschuldet sein, das ohne einen Statthalter als nominaler Oberbefehlshaber die Kommandostruktur für den Fall des Ausfalls des Befehlshabers, die Kommandokette nicht klar genug strukturiert war? Wie z.B. bei der RN zur Zeit Nelson's mit der klaren Senoritätsregelung? Hier war die RN zur Zeit der Restauration ja auch noch nicht so weit.
Und wenn man sich die Ausfälle der Hohen Offiziere zu diesem Zeitpunkt ansieht musste man damit rechnen das die Kapitäne und auch Admiräle in den Schlachten fallen.

Apvar
 
Bin heute darauf gestossen, wie wenig Munition die Schiffe der Periode an Bord hatten. Die Briten hatten für 40 runden Munition an Bord, also jedes Geschütz konnte 40 mal abgefeuert werden. 1666 wurde bei der RN die Munition auf 50 runden erlaubt, aber einige alte Schiffe konnten das zusätzliche Pulver gar nicht verstauen. Später sollen zu Nelsons Zeiten etwa 100 runden an Bord gewesen sein.
Da ist umso erstaunlicher das in der Zeit der Englisch-Niederländischen Seekriege sehr viele Schlachten geschlagen wurden, die über mehrere Tage gingen. Die 4-Tage-Schlacht ist hier wohl das bekannteste Beispiel.
Dort ging den Schiffen, die noch in der Schlachtlinie segeln konnten, am 4. Tag die Munition aus. Etliche Schiffe sind schon vorher in die Heimathäfen zurückgesegelt.
Die Schiffe waren übrigens kleiner zu diesem Zeitpunkt als etwa 100 Jahre später. Ein 74'er z.Z. Nelsons hatte eine so große Verdrängung wie ein Schiff der 1. Klasse z.Z. der Restauration. Die Vorschiffe der Britischen Schiffe waren auch weniger völlig geschnitten z.Z. der Restauration. Und wenn man bedenkt das die Schiffe aufgrund der überschwere Artillerie auch einen geringer Freibord hatten bis zu den unteren Geschützluken ist auch klar warum die Gefechte nur im Sommerhalbjahr und auch fast nur in der Nordsee statt fanden. Die Schiffe auf Seiten der Engländer waren einfach noch nicht so Seegängig wie später.
Was aber zu diesem Zeitpunkt eindeutig besser war, war die Versorgung der Verwundeten. In Gefechtspausen wurden sie, soweit möglich mittels der Yachten an Land gegeben und wurden dort besser versorgt als 100 oder 150 Jahre später. Als Verwundeter soll man deutlich bessere Überlebenschancen gehabt haben.

Apvar
 
Bin heute darauf gestossen, wie wenig Munition die Schiffe der Periode an Bord hatten. Die Briten hatten für 40 runden Munition an Bord, also jedes Geschütz konnte 40 mal abgefeuert werden. 1666 wurde bei der RN die Munition auf 50 runden erlaubt, aber einige alte Schiffe konnten das zusätzliche Pulver gar nicht verstauen. Später sollen zu Nelsons Zeiten etwa 100 runden an Bord gewesen sein.
Da ist umso erstaunlicher das in der Zeit der Englisch-Niederländischen Seekriege sehr viele Schlachten geschlagen wurden, die über mehrere Tage gingen. Die 4-Tage-Schlacht ist hier wohl das bekannteste Beispiel.
Diese Zahlen decken sich vollkommen mit den niedrigen Schussraten, die ich weiter vorn schon mal erwähnt habe. Eine Kanone schoss ca 2 mal pro Stunde. Rohre abkühlen, auswischen und neu laden, richten und feuern dauerte sehr lange. Wäre nur noch ein glühendes Pulverpartikel im Rohr gewesen, hätte der Höllenschlund während des Ladens losgehen können.
 
Diese Zahlen decken sich vollkommen mit den niedrigen Schussraten, die ich weiter vorn schon mal erwähnt habe. Eine Kanone schoss ca 2 mal pro Stunde. Rohre abkühlen, auswischen und neu laden, richten und feuern dauerte sehr lange. Wäre nur noch ein glühendes Pulverpartikel im Rohr gewesen, hätte der Höllenschlund während des Ladens losgehen können.

Um dieses zu vermeiden hatte der Richtschütze einen Daumenschutz aus Leder, den er auf das Zündloch drückte während das Rohr mit feuchten Wischer ausgewischt wurde, so das jede Glut erlosch. Alternativ legte man einen feuchten Lappen über das Zündloch.

Gefährlich waren jedoch immer Nester und Lunker im Lauf die bei einem schlechten Guß entstanden und in denen sich glühende Pulver oder Pfropfenreste halten konnten, mit genügend Luft um auch dem Auswischen zu überstehen. Das ist ein Grund warum man Kanonen bevorzugte die in einem Block gegossen wurden und aus denen man den Lauf anschliessend ausbohrte.

Die niedrigen Feuerraten hatten m.M. nach mehr mit den unhandlichen Lafetten und langen Rohnren als mit Überhitzung oder Glutresten zu tun.

Bin heute darauf gestossen, wie wenig Munition die Schiffe der Periode an Bord hatten. Die Briten hatten für 40 runden Munition an Bord, also jedes Geschütz konnte 40 mal abgefeuert werden. 1666 wurde bei der RN die Munition auf 50 runden erlaubt, aber einige alte Schiffe konnten das zusätzliche Pulver gar nicht verstauen. Später sollen zu Nelsons Zeiten etwa 100 runden an Bord gewesen sein.
..

"Runden" ist ein furchtbar hässlicher Anglizismus. Benutzen wir doch lieber den Begriff "Schuss", das waren schliesslich Kanonen und keine Karussels.;)
 
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Ich zitire mich mal selbst aus dem Artillerie-Thread:

In den Gefechtinstruktionen des Duke of York wurde der Abstand zwischen den Schiffen festgelegt, 120 Yards. also etwa eine halbe Kabellänage, oder ca. 90 m für Nichtseemänner.
Um 1650 konnte ja etwa alle 10 Minuten ein Schuss abgegeben werden. Das lag wohl nicht an der technischen Ausrüstung, sondern wohl daran wie die Befehlskette war.
Nicht jedes Geschütz hatte damals einen Richtschützen. Ein Richtschütze war etwa für 6 Geschütze in England zuständig. Wenn man davon ausgeht, das später einfach ein Richtschütze für pro aktivem Geschütz da war, wie zur Zeit Nelsons, wird klar, warum die Schussfolge auf etwas unter 2 Minuten pro Schuss erhöht werden konnte. Und das ohne starke technische Fortschritte in der Geschützbedienung.

Rohre abkühlen war wohl nicht so notwendig, da ein sehr großer Anteil der Brandgase einfach an der Kugel vorbei nach aussen strömen konnte. Da die Brandgase leichter expandieren konnten als bei heutiger Munition wird auch weniger Hitze frei, da durch die schnellere Expansion das Gas stärker abkühlt. Der Effekt das sich Gase bei der Entspannung abkühlen nennt sich Joule-Thomson-Effekt.

Joule-Thomson-Effekt ? Wikipedia

Der wird auch beim Linde-Verfahren zur Verflüssigung von Luft ausgenutzt.

Linde-Verfahren ? Wikipedia

Carl von Linde ? Wikipedia

Ende der Vorlesung in Physikalischer-Chemie. Und auch des OT-Ausfluges.

Apvar
 
Der Dritte Englisch-Niederländische Seekrieg war nur ein kleiner Teil des sogenannten Holländischen Krieges.
Grund für den Holländischen Krieg war wohl vor allem das sich Ludwig XIV. von Frankreich durch die Niederlande im 2. Englisch-Niederländischen Seekrieg verraten gefühlt hat und nun auf Rache aus war. Und sich darauf hin mit dem Hause Stuart gegen die Niederlande verbündet hat.
Was auffällt sind 2 Sachen. Zum einen das die Niederlande trotz der Übermacht der Franzosen und Britten sich mit Müh und Not behaupten konnten. Und zum anderen das es wohl auch ein großer Europäischer Konflikt war. Nicht nur in den Niederlanden und Frankreich, sondern auch im Mittelmeer, Skandinavien und sogar in Übersee.

Wie vielfach in diesem Bereich der Geschichte sind die Niederländische und die Englische Seite von Tante Wiki viel aussagekräftiger als die Deutsche. Und das obwohl das HRRdN und das Bistum Münster, sowie die Mark Brandenburg in dem Ringen involviert waren.

Holländischer Krieg ? Wikipedia
Hollandse Oorlog - Wikipedia
Franco-Dutch War - Wikipedia, the free encyclopedia

Apvar
 
Was mich immer noch wundert ist das die Niederlande nach dem 3. Holländisch-Niederländischen Krieg, aber spätestens nach der Thronbesteigung des Statthalters Wilhelm III. als König von England quasi in die 2. Reihe der Mächte zurücktrat.
Wobei man hier auch sehen muss das irgendetwas mit der Wirtschaft in den Niederlanden passiert ist, so das sie nicht mehr so erfolgreich war. Damit konnten die Niederlande dann auch nicht mehr eine so starke Flotte vorhalten.
Wobei es nicht der Börsencrash mit den Tulpen gewesen sein kann, weil das war schon 1637 passiert und hatte wohl doch nicht so große Folgen wie gemeinhin kolportiert wird. Da waren wohl "nur" einige kleinere Händler in den Vorstädten wirklich hart von betroffen. Die großen Handelshäuser in Holland haben wohl nur etwas "Spielgeld" verloren.
Was auch einer der gründe für den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit gewesen sein könnte ist der deutlich geringere Zuzug von Neubürgern nach dem Ende des 30-jährigen Krieges in Deutschland. Das wurde vielleicht noch einige Zeit kaschiert durch eine neue Einwanderungswelle von Hugenotten aus Frankreich, da hier das Toleranzedikt 1655 von Ludwig XIV für ungültig erklärt wurde.
Das nächste Problem war dann auch das auf den Schiffe und den Gebieten der VOC als auch der WIC keine Katholischen und auch keine Lutherischen Gottesdienst abgehalten werden durften. Die Toleranz war also auch nicht so weit wie angenommen.

Tulpenmanie ? Wikipedia
Rampjaar ? Wikipedia

NiederlandeNet ? Geschichte - Die Geschichte der Niederlande im 16. - 18. Jahrhundert

Apvar
 
Bin gestern Abend auf eine weitere Besonderheit der Niederländischen Schiffe gestossen. Und zwar war zumindest auf den Schiffen der VOC das Achterschiff oberhalb des oberen Geschützdecks in Klinkerbauweise beplankt, im Gegensatz zu den Englischen Schiffen, das wurde auch dort Krawell beplankt. Und wenn man sich die Bilder von Repliken der Wappen von Hamburg I ansieht, welche ebenfalls auf ein Niederländisches Schiff zurückgeht, hatten wohl auch die offiziellen Kriegsschiffe den hinteren Aufbau geklinkert. Welche Vorteil hatte dies, ausser das man so schneller bauen konnte?

Apvar
 
Bin gestern Abend auf eine weitere Besonderheit der Niederländischen Schiffe gestossen. Und zwar war zumindest auf den Schiffen der VOC das Achterschiff oberhalb des oberen Geschützdecks in Klinkerbauweise beplankt, im Gegensatz zu den Englischen Schiffen, das wurde auch dort Krawell beplankt. Und wenn man sich die Bilder von Repliken der Wappen von Hamburg I ansieht, welche ebenfalls auf ein Niederländisches Schiff zurückgeht, hatten wohl auch die offiziellen Kriegsschiffe den hinteren Aufbau geklinkert. Welche Vorteil hatte dies, ausser das man so schneller bauen konnte?

Apvar

Ausserhalb des Wassers bleibt das Schiff dichter und "trockener". Kraweel bleibt nur Dicht, so lange das Holz feucht ist und die Nähte zusammenpresst. Wenn es trocknet, dann reisst es auf und da nutzt auch das Kalfatern nicht mehr viel. (Deswegen hat man Boote früher am Ufer mit Steinen belastet und versenkt um sie wieder dicht zu kriegen).

Bei der Klinkerbauweise überdecken die Bretter die Nähte und bleiben dadurch auch dicht, wenn die Hölzer trocknen und schwinden. Die Seetüchtigkeit wird bei undichter Hülle an den Aufbauten nicht viel leiden, in feuchten, kälteren Umgebungen kann das schon einen spürbaren Unterschied im Komfort und folgend bei der Gesundheit der Besatzungen ausmachen. An der Wetterhülle von Aussenwänden von Holzbauten hat man ja diese Technik auch in verschiedener Form angewendet, sei es als Bretter oder als Schindeln.
 
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