Ich bin letztens auf diesen Thread gestossen und da mich die Thematik interessiert, habe ich gedacht, ich gebe einfach mal zwei Jahre zu spät noch ein paar Kommentare dazu ab.
Flugzeuge: Die deutschen waren den Russen zu Beginn des Krieges mit ihren Me 109-Jägern überlegen. Erst ab 42/43 entwickelten die Russen bessere Jäger wie die La 9, zu Kriegsbeginn setzten sie zum Teil sogar noch Doppeldecker (I-16 "Rata") ein. Noch überlegener waren die Deutschen mit den taktischen Bombern, vor allem den Ju 87, während der sehr erfolgreich Il 2-Schlachtflieger der Russen noch nicht sofort zur Verfügung stand.
Du hast bei den Flugzeugen sicher recht, vor allem was die Bf 109 betrifft. Die Fw 190 war übrigens bis Kriegsende eigentlich allen russischen Jägern überlegen, mit Ausnahme der erwähnten La 9, La 7 und den späten Yak 9. Trotzdem war die sowjetische Luftwaffe der Luftwaffe quantitativ immer überlegen, mit Ausnahme der ersten paar Wochen nach dem Beginn von Barbarossa. Erich Hartmann hat einmal, auf den Vorwurf, er hätte es gegen die Russen ja auch leicht gehabt (als Jagdflieger), geantwortet, ob es leicht sei gegen 600 Jäger anzutreten. Und ich denke, das kann für den gesamten Russlandfeldzug auch so gelten. Wobei die anfängliche qualitative Unterlegenheit, v.a. der völlig veralteten I-16 dramatisch war.
Panzer: die schweren und mittleren russischen Panzer (T 34, KV 1 + 2) waren 1941 die stärksten Panzertypen der Welt. Allerdings waren dies noch nicht sehr verbreitet und hauptsächlich kämpfte die rote Armee mit den leichten Modellen BT 7 und T 26. Vor allem letzterer war sehr veraltet. Die Hauptpanzer bei den Deutschen waren der Panzer III, der Panzer IVD, die tschechische Panzer 38 sowie als leichter Panzer der Panzer II. Vor allem die ersten beiden Typen waren den russischen leichten Panzern überlegen, aber insgesamt hatte kein deutscher Panzer 1941 die Feuerkraft, die gegen den T 34 nötig gewesen wäre.
Hier kann ich nur in aller Konsequenz zustimmen. Anfangs traf die deutsche Panzertruppe allerdings kaum auf die neuen Typen, wie T-34 und KV. Die ersten Zusammentreffen waren dann auch ein Schock. Die deutschen Panzer III verwendeten noch maßgeblich die 37mm-Kwk (Pz IIIe und IIIg) und die 5cm/L42 (Pz IIIh) bzw. die kurze 7,5cm/L24 (Pz IVc und IVe), die zwar für die leichten russischen Panzer vollkommen ausreichend war, allerdings bei T-34 fast wirkungslos war und die KV-1/41 gar nicht durchschlagen konnten. Deshalb wurden in der Folge jede Menge Notbehelfe entwickelt, wie z.B. die Marder-Jagdpanzer, die übrigens mit der russischen 7,62cm-PAK ausgerüstet wurden, da kein eigenens adäquates Geschütz zur Verfügung stand. Die ersten wirklich ebenbürtigen Kampfpanzer waren aber die Typen ab Panzer IV F2 mit der 7,5cm/L42 Kwk, für den Pz IIIj (mit 5cm/L60) kann dies bedingt auch gelten. Ein vermehrter Einsatz der 8,8cm Flak 18 sollte ebenfalls helfen die unzureichende Panzerabwehr zu verstärken.
PaK: die Deutschen mussten größtenteils die Pak 35/36, im Volksmund "Panzerklopfgerät" genannt einsetzen, die kaum in der Lage war, den T 34 auszuschalten. Das einzige etwas größere Kaliber war zunächst die Pak 38/50 mm.
Hier hatten die Russen einen leichten Vorteil mit ihrer 45 mm und der 57mm- ZIS 2 (auch "Ratsch-bumm" genannt.
Als Ergänzung möchte ich noch anmerken, dass die Rote Armee bereits seit 1936 eine PAK im Kaliber 7,62cm einsetzte, nämlich das 7,62-cm-Feldgeschütz Mod. 1936 und später dann das kürzere Modell 1939. Dieses Universalgeschütz wurde zwar auch als klassisches Artilleriegeschütz eingesetzt, aber auch mit großem Erfolg als PAK. Dies zeigt sich auch daran, dass die Wehrmacht jedes dieser Geschütze das sie erbeuten konnte auch einsetzte, siehe die oben beschriebene Marder-Entwicklung und noch eine ganze Anzahl von richtigen Notbehelfen. Die hervorragende ZIS-3 kam dann 1942.
Flak: die Deutschen verfügten hier natürlich über eine der gefürchtesten Waffen des Krieges, die 88mm, die - wie auch andere Flugabwehrkanonen - auch im Erdkampf eingesetzt werden konnten und von Anfang bis Ende des Krieges im Einsatz blieb. Damit konnte jeder feindliche Panzer geknackt werden.
Die Russen setzten übrigens auch von Anfang an, Flak-Geschütze für den Erdkampf ein, vor allem ihre 8,5cm-Flak Modell 1939 die fast die gleiche Leistung erreichte wie die berühmte deutsche 8,8. Später diente sie dann als Basis für die 85mm-Panzerkanone des T-34/85, des KV-85 sowie des Sturmgeschützes/Jagdpanzers SU-85. Gleiches gilt für die deutsche 8,8 die als Basis für die Kanone des Tiges I (8,8cm/L56) diente und später in der Weiterentwicklung als 8,8cm/L71 in allen wichtigen Jagdpanzern zum Einsatz kam (Jagdpanther, Nashorn, Elefant) und die Hauptwaffe des Tiger II (auch Königstiger) bildete.
Im übrigen kamen der Panzer VI (Tiger) erst Ende 1942 in Einsatz, der Panzer V (Panther) erst im Sommer 1943. Stärkere Varianten des Pz IV (mit mehr Feuerkraft) standen ab Sommer 1942 zur Verfügung.
Wie bereits vorher beschrieben, wird der Tiger vielfach überschätzt. Richtig ist sicher, dass seine Hauptbewaffnung jeden Alliierten-Panzer vernichten konnte (gilt das eigentlich auch für die ganz späten Entwicklungen, wie IS-2, IS-3 und M-26?
). Allerdings war seine Konfiguration sehr gewöhnlich und bot im Gegensatz zum T-34 viele 90°-Winkel in der Panzerung, dies macht es auch einen relativ kleineren Geschütz u.U. möglich die Panzerung zu durchschlagen. Dieses Problem wurde beim Panther und bei vielen späten Jagdpanzern dann behoben. Zu den technischen Problemen hat Quintus Fabius sich ja bereits ausgelassen. Ich stimme übrigens mit ihm überein, dass der Pz Vg wohl die beste deutsche Entwicklung darstellt, die auch tatsächlich im Einsatz war. Beim Pz.Kpfw. VI B (Tiger II) ergaben sich ebenfalls zu viele Probleme, vor allem sein enormes Gewicht und daraus resultierend sein gewaltiger Spritverbrauch und seine relativ langsame Geschwindigkeit. Es wurden deutlich mehr Tiger II von durch Motorschäden und Spritmangel ausgeschaltet als durch Feindeinwirkung.
Am Ende kann ich noch ein Buch zum groben Überblick über die Waffensysteme im WK II empfehlen.
Lüdeke, Alexander: Waffentechnik im Zweiten Weltkrieg.