Ost-West Gegensatz. Immer noch aktuell?

Die Aussage von Hurvinek bezog sich aber auf einen Wirtschaftsraum, in dem keine Alternativen angeboten werden können. Und davon gibt es im Osten (leider) einige mehr als im Westen. Die Wanderungsbewegungen - mit neuen langfristigen Problemen durch den Wegzug jüngerer Menschen - resultieren doch gerade hieraus.

Wenn man einen aktuellen Ost-West-Gegensatz aufzeigen will, ist sicher der direkte Wettbewerb um den Tourismus zwischen Ost- und Westharz zu nennen.
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,498023,00.html
 
Das stimmt so aber nicht. Es gibt dort sehr wohl Landkreise, in denen die Arbeitslosigkeit heute ähnlich groß ist, wie im Osten... :(

Es geht nicht um den Osten oder den Westen. Ich sprach von deinem Vergleich, dass Stahlarbeiter in Ost und West die gleichen Bedingungen bei Arbeitslosigkeit vorfanden, wie intakter Wirtschaftsraum und ausreichender offene Stellen anbietender Arbeitsmarkt sie umgab.
Das war/ist ein Unterschied.
 
Es geht nicht um den Osten oder den Westen. Ich sprach von deinem Vergleich, dass Stahlarbeiter in Ost und West die gleichen Bedingungen bei Arbeitslosigkeit vorfanden, wie intakter Wirtschaftsraum und ausreichender offene Stellen anbietender Arbeitsmarkt sie umgab.
Das war/ist ein Unterschied.
Hier wie dort gibt/gab es strukturschwache und strukturstärkere Gebiete, das kann man imho nicht an einer "Linie entlang der Mauer" festmachen.
 
Die Aussage von Hurvinek bezog sich aber auf einen Wirtschaftsraum, in dem keine Alternativen angeboten werden können. Und davon gibt es im Osten (leider) einige mehr als im Westen.
Daß hier die Probleme sehr viel flächendeckender sind, als im Westen, das will ich auch gar nicht in Abrede stellen - das sehe ich ja auch.
Ich wollte auch nur mal darauf hinweisen, daß es punktuell auch im Westen ganz ähnliche Problemregionen - wie etwa Bremerhaven, um nur noch ein weiteres Beispiel zu nennen - gibt und die sind dann durchaus vergleichbar mit dem Osten.
 
These: Ostdeutsche als Einwanderer im eigenen Land betrachten

Ich habe die Diskussion in diesem Thread schon regelmäßig verfolgt und mich bisher zurückgehalten, weil die Wellen zwischenzeitlich sehr hoch schlugen.

Ich würde aus dem Ost-West-Gegensatz eher einen Ost-West-Unterschied sehen, der einfach aus der langen Zeit der Teilung existiert und noch in vielen Bereichen feststellbar ist (Bsp.: Berufstätigkeit von Müttern und Betreuung zu Hause oder in entsprechenden Einrichtungen - siehe einem Artikel in der FAZ http://berufundchance.fazjob.net/s/RubC43EEA6BF57E4A09925C
1D802785495A/Doc~EDA970A7E5D2644E89DEBB7955D914D1F~ATpl~
Ecommon~Scontent.html) Den Link zusammensetzen.
Natürlich gibt es auch Unterschiede zwischen dem Süden und dem Norden Deutschlands, aber sie bewegen sich in einer anderen Kategorie.

Das Problem des geeinten Deutschlands liegt nicht in der Unterschiedlichkeit (denn sie wird nicht so schnell wie erwartet verschwinden - sich vielleicht auch manifestiert), sondern in der Frage, wie damit umgegangen wird. Wie wird mit den Erfahrungen des Gegenübers, seiner Biographie, umgegangen. Wird sie als gleichberechtigt akzeptiert oder herabgewürdigt?

Um sich die vorhandenen Unterschiede wirklich bewußt zu machen, muss man sie natürlich erst einmal wahrnehmen können. Man muss sich mit dem, was der andere Teil Deutschlands erlebt hat in jeweils seiner Welt, auseinandersetzen. Vor allem das Alltagsleben spielt eine große Rolle, das so in den Geschichtsbüchern in der Schule kaum abgebildet wird. Es herrscht viel Unkenntnis und Unwissenheit.

Die große Erfahrung einer so grundlegenden und alle Bereiche umfassenden Transformation haben die Bürger der ehemaligen DDR, derer ich auch einer war, der damaligen Bevölkerung der Bundesrepublik im Jahre 1989 voraus.
In diesem Zusammenhang verweise ich einmal eine etwas provokante These aus dem Buch "Das neue Deutschland" aus dem Aufbau-Verlag, die folgende Meinung vertritt: Die Ostdeutschen wurden mit der Einheit des Landes zu Einwanderer bzw. Immigranten im eigenen Land ohne dass sie den Ort wechselten. Allerdings haben sie die Immigration selbst gewählt.
Eine kurze Zusammenfassung dieses Essays befand sich in der Zeit
Die Zeit - Politik : Ossis sind Türken.
Also diese Sicht der Dinge macht manche Phänomene erklärbarer für mich.
 
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Daß hier die Probleme sehr viel flächendeckender sind, als im Westen, das will ich auch gar nicht in Abrede stellen - das sehe ich ja auch.
Ich wollte auch nur mal darauf hinweisen, daß es punktuell auch im Westen ganz ähnliche Problemregionen - wie etwa Bremerhaven, um nur noch ein weiteres Beispiel zu nennen - gibt und die sind dann durchaus vergleichbar mit dem Osten.

Natürlich ist punktuell im Westen auch schon der Osten gewesen. Das trifft aber nicht aufs Ganze zu. Ich will nicht auf die punktuellen Gemeinsamkeiten eingehen.
 
Hallo Zusammen,

also ich denke, dass es noch lange Zeit brauchen wird, bis der Gegensatz, der einst Ost und West trennte verschwinden wird.

Das liegt wohl meiner Meinung nach daran, das zum einem die Geschichte der DDR nie richtig aufgearbeitet worden ist.
Ich lebe jetzt schon 12 Jahre in BW und habe verschiedene Situationen und Menschen kennengelernt. Viele, die im Westen groß geworden sind, haben sich damals mit der DDR nicht beschäftigt, so meine Erfahrung aus Gesprächen mit Leuten ausm Westen. Somit kommt der Verdacht auf, woher sollten die Leute im Westen wissen, was passiert wenn Deutschland wieder vereint ist und die Menschen, von denen sie garnichts kennen, - über sie herfallen-, da kommt im ersten Moment Ablehnung auf, Und bekanntlich zählt immer der erste Eindruck.
Ich habe viele Jahre im Baugewerbe gearbeitet und bekam immer zu hören: " du bist ausm Osten, na da kann ja nichts werden" - im Sinne von, der ist Faul und von den ausländischen Mitbürgern wurde ich im gebrochen Deutsch darauf hingewissen, ich bin aus dem Osten, somit stehe ich noch ne Stufe weiter unter Ihnen.
Sowas baut nicht auf und erklärt wiederum den Gedankengang der Menschen aus dem Osten. Die kannten zwar mehr über den Westen als umgedreht, aber das Leben im Westen kannte keiner. Geblendet von Konsum und Freiheit, denn das waren die großten Dinge, die es im Osten nicht gab, gingen die meisten Leute in den Westen, um sogleich diese Dinge sofort haben zu wollen. Doch das der Westen kein Schlaraffenland war, wurde vielen erst später bewußt, zu spät. Die anfängliche Freude und der große Empfang der Wesis lies schnell nach und nach dem Rausch über das Geschehene trat wieder Nüchternheit ein. Und somit hatte der Ossi im Westen keinen leichten Stand mehr, keine Freunde gewonnen. Das Ende vom Lied war, das im Westen alle für Arrogant gehalten worden.

Diese beiden Richtungen haben sich als Gegensatz in unsere Köpfe gebrannt.

Hinzu kommt noch, das wie oben schon von mir behauptet, die negative Geschichte der DDR nie richtig aufgeklärt wird. Im Grund scheint es auch gar niemand wissen zu wollen, das die DDR ein menschenfeindlicher Staat war und den Namen Demokratische auch nicht verdient zu tragen.
Die Ostzone wird ins lächerliche gezogen, mit diversen Filmen und Unterhaltungssendungen im TV. Somit denkt doch der große Teil, -na so schlimm kann es ja nicht gewesen sein-. Man kann heute junge Leute mit Emblemen und Uniformen aus der DDR sehen, was mich zornig und zugleich traurig stimmt. Denn wenn den vielen tausend Menschen, denen in der Ostzone Unrecht getan wurde, auch nur einer Gedenkt, dann zeigt man auch Respekt vor dem Unrecht. Das zeigt sich sogar hier im Forum, wenn man eine negative Bewertung bekommt, weil man den Begriff -Ostzone - benutzt, ohne sich dabei dem Gedanken hinzugeben, warum der jenige so abwertig über die DDR redet.

Im Westen hat es auch vom Kriegsende bis in die 70iger Jahre gedauert, bevor sich die Söhne und Töchter, der noch vom Nationalsozialismus getragenen Eltern, erhoben und in ein neues Zeitalter der Demokratie gingen.
Ich denke, wir werden auch diesen Gegensatz noch einige Generationen tragen müssen, bevor sich das Problem löst. Wir sind doch noch dabei, das Problem zu diskutieren, da kann es noch keine Lösung geben.
 
Das zeigt sich sogar hier im Forum, wenn man eine negative Bewertung bekommt, weil man den Begriff -Ostzone - benutzt, ohne sich dabei dem Gedanken hinzugeben, warum der jenige so abwertig über die DDR redet.

Weil es ein Staat war, u.a. offiziell anerkannt von der UNO und dieser hieß DDR.
Du kannst abwertend über die DDR reden, dafür würdest Du kein Rot bekommen, jedenfalls nicht von mir.
Ich habe nämlich Respekt vor (fast) jeder Meinung eines Anderen. Dein (fehlender) Respekt zeigt sich in dem Wort "Ostzone".
 
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Das zeigt sich sogar hier im Forum, wenn man eine negative Bewertung bekommt, weil man den Begriff -Ostzone - benutzt, ohne sich dabei dem Gedanken hinzugeben, warum der jenige so abwertig über die DDR redet.

Im Westen hat es auch vom Kriegsende bis in die 70iger Jahre gedauert, bevor sich die Söhne und Töchter, der noch vom Nationalsozialismus getragenen Eltern, erhoben und in ein neues Zeitalter der Demokratie gingen.

Schön konsequent bleiben. Das heisst nicht Westen sondern Westzone. ;)
Dass in den 70er Jahren ein neues Zeitalter der Demokratie im Westen entstanden sei - davon hätte ich gern mehr erfahren.:D
 
Zum Denken der Leute:

Man sollte beachten, dass die Gegensätze, gerade im Denken der Menschen, nicht nur von Westdeutschland geschürt werden/wurden, sondern auch von Ostdeutschland... Mir fiel in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis besonders auf, dass hauptsächlich die ältere Generation dazu neigte, schlecht über den Westen zu sprechen -- ich möchte das nicht verallgemeinern, sondern beziehe mich hier konkret auf meine Großeltern.
Bevor ich 2002 gänzlich aus Ost-Deutschland wegzog, wurde ich gewarnt, wie ignorant die "bösen Wessis" seien.
Nun, ich konnte immer entgegnen, dass ich als "Ossi" bislang nur auf "ignorante Ossis" stieß, die alles schlechtredeten, "was der Westen brachte" und dabei vergaßen, welche Chancen uns die Wiedervereinigung bot.
Von 1999 bis 2002 fuhr ich während meiner Ausbildung jährlich mehrmals nach NRW, da dort die theoretische Ausbildung erfolgte. Die Azubis, die sich dort alle trafen, waren ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus ganz Deutschland und mir schlug nie Ignoranz oder Abwertung entgegen.
Ganz im Gegenteil, man war interessiert und hakte nach -- von beiden Seiten aus !

Ich denke daher, dass dieser Konflikt eine Frage der Zeit ist. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die heutige Schulgeneration noch groß beurteilen kann, wie sich das Leben während des geteilten Deutschlands gestaltete... woher auch ?
Und wer aufgeschlossen ist, der wird die Vor- und Nachteile auf beiden Seiten sehen und es genießen, doch einige Freiheiten mehr zu haben, die es zu DDR-Zeiten nicht gab.

Ok, heute werde ich von Freunden gern mal aufgezogen, wenn ich eine Banane esse, weil ich ja aufgrund meiner Herkunft "unter Bananen-Entzug leide" =)

Was die Arbeitslage, die Löhne, die Renten, die Mieten usw. angeht, wird es wohl noch eine ganze Weile, wenn nicht für immer, Unterschiede zwischen Ost und West geben... wobei es mittlerweile ja auf beiden Seiten nicht gerade rosig aussieht...

Caitlin
 
Eine Bekannte von mir ist als junges Mädchen 1988 (sic!) mit ihren Eltern in den Westen rübergekommen, die genauen Umstände kenne ich nicht. Naiv wie die Eltern damals waren - die ja keine Erfahrung mit hiesigen Gepflogenheiten hatten, sind sie auch promt über den Tisch gezogen worden. Selbiges ist ja '89/'90 massenweise passiert. Auch so etwas geht natürlich ins kollektive Gedächtnis ein.
 
75%, ich hab ja auch immer DDR Fernsehen gesehen, aber bei einigen Antworten mußte ich raten, und woran man den typischen Ossiplattenbau erkennt, ist mir ein Mysterium. Für mich sehen die Bauten in West und Ost ziemlich gleich häßlich aus.
 
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