Ost-West Gegensatz. Immer noch aktuell?

Kleiner Moderatorenhinweis

Hallo miteinander,

nichts gegen humoreske Einlassungen an der einen oder anderen Stelle, aber wäre es evt. möglich, den Smalltalk auf anderem Wege fortzuführen und stattdessen wieder auf das eigentliche Thema - zur Erinnerung: der Thread heißt "Ost-West-Gegensatz. Immer noch aktuell?" - zurückzukommen?

Vielen Dank und beste Grüße

Timotheus
Moderator
 
.........mhhh.............. hast ja Recht, lieber thimotheus,
aber gerade das Ost-West-Verhältnis kann doch eine gelegentliche Auflockerung ganz gut brauchen ( kann eine Brücke sein, wenn mal der
Ton etwas zitterig wird) - denn - man spürt halt schon, dass arg schnell
"Empfindlichkeiten" entstehen.
Da wollt' ich einwenig "entspannen" helfen, um dann aber gerne wieder der Wichtigkeit des Themas Rechnung zu tragen!
Aber Dein Hinweis ist schon ok
salu, jeanne
 
Ich meine jedoch, unsere gewachsene Kultur ist stark genug; so wie unsere Gesellschaft vorübergehend mit ca. 5 Millionen Arbeitslosen fertig werden kann, kann sie auch vorübergehend mal im 10 Millionen Nörglern zu Recht kommen, denn, sagt nicht noch ein altes Sprichwort "Hunde die bellen beissen nicht".

Nachdem ich erst einmal fassungslos war über die Art und Weise, wie du hier pauschalisierst und Klischees zementierst (was eine Kritik am Wie, weniger am Was deines Beitrags ist) und mich genötigt sah, selbst auf Abstand zu gehen, um hier nicht noch mehr Unüberlegtes zu schreiben, will – muss – ich doch noch was dazu sagen, diesmal mit geschichtlichem Bezug.

Und nirgendwo hab ich etwa die Arbeitslosen oder die Nörgler in die ehemalige DDR hineininterpretiert - die gibts sowohl als auch !

Dass du in gesamtdeutschem Maßstab pauschalisierst, macht es auch nicht besser, im Gegenteil.

Aussagen wie die deinigen sind schon immer Totschlagargumente für kritische Stimmen gewesen. Und ebenso kommt mir deine Argumentation, dass man Ungerechtigkeiten in Kauf nehmen müsse (auch wenn du sie vermeintlich nennst) sehr bekannt vor: eine Sache, der sich der Einzelne unterordnen müsse, fordert nun mal Opfer...
Wenn ich das konsequent zu Ende denke und in die Geschichte zurückblicke, sträuben sich mir die Haare. Ist man nämlich erst einmal erfolgreich im Ausblenden und Verdrängen (die Sache an sich ist ja gut, und was kümmern uns eigentlich ein paar Nörgler, Andersdenkende oder ein paar Opfer), dann geht das ebenso gut weiter, dann nimmt man gern noch ein paar Hunderte, Tausende oder noch mehr Menschen, die auf der Strecke bleiben (oder schlimmer) in Kauf...
Ich hoffe zwar, dass das nicht deine Intention ist, aber die Tendenz deiner Argumentation weist für mich genau in diese Richtung. Und dass das Ignorieren und Bagatellisieren sozialer Benachteiligung und Ausgrenzung und der damit verbundenen Langzeitfolgen, die die ganze Gesellschaft treffen, ausgesprochen gefährlich ist, hat die Geschichte ebenfalls gezeigt.
„Gemeinsinn geht vor Eigensinn“ – sagst du. Nun durfte ich gerade im real existierenden Sozialismus erfahren, dass sich das Individuum den Interessen der Gesellschaft und des Kollektivs unterzuordnen habe und bin – verständlicherweise – allergisch gegenüber solchen Forderungen. Und nach meinen Beobachtungen gibt es im Umgang mit solchen Themen zweierlei Sorte Menschen: solche, die große Töne spucken und uneigennütziges Verhalten vornehmlich von anderen fordern, und solche, die versuchen, so etwas im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu praktizieren, ohne viele Worte darüber zu verlieren. (Ich mag hier nicht darüber spekulieren, welcher Sorte du angehörst, dafür kenne ich dich nicht genug.)
Deine Forderung, die ethisch und moralisch wertvoll klingen soll (und vielleicht auch so gemeint ist), ist in Wirklichkeit weltfremd und unmenschlich. Was weißt du von den Arbeitslosen und „Nörglern“, die für dich nichts als eine lästige Randerscheinung sind und die man deiner Meinung nach am besten ignoriert? Gar nichts weißt du.
Über deine Staats- und Systemgläubigkeit kann ich auch nur den Kopf schütteln.
Den Zusammenbruch eines Staates und seiner Ideologie erlebt zu haben, ist nun etwas, was wir Ostdeutschen den Westdeutschen – zumindest den jüngeren – voraus haben. (Dass diese Erfahrung neben denen der Kriegs- und Nachkriegsgeneration geradezu lächerlich anmutet, versteht sich.) Solche Erfahrungen machen misstrauisch gegenüber Pauschalisierungen und Selbstgerechtigkeit, und das ist gut so.

Und wie man alles in der DDR in Bausch und Bogen verdammen und verurteilen und gleichzeitig den anderen Teil Deutschlands als vollkommen und richtig darstellen kann, wird mir wohl ewig ein Rätsel bleiben. Und ich gebe mir wirklich Mühe, meine Vorurteile abzubauen und die Vergangenheit real und nicht aus einer rosarotenbrillensicht zu betrachten.

Ich stimme Anish hundertprozentig zu. Es sind Beiträge wie die deinigen, die dazu beitragen, dass Gräben innerhalb der Gesellschaft (und nicht nur zwischen Ost und West) immer wieder aufreißen, was vor allem an der Formulierung und der einseitigen Herangehensweise liegt. Allerdings habe ich in deinen Beiträgen auch schon vieles gelesen, was ich gut und bedenkenswert finde, und das lässt mich hoffen.

Das war’s von mir – jetzt können wir gerne noch über das Wetter plaudern.

Marcia, Nörglerin aus Prinzip
 
Nachdem ich erst einmal fassungslos war über die Art und Weise, wie du hier pauschalisierst und Klischees zementierst (was eine Kritik am Wie, weniger am Was deines Beitrags ist) und mich genötigt sah, selbst auf Abstand zu gehen, um hier nicht noch mehr Unüberlegtes zu schreiben, will – muss – ich doch noch was dazu sagen, diesmal mit geschichtlichem Bezug.

Marcia, Nörglerin aus Prinzip

Danke, Marcia.

Mir geht es in solchen Diskussionen ähnlich: ich bin fassungslos, dann streiten sich in meinem Inneren Zwei, eine sagt, schreib was, das kann man so nicht stehen lassen, das kannst du dir nicht gefallen lassen,wie stehen wir denn wieder da...; die andere sagt, halt deinen Mund, du wirst doch wieder nur unsachlich, regst dich auf, helfen tuts eh nicht...
Du hast mir aus dem Herzen gesprochen. Und vielleicht ist es eine gute Methode, erst einmal Abstand zum Beitrag gewinnen und dann sachlich (so frau kann) antworten.

(den grünen Bommel muß ich nachreichen, ich durfte noch nicht)
 
salu @ marcia,
ungern zwar und doch - nur einen Satz aus Deinem Text will ich zitieren:

"Aussagen wie die Deinigen sind schon immer Totschlagargumente für kritische Stimmen gewesen" ...

Nun, ich hatte bisher nicht den Eindruck, dass sich jemand durch meine Aussagen "totgeschlagen" fühlte oder fühlen muß. vielleicht aber haben die anderen sorgfältiger und vor allem im Zusammenhang gelesen und auch verstanden.

Im übrigen hat Dein Beitrag mit "meinen Aussagen" ganz offensichtlich sehr wenig zu tun, mir scheint vielmehr, Du willst lediglich versuchen daraus eine "Stimmungstendenz zu produzieren" die "Wohlklang" verbreiten soll. Nunja,
warum auch nicht - es ist dies ja ein Forum!

Mein Denken über "Sozialismus" oder "Kapitalismus" passt nicht in von Dir genannte Zusammenhänge; es sind dies beides für mich "theoretische Modelle" die noch nichteinmal mit diktatorischen Mitteln durchsetzbar sind oder waren! Die menschliche Gesellschaft ist viel zu Komplex und viel zu lebendig um von irgendeiner Modell-These auf Dauer drangsaliert zu werden.

Aus den Gesetzmässigkeiten der Natur wird die Menschheit sich niemals lösen können - sie wird allenfalls mit Intelligenz und Vernunft sich im Rahmen dieser Gesetzmässigkeit zurechtfinden können! Es wird immer Starke und Schwache und Arme und Reiche geben, so wie es Berge und Täler, Wüsten und Wälder gibt.
Ist es nicht eine uralte Überlieferung, die uns lehrte, daß Arme von den Brocken leben können, die vom Tische des Reichen fallen ? - Vielleicht muß man den Sinn dieser Überlieferung erst verstehen lernen, bevor man das verallgemeindernd Negative meint, daraus herauslesen zu sollen?

Zum Glück muss ich nicht die Welt verbessern, denn ich bin voll ausgelastet damit, in dem kreis der mich umgebenden lieben Menschen eine Rolle zu spielen, von der ich hoffe, dass sie eine Gebende sein möge. Da spielen dann große "sozialpolitische Thesen" in der Tat kaum eine Rolle - es kommt auf das Tun an!

Um eben die Gesellschaft des Menschen verstehen zu lernen, beschäftige ich mich mit seiner Geschichte. Doch es ist nicht nur die Geschichte der Völker, es ist insbesondere auch die Geschichte der kleinsten Einheiten, z.B. der Familie, der Sippe, dem Dorf etc. Je kleiner nämlich die "Gesellschaft", desto weniger kann Pauschaliert werden - es muss sehr individuell gehandelt werden. Und das empfinde ich als d i e Basis, unserer Gesellschaft/en, und die Geschichte lehrt mich, dass noch lange kein "Ziel" in Sicht ist! So, wie der Mensch aus allem Schlechten Gutes machen kann, kann er auch aus allem Guten Schlechtes machen - und wie wir sehen, er hört nie auf, beides zu tun.

salu, jeanne
 
... vielleicht aber haben die anderen sorgfältiger und vor allem im Zusammenhang gelesen und auch verstanden.

Liebe Jeanne, dann zähle ich offensichtlich auch zu den anderen, die nicht sorgfältig genug und vor allem nicht im Zusammenhang gelesen und auch verstanden haben?


Im übrigen hat Dein Beitrag mit "meinen Aussagen" ganz offensichtlich sehr wenig zu tun, mir scheint vielmehr, Du willst lediglich versuchen daraus eine "Stimmungstendenz zu produzieren" die "Wohlklang" verbreiten soll. Nunja,
warum auch nicht - es ist dies ja ein Forum!

Ich finde, der Beitrag von Marcia hat sehr viel mit deinen Aussagen zu tun und sie produziert keine Stimmungstendenzen.

Die Menschheit lebt nicht allein nach Naturgesetzen, sondern nach gesellschaftlichen Regeln, die sie sich selber auferlegt. Nun kann man leider nicht immer davon ausgehen, dass diese auch vernünftig sind. Aber änderbar sind sie immer.
Reich und arm sind eben keine Naturgesetzmäßigkeiten.

Und wer legt eigentlich fest, welcher der alten Überlieferungen und Redewendungen wahr oder falsch sind.
Es gibt fast für jede Situation gegenteilige dieser Sprüche...
Und da muß man eben nicht irgendetwas naturgesetzliches hineininterpretieren. Wer abergläubisch ist, glaubt daran, dass eine schwarze Katze, die von rechts nach links oder wo auch immer hin läuft, Pech bringt. Wer dies nicht ist, freut sich an der Katze oder ignoriert sie.
Für genauso abergläubisch und gefährlich halte ich Sprüche wie deinen. Damit hat man jahrhundertelang die unterdrückten Massen dumm gehalten, die Gleichberechtigung der Frau verhindert und Behinderte ausgegrenzt.
 
Zitat.: "Für genauso abergläubisch und gefährlich halte ich Sprüche wie deinen. Damit hat man jahrhundertelang die unterdrückten Massen dumm gehalten, die Gleichberechtigung der Frau verhindert ....."

Ich wollt's nicht sagen, hab's aber gespürt.
Da längst ot klinke ich mich hier aus und wende mich historischen Themen zu.
jeanne
 
Zitat.: "Für genauso abergläubisch und gefährlich halte ich Sprüche wie deinen. Damit hat man jahrhundertelang die unterdrückten Massen dumm gehalten, die Gleichberechtigung der Frau verhindert ....."

Ich wollt's nicht sagen, hab's aber gespürt.
Da längst ot klinke ich mich hier aus und wende mich historischen Themen zu.
jeanne

Was hast Du gespürt?

:eek:fftopic: in diesem Thread, mag stimmen. Aber der historische Bezug ist meines Erachtens sehr gegeben.
 
Hallo miteinander,

nichts gegen humoreske Einlassungen an der einen oder anderen Stelle, aber wäre es evt. möglich, den Smalltalk auf anderem Wege fortzuführen und stattdessen wieder auf das eigentliche Thema - zur Erinnerung: der Thread heißt "Ost-West-Gegensatz. Immer noch aktuell?" - zurückzukommen?

All meine Einlassungen dienen der Verständigung zwischen Ost und West. Und ob das Thema aktuell sei - also die Postings der vorigen Seite zeigen doch, man muss Probleme nicht herbeireden oder künstlich aufrecht erhalten.
Dass sich insbesondere Frauen auf diesiger Seite nun sich was um die Ohren hauen - hmm. Begann erst nach deinem Hinweis.
Den Thread umändern in "Ist für Frauen der Ost-West-Gegensatz noch aktuell?"
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
...
Dass sich insbesondere Frauen auf diesiger Seite nun sich was um die Ohren hauen - hmm. Begann erst nach deinem Hinweis.
Den Thread umändern in "Ist für Frauen der Ost-West-Gegensatz noch aktuell?"

Das ist sicher nicht nötig und purer Zufall...
Oder sind Frauen nur streitsüchtiger? Dann sollten wir einen passenden Thread aufmachen: Sind Frauen streitsüchtiger als Männer? Und wenn ja, warum?
 
Danke, Marcia.

Mir geht es in solchen Diskussionen ähnlich: ich bin fassungslos, dann streiten sich in meinem Inneren Zwei, eine sagt, schreib was, das kann man so nicht stehen lassen, das kannst du dir nicht gefallen lassen,wie stehen wir denn wieder da...; die andere sagt, halt deinen Mund, du wirst doch wieder nur unsachlich, regst dich auf, helfen tuts eh nicht...
Du hast mir aus dem Herzen gesprochen. Und vielleicht ist es eine gute Methode, erst einmal Abstand zum Beitrag gewinnen und dann sachlich (so frau kann) antworten.

(den grünen Bommel muß ich nachreichen, ich durfte noch nicht)

Und herzlichen Dank an dich, dass du hier für mich den Kopf hingehalten hast. Ich konnte ein paar Tage nicht ins Forum - zu viel Arbeit - habe immer noch zu wenig Abstand zum Thema ... und ich will mich jetzt auch gar nicht aufregen...

@jeanne - falls du noch mitliest:

Es tut mir leid, dass mein Ton etwas scharf war, das ist normalerweise nicht meine Art.

Zum Glück muss ich nicht die Welt verbessern, denn ich bin voll ausgelastet damit, in dem kreis der mich umgebenden lieben Menschen eine Rolle zu spielen, von der ich hoffe, dass sie eine Gebende sein möge. Da spielen dann große "sozialpolitische Thesen" in der Tat kaum eine Rolle - es kommt auf das Tun an!

Das freut mich, und damit liegen wir auch gar nicht so weit auseinander. Dass ich hier etwas heftiger reagiert habe als sonst, liegt daran, dass ich Arbeitslosigkeit und die damit verbundenen Probleme über einen langen Zeitraum aus nächster Nähe miterlebt habe. Aber ich klinke mich hier ebenfalls aus, da mir das Thema mittlerweile zu nahe geht.
 
Für viele ist es schwer, sich über ein solches Thema auszutauschen, vor allem, wenn sie selbst von Arbeitslosigkeit betroffen waren oder sind, weil sie das als Makel ansehen und sich möglicherweise noch selbst schuldig fühlen. Ich war selbst mehrmals arbeitslos - allerdings ist das schon fast 10 Jahre her - aber da hier im Osten die Arbeitslosigkeit nach oben schnellte, habe ich mir damals gesagt, "es sind hier so viele arbeitslos, da ist es schon keine Schande mehr, mit 30 zum Arbeitsamt zu müssen." Das Hauptproblem war nur, daß das Geld sehr knapp war und das gefiel mir nicht. Und da der Staat nicht in der Lage war mir nach meinem Ausscheiden aus meinem Betrieb, dem Stahlwerk in Hennigsdorf, einen festen Job zu vermitteln - trotz Umschulung zum Heizungs- Lüftungsbauer - und man auf dem Bau immer von heute auf morgen arbeitslos werden konnte, habe ich zur Selbsthilfe gegriffen und habe mir meinen Arbeitsplatz selbst geschaffen und habe mich als Kurierfahrer selbständig gemacht. Seit dem habe ich sehr viel Abeit (12-14 Stunden täglich - auch Samstags), aber das Geld blieb trotzdem knapp.
:S

Die Moral der kleinen Geschichte:
Es sind schwierige Zeiten und ich denke, die Probleme von heute, sind Probleme, die uns alle betreffen, egal, ob man im Osten oder im Westen lebt. Der Bergbaukumpel, der im Rheinland arbeitslos wird hat nun mal die gleichen Probleme, wieder einen Fuß auf den Boden zu bekommen, wie ich damals als Hennigsdorfer Stahlwerker.
 
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