Hitler und Stalin haben sich bei Papst Pius XII unbeliebt gemacht.
Bei Stalin war die Sache klar, der hat als Kommunist die Kirche in Russland brutal unterdrückt und zehntausende Kleriker erschossen oder in die Gulags gepackt. Hitler war aus der Sicht des Vatikans da das kleinere Übel, weil er Deutschland vor dem Kommunismus bewahrte. Ab 1939 hatte er dann aber seine Sympathie verspielt, weil er Polen überfiel und in dem katholischen Land brutal herrschte. Die Nazis versuchten das gesamte kulturelle Zusammenleben der Polen zu vernichten. Neben Schule und Universitäten wurden also auch Kirchen geschlossen.
Dennoch war Hitler immer noch das kleinere Übel im Vergleich zu Stalin wie ein Dokument Tardinis(neben Maglione der wichtigste Mann im Vatikan) zeigt. Sein Plan war die beiden Diktaturen gegeneinander auszuspielen und sich abnutzen zu lassen. Der Krieg Deutschland/SU sollte so lang wie möglich in die Länge gezogen werden, damit beide Diktaturen so weit wie nur möglich an Kraft verlieren. Deutschland sollte Russland besiegen, aber stark geschwächt zurückbleiben.
Da es im Jahr 1941 ganz so aussah als ob Hitler den Krieg gewinnen könnte musste die SU natürlich gestärkt werden. Tardini dachte dabei ans Lend/Lease-Programm der Amerikaner. Gegen dieses protestierten die amerikanischen katholischen Bischöfe aber deutlich. Papst Pius XI hatte nämlich 1937 allen Katholiken die Zusammenarbeit mit dem Kommunismus verboten. Und darauf wäre das Lend/Lease Programm ja hinausgelaufen.
Tardini entwarf eine neue Interpretation, die besagte, dass bei Lend/Lease eher die Hilfe für das russische Volk als die Hilfe für den Kommunismus im Vodergrund stand. Diese Interpretation hat der Papst dann unter größter Diskretion an die amerikanischen Bischöfe vermittelt.
So ganz geklappt hat es mit Tardinis Plan dann doch nicht.
Ich find den Gedanken einen Krieg in die Länge zu ziehen um 2 Diktaturen zu vernichten schon ziemlich zynisch. Ob das wirklich das bessere gewesen wäre lässt sich schwer sagen, denn Hitler und Stalin waren ja beide millionenfache Mörder. Aber das war für den Vatikan ja nicht entscheidend, denn nach kirchlicher Sicht sind Mörder nur dann Verbrecher wenn sie gleichzeitig auch die Rechte der Kirche beschneiden. Für die europäischen Juden hat Pius XII jedenfalls nichts getan.
Hier das Dokument in dem Tardini seinen Plan skizziert:
Vatikanstadt 15. September 1941
[kursiv, französisch:]
Gedanken über die Tragweite der Enzyklika "Divini Redemptoris": eine Zusammenarbeit mit dem Kommunismus ist illusorisch und gefährlich: außerdem darf man das russische Volk nicht mit dem Kommunismus gleichsetzen. Aber in der Praxis sind gewisse Unterscheidungen sehr schwierig, um über die Frage nach militärischer Hilfe für Rußland zu entscheiden.
[italienisch:]
I. Über die Interpretation einer Passage der Enzyklika "Divini Redemptoris" von Pius XI. gegen den Kommunismus.
Dies ist die Passage der Enzyklika:
"Der Kommunismus ist in sich pervers, und in keinem Bereich kann man die Zusammenarbeit mit ihm bei wem auch immer, der die christliche Zivilisation retten will, zulassen."
Nachdem wir den Text wiedergegeben haben, wollen wir uns den Kontext anschauen. Pius XI. spricht von den Listen und Tücken, die die Kommunisten benutzen, um ihr Gift in den anderen Ländern zu verbreiten. Eine dieser Listen besteht -- laut dem Pontifex -- darin, die Katholiken aufzufordern, mit den Kommunisten auf dem humanitären und karitativen Feld zusammenzuarbeiten. Bisweilen sogar "treiben sie die Heuchelei so weit, daß sie glauben machen, der Kommunismus nehme in Ländern größeren Glaubens und größerer Kultur einen anderen sanfteren Aspekt an, verbiete die Religion nicht und achte die Freiheit des Gewissens." Vor diese Gefahren möchte Pius XI. die Katholiken warnen und fährt deshalb fort:
"Sorgt dafür, ehrwürdige Brüder, daß sich die Gläubigen nicht täuschen lassen! Der Kommunismus ist in sich pervers, und in keinem Bereich kann man die Zusammenarbeit mit ihm ... Und wenn welche, die irregeleitet wären, zum Sieg des Kommunismus in ihrem Lande beitrügen ..."
Bei alledem sieht man ganz klar, daß der Papst von der "Kollaboration der Katholiken in ihren Ländern mit den Kommunisten bei Taten, die (zwar) auch philanthropisch sind, aber dazu bestimmt sind, den Kommunismus in jeweils ihrem Land triumphieren zu lassen," spricht. Es ist eine offensichtliche Anspielung auf die sogenannte Politik der ausgestreckten Hand.
Daher fragt man sich: Pius XI. hat von der militärischen Kollaboration gesprochen, heißt das also von der Hilfe, die man den Russen gibt, damit sie sich der Invasion in ihr Land widersetzten? Man muß antworten: Nein. Pius XI. hat von einer Kollaboration, einer oftmals unbewußten, der Katholiken gegenüber der kommunistischen Propaganda in ihren Ländern gesprochen.
Schlußfolgerung: Der ehrenwürdige amerikanische Erzbischof Monsignore Mooney, der in seinem Brief den großen Lärm um dieses Zitat der Enzyklika "Divini Redemptoris" gleichsam vorwegzunehmen scheint, könnte mit der nötigen Besonnenheit folgendes erklären.
a) Die Texte werden in ihrem Kontext genau untersucht. Sie davon abzutrennen bedeutet oft, sie zu entstellen oder ihnen einen Sinn und eine Ausführlichkeit zu geben, die derjenige, der sie geschrieben hat, nicht beabsichtigt hat.
b) Der Text, der von jenen Katholiken zitiert wurde, die sich gegen die Hilfe der Vereinigten Staaten dem Kommunismus gegenüber wenden, wird von einem Kontext aufgehoben, in dem Pius XI. von der Kollaboration in einem klar definierten Sinn spricht, nämlich der Teilnahme der Katholiken in ihren jeweiligen Ländern bei Akten der Humanität oder Wohltätigkeit zusammen mit Kommunisten, einer Teilnahme, die den Triumph des Kommunismus in diesen Ländern mit dem folgenden Verderben der Religion begünstigt.
Dies ist der Gedanke, wie er von Pius XI. im zitierten Abschnitt zum Ausdruck gebracht wurde, betrachtet anhand des Wortlautes und im Kontext. Wahrheit und Ehrlichkeit wollen, daß dieser Abschnitt nicht auf die Behandlung anderer Fragen angewendet wird, die ihre Bedeutung haben können, die aber nicht in dem momentan zur Diskussion stehenden päpstlichen Abschnitt betrachtet werden.
II. Über eine Erklärung, die abzugeben ist, die bestätigt, daß Pius XI. den atheistischen Kommunismus, nicht aber das russische Volk verurteilt hat.
1. Die Erklärung ist, in sich selbst, ganz richtig und wahr. Pius XI. hat sie ausdrücklich in der Enzyklika "Divini Redemptoris" Nr. 24 gemacht: "Mit diesem wollen wir mitnichten die Völker der Sowjetunion im Ganzen verurteilen, für die Wir eine ganz lebendige väterliche Zuneigung hegen ..." (und fährt, diesen Gedanken verfolgend, fort).
2. Man sieht aber nicht gut, wie sich diese Erklärung auf das bereits gestellte Problem hinsichtlich der Interpretation des oben in Erinnerung gerufenen Abschnitts der Enzyklika "Divini Redemptoris" beziehen kann. In der Tat stellt sich das Problem folgendermaßen: "Hat Pius XI. mit diesen Worten als Kollaboration mit dem Kommunismus die bewaffnete Hilfe gegenüber den Russen, die in ihrem Heimatgebiet angegriffen werden, verurteilt?" Wenn man antwortet: "Pius XI. hat, wie aus dem Kontext erscheint, nicht beabsichtigt, diese Frage zu behandeln", scheint die Antwort erschöpfend -- vom exegetischen Standpunkt. Wenn man hingegen antwortet: "Pius XI. hat den atheistischen Kommunismus verurteilt, aber nicht das russische Volk", spricht man eine wahre Sache aus, aber nicht zur Sache: denn das kann man von der gesamten Enzyklika und allen ihren einzelnen Teilen sagen. Es sei denn, daß der Sinn der folgende ist: "Pius XI. hat den atheistischen Kommunismus verurteilt, aber nicht das russische Volk. Deshalb kann man dem russischen Volk in diesem Krieg ohne jedwede Schwierigkeit beistehen, weil dies nicht bedeutet, dem atheistischen Kommunismus zu helfen." Nach dieser Interpretation wird die Sache für mich sehr strittig. Von einem nicht schwierigen exegetischen Problem gelangt man zu einem schwierigen politisch-religiösen.
Das exegetische Problem besteht darin, den Sinn einiger Worte Pius' XI. zu studieren und zu schlußfolgern, daß sich diese nicht auf die gegenwärtige Frage der militärischen Hilfe für Rußland beziehen. Die Lösung bewegt sich ausschließlich auf dem exegetischen Niveau. Man sagt sich in der Tat, daß Pius XI. von anderen Dingen gesprochen hat und nicht von dieser Frage und daß deshalb die Worte Pius' XI. nicht diese oder jene These stützen können.
Das sehr schwierige politisch-religiöse Problem hingegen ist die Beantwortung der Frage: "Ist die bewaffnete Hilfe für Rußland nur eine Hilfe für das russische Volk, oder ist sie auch eine Hilfe für den atheistischen Kommunismus?" Ich sehe die Unterschiede gut, die denkbar sind zwischen unmittelbarem und mittelbarem Effekt, zwischen Kausalität per se oder aufgrund äußerer Umstände, aber ich bleibe nicht ruhig. Wir befinden uns auf praktischem Terrain, und ich vermag nicht zu sehen, wie die bewaffnete Hilfe für die Russen keine wirkliche Hilfe für das Überleben des atheistischen Kommunismus ist. Man wird sagen:
Sie wehrten ab, um anzugreifen; ihre Pläne zur Verbreitung des Kommunismus waren allen bekannt; ihre Streitkräfte (deren Stärke sich jetzt enthüllt) trugen dazu bei; die Massierung ihrer Truppen an den deutschen und rumänischen Grenzen deutete auf zukünftige Angriffe hin. Stalin wartete den passenden Moment ab, wie er gewartet hatte für Finnland, Litauen, Estland, Lettland, Polen und Bessarabien. Stalin ist nicht der zum Krieg gezwungene pazifistische Kopf; er ist der Kriegstreiber, dem in seinen kriminellen Plänen ein Krimineller, der noch kühner war als eher, zuvorgekommen war. -- Man wird feststellen: "Aber dem russischen Volke zu helfen, den Krieg zu gewinnen, bedeutet nicht, die kommunistische Doktrin und den militanten Atheismus zu unterstützen." Das ist wahr, in der Theorie, aber in der Praxis und heute kann diese Unterscheidung unmöglich zugelassen werden. Wenn die Russen den Krieg gewinnen, dann ist dies Stalins Sieg. Niemand wird ihn mehr stürzen können. Und Stalin ist der Kommunismus: Der siegreiche Kommunismus wird der den europäischen Kontinent absolut beherrschende sein.
Wer könnte sich ihm widersetzen? Die slawischen Völker? Sicherlich nicht. Die germanischen Völker? Aber als Besiegte würden sie am Boden liegen. Die romanischen Völker? Aber sie wären immerhin erschöpft.
Ich für meinen Teil hoffe, daß aus dem Krieg, wie er jetzt in Rußland geschlagen wird, der Kommunismus schon besiegt und vernichtet hervorgehen wird und der Nazismus geschwächt und ... vor der Niederlage stehend. Deshalb denke ich, daß es nicht opportun wäre, sich -- auf die eine oder andere Art -- zu einer so heiklen Frage zu äußern, die sich auf die Auswirkungen, die sich aus der Entsendung militärischer Hilfen nach Rußland ergeben, bezieht.
Wenn ich neben Roosevelt und Churchill stünde, würde ich ihnen ungefähr folgenden Rat geben wollen:
"Helft auch den Russen, aber ... mit Bedacht. Und der Bedacht besteht darin, ihnen genug zu helfen: -- um Rußland gegenüber das Theater des Krieges abzuwenden -- um Kommunismus und Nazismus zu schwächen, soweit dies möglich ist; aber nicht genug -- um die Niederlage der Russen zu verhindern, die unter den gegebenen Umständen die gewünschte Niederlage des Kommunismus ist. [Interpunktion wie im Original]
(Um die Wahrheit zu sagen: Ich hoffe, daß auch Roosevelt im Grundsatz dasselbe Programm verfolgt. In der Tat sagt er in seinem Brief an den Papst, daß es in Rußland eine gefährliche Diktatur gibt. Wenn es also, wie es scheint, Roosevelts Vorsatz ist, Diktaturen zu beseitigen, müßte er logischerweise auch auf die Beseitigung Stalins zielen. Und so sei es!)
Bei Stalin war die Sache klar, der hat als Kommunist die Kirche in Russland brutal unterdrückt und zehntausende Kleriker erschossen oder in die Gulags gepackt. Hitler war aus der Sicht des Vatikans da das kleinere Übel, weil er Deutschland vor dem Kommunismus bewahrte. Ab 1939 hatte er dann aber seine Sympathie verspielt, weil er Polen überfiel und in dem katholischen Land brutal herrschte. Die Nazis versuchten das gesamte kulturelle Zusammenleben der Polen zu vernichten. Neben Schule und Universitäten wurden also auch Kirchen geschlossen.
Dennoch war Hitler immer noch das kleinere Übel im Vergleich zu Stalin wie ein Dokument Tardinis(neben Maglione der wichtigste Mann im Vatikan) zeigt. Sein Plan war die beiden Diktaturen gegeneinander auszuspielen und sich abnutzen zu lassen. Der Krieg Deutschland/SU sollte so lang wie möglich in die Länge gezogen werden, damit beide Diktaturen so weit wie nur möglich an Kraft verlieren. Deutschland sollte Russland besiegen, aber stark geschwächt zurückbleiben.
Da es im Jahr 1941 ganz so aussah als ob Hitler den Krieg gewinnen könnte musste die SU natürlich gestärkt werden. Tardini dachte dabei ans Lend/Lease-Programm der Amerikaner. Gegen dieses protestierten die amerikanischen katholischen Bischöfe aber deutlich. Papst Pius XI hatte nämlich 1937 allen Katholiken die Zusammenarbeit mit dem Kommunismus verboten. Und darauf wäre das Lend/Lease Programm ja hinausgelaufen.
Tardini entwarf eine neue Interpretation, die besagte, dass bei Lend/Lease eher die Hilfe für das russische Volk als die Hilfe für den Kommunismus im Vodergrund stand. Diese Interpretation hat der Papst dann unter größter Diskretion an die amerikanischen Bischöfe vermittelt.
So ganz geklappt hat es mit Tardinis Plan dann doch nicht.
Ich find den Gedanken einen Krieg in die Länge zu ziehen um 2 Diktaturen zu vernichten schon ziemlich zynisch. Ob das wirklich das bessere gewesen wäre lässt sich schwer sagen, denn Hitler und Stalin waren ja beide millionenfache Mörder. Aber das war für den Vatikan ja nicht entscheidend, denn nach kirchlicher Sicht sind Mörder nur dann Verbrecher wenn sie gleichzeitig auch die Rechte der Kirche beschneiden. Für die europäischen Juden hat Pius XII jedenfalls nichts getan.
Hier das Dokument in dem Tardini seinen Plan skizziert:
Vatikanstadt 15. September 1941
[kursiv, französisch:]
Gedanken über die Tragweite der Enzyklika "Divini Redemptoris": eine Zusammenarbeit mit dem Kommunismus ist illusorisch und gefährlich: außerdem darf man das russische Volk nicht mit dem Kommunismus gleichsetzen. Aber in der Praxis sind gewisse Unterscheidungen sehr schwierig, um über die Frage nach militärischer Hilfe für Rußland zu entscheiden.
[italienisch:]
I. Über die Interpretation einer Passage der Enzyklika "Divini Redemptoris" von Pius XI. gegen den Kommunismus.
Dies ist die Passage der Enzyklika:
"Der Kommunismus ist in sich pervers, und in keinem Bereich kann man die Zusammenarbeit mit ihm bei wem auch immer, der die christliche Zivilisation retten will, zulassen."
Nachdem wir den Text wiedergegeben haben, wollen wir uns den Kontext anschauen. Pius XI. spricht von den Listen und Tücken, die die Kommunisten benutzen, um ihr Gift in den anderen Ländern zu verbreiten. Eine dieser Listen besteht -- laut dem Pontifex -- darin, die Katholiken aufzufordern, mit den Kommunisten auf dem humanitären und karitativen Feld zusammenzuarbeiten. Bisweilen sogar "treiben sie die Heuchelei so weit, daß sie glauben machen, der Kommunismus nehme in Ländern größeren Glaubens und größerer Kultur einen anderen sanfteren Aspekt an, verbiete die Religion nicht und achte die Freiheit des Gewissens." Vor diese Gefahren möchte Pius XI. die Katholiken warnen und fährt deshalb fort:
"Sorgt dafür, ehrwürdige Brüder, daß sich die Gläubigen nicht täuschen lassen! Der Kommunismus ist in sich pervers, und in keinem Bereich kann man die Zusammenarbeit mit ihm ... Und wenn welche, die irregeleitet wären, zum Sieg des Kommunismus in ihrem Lande beitrügen ..."
Bei alledem sieht man ganz klar, daß der Papst von der "Kollaboration der Katholiken in ihren Ländern mit den Kommunisten bei Taten, die (zwar) auch philanthropisch sind, aber dazu bestimmt sind, den Kommunismus in jeweils ihrem Land triumphieren zu lassen," spricht. Es ist eine offensichtliche Anspielung auf die sogenannte Politik der ausgestreckten Hand.
Daher fragt man sich: Pius XI. hat von der militärischen Kollaboration gesprochen, heißt das also von der Hilfe, die man den Russen gibt, damit sie sich der Invasion in ihr Land widersetzten? Man muß antworten: Nein. Pius XI. hat von einer Kollaboration, einer oftmals unbewußten, der Katholiken gegenüber der kommunistischen Propaganda in ihren Ländern gesprochen.
Schlußfolgerung: Der ehrenwürdige amerikanische Erzbischof Monsignore Mooney, der in seinem Brief den großen Lärm um dieses Zitat der Enzyklika "Divini Redemptoris" gleichsam vorwegzunehmen scheint, könnte mit der nötigen Besonnenheit folgendes erklären.
a) Die Texte werden in ihrem Kontext genau untersucht. Sie davon abzutrennen bedeutet oft, sie zu entstellen oder ihnen einen Sinn und eine Ausführlichkeit zu geben, die derjenige, der sie geschrieben hat, nicht beabsichtigt hat.
b) Der Text, der von jenen Katholiken zitiert wurde, die sich gegen die Hilfe der Vereinigten Staaten dem Kommunismus gegenüber wenden, wird von einem Kontext aufgehoben, in dem Pius XI. von der Kollaboration in einem klar definierten Sinn spricht, nämlich der Teilnahme der Katholiken in ihren jeweiligen Ländern bei Akten der Humanität oder Wohltätigkeit zusammen mit Kommunisten, einer Teilnahme, die den Triumph des Kommunismus in diesen Ländern mit dem folgenden Verderben der Religion begünstigt.
Dies ist der Gedanke, wie er von Pius XI. im zitierten Abschnitt zum Ausdruck gebracht wurde, betrachtet anhand des Wortlautes und im Kontext. Wahrheit und Ehrlichkeit wollen, daß dieser Abschnitt nicht auf die Behandlung anderer Fragen angewendet wird, die ihre Bedeutung haben können, die aber nicht in dem momentan zur Diskussion stehenden päpstlichen Abschnitt betrachtet werden.
II. Über eine Erklärung, die abzugeben ist, die bestätigt, daß Pius XI. den atheistischen Kommunismus, nicht aber das russische Volk verurteilt hat.
1. Die Erklärung ist, in sich selbst, ganz richtig und wahr. Pius XI. hat sie ausdrücklich in der Enzyklika "Divini Redemptoris" Nr. 24 gemacht: "Mit diesem wollen wir mitnichten die Völker der Sowjetunion im Ganzen verurteilen, für die Wir eine ganz lebendige väterliche Zuneigung hegen ..." (und fährt, diesen Gedanken verfolgend, fort).
2. Man sieht aber nicht gut, wie sich diese Erklärung auf das bereits gestellte Problem hinsichtlich der Interpretation des oben in Erinnerung gerufenen Abschnitts der Enzyklika "Divini Redemptoris" beziehen kann. In der Tat stellt sich das Problem folgendermaßen: "Hat Pius XI. mit diesen Worten als Kollaboration mit dem Kommunismus die bewaffnete Hilfe gegenüber den Russen, die in ihrem Heimatgebiet angegriffen werden, verurteilt?" Wenn man antwortet: "Pius XI. hat, wie aus dem Kontext erscheint, nicht beabsichtigt, diese Frage zu behandeln", scheint die Antwort erschöpfend -- vom exegetischen Standpunkt. Wenn man hingegen antwortet: "Pius XI. hat den atheistischen Kommunismus verurteilt, aber nicht das russische Volk", spricht man eine wahre Sache aus, aber nicht zur Sache: denn das kann man von der gesamten Enzyklika und allen ihren einzelnen Teilen sagen. Es sei denn, daß der Sinn der folgende ist: "Pius XI. hat den atheistischen Kommunismus verurteilt, aber nicht das russische Volk. Deshalb kann man dem russischen Volk in diesem Krieg ohne jedwede Schwierigkeit beistehen, weil dies nicht bedeutet, dem atheistischen Kommunismus zu helfen." Nach dieser Interpretation wird die Sache für mich sehr strittig. Von einem nicht schwierigen exegetischen Problem gelangt man zu einem schwierigen politisch-religiösen.
Das exegetische Problem besteht darin, den Sinn einiger Worte Pius' XI. zu studieren und zu schlußfolgern, daß sich diese nicht auf die gegenwärtige Frage der militärischen Hilfe für Rußland beziehen. Die Lösung bewegt sich ausschließlich auf dem exegetischen Niveau. Man sagt sich in der Tat, daß Pius XI. von anderen Dingen gesprochen hat und nicht von dieser Frage und daß deshalb die Worte Pius' XI. nicht diese oder jene These stützen können.
Das sehr schwierige politisch-religiöse Problem hingegen ist die Beantwortung der Frage: "Ist die bewaffnete Hilfe für Rußland nur eine Hilfe für das russische Volk, oder ist sie auch eine Hilfe für den atheistischen Kommunismus?" Ich sehe die Unterschiede gut, die denkbar sind zwischen unmittelbarem und mittelbarem Effekt, zwischen Kausalität per se oder aufgrund äußerer Umstände, aber ich bleibe nicht ruhig. Wir befinden uns auf praktischem Terrain, und ich vermag nicht zu sehen, wie die bewaffnete Hilfe für die Russen keine wirkliche Hilfe für das Überleben des atheistischen Kommunismus ist. Man wird sagen:
Sie wehrten ab, um anzugreifen; ihre Pläne zur Verbreitung des Kommunismus waren allen bekannt; ihre Streitkräfte (deren Stärke sich jetzt enthüllt) trugen dazu bei; die Massierung ihrer Truppen an den deutschen und rumänischen Grenzen deutete auf zukünftige Angriffe hin. Stalin wartete den passenden Moment ab, wie er gewartet hatte für Finnland, Litauen, Estland, Lettland, Polen und Bessarabien. Stalin ist nicht der zum Krieg gezwungene pazifistische Kopf; er ist der Kriegstreiber, dem in seinen kriminellen Plänen ein Krimineller, der noch kühner war als eher, zuvorgekommen war. -- Man wird feststellen: "Aber dem russischen Volke zu helfen, den Krieg zu gewinnen, bedeutet nicht, die kommunistische Doktrin und den militanten Atheismus zu unterstützen." Das ist wahr, in der Theorie, aber in der Praxis und heute kann diese Unterscheidung unmöglich zugelassen werden. Wenn die Russen den Krieg gewinnen, dann ist dies Stalins Sieg. Niemand wird ihn mehr stürzen können. Und Stalin ist der Kommunismus: Der siegreiche Kommunismus wird der den europäischen Kontinent absolut beherrschende sein.
Wer könnte sich ihm widersetzen? Die slawischen Völker? Sicherlich nicht. Die germanischen Völker? Aber als Besiegte würden sie am Boden liegen. Die romanischen Völker? Aber sie wären immerhin erschöpft.
Ich für meinen Teil hoffe, daß aus dem Krieg, wie er jetzt in Rußland geschlagen wird, der Kommunismus schon besiegt und vernichtet hervorgehen wird und der Nazismus geschwächt und ... vor der Niederlage stehend. Deshalb denke ich, daß es nicht opportun wäre, sich -- auf die eine oder andere Art -- zu einer so heiklen Frage zu äußern, die sich auf die Auswirkungen, die sich aus der Entsendung militärischer Hilfen nach Rußland ergeben, bezieht.
Wenn ich neben Roosevelt und Churchill stünde, würde ich ihnen ungefähr folgenden Rat geben wollen:
"Helft auch den Russen, aber ... mit Bedacht. Und der Bedacht besteht darin, ihnen genug zu helfen: -- um Rußland gegenüber das Theater des Krieges abzuwenden -- um Kommunismus und Nazismus zu schwächen, soweit dies möglich ist; aber nicht genug -- um die Niederlage der Russen zu verhindern, die unter den gegebenen Umständen die gewünschte Niederlage des Kommunismus ist. [Interpunktion wie im Original]
(Um die Wahrheit zu sagen: Ich hoffe, daß auch Roosevelt im Grundsatz dasselbe Programm verfolgt. In der Tat sagt er in seinem Brief an den Papst, daß es in Rußland eine gefährliche Diktatur gibt. Wenn es also, wie es scheint, Roosevelts Vorsatz ist, Diktaturen zu beseitigen, müßte er logischerweise auch auf die Beseitigung Stalins zielen. Und so sei es!)