Ritter überspezialisiert?

Friedrich Engels - Kavallerie
Interessanter Essay, der vieles beantwortet.

Grundsätzlich kein Widerspruch, wiewohl Friedrich Engels dabei auch einigen Einschätzungen unterliegt, die sich inzwischen als so nicht mehr haltbar erwiesen haben (was ich ihm an der Stelle jedoch nicht zum Vorwurf machen will; schließlich schrieb er das vor etwa 150 Jahren).
Beispiele:
1. Die abendländische Ritterschaft hat während der Orientkreuzzüge (a) nicht sämtliche Schlachten gegen die Sarazenen verloren und verlor (b) zumeist dann, wenn sie mit den gegnerischen Manövern - wie ich in einem früheren Beitrag hier heute schon allgemein ausführte - nicht umgehen konnte, insbesondere aber auch (c) wegen gravierender taktischer und strategischer Fehler, die mit der Kampfweise nicht primär zu tun hatten.
2. So schlecht war die Qualität der Fußtruppen des Mittelalters im Allgemeinen nicht: das Aufgebot der Stadt Köln, das bei Worringen 1288 erfolgreich kämpfte, ist ein besonders hervorzuhebendes Gegenbeispiel. Zudem zeigt sich anhand dieses Beispiels auch, daß wir nicht allgemein sagen können, das Fußvolk sei ungerüstet und schwach bewaffnet gewesen (zumal die im Essay aufgeführte Bewaffnung "mit Spieß und Schwert" dem auch widerspricht, denn das war damals allgemein eine durchaus gute Bewaffnung). Auch daß diese Kontigente hauptsächlich aus Sklaven und Leibeigenen bestanden hätten, ist schlichtweg falsch: so viele gab es im europäischen Mittelalter nicht; hier sprechen wir von Freien und Unfreien sowie sogar von Stadtbürgern.
3. Der Mythos "englische Infanterie, deren Stärke auf ihrer furchtbaren Waffe, dem Langbogen, beruhte" wurde in verschiedenen Diskussionen hier im Forum schon längst entzaubert.



Dafür ist es natürlich eines der wenigen Beispiele.

Wobei aber gerade dieses Beispiel aufgeführt wird, wenn man davon redet, welche Infanterie den Rittern den Rang streitig machen konnte...

Das ist ja der Punkt: wie Hans Delbrück im kapitel Delbrück, Hans/Geschichte der Kriegskunst/3. Teil. Das Mittelalter/4. Buch. Das späte Mittelalter/1. Kapitel. Phalangen-Schlachten. Bürgerwehren und Landsturm-Aufgebote/Die Schlacht bei Courtray - Zeno.org treffend ausführt:
Die Schlacht bei Courtray - 11. Juli 1302 schrieb:
So viel wir bisher von Fußvolk im Mittelalter gehört haben, so hat es doch immer nur, wenn es auf der Siegerseite war, eine sekundäre Rolle gespielt, selbst bei Legnano, oder es ist den Rittern, verbunden mit den Schützen, erlegen. Die erste Schlacht, die einen andern Anblick gewährt, ist die Schlacht bei Courtray.
...

Da es ja in diesem Diskussionspunkt auch "lediglich" darum ging, ob eine Attacke erfolgreich oder nicht erfolgreich war - folglich unabhängig vom letztlichen Ausgang der Schlacht:
Schlacht bei Carcano - 9. August 1160 schrieb:
... Aber er (Kaiser Friedrich I. - Anm. von mir) hatte die Gegner unterschätzt; sie erkannten, daß sie verloren seien, wenn sie sich so von ihrer Basis abschneiden ließen, und beschlossen, auf der Stelle ihrerseits das Entsatzheer anzugreifen.

Das mailändische Fußvolk, das den deutschen Rittern entgegen ging, hielt ihrem Ansturm nicht stand; es wurde auseinandergesprengt, erlitt große Verluste und verlor das Carroccio. Auf dem andern Flügel jedoch, dem linken der Kaiserlichen, siegte, vermutlich noch von einem anderen Teile ihres Fußvolks unterstützt, die Ritterschaft der Mailänder und ihrer Verbündeten über die italienischen Ritter und Fußtruppen Friedrichs, und als die beiden siegreichen Flügel sich wieder sammelten, erkannte der Kaiser, daß er zu schwach sei, um es auf einen zweiten Kampf ankommen zu lassen...
Zitat von Delbrück, Hans/Geschichte der Kriegskunst/3. Teil. Das Mittelalter/3. Buch. Das hohe Mittelalter/5. Kapitel. Die italienischen Kommunen und die Hohenstaufen/Schlacht bei Carcano - Zeno.org

Anm.: Wie die Beispiele bei Hans Delbrück verdeutlichen, lag aber in der Realität zumeist ehedem der Verbund von berittenen Schwergepanzerten (Ritter, Sergenten) und Fußvolk auf beiden Seiten zugrunde - nur eben mit den festgefügten Rollenverteilungen: schwere Reiterei mit Lanzen als Hauptwaffe, Fußvolk als zusätzliche Kämpfer.
 
@Schwere Infanterie:
Normalerweise ist doch die Definition für eine schwere Infanterie mit zwei Voraussetzungen verbunden, oder nicht?
1) Fußvolk, das besonders für ihren Einsatz ausgebildet wird und ein gewisses Maß an Disziplin besitzt.
2) Eine feste Formation, wozu ich nun einmal nur Pikenhaufen bzw. Gewalthaufen bzw. makedonische Phalanxen oder Formationen bzw. Phalanxen, die einen Schildwall bilden können, zählen.

1. Kann kein Definitionspunkt für schwere Infanterie sein. Jede Truppengattung, die nicht über ein Mindestmaß an Disziplin verfügte wäre somit, unabhängig von ihrer Bewaffnung sofort raus aus dem Kader.
Ab wann wäre dies dann greifend? Als Alexanders Phalangiten bspw. beim Indienfeldzug meuterten, verloren sie dann ihren Status? Ist zwar ein weites Beispiel, aber ich denke, du weißt worauf ich hinaus will.
Auch istdie Ausbildung in jeder Waffengattung Pflicht, will man nicht ein paar junge Männer mit Waffen in der Hand rumstolpern sehen.
Würde man diese Definition bspw. annehmen, kämen wir auch beim Volkssturm raus. Gewisse HJtler bspw. waren recht gut an den Waffen ausgebildet, wußten was sie tun sollten und hielten länger im feindlichen Feuer aus als mancher Veteran. Sind sie darum "schwere Infanterie"?

2. Trifft es eher, wenn ich es auch ein wenig allgemeiner ausgedrückt hätte, denn bspw. wissen wir ja, dass die Phalanx, ob klassisch oder hellenistisch weit dichter gefügt war, als es bei den Römern der Fall war, warum hier der Begriff Phalanx nicht paßt und "die Römer" selbst gerne alternativ "Linien" verwendeten. Bei solch einer engen Def. wären sie dann raus.
Um es klar zu sagen, für mich macht der Unterschied "schwere" zu "leichte" Infanterie die Verwendung, Formation und Bewaffnung aus. Velites bspw. sind für mich darum "leichte" Infanterie, weil sie kaum Panzerung tragen, den Nahkampf meiden und in lockerer Formation, heute würde man wohl Schützenkette /-reihe oder lapidar "Schützenwolke" dazu sagen, kämpften.
Die Schützen des 30jährigen Krieges haben nichts dergleichen getan. Sie mieden weder den Nahkampf noch ist die Panzerung geringer als bei den Pikenträgern noch kämpfen sie in lockerer Formation. Die Handbücher der Zeit illustrieren sehr deutlich, wie ausgeprägt der Nahkampf gepflegt wurde, auch wenn in diesen Büchern so ziemlich alles als Nahkampfwaffe anempfohlen wird, was geht. (In meinen Augen ist die Empfehlung, nach mehreren Waffenverlusten zu Steinen, Fingernägeln u.ä. zu greifen ein Zeichen, wie intensiv die Nahkämpfe waren).
Es ließ sich logischerweise auch kaum für diese Schützen vermeiden auch als reguläre Infanterie zu "arbeiten". Immerhin ist die Nachleidezeit, die Genauigkeit und die klimatische Verwendung der damaligen Schußwaffen enorm eingeschränkt. Begann es mitten in der Schlacht bspw. zu regnen, war die Nutzung nahezu ausgeschlossen, zumindest aber enorm erschwert und in der Effizienz gemindert.
Gehen wir dann weiter in der "richtige" Neuzeit verschwindet auch der Anspruch der Formation mehr oder minder.

Gleichzeitig, blicken wir wieder ins Mittelalter, zähle ich Ritter zu Fuß zur schweren Infanterie. Dass diese dabei zwangsläufig in einer Formation stritten ist mir nicht bekannt, gleiches gilt für Bidhandsöldner, die zwar eine Formation besaßen, diese aber nicht zu eng halten konnten, jedenfalls nicht in der Form eines Pikenhaufens oder einer Phalanx.

Delbrücks Klassifizierungen finde ich dementsprechend oftmals überholt.
Delbrück zählt somit kein früh- und hochmittelalterliches Fußvolk im Gegensatz zur Antike dazu.
Und das finde ich wie gesagt ziemlich über einen Kamm geschert.


___________


Ok, jetzt verstehe ich was du meinst. Ich dachte eher, dass diese Kataphrakten von neuen Verbündeten/Söldnern/Auxiliaren gestellt wurden und nicht die ursprünglichen Alae ersetzten. Aber waren die Kataphrakten bzw. Clibanarii nicht zu teuer um jemals (von den Römern) in ähnlich großer Zahl wie die Alae oder eben fränkischen Panzerreiter eingesetzt zu werden?
Da habe ich mich mißverständlich ausgedrückt. Die regulären Einheiten rüsteten nicht alle um. Aber es gab diese Spezialisten, und sie hatten längere Lanzen um genau das zu tun, was später auch die Ritter taten.
Wenn Junkelmann also schreibt, die Römer hätten längere Lanzen gemieden, dann stimmt das eben nicht. Sie haben sich nur deutlich alle Varianten des Kavallerieeinsatzes offen gehalten. Für den Schock die schwere Reitere, für Flankenattacken die leichte Reiterei, für Plänkelei die leichte Reiterei und berittene Bogenschützen. Für jeden Bedarf etwas dabei.
Und ja, die schwere Reiterei war kostbar und wurde nur selten wirklich eingesetzt (bekanntester Fall Schlacht von Straßburg).
Gleichzeitig ist sie im persischen / parthischen / sassanidischen Bereich ein Hauptpfeiler.

Aber dagegen würde doch dann die Ausrüstung sprechen, oder nicht? Immerhin benutzten die Franken (wann man jetzt einmal das schon eroberte alemannische Gebiet unbeachtet lässt) keine Kontos bzw. Kontarions im Gegensatz zu den Langobarden oder Goten, wobei diese doch eher von den Sarmaten bzw. Awaren direkt beinflusst wurden.

Wie gesagt bin ich in den Details der mittelalterlichen Kavallerie nicht fitt genug um Traditionslinien zu untersuchen. Ich kann nur allgemeine Aussagen treffen, eben zu möglichen Ausgangspunkten im römischen. Für mich macht es keinen Sinn, den Ursprung einer Tradition der schweren Kavallerie in einer leichten Kavallerie zu suchen, außer sie hat sich komplett geändert, womit dann die Tradition logischerweise gebrochen wäre.
Ich würde, was deinen Einspruch betreffend des contus angeht, einfach mal die beiden Waffen vergleichen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausheben.

@ Timo: danke für den Hinweis. Mir war nicht klar, dass man die Breite reduzierte um die Masse gleich zu halten. Erhöht die Bruchgefahr enorm und macht den Schwerteinsatz damit zwingend. Der Einsatz einer Stangenwaffe nach dem Schock war also scheinbar gar nicht vorgesehen.
 
1. Kann kein Definitionspunkt für schwere Infanterie sein... aber ich denke, du weißt worauf ich hinaus will.
Da hast du mich allerdings total missverstanden. "Ein gewisses Maß an Disziplin" bedeutete nicht, dass die Einheiten nicht meutern dürfen. Das sollte nur Truppen wie Bauern ausschließen, die bei jeder Gefahr ihre Formation verlassen und von denen ich auch bezweifle, dass sie immer an ihren Waffen ausgebildet waren.

2. Trifft es eher, wenn ich es auch ein wenig allgemeiner ausgedrückt hätte...
Ok, das ist natürlich immer die Frage wieviele Untergruppen man macht. Ich habe mit dem Ausdruck "schwere Infanterie" immer Nahkämpfer verbunden und alle, deren Hauptwaffe eine Schußwaffe war, je nach Aufstellung als Schützenformation bzw. Plänkler oder leichter Infanterie angesehen.
Also nach Hauptwaffe und Rüstung unterschieden und nicht nur nach der Rüstung.


Außerdem denke ich, dass du mich auch hier falsch verstanden hast: Ich hatte beide Punkte (nicht entweder oder!) als Vorraussetzung angesehen um als schwere Infanterie zu gelten.

Delbrück sieht eben wegen der fehlenden Ausbildung als Infanterist in den Rittern zu Fuß keine schwere Infanterie, sondern eben nur schweres Fußvolk, wenn ich ihn richtig verstanden habe. Wobei du aber natürlich Recht hast, wenn du das komisch findest.


-------------------

gleiches gilt für Bidhandsöldner, die zwar eine Formation besaßen, diese aber nicht zu eng halten konnten, jedenfalls nicht in der Form eines Pikenhaufens oder einer Phalanx.
Kurze Zwischenfrage: Was meinst du mit Bihandsöldner? Die Landsknechte mit Bihändern waren doch immer dem Gewalthaufen angeschlossen bzw., wenn sie nicht gerade versuchten die Flanke des Gegners anzugreifen (meinst du das?), in der geschichteten Aufstellung hinter bzw. zwischen den Pikenträgern platziert. Oder meinst du doch andere Söldner?

----------------------------

Ich würde, was deinen Einspruch betreffend des contus angeht, einfach mal die beiden Waffen vergleichen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausheben.
Da gibt es, wie ich schon ausführte, deutliche Unterschiede:
Ja, aber der Kontos war auch nicht so unflexibel wie die Ritterlanze. Durch den beidhändigen Gebrauch konnte der Reiter mit der Lanze genauer zielen, auf die Seiten und nach Hinten kämpfen und die gesamte Länge der Waffe ausnutzen (da er sie wesentlich weiter hinten fassen konnte). Die Reichweite war somit größer als die der (wohl meist nicht länger als 4m langen) Ritterlanze. Aber natürlich reichte sie auch nicht aus um gegen einen Pikenhaufen zu kämpfen, aber trotzdem konnte man mit dem Kontos eben auch so zustoßen ohne in den Gegner reinreiten zu müssen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Timo: danke für den Hinweis...

Keine Ursache; gern geschehen :cool:

Mir war nicht klar, dass man die Breite reduzierte um die Masse gleich zu halten. Erhöht die Bruchgefahr enorm und macht den Schwerteinsatz damit zwingend. Der Einsatz einer Stangenwaffe nach dem Schock war also scheinbar gar nicht vorgesehen.

Ich drücke es einmal ganz emotionslos und in der Sprache militär-autistischer Betrachtungsweise (also ethisch nicht ganz einwandfrei) aus...
Traf man den Gegner beim ersten Lanzenangriff nicht, so versuchte man ein Wendemanöver (sofern möglich, denn zugegebenermaßen brauchte man dafür natürlich Platz und dufte v.a. nicht in der Bewegung steckenbleiben) und eine (hoffentlich erfolgreiche) Wiederholung des Angriffs (und traf dann idealerweise den Gegner beim zweiten Versuch).
Traf man den Gegner, und die Lanze brach dabei, so war der Angriff ja trotzdem erfolgreich gewesen (Gegner ausgeschaltet) und der Ritter/Sergent konnte zum Schwert greifen (oder dann ggf. auch zur Axt oder zum Streitkolben o.ä.), nachdem er den verbliebenen Restteil des Lanzenschaftes fallen gelassen hatte.
Traf man den Gegner nicht und konnte zudem den Lanzenangriff auch nicht wiederholen, so war die Lanze überflüssig - ja sogar hinderlich - geworden; es mag sein (und ich halte das nicht einmal für unwahrscheinlich), daß ein Ritter dann versuchte, die Lanze nicht nur einfach fallen zu lassen, sondern evt. dabei noch einen Gegner zu verletzen (in den nächststehenden Gegner stoßen oder zumindest mit dem Schaft zuschlagen oder mit dem stumpfen Ende rammen), doch gewöhnlich kamen nach dem Lanzenangriff schließlich die o.g. Nahkampfwaffen (Schwert, Axt, Keule/Streitkolben) zum Einsatz.

Mir scheint es gerade, als ob ich das schon einmal geschrieben habe :grübel:
Ah ja; hier: Rüstung und Bewaffnung des (west-)europäischen Ritters - Beitrab #88 - nur seinerzeit ganz kurz und etwas vereinfacht...
:friends:
 
Zuletzt bearbeitet:
Nochmal zu den Truppenbezeichnungen:

Ich verwende jetzt einmal Wikipedia-Zitate dafür, damit ich mich nicht wieder missverständlich ausdrücke:

Infanterie:
Als Infanterie oder Fußtruppe bezeichnet man zu Fuß kämpfende, mit Handwaffen ausgerüstete Soldaten der Bodenstreitkräfte. Obwohl der Begriff Infanterie sich erst in der frühen Neuzeit einbürgerte, wird er auch für die entsprechenden Streitkräfte früherer Epochen verwendet. Infanterie ist also einerseits abzugrenzen gegen unorganisierte Kämpfer zu Fuß, etwa Stammeskrieger, andererseits gegen Soldaten, die nicht zu Fuß wie z. B. Kavallerie oder mit schweren Waffen wie Artillerie und Panzer, oder zu Wasser wie die Marine oder in der Luft wie die Luftstreitkräfte kämpfen.
Also wäre ich trotz Hoplitenausrüstung noch kein Infanterist, auch nicht wenn ich mich mit meinem ganzen Dorf in einer Phalanx aufstelle. Und da Ritter auch nicht in einem ähnlichen Maß wie zum Beispiel Legionäre oder Soldaten organisiert waren, kann man sie auch nicht als Infanteristen bezeichnen, wenn sie zu Fuß kämpften.

Schwere Infanterie:
Heavy infantry refers to heavily armed and armoured ground troops, as opposed to medium or light infantry, in which the warriors are relatively lightly-armoured. As modern infantry troops usually define their subgroups differently (such as by weapon or type of attack), 'heavy infantry' almost always is used to describe pre-gunpowder age troops.
Auch hier wird fast immer davon ausgegangen, dass die Schützen des 30-Jährigen Krieges schon auszuklammern wären.


Allerdings besitze ich keine militärischen Handbücher, in denen die offizielle Terminologie steht. Und Wikipedia ist jetzt auch nicht unbedankt eine perfekte Referenzquelle. Wenn dir (Tiberius) also andere Definitionen aus der Fachliteratur bekannt sind, könntest du mich natürlich sofort überzeugen.
 
Witege,
eben Infantry kämpft zu Fuss , das ist das entscheidende Kriterium .
In früheren Zeiten gab es auch berittenen Infantrie und seit Erfindung und Einführung von Motorfahrzeugen Motorisierte Infantrie .
 
... eben Infantry kämpft zu Fuss , das ist das entscheidende Kriterium .
In früheren Zeiten gab es auch berittenen Infantrie...

1. Auch Ritter kämpften mitunter in Schlachtsituationen zu Fuß, obwohl sie dennoch nicht zu den Fußtruppen zu rechnen sind (denn ansonsten würde dies nicht immer expilizit derart ausgewiesen a la "... das Heer bestand aus xxx Rittern, xxx Sergenten und xxx Mann zu Fuß... dazu saßen die Ritter ab und reihten sich bei den Fußtruppen ein..." o.ä. Passagen).
2. Meinst Du mit berittener Infanterie die Dragoner oder die angelsächsischen Thegn?
(a) Falls Du die Dragoner meinst, so ist dies für ihren Ursprung zwar richtig ("Dragoner sind weder Mensch noch Vieh, aufs Pferd gesetzte Infanterie!"), jedoch zählten sie ab dem 18. Jh. schließlich doch zur Kavallerie. Außerdem wurde es ab Mitte 19. Jh. mehr und mehr üblich, daß die Kavallerie nicht mehr als traditionelle Schlachtenkavallerie eingesetzt werden konnte und oftmals abgesessen kämpfen mußte.
Anm.: Die neuzeitliche Kavallerie in die Diskussion einzubringen, würde ich persönlich ehedem außen vor lassen, da das eigentliche (mittelalterliche) Thema bereits komplex genug ist.
(b) Für den Fall, daß Du die Thegn im angelsächsischen Heer meintest, so mag man diese als berittene Infanterie bezeichnen (schließlich kämpften sie bevorzugt zu Fuß und blieben nur dann auf dem Pferd, wenn keine Zeit mehr zum Absitzen war), doch werden auch sie in militärhistorischen Betrachtungen nicht als Teil des Fußvolks ausgewiesen, sondern eigenständig betrachtet. Sie sind jedoch freilich nie als ausgeprägte Panzerreiterei in Erscheinung getreten und damit sowohl von den fränkischen Panzerreiten wie auch den späteren milites und Rittern incl. Sergenten ganz deutlich zu unterscheiden.
 
Da hast du mich allerdings total missverstanden. "Ein gewisses Maß an Disziplin" bedeutete nicht, dass die Einheiten nicht meutern dürfen. Das sollte nur Truppen wie Bauern ausschließen, die bei jeder Gefahr ihre Formation verlassen und von denen ich auch bezweifle, dass sie immer an ihren Waffen ausgebildet waren.
Ich denke, du meinst Truppen, die sich ingesamt aus schnell einberufenen Personen, unausgebildeten Personen zusammensetzen, deren Moral nicht zum bestehen stand, bspw. die Haufen des Bauernkrieges oder die ersten Milizeinheiten des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges.
Pauschalisiert würde dies sonst Probleme eben mit den Einheiten des 30jährigen Krieges bilden, die sich im Verlauf mehr und mehr auch aus Bauern zusammensetzten, die zu den Fahnen kamen, um eine Perspektive oder Fluchtmöglichkeit zu erhalten und i.d.R. mehr schlecht als recht ausgebildet wurden.
Mißverstanden habe ich dich dann allerdings, aber zwangsläufig, ohne dich damit beleidigen zu wollen. Denn auch die oben genannten Truppen onnten durchaus Formationen einnehmen und halten, Befehle befolgen und Disziplin zeigen.

Ok, das ist natürlich immer die Frage wieviele Untergruppen man macht.
Ich ging davon aus, nachdem wir den neuzeitlichen Ausdruck "Infanterie" und die dementsprechend ebenfalls moderne Bezeichnung "schwere Infanterie" verwendeten, dass wir darin eben auch diese Ansätze verwenden. So wie in dem von dir leider falsch interpretierten Wikipediaartikel geäußert.
Dazu aber gleich nochmal näher.


Ich habe mit dem Ausdruck "schwere Infanterie" immer Nahkämpfer verbunden und alle, deren Hauptwaffe eine Schußwaffe war, je nach Aufstellung als Schützenformation bzw. Plänkler oder leichter Infanterie angesehen.
Wenn du die "Untergruppen" wie du sie nennst betrachtest, wirst du nicht umhin kommen, auch die von dir angelegte Definition schwerer Infanterie zu überdenken. Denn es gibt auch Nahkämpfer, etwa die südamerikanischen Ureinwohner, die man beim besten Willen nicht als "schwer" klassifizieren kann (die aber trotzdem z.T. scheinbar mit Formationen arbeiteten).

Es beißt sich also, Schützen, leichte und schwere Infanterie in einer Reihe zu unterscheiden. Entweder klassifizieren wir nach der einen Methode oder nach der anderen.

Also nach Hauptwaffe und Rüstung unterschieden und nicht nur nach der Rüstung.
Wie oben beschrieben würde dies, nutzten wir diese Methode wirklich, keinen Unterschied für das von mir oben eingebrachte und von dir kritisierten Beispiel der Schützen im 30jährigen Krieg ausmachen. Denn wie gesagt sind sie zwar in erster Linie als Schützen zu verstehen, snd aber gepanzert, arbeiten in Formation und nutzen Nahkampfwaffen für den häufigen Fall einer Nahkampfbegegnung. Damit erfüllen sie die von dir hier und später bei Wikipedia darsgestellten Konditionen. Und sie führen vor, dass in der Zeit, in der die momentan diskutierten Bezeichnungen diese eben aufkamen, weil "Untergruppen" sich kaum noch halten ließen. Kavallerie verfügte über Schusswaffen UND Nahkampfpanzerung /-bewaffnung. Infanterie bezeichnet eben nicht mehr nur Nahkämpfer, so wie dies für die Folgezeit sich sogar ausschließt.


Außerdem denke ich, dass du mich auch hier falsch verstanden hast: Ich hatte beide Punkte (nicht entweder oder!) als Vorraussetzung angesehen um als schwere Infanterie zu gelten.
Nein, hatte ich nicht, ich habe nur angeführt, dass Punkt 1 für mich nicht stimmig ist.

Delbrück sieht eben wegen der fehlenden Ausbildung als Infanterist in den Rittern zu Fuß keine schwere Infanterie, sondern eben nur schweres Fußvolk, wenn ich ihn richtig verstanden habe. Wobei du aber natürlich Recht hast, wenn du das komisch findest.
Wie du siehst schließt auch Timotheus dies aus, die Gründe dahinter sind aber eben eher in der Soziologie als in militärhistorischen Betrachtungen zu suchen. In meinen Augen klassifiziert einen zu Fuß kämpfenden Menschen die Ausbildung

Kurze Zwischenfrage: Was meinst du mit Bihandsöldner? Die Landsknechte mit Bihändern waren doch immer dem Gewalthaufen angeschlossen bzw., wenn sie nicht gerade versuchten die Flanke des Gegners anzugreifen (meinst du das?), in der geschichteten Aufstellung hinter bzw. zwischen den Pikenträgern platziert. Oder meinst du doch andere Söldner?
Ich meine die sog. Doppelsöldner. Die wurden, wie du richtig schreibst, vermutlich unterstützend eingesetzt aber eben nicht nur. Wie die Bezeichnugn Doppelsöldner klar macht, handelt es sich um Personen mit besonderer Gefährdung. Unter Doppelsöldner fallen auch jene Männer der ersten Linie, die den feindlichen Anprall zu überstehen hatten. Die Verbindung hier ist in den leider spärlichen Quellen zum Einsatz der Doppelhänder so nicht ausformuliert, bietet sich aber offen an.

Also wäre ich trotz Hoplitenausrüstung noch kein Infanterist, auch nicht wenn ich mich mit meinem ganzen Dorf in einer Phalanx aufstelle. Und da Ritter auch nicht in einem ähnlichen Maß wie zum Beispiel Legionäre oder Soldaten organisiert waren, kann man sie auch nicht als Infanteristen bezeichnen, wenn sie zu Fuß kämpften.
Du scheinst Wikipedia sehr selektiv zu werten, wenn du zwar auf den Artikel verweist, aber nicht darauf, dass in der Folge sowohl die Mitglieder der Phalanx (ohne die Unterscheidung klassisch-hellenistisch zu beachten) als auch die römische Infanterie genannt werden.
Ich darf also kurz anzitieren und hervorheben:
Als Phalanx bezeichnet man eine taktische Aufstellung schwer bewaffneter und gepanzerter Infanterie, wie sie insbesondere im antiken griechischen Kulturkreis üblich war.

Du willst vielleicht auf den neuzeitlichen Charakter des Begriffes hinaus, aber wenn du damit alles davorliegende ausklammerst, wird die Methode des Vergleiches per se in Frage gestellt und wir müßten alle Randblicke weglassen (worauf ich ja eigentlich mal hinaus wollte...)

Solltest du dich aber auf "Stammeskriegercharakter" beziehen, also mangelnde Organisation, so bezieht sich der Artikel auf den Einsatz in bestehender Desorganisation vs. geleitetem Einsatz. Und da fallen Ritter NICHT darunter. In Tanneberg bspw. wird der Untergang der Ritter (unabhängig im Moment ob Kav. oder Inf.) darauf zurückgeführt, dass ihre Anführer ausfielen und somit keine Leitung (und erst recht keine intelligente Leitung) mehr bestand.
Die englischen Ritter in Azincourt bspw. scheinen sehr wohl eine Formation eingenommen zu haben, sind in dieser wohl auch marschiert und orientierten sich diszipliniert an den Befehlen ihrer Kommandanten.


Allerdings besitze ich keine militärischen Handbücher, in denen die offizielle Terminologie steht. Und Wikipedia ist jetzt auch nicht unbedankt eine perfekte Referenzquelle. Wenn dir (Tiberius) also andere Definitionen aus der Fachliteratur bekannt sind, könntest du mich natürlich sofort überzeugen.
Wie mehrfach gesagt, sitze ich momentan auf Kisten, da ich umziehe. Das wird auch noch ein paar Wochen so bleiben fürchte ich, zitiere dann aber gerne an.

Auch hier wird fast immer davon ausgegangen, dass die Schützen des 30-Jährigen Krieges schon auszuklammern wären.
Das geht in meinen Augen nicht aus der Definition hervor. Hier wird nur Bewaffnung und Panzerung im allgemeinen gesprochen. Im weiteren Verlauf wird bspw. auch klar gemacht, dass die modernen Armeen gerade jene sind, die jene Unterscheidung nutzten. Und hier wirst du kaum noch Truppen finden, die dem von dir geäußerten Wunsch gerecht werden.

Der Vergleich von contus und Lanze ist mir übrigens zu unkonkret und für mein sehr lückenhaftes Verständnis ritterlicher Kampfkunst teilweise übertrieben. Nicht nur Junkelmann sondern auch Connolly u.a. britische Forscher haben sich mit diesen Waffen beschäftigt und kamen dabei zu weit weniger flexiblen Ergebnissen.
"Zu den Seiten" bspw. ist eine massive Übertreibung in der Relation zur Lanze. Auch diese konnte man sicherlich geringfügig nach rechts und deutlich, wegen der Auflage auf dem Sattel, nach links legen, bis man sie in den Haken einhängen mußte. Letzteres ist aber, wenn ich Timo richtig verstanden habe, nur die Schlußentwicklung.
Der contus ist nach rechts im Legen genauso eingeschränkt, wie der "Seiteneinsatz" fraglich vom Sinn erscheint. Denn wenn ein Pferd nach vorne stürmt (und dafür allein macht die Stangenwaffe ja Sinn) ist die Ausrichtung im 90° Winkel zu den Seiten unsinnig, in weniger steilen Winkeln auch mit der regulären Lanze nachzuahmen.
So jedenfalls aus meinem Verständnis. Um diese Frage aber unumstritten zu beantworten, wären einige Versuche praktisch.


1. Auch Ritter kämpften mitunter in Schlachtsituationen zu Fuß, obwohl sie dennoch nicht zu den Fußtruppen zu rechnen sind (denn ansonsten würde dies nicht immer expilizit derart ausgewiesen a la "... das Heer bestand aus xxx Rittern, xxx Sergenten und xxx Mann zu Fuß... dazu saßen die Ritter ab und reihten sich bei den Fußtruppen ein..." o.ä. Passagen).
Wenn du dich damit auf die Originalquellen beziehst, so ist diese Unterscheidung an der Soziologie wie der "regulären" Einsatzart der Ritter fest gemacht und nicht verwunderlich.
Aus der Sicht der modernen Militärgeschichte ist der Einsatz von Rittern zu Fuß durchaus dazu geeignet, sie als Infanterie zu bezeichnen, und macht man differenziertere Unterschiede eben als "schwere Infanterie".

2. Meinst Du mit berittener Infanterie die Dragoner oder die angelsächsischen Thegn?
(a) Falls Du die Dragoner meinst, so ist dies für ihren Ursprung zwar richtig ("Dragoner sind weder Mensch noch Vieh, aufs Pferd gesetzte Infanterie!"), jedoch zählten sie ab dem 18. Jh. schließlich doch zur Kavallerie. Außerdem wurde es ab Mitte 19. Jh. mehr und mehr üblich, daß die Kavallerie nicht mehr als traditionelle Schlachtenkavallerie eingesetzt werden konnte und oftmals abgesessen kämpfen mußte.
Ich denke, er meint wirklich berittene Infanterie, wie sie bspw. im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, um bei einem Beispiel zu bleiben, genutzt wurde. Einer der unrühmlichen aber berühmte Einsätze dieser kavalleristischen Infanterie ist das "Massaker von Waxhaw".

Aber ich bin deiner Meinung, schon von Beginn an, dass wir die Vergleiche nunmehr außen vor lassen, wenn es um die Frage von Sinn oder Unsinn mittelalterlicher Lanzenlänge geht.
 
Du scheinst Wikipedia sehr selektiv zu werten, wenn du zwar auf den Artikel verweist, aber nicht darauf, dass in der Folge sowohl die Mitglieder der Phalanx (ohne die Unterscheidung klassisch-hellenistisch zu beachten) als auch die römische Infanterie genannt werden.
Nein, ich hatte doch schon mehrmals geschrieben, dass sowohl die Hopliten als auch die Legionäre schwere Infanteristen waren.

Du willst vielleicht auf den neuzeitlichen Charakter des Begriffes hinaus, aber wenn du damit alles davorliegende ausklammerst, wird die Methode des Vergleiches per se in Frage gestellt und wir müßten alle Randblicke weglassen (worauf ich ja eigentlich mal hinaus wollte...)
Nein, wollte ich auch nicht.

Solltest du dich aber auf "Stammeskriegercharakter" beziehen, also mangelnde Organisation, so bezieht sich der Artikel auf den Einsatz in bestehender Desorganisation vs. geleitetem Einsatz.
Ja, genau darum ging es mir.

Und da fallen Ritter NICHT darunter.
Ja, das stimmt natürlich. Die Stammeskrieger sind ja auch nur ein Beispiel.
Mir ging es eher um den Begriff "Soldaten der Bodenstreitkräfte", was wohl auch Delbrück als Vorraussetzung sieht. Also würde ich zum Beispiel die Bauernhaufen des Bauernkrieges ausklammern. Aber die Milizionäre des Unabhängigkeitskrieges waren doch im Gegensatz dazu eher Bauern, die in die Armee der Konföderierten eingezogen wurden, und quasi zu Soldaten gemacht wurden (aber darüber habe ich eigentlich überhaupt keine Ahnung).
Bei den Rittern und zum Beispiel auch Huscarle könnte man es natürlich auch anders sehen (wie ich ja auch schon hier angedeutet habe:
Naja, da übertreibt es Delbrück meiner Meinung nach gewalltig. Aber wegen mir, nennen wir die Huscarle und abgesessenen Ritter halt schweres Fußvolk und nicht Infanterie.
Das geht in meinen Augen nicht aus der Definition hervor. Hier wird nur Bewaffnung und Panzerung im allgemeinen gesprochen. Im weiteren Verlauf wird bspw. auch klar gemacht, dass die modernen Armeen gerade jene sind, die jene Unterscheidung nutzten. Und hier wirst du kaum noch Truppen finden, die dem von dir geäußerten Wunsch gerecht werden.
Mir ging es um die zeitliche Beschränkung hier:
Heavy infantry - Wikipedia, the free encyclopedia
Also "pre-gunpowder age troops", wüßte nichts was ich da deutlich falsch interpretiern könnte, wenn ich die Schützen des 30-jährigen Krieges hier ausgeklammert sehe.


Aber ich bin deiner Meinung, schon von Beginn an, dass wir die Vergleiche nunmehr außen vor lassen, wenn es um die Frage von Sinn oder Unsinn mittelalterlicher Lanzenlänge geht.
Da stimme ich dir allerdings auch zu. Ich habe ja auch nicht umsonst immer wieder von Schildwällen und Phalanxen geschrieben und nicht nur von "schwerer Infanterie" um die mir es in der Diskussion ging.


Also einfach auf die beiden Gruppen, die ich hier aufgeführt habe (natürlich ohne die Italiener, die ich damals fälschlicherweise dazu geordnet hatte).
http://www.geschichtsforum.de/f77/welche-infanterie-war-f-hig-einen-ritterangriff-zu-stoppen-13443/
Eben Fußkämpfer die fähig waren einen Frontalangriff von Rittern aufzuhalten, wobei ja egal ist, ob sie jetzt als Infanterie anzusehen sind oder nicht.


Und genau damit fing ja diese neue Diskussion an und beschränkte sich eigentlich auf diese zwei Fragen, die ich für wesentlich interessanter halte:

1) Waren Schockangriffe gegen die oben genannten Formationen mit den längeren Lanzen effektiver als der Kampf mit der kürzeren Lanze und der daraus resultierenden Option des Plänkelnden Kampfes und der Möglichkeit der zusätzlichen Verwendung von leichten Wurfspeeren.

2) Gab es viele Fälle, bei denen Panzerreiter/Ritter/Ordonannzkompagnien usw. gegen die oben genannten Formationen mehr oder weniger erfolgreich kämpfen konnten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gleichzeitig, blicken wir wieder ins Mittelalter, zähle ich Ritter zu Fuß zur schweren Infanterie.

Ich habe mal in einem Buch (muss ich noch mal nachsuchen) gelesen, dass sich der Begriff "Ritter" von "Reiter" ableitet.
Also kann es doch gar keine "Ritter zu Fuß" gegeben haben. Oder irre ich mich da?
 
Das Wort Ritter ist zunächst von Reiter abgeleitet, hat aber einen semantischen Wandel durchgemacht, der Ritter war eine Standesbezeichnung und schließlich auch eine Lebensphilosophie. Als Lebensphilosophie hatte der Ritterstand eine derartige Anerkennung, dass selbst Kaiser zu Rittern geleitet oder geschlagen wurden, bzw. ihre Söhne zu Rittern leiten bzw. schlagen ließen.
So war z.B. der Mainzer Hoftag 1184, das bedeutendste gesellschaftliche Ereignis des deutschen Mittelalters, vordergründig ausgerichtet worden, um die Schwertleite von Barbarossas Söhnen zu zelebrieren, wenn auch im Hintergrund Kreuzzugsverhandlungen die eigentliche politische Dimension des Hoftages bedeuteten.
Gemeinhin stellt man sich natürlich den Ritter zu Ross vor, und diese Vorstellung ist sicherlich auch die richtigere, dennoch würde ich nicht ausschließen wollen, dass Ritter auch mal zu Fuß kämpften.
 
Besonders da es zu mindest im deutschen Raum wohl Fußharnische gab, die besonders für den Kampf ohne Pferd gestaltet waren.
 
Gemeinhin stellt man sich natürlich den Ritter zu Ross vor, und diese Vorstellung ist sicherlich auch die richtigere, dennoch würde ich nicht ausschließen wollen, dass Ritter auch mal zu Fuß kämpften.

Wirklich? Aus meiner Quelle geht aber etwas anderes hervor:
„Außerdem mussten die Ritter Geld haben, damit sie sich ihre Waffen, die Rüstung und das Pferd kaufen konnten. Dies alles war sehr kostspielig und mit einer langen Ausbildung verbunden.“
(Aus: Willi will´s wissen - Wie lebten die Ritter, Stuttgart 2009, S.14)
 
Wirklich? Aus meiner Quelle geht aber etwas anderes hervor:
„Außerdem mussten die Ritter Geld haben, damit sie sich ihre Waffen, die Rüstung und das Pferd kaufen konnten. Dies alles war sehr kostspielig und mit einer langen Ausbildung verbunden.“

Und wo steht da, wie sie gekämpft haben??? (Im übrigen eine witzige Quelle?! Jetzt hatten wir ja schon alles vom Altmeister der Militärgeschichte über Engels zu Kinderbüchern.)

Hier einmal was der Altmeister für das Hochmittelalter darüber schreibt:
Delbrück, Hans/Geschichte der Kriegskunst/3. Teil. Das Mittelalter/3. Buch. Das hohe Mittelalter/2. Kapitel. Das Rittertum militärisch/Roßkampf und Fußkampf der Deutschen - Zeno.org
 
Zuletzt bearbeitet:
War es nicht bei Azincourt wo die französischen Ritter absaßen und zu Fuß die Engländer angriffen?
 
Delbrück ist mit Vorsicht zu geniessen. Das ist auch so gemeint, in der Theorie nett, in der Praxis nicht anwendbar. Er war ein guter Schreibtischsoldat mit guter Schreibe, immerhin.
 
Ja genau :) Ich erinnere mich auch an eine zeitgenössische Abbildung wo Ritter (sieht nach 15./16. jahrhundert aus von der Rüstung zu schließen), wo abgesessene Ritter mit gekürzten Lanzen einen Pikenhaufen angreifen.

@Angrivarier: Azincourt und Crecy sind aber historische Fakten. Ritter HABEN zu Fuß gekämpft. Auch mit Erfolg.
 
Zurück
Oben