Rom, seine Küche und wer hat's schon selber ausprobiert?

Nicht "Lagoni", sondern "laganum", ein aus dem Griechischen (λάγανον) übernommenes Wort. Horaz verwendet es in seiner 6. Satire (Vers 115). Aus dem Zusammenhang ergibt sich, dass es eher ein "Arme-Leute-Essen" war, da Horaz an dieser Stelle die Einfachheit seiner Mahlzeiten zuhause betont. Die Stelle lautet: "inde domum me ad porri et ciceris refero laganique catinum", also "darauf schleppe ich mich nach Hause zurück zu einer Schüssel Lauch, Kichererbsen und laganum".
Normalerweise scheint es sich dabei um eine Art in Öl gebackenen Eierkuchen gehandelt zu haben.

Danke fürs Lokalisieren!:yes:


Dass damit tatsächlich auch eine Art Lasagne gemacht wurde, sieht man an dem dem Apicius zugeschriebenen Kochbuch ("De re coquinaria"), wo im 14. Rezept des 4. Buches eine Art Lasagne beschrieben wird, jedenfalls werden mehrere Schichten lagana und Fleisch übereinander gelegt.

Hier ist übrigens noch ein Buch, in dem einige römische Speisen aufgeführt werden:

Food in the Ancient World from A to Z - Andrew Dalby - Google Books
 
Hi,

ich habe 2 Kochbücher von apicius, das eine Reclamheft mit den Originalen und eines mit angepassten Rezepten.

Ausprobiert habe ich noch keines.
Ich finde die meisten gerichte schon sehr gewöhnungsbedürftig und einiges auch recht ekelig, wie die Schweinsvulva gefüllt oder die gefüllten Haselmäuse. Bei anderen wie Flamingo oder Strauß wird es mir an den Grundzutaten fehlen.

Fischsauce, allerdings thailändische gibt es auch beim REWE zu kaufen.

Anmerken möchte ich nur, das Apicius ein echter Schlemmer war. Er beging wegen drohender Verarmung Selbstmord - besaß nur noch 10 Mio HS.

Eine Normalsterbliche Familie benötigte ca. 2-6 HS pro Tag zum Leben.
Bei Plinius dem Jüngeren wird ein Essen bestehend aus 2 Schnecken für jeden, Salat und Speltgraupenbrei (satt) als Festessen dargestellt. Er war ziemlich ärgerlich, das sein besuch ihn versetzte und stattdessen Saueuter bevorzugte.

ich grüße euch
 
Ich habe mal aus Neugierde Rezepte nachgekocht die Cato überliefert hat. Die sind bodenständiger und italischer. Apicius und Konsorten gehen meines Wissens nach ja mehr in die griechisch/hellenistische Richtung. Ob diese hellenistische Küche des Mittelmeerraumes tatsächlich römisch war, vermag ich nicht zu sagen.
 
Welcher Cato? Der jüngere?

Von ihm ist bekannt das für die alte römische Lebensart war. Also die Einflüsse des Hellenismus ablehnte. Von daher sollte auch seine Küche eher alt-italisch gewesen sein.

Apvar
 
Nein, der ältere Cato. Sein Werk "De agri cultura" enthält auch einige Rezepte. Darunter befanden sich aber immerhin auch einige Rezepte für griechischen Wein sowie für einen Punischen Brei.

Wenn du noch weitere Rezepte suchst, kann ich das kleine Büchlein "Aus dem Füllhorn Roms" von Marcus Junkelmann empfehlen. Es beinhaltet 34 Rezepte der römischen Küche, viele davon sind allerdings von Apicius. Aber auch vom alten Cato, Columella und Plinius finden sich Rezepte.
Weiters wäre zu nennen das Kochbuch des spätantiken Autors Vinidarius sowie "Moretum", ein Gedicht aus der Appendix Vergiliana, in dem die Zubereitung von Kräuterkäse beschrieben wird.
 
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Oh, den punischen Brei will ich kochen. :yes: Hab grad ein Rezept gefunden. Da steht, man braucht u.a. ein KILO Frischkäse... wieviele Leute sollen das dann essen? :nono:

Ich hab nur mal im Museum "römisches" Essen gefuttert. Kleine Brote und irgendeine Masse aus Eigelb, Sojasoße (sollte glaub ich Fischsoßenersatz sein) und Kräutern... keine Ahnung, wo die die Rezepte herhatten.
 
Ich hab nur mal im Museum "römisches" Essen gefuttert. Kleine Brote und irgendeine Masse aus Eigelb, Sojasoße (sollte glaub ich Fischsoßenersatz sein) und Kräutern... keine Ahnung, wo die die Rezepte herhatten.

Im Archäologischen Park Xanten sind nicht nur einige Gebäude rekonstruiert, sondern auch römische Speisen in der Herberge:

Römische Herberge römisch

Das ist doch mal echte Experimentalarchäologie!:yes:
 
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Oh, den punischen Brei will ich kochen. :yes: Hab grad ein Rezept gefunden. Da steht, man braucht u.a. ein KILO Frischkäse... wieviele Leute sollen das dann essen? :nono:
Das scheint tatsächlich eine sehr käselastige Angelegenheit zu werden ...
In Catos "Agricultura" lautet das Rezept so: "Pultem Punicam sic coquito: Libram alicae in aquam indito, facito uti bene madeat. Id infundito in alveum purum, eo casei recentis P. III, mellis P. S, ovum unum, omnia una permisceto bene. Ita insipito in aulam novam." Auf Deutsch also: "Punischen Brei sollst du so kochen: Ein Pfund Speltgraupen sollst du ins Wasser geben, und du sollst machen, dass es gut nass wird. Das sollst du in einen reinen Trog geben, dazu drei Pfund frischen Käse, ein halbes Pfund Honig und ein Ei, du sollst alles gut mischen. So sollst du es in einen neuen Topf hineinwerfen."
Zu den Gewichtsangaben ist zu beachten, dass ein "Pfund" (libra bzw. pondus) nach der überwiegenden Annahme 325,14 oder 327,45 g sind.
 
Hört sich nach einer Süßspeise oder Dessert an, bei dem vielen Honig. Die Römer kannten ja keinen Zucker.

Die Speltgraupen im Original dürften Emmer gewesen sein. Könnte man im Reformhaus vielleicht bekommen. Irgend so ein alternativer Bauer wird diesen Urweizen wohl wieder anbauen.

Die Frage ist auch, was versteht Cato unter "frischem Käse"? Frischkäse von der Kuh? Am besten man macht ihn dann selbst.
Und welche Blüten herrschten denn in der Nähe von Karthago vor; also welcher Honig wäre optimal?
Ein Ei aus echter Freilandhaltung mit natürlicher Ernährung dürfte noch die einfachere Übung sein; auch wenns sowas nicht im Supermarkt gibt.

Wir wollens ja schon geschmackecht machen, gelle ? ;)
 
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Augst hat auf seiner Homepage auch Rezepte: Augusta Raurica (unter Themenbereiche, -> Essen)

der Mulsum wurde schon ausprobiert und von allen Kostern als gut befunden

Rezept:
[SIZE=-1][SIZE=-1]Zutaten:[/SIZE] [SIZE=-1]

1 Liter Weisswein (herb und trocken)[/SIZE]

[SIZE=-1]100-150 g Honig[/SIZE]
[SIZE=-1]1-3 Lorbeerblätter[/SIZE]
[SIZE=-1]1 Teelöffel Mastix (Baumharz)[/SIZE]
[SIZE=-1]1 Prise Pfeffer (gemahlen)[/SIZE]


[SIZE=-1][SIZE=-1][SIZE=-1]Zubereitung:
Mit dem Schneebesen den Honig und das Harz mit dem erwärmten Wein mischen, Gewürze beigeben und das Getränk im Kühlschrank aufbewahren. Erst servieren, nachdem das Gemisch mindestens 1-2 Tagen ziehen konnte. Nach längerer Lagerung kann ein Überdruck in der Flasche entstehen.

Auch Moretum war lecker:

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[SIZE=-1][SIZE=-1][SIZE=-1]Zutaten:[/SIZE][/SIZE][/SIZE]

[SIZE=-1]400-500 g[/SIZE] [SIZE=-1]Frischkäse (gut geeignet: Ricotta)[/SIZE] [SIZE=-1]
1 Esslöffel[/SIZE]
[SIZE=-1]gutes, aromatisches Olivenöl[/SIZE] [SIZE=-1]
2-6[/SIZE]
[SIZE=-1]Knoblauchzehen, zerdrückt oder gemörsert[/SIZE] [SIZE=-1]
1 Esslöffel[/SIZE]
[SIZE=-1]Koriander (gemahlen)[/SIZE] [SIZE=-1]nach Belieben[/SIZE]
[SIZE=-1]Beliebige Küchenkräuter, möglichst frisch aus dem Garten, fein schneiden: Thymian, Bohnenkraut, Liebstöckel (wenig!), Minze, Raute, Sellerie, Lauch usw.[/SIZE] [SIZE=-1]
1[/SIZE]
[SIZE=-1]Zwiebel, fein gehackt[/SIZE] [SIZE=-1]
gute Prise[/SIZE]
[SIZE=-1]Pfeffer (gemahlen)[/SIZE] [SIZE=-1]
nach Bedarf[/SIZE]
[SIZE=-1]Salz[/SIZE]

[SIZE=-1]Kochanleitung nach römischer Quelle:
"Gib in eine Reibschüssel Bohnenkraut, Minze, Weinraute, Koriander, Sellerie, Lauch oder grüne Zwiebel, Lattich, Senfrauke, frischen Thymian oder Katzenminze, ferner frisches Flohkraut und frischen salzigen Käse. Dies alles zerreibe gemeinsam und gib etwas Pfefferessig dazu. Richte es in einer Schüssel an und giesse Olivenöl darüber..".[/SIZE]


[SIZE=-1]Zubereitung:
Oder - kurz und bündig: Frischkäse in einer Schüssel (oder eben im moretum, dem Mörser aus Stein oder der Reibschale aus Keramik) mit Öl und zerdrücktem Knoblauch mischen und zerquetschen, fein gehackte Gewürzkräuter darunter mischen, mit Salz bei Bedarf abschmecken.[/SIZE]


[SIZE=-1]Bemerkung:
Eignet sich vorzüglich als Brotauftrich, z.B. zum Aperitiv.[/SIZE]
 
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Für Moretum gibt es in einem Epyllion eines anonymen Autors, das zur Appendix Vergiliana gehört und den Tagesablauf eines kleinen Landmanns vom Aufstehen beim ersten Hahnenschrei bis zum Beginn der Feldarbeit schildert, auch ein Rezept, allerdings großteils ohne Mengenangaben:
Als Zutaten genannt werden vier Knoblauchpflanzen (alium), Sellerie (apium), Raute (ruta), Koriander (coriandrum), Olivenöl, Essig, Salz und Käse. Die Kräuter werden in einem Mörser zerrieben und dann mit dem Rest zusammengemischt.

Die Speltgraupen im Original dürften Emmer gewesen sein. Könnte man im Reformhaus vielleicht bekommen. Irgend so ein alternativer Bauer wird diesen Urweizen wohl wieder anbauen.

Die Frage ist auch, was versteht Cato unter "frischem Käse"? Frischkäse von der Kuh? Am besten man macht ihn dann selbst.
Und welche Blüten herrschten denn in der Nähe von Karthago vor; also welcher Honig wäre optimal?
Ein Ei aus echter Freilandhaltung mit natürlicher Ernährung dürfte noch die einfachere Übung sein; auch wenns sowas nicht im Supermarkt gibt.

Wir wollens ja schon geschmackecht machen, gelle ?
Das wird vermutlich noch vergleichsweise einfach zu bekommen sein. Schwieriger ist schon die Beschaffung der Zutaten für römische Delikatessen, z. B. die Gebärmutter einer trächtigen Sau oder die Zitzen einer Sau, die gerade geworfen, ihre Jungtiere aber noch nicht gesäugt hat.
 
Bei den diesbezüglich nötigen Beziehungen wäre das evtl. schon möglich, doch wer will das wirklich dann auch genüsslich essen?
Das ist heutzutage vielleicht ähnlich mit dem Hai und seiner Flosse. Ab einem gewissen Hintergrundwissen kann man sich auf diese Art der Ernährung nicht einfach mal so mehr einlassen.

Ich persönlich probiere gerne die römische Küche aus, aber wenn ich danach koche oder backe oder Käseversionen ausprobiere, geht das dann immer in Richtung „bäuerliche-einfache“ Küche. Mit Zutaten, die grösstenteils jetzt auch noch zu bekommen sind – die Raute z.B. muss ich mir bestellen, die bekommt man ja nicht so einfach überall – aber was das Brotbacken oder die Kombination mit Fleisch und Obst betrifft und der Verwendung mit Honig und Wein etc. habe ich nur gute Erfahrungen gemacht.

Einzig garum ist das Problem. Auch ich habe diverse asiatische Fischsaucen ausprobiert, die mögen ja ähnlich sein, aber im Grunde genommen kommen sie mir so dünn vor.
Ich persönlich denke, dass ich mit Verwendung von Sardellen eingelegt in Salz und/oder Öl oder mit der Verwendung von Sardellenpaste dem garum näher komme als mit den asiatischen Fischsaucenmöglichkeiten. Ist aber vielleicht das indivuduelle Einzelergebnis.

 
Das wird vermutlich noch vergleichsweise einfach zu bekommen sein. Schwieriger ist schon die Beschaffung der Zutaten für römische Delikatessen, z. B. die Gebärmutter einer trächtigen Sau oder die Zitzen einer Sau, die gerade geworfen, ihre Jungtiere aber noch nicht gesäugt hat.

Wobei hier die frage ist ob das jeder gegessen hat, oder ob es aufgrund der kosten Delikatessen der Nobilität war.
Da Rom ja bis in die Kaiserzeit ja ein Agrarstaat war und werden die meisten gewusst haben, das diese Delikatessen quasi Verschwendung par excellence waren.

Apvar
 
Einzig garum ist das Problem. Auch ich habe diverse asiatische Fischsaucen ausprobiert, die mögen ja ähnlich sein, aber im Grunde genommen kommen sie mir so dünn vor.
Ich persönlich denke, dass ich mit Verwendung von Sardellen eingelegt in Salz und/oder Öl oder mit der Verwendung von Sardellenpaste dem garum näher komme als mit den asiatischen Fischsaucenmöglichkeiten. Ist aber vielleicht das indivuduelle Einzelergebnis.
ja, das ist ärgerlich - aber heutige Hygienevorschriften machen es sicher unmöglich (zumindest in Europa), Garum auf die klassisch-antike Weise herzustellen. Sardellenpaste hab ich auch schon überlegt, aber Sarum war ja flüssig und klar:
Dieses Gemisch wurde dann ausgepresst und mehrfach gefiltert, bis man eine klare, bernsteinfarbene Flüssigkeit erhielt.
Garum ? Wikipedia
 
Wobei hier die frage ist ob das jeder gegessen hat, oder ob es aufgrund der kosten Delikatessen der Nobilität war.
Da Rom ja bis in die Kaiserzeit ja ein Agrarstaat war und werden die meisten gewusst haben, das diese Delikatessen quasi Verschwendung par excellence waren.
Auch heute kann sich nicht jeder Mensch Delikatessen leisten. Ausgefallene Zutaten und Delikatessen der Römer kennen wir in erster Linie von Beschreibungen von Gastmählern von Reichen und Angebern.
In die Essgewohnheiten der Ärmeren haben wir aber auch Einblick. Von ihnen wurde z. B. das weiter oben schon erwähnte moretum gegessen.
 
Oh, den punischen Brei will ich kochen. :yes: Hab grad ein Rezept gefunden. Da steht, man braucht u.a. ein KILO Frischkäse... wieviele Leute sollen das dann essen? :nono:

Ich hab nur mal im Museum "römisches" Essen gefuttert. Kleine Brote und irgendeine Masse aus Eigelb, Sojasoße (sollte glaub ich Fischsoßenersatz sein) und Kräutern... keine Ahnung, wo die die Rezepte herhatten.


Hmm naja die sogenannten römischen Speisen die in den div. Museen angeboten werden sind aber nicht immer so aussage kräftig als wenn man sie selber nach den orginal Rezepten nachmacht. Muß nur an die sogenannten "Ovo hapalis" denken in der Villa Borg, da hat man höchsten die Pinienkerne mal kurz darüber gehalten, und Honig war auch sogut wie keiner zu schmecken, dafür um so mehr Essig........also eher ein trauriger Abklatsch des eigentlichen Rezepts.
 
ja, das ist ärgerlich - aber heutige Hygienevorschriften machen es sicher unmöglich (zumindest in Europa), Garum auf die klassisch-antike Weise herzustellen. Sardellenpaste hab ich auch schon überlegt, aber Sarum war ja flüssig und klar: Garum ? Wikipedia
Öhm schon mal geschaut wie Thailändische Fischsosse hergestellt wird? Ist im Prinzip das gleiche Zeug nur in Asien hergestellt, und es wird in vielen normalen Supermärkten und in jedem Asia-Laden auch vertrieben.
 
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