Sachsen-die Schwertsöhne

Hallo Heinz,

nach dieser Logik wäre auch Thüringen bis ins 8. Jh. nicht Teil des Frankenreichs. Eben diese Bestrebungen vieler fränkischer Herzöge, wie es Widukind sicher einer war, sich von der Zentralgewalt abzukoppeln, sind in Thüringen und Bayern ebenso nachweisbar. Damit wäre das Gebiet der Reichsklöster Hersfeld und Fulda ein unsicheres Grenzgebiet gewesen. Wie sollte von dort aus denn dann die Missionierung organisiert worden sein ?
Mir will einfach nicht in den Kopf, warum die völlig identische geschichtliche Ereignisse das eine Gebiet als unabhängig vom Frankenreich ausweisen, alle anderen aber nur innere Rebellionen darstellen sollen. Ich vermute, daß hier die sächsischen Chronisten des aus ideologischen Gründen der Hervorhebung Sachsens als Träger des Königtums eine Unabhängigkeit bis zu den "Sachsenkriegen" Karls zusammengezimmert haben, um die seit Pippin stark vorangetriebene Christianisierung anderer fränkischer Landesteile für Sachsen zu verschleiern und als Freiheitskampf darzustellen. Man muß überlegen, daß es gerade in dieser Zeit zur Spaltung des Reiches in West-und Ost-Frankenreich kam. Da wurde von den im Herzogtum Sachsen lebenden fränkischen Liudolfingern ein Feind gebraucht, der natürlich im westlichen Franken saß. Die Liudolfinger haben sich, um im Adel des Herzogtums Sachsen starken Rückhalt zu haben sich mit diesem stark identifiziert, obwohl sie selbst von den Karolingern aus anderen Landesteilen hergeschickt wurden. Als Parallele zum Westfrankenreich musste hier ein Feindbild geschaffen werden, in Form eines von Westen kommenden Franken Karl.

Gruß
Andrei
 
Lieber Andrei,

seit wann herrschten denn die Liudolfinger in Sachsen? Ich habe immer Widukind als einen sächsischen und nicht als fränkischen Herzog gesehen. Soll auch er ein Franke gewesen sein? Dies wäre mir ganz neu. Kläre mich darüber auf. Ich dachte immer erst Karl der Große hätte Sachsen erobert? :rolleyes:
 
heinz schrieb:
Ich dachte immer erst Karl der Große hätte Sachsen erobert? :rolleyes:

Das stimmt auch. Erst unter Karl dem Großen wurde Sachsen eine fränkische Provinz. Er unterteilte Sachsen in mehrere Comitate, die sich mit den bisherigen Pagi (Gaue) deckten. Allerdings stand die Bezeichnung Comitat für das Amt und die Würde und nicht für das Territorium. Es konnte somit mehrere Comitate in einem Gau geben. Ein Comitat wurde von einem Grafen verwaltet. Karl der Große bediente sich hier aus dem alten sächsischen Adel, der sich auf seine Seite gestellt hatte und setzte sie auf Lebenszeit ein. Einem Graf wurde das Recht und die Gewalt des Königs gegeben. Außerdem konnte er das Heer in seinem Gau anführen und anfangs auch als Kirchenvogt agieren.
Comitate, die an der Reichsgrenze lagen, hatten besondere Vorteile. Sie konnten auch über erobertes "feindliches" Gebiet (=Marken) verfügen. Aus diesen Markgrafschaften entwickelten sich später die Herzogtümer.
Fazit: Erst Karl der Große führte die fränkische Struktur in Sachsen ein. :fs:

Vor Karl dem Großen kämpften die Sachsen mal gegen die Franken und mal mit den Franken. In vielen Schlachten trugen die Franken den Sieg davon, aber sie schafften es nicht die Sachsen zu unterwerfen. Auch Karl der Große mußte erfahren, daß die Sachsen immer wieder zum Kampf übergingen sobald sie sich stark genug fühlten.
Die Sachsen hatten in der größten Ausdehnung folgende Grenzen erreicht: Im Westen fast bis zum Rhein; im Norden bis Schleswig, Cuxhaven und Bremerhaven; im Osten bis an die Elbe und im Süden bis Hannoversch Münden (heutige Städtenamen als Grenzbezeichnungen).

Zu den Sachsen gehörten folgende altgermanische Stämme:
- Chauken
- Angrivarier (vorher von den Chauken besiegt)
- Brukterer
- Cherusker
- Langobarden (nur Teile, da die anderen Langobarden in den Süden zogen und auch zu den Franken übergingen)

Um 534 n.Chr. (zu Zeiten des Franken Chlotar) gab es eine freiwillige Unterwerfung der Sachsen an die Franken, da sie jährlich 500 Rinder als Abgabe leisteten (aufgrund der Hilfeleistung bei der Unterwerfung der Thüringer). Im Jahre 555 weigerten sich die Sachsen diese Leistung zu erbringen und nachdem die Franken mit ihrem Heer aufmaschiert waren, erklärten sie sich doch zur Abgabe bereit. Jetzt wollten aber die fränkischen Heerführer nicht mehr auf einen Kampf verzichten. :spinner:
Es kam zur Schlacht und die Franken wurden besiegt! Diese Chance nutzte Chlotars Bruder Childebert und fiel in das Reich Chlotars ein. Es entstand für Chlotar ein 2Fronten Krieg und er zog sich schnell aus Sachsen zurück.
Jetzt erkannten die Sachsen ihre Chance und im Jahre 557 drangen sie, zusammen mit den Westsachsen, bis nach Deutz am Rhein vor!
Hier kann also keine Rede sein von einem fränkischen Sachsen! :king:
 
Hallo Cherusker,
alle diese Ereignisse sind auch für Thüringen und Baiern zu berichten. Die fränkischen Herzöge griffen wiederholt benachbarte fränkische Gebiete an, um ihre Selbständigkeit vom König zu behaupten. Die Einrichtung "Herzog" ist eine Dienststellung unter einem König. Der Landtag war ebenso eine im fränkischen Reich gebräuchliche Einrichtung. Dagobert warf 622/23 die "Saxones rebelles" ander Weser nieder, also die sächsischen Rebellen, d.h. im eigenen Land und nicht ein Herr in einem angrenzendes Land. Dabei tötete er Herzog Bertwald, der sich selbst als des Königs servus (Diener) bekannt.

Allein schon die Verallgemeinerung in der Bezeichnung der Provinzen. Westfalen, Engern und Ostfalen tauchen auf einmal keinerlei Verbindungen zu den eigentlichen Teilstämmen der als "Sachsen" bezeichneten Bewohner Norddeutschlands mehr auf. Wurden diese Teilstämme einfach unter den Sachsen aufgelöst und eine rein theoretische Neugliederung geschaffen. Das glaube ich kaum. Vielmehr sind die willkürlichen Einteilungen der Versuch des Frankenreichs, die alten Strukturen zu zerstören. Im Sprachgebrauch gibt es nach dem Thüringischen Krieg überhaupt nur noch Sachsen und Friesen.
In dem beschriebenen Krieg von 555 gab es generell Aufstände im östlichen Reich in dem Chlotar herbe Niederlagen einstecken musste. 556 kam er aber wieder und schlug die Aufständischen und verwüstete "totam Thoringiam pro eo, quod cum Saxones coniuravit".

Strupanice
 
Strupanice schrieb:
Hallo Cherusker,
Dagobert warf 622/23 die "Saxones rebelles" ander Weser nieder, also die sächsischen Rebellen, d.h. im eigenen Land und nicht ein Herr in einem angrenzendes Land. Dabei tötete er Herzog Bertwald, der sich selbst als des Königs servus (Diener) bekannt.

Allein schon die Verallgemeinerung in der Bezeichnung der Provinzen. Westfalen, Engern und Ostfalen tauchen auf einmal keinerlei Verbindungen zu den eigentlichen Teilstämmen der als "Sachsen" bezeichneten Bewohner Norddeutschlands mehr auf. Wurden diese Teilstämme einfach unter den Sachsen aufgelöst und eine rein theoretische Neugliederung geschaffen. Das glaube ich kaum. Vielmehr sind die willkürlichen Einteilungen der Versuch des Frankenreichs, die alten Strukturen zu zerstören.

Strupanice

Das kann so nicht ganz stimmen. Im Jahre 626 erklärten die Sachsen dem Frankenkönig Chlotar II. den Krieg. Der sächsische Überbringer dieser Nachricht sollte zum Tode verurteilt werden. Da er sich jedoch zum Christentum bekehren ließ, rettete er sein Leben und durfte nach Sachsen zurückkehren. Er soll als einer der ersten Bekenner des christlichen Glaubens in Sachsen gewesen sein. Das deutet darauf hin, daß die heidnischen Sachsen sich deutlich im Glauben vom christlichen Frankenreich unterschieden.
Die Sachsen zogen unter Führung ihres Herzog Bertoald gen Westen um die Franken anzugreifen. Das Ziel war der Rhein. Allerdings kam ihnen der Franke Dagobert (Sohn von Chlotar II.) mit einem starken Heer entgegen. Es kam zum Kampf und die Franken wurden besiegt!
Da aber Chlotar II. ein 2.Frankenheer aufgestellt hat und seinem Sohn zur Hilfe kam, wurden die Sachsen bis an die Weser zurückgedrängt. Dort kam es zu einer Entscheidungsschlacht bei der Bertoald im Zweikampf mit einem fränkischen Ritter fiel. Daraufhin flohen die Sachsen und die Franken zogen ihnen hinter her und verwüsteten die Gebiete und jeder der größer war als ein Schwert wurde getötet.
Nach dieser Zeit forderten die Sachsen Dagobert auf die einfallenden Wenden, Sorben und Slawen im sächisch-fränkischen-thüringischen Gebiet zu bekämpfen. Die Sachsen verspachen ebenfalls die Feinde aus dem Gebiet zu vertreiben, wenn ihnen der Tribut (die 500Rinder p.a.) erlassen würde. Dagobert stimmte zu und die Sachsen leisteten einen Schwur. In der Zeit begannen die ersten christlichen Missionierungen in Sachsen.
Allerdings dauerte das nicht lange und die Missionare wurden vertrieben. Stattdessen griffen die Sachsen die Brukterer (gehörten zum fränkischen Reich) an und verleibten sich diese ein. Das war die größte sächische Ausdehnung gen Westen!

Deine Vermutung, daß es nur ein Frankenreich gab und die Sachsen nur ein Volk in diesem Reichsgebiet waren kann eigentlich nicht stimmen, da die Franken kein großes heidnisches Volk in ihrem Reichsgebiet geduldet hätten.

Die Sachsen wurden erstmals von Ptolemäus benannt. Ihr Siedlungsgebiet war damals das westliche Holstein und die westlichen Inseln in der Elbmündung. Sie saßen also nördlich von den Chauken. Die Sachsen behaupteten selber, daß sie sich das Land nach dem 1.Jhdt n.Chr. durch List und Gewalt angeeignet haben. Im 2.Jhdt. n.Chr. gingen die Chauken in den Stammesverband der Sachsen auf. In der Geschichtsschreibung werden sie erst wieder im Jahre 286n.Chr. erwähnt. Da schlossen sich die zu den Franken gehörenden Salier den Sachsen an. Sachsen und Franken waren zu dem Zeitpunkt kein einheitliches Volk.

Die Franken setzten sich im 3./4.Jhdt. aus folgenden germanischen Stämmen zusammen:
- Ampsivarier
- Chamoven
- Sugambrer
- Chattuarier
- Chatten
- (Brukterer): die wurden aber von den Sachsen besiegt und assimiliert
....

Wie oben in den anderen Beitrag beschrieben, setzten sich die Sachsen aus anderen germanischen Stämmen zusammen.
So entstanden im Norden 3 germanische Großverbände: Sachsen, Franken und Thüringer.
Da die Thüringer von den Sachsen und Franken geschlagen wurden, bestanden nur noch 2 Stämme, die sich manchmal zusammenschlossen, aber auch kräftig bekriegten.

Warum die Namen sich in Enger, Westfalen, Ostfalen....änderten? Erstmals waren die Sachsen selbst ein Zusammenschluß und ihr Name rührte von einem kleinen Stamm her. Ferner kam es auch durch Zusammenschlüsse der germanischen Stämme zu Namensänderungen. Manche Namen gingen auch unter, wie z.B. der bekannte Stamm der Chauken.
Die Franken leiten ihren Ursprung von den Sugambrer ab. Das war ein gefürchteter Germanenstamm, der den Römern mächtig zu schaffen machte. Augustus und Tiberius ließen durch eine List die Anführer einkerkern und dort begingen sie Selbstmord. Der Stamm wurde dann an das linke Rheinufer (Xanten) umgesiedelt. Demnach hätten die Franken auch Sugambrer heißen müssen.
Selbst der bekannte und mächtige Stamm der Cherusker ist im Sachsenland verschwunden. Nur die Angrivarier wurden noch zu Zeiten Karl des Großen genannt, obwohl sie in den Chauken aufgegangen waren. Warum sich jetzt neue Namen gebildet haben und alte Namen trotz Bedeutungslosigkeit des Stammes überlebt haben, daß kann wohl keiner beantworten. :confused:
 
Cherusker schrieb:
......Die Franken setzten sich im 3./4.Jhdt. aus folgenden germanischen Stämmen zusammen:
- Ampsivarier
- Chamoven
- Sugambrer
- Chattuarier
- Chatten
- (Brukterer): die wurden aber von den Sachsen besiegt und assimiliert
....
Hallo cherusker,
Waren die Chattuarier nicht ein Teil der Sachsen?
Ihr Stammesname soll, laut Döbler, im sächsischen Gau "hatterun" fortleben.

Die Angrivarier sind von den Franken als Engern bezeichnet worde, woin der alte Stammesname noch fortlebte. Widukind war erst Herzog der Engern.

Gruß

Aragorn
 
Aragorn schrieb:
Hallo cherusker,
Waren die Chattuarier nicht ein Teil der Sachsen?
Ihr Stammesname soll, laut Döbler, im sächsischen Gau "hatterun" fortleben.

Die Angrivarier sind von den Franken als Engern bezeichnet worde, woin der alte Stammesname noch fortlebte. Widukind war erst Herzog der Engern.

Gruß

Aragorn

Ich habe aus diversen Büchern die einzelnen Stämme und deren Übernahme zu den Franken bzw. Sachsen herausgestellt.
Da wurden die Chattuarier den Franken zugezählt. Es kann aber auch sein, daß sie zu den Sachsen gehörten. Ich bin mir in dem Fall nicht so sicher.

Das die Angrivarier dann Enger genannt wurden, daß habe ich auch festgestellt. Allerdings bin ich mir über ihr Stammesgebiet noch nicht so sicher. Es wird die Gegend um Löhne, Bünde, Kirchlengern gewesen sein. Allerdings gibt es einen Hinweis, daß sie auch weiter östlich siedelten (nicht der aus dem Buch von Friebe :motz: ). Die Enger waren zur Sachsenzeit ein relativ großer Stamm und konnten sich somit gegen Karl den Großen stellen.
 
Meines Wissens wurden die Chattuarier von den Chatten fast vernichtend geschlagen und sind dann im Stamm der Chatten aufgegangen. Da die Chatten laut Großem Ploetz eine alte civitas waren und locker dem Frankenstamm als dritter Teil angegliedert wurden, kann man sagen,dass sie ein Teil der Franken waren.:rolleyes:
 
Hallo Heinz,

was meinst du mit "eine alte civitas". Das bedeutet doch nur "Burg" bzw. "Burgbezirk".
Die Chatten müssen schon frühzeitig zum Frankenreich gehört haben. Ansonsten wären in Fulda und Hersfeld im 7. Jh. nicht 2 der bedeutendsten fränkischen Reichsklöster errichtet worden, die in dem Gebiet vom Thüringer Wald bis in die Magdeburger Börde mit Land ausgestattet wurden.

Gruß
Strupanice.
 
heinz schrieb:
Lieber Andrei,

seit wann herrschten denn die Liudolfinger in Sachsen? Ich habe immer Widukind als einen sächsischen und nicht als fränkischen Herzog gesehen. Soll auch er ein Franke gewesen sein? Dies wäre mir ganz neu. Kläre mich darüber auf. Ich dachte immer erst Karl der Große hätte Sachsen erobert? :rolleyes:
Hallo Heinz,

die Liudolfinger waren Herzöge in Sachsen. im 9. und 10. Jh. Heinrich I. und Otto I. werden dir sicher ein Begriff sein.

Gruß
Strupanice
 
Strupanice schrieb:
Hallo Heinz,

die Liudolfinger waren Herzöge in Sachsen. im 9. und 10. Jh. Heinrich I. und Otto I. werden dir sicher ein Begriff sein.

Gruß
Strupanice

Heinrich I. war 919-936 König von Germanien (deutscher König), sein Sohn Otto der Große, König 936-972, wurde 962 als erster deutscher König in Rom zum Kaiser gekrönt.
 
heinz schrieb:
Lieber Andrei,

seit wann herrschten denn die Liudolfinger in Sachsen? Ich habe immer Widukind als einen sächsischen und nicht als fränkischen Herzog gesehen. Soll auch er ein Franke gewesen sein? Dies wäre mir ganz neu. Kläre mich darüber auf. Ich dachte immer erst Karl der Große hätte Sachsen erobert? :rolleyes:
Die Bezeichnung Herzog bedeutete, daß ihm ein König vorstand. In den noch gentilen Gesellschaften anderer Germanischer Völker gab es höchstens Kleinkönige. Ein Herzog war nie oberster Mann in einem frühfeudalen Staat. Er kann nur von einem König eingesetzt worden sein. In einem noch unabhängigen Sachsen gentiler Ausprägung hätte es wohl ohne eine zentrale Machtperson keine straffe Organisation bei den Bestrebungen sich vom Frankenreich abzuspalten gegeben.
Karl der Große erwartete Widukind als einen seiner Herzöge auf dem Hoftag und sah sein Fernbleiben als Ungehorsam seines Dienstmannes an.

Gruß
Strupanice
 
Zu ergänzen wäre:
Otto I. war zwar Luidolfinger aber kein Herzog von Sachsen:

Sein Vater Heinrich, sein Großvater Otto der Erlauchte , sein Urgroßvater Brun und sein Ururgroßvater Liudolf waren aber Herzöge von Sachsen:

HEINRICH I. Deutscher König (919-936)
----------- Herzog von Sachsen (912-936)
ca 876-2.7.936 Memleben
Begraben: Quedlinburg, Stiftskirche
3. Sohn des Herzogs Otto der Erlauchte von Sachsen und der BABENBERGERIN Hadwig, Tochter von Graf Heinrich
Quelle: Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2036
 
Strupanice schrieb:
Karl der Große erwartete Widukind als einen seiner Herzöge auf dem Hoftag und sah sein Fernbleiben als Ungehorsam seines Dienstmannes an.

Das glaube ich nicht! :)
Karl der Große hatte den sächsischen Adel auf seine Seite gebracht. Nur der Adlige Widukind widersetzte sich und erschien nicht zu den Versammlungen. Widukind hatte aufgrund seines Widerstandes großes Ansehen beim sächischen Volk, während der Adel seine Rechte unter Karl dem Großen behalten konnte und sich bedingungslos anpaßte. Daher unterstütze das Volk Widukind und er konnte immer wieder auf freiwillige Kämpfer zurückgreifen. Nur so konnte er seinen Widerstand über so einen langen Zeitraum durchhalten. Auch nach seinem Tod hat sich das sächsiche Volk gegen den eigenen Adel erhoben.
Widukind war nicht der Dienstmann von Karl dem Großen! Wo steht das geschrieben?

P.S.
Es gab nur 2 große Schlachten unter Widukind: Detmold und Osnabrück. Warum sollte sich ein gesamtes Gebiet erheben? Nur aufgrund eines rebellischen Dienstmannes? :confused:
 
Cherusker schrieb:
.



.

Selbst der bekannte und mächtige Stamm der Cherusker ist im Sachsenland verschwunden. Nur die Angrivarier wurden noch zu Zeiten Karl des Großen genannt, obwohl sie in den Chauken aufgegangen waren. Warum sich jetzt neue Namen gebildet haben und alte Namen trotz Bedeutungslosigkeit des Stammes überlebt haben, daß kann wohl keiner beantworten. :confused:

Lieber Cherusker,
die häufigen Namensänderungen bei den Germanen kommen, bei einer wachsenden Bevölkerung durch Stammeszusammenschluüsse zustande. Der Stamm des Alemannen enthält den Begriff Alle Männer. Der Name der Franken bedeutet frank und frei. Der name der Sachsen führt auf den nordelbischen Stamm der Saxons zurück, der andere sächsische Stämme unterworfen hatte. :thx:
 
Cherusker schrieb:
Das glaube ich nicht! :)
Karl der Große hatte den sächsischen Adel auf seine Seite gebracht. Nur der Adlige Widukind widersetzte sich und erschien nicht zu den Versammlungen. Widukind hatte aufgrund seines Widerstandes großes Ansehen beim sächischen Volk, während der Adel seine Rechte unter Karl dem Großen behalten konnte und sich bedingungslos anpaßte. Daher unterstütze das Volk Widukind und er konnte immer wieder auf freiwillige Kämpfer zurückgreifen. Nur so konnte er seinen Widerstand über so einen langen Zeitraum durchhalten. Auch nach seinem Tod hat sich das sächsiche Volk gegen den eigenen Adel erhoben.
Widukind war nicht der Dienstmann von Karl dem Großen! Wo steht das geschrieben?

P.S.
Es gab nur 2 große Schlachten unter Widukind: Detmold und Osnabrück. Warum sollte sich ein gesamtes Gebiet erheben? Nur aufgrund eines rebellischen Dienstmannes? :confused:
Hallo Cherusker,
nach der Art und Weise, wie es die Chroniken beschreiben, war Widukind bisher zu den Hoftagen erschienen und wiedersetzte sich erst ab einem bestimmten Zeitpunkt. Auf diesen Hoftagen erschienen logischerweise nicht irgendwer, sondern der Hofstaat und die von Karl eingesetzten Herzöge und sonstigen Staatsdiener.
Intrigen und Machtspiele gabe es durchaus auch innerhalb der sächsischen Stämme. So war es sicher keine Tat von Edelmut, die Widukind dazu trieb, sondern wie bei allen anderen Herzögen, das Streben nach Macht, wie z.B. auch bei Herzog Radulf in Thüringen,der sich 641 mit den Agilofingern und dem Hausmeier Fredulf gegen die Zentralgewalt kämpfte und ein großes Heer unter Führung von Grimwald d. Älteren und Adalgysel an der Unstrut schlug. Wenig später allerdings konnte Radulf durch die Arnulfinger beseitigt werden, die dann die Herzöge Theotbald und Hetan einsetzten. Ein großer Teil der thüringischen Adligen wurde getötet und viele Kirchen und Klöster wurden gegründet. Die Überlebenden des Adels verjagten in einem Aufstande die Priester. Der thüringische Herzog Hetan saß in Würzburg und herrschte über Südthüringen, Theotbald in Seeburg am See (bei Halle/Saale) über Nordthüringen.
. Ein Nachfolger auf Seeburg war Hassi, der auch im südlichen Thüringen, in Kapellendorf bei Weimar und in Unterfranken Besitz hatte. Er herrschte über das nördliche Thüringen, sprich Altmark, Börde, Harzvorland, trat später ins Kloster Fulda ein, wo er 804 verstarb.
Das Widukind so lange durchhielt hat sicher eine Reihe von Gründen. Auf jeden Fall gab es eine militärisch gut ausgerüstete Truppe, die unter straffem Kommando stand. Damals ging es den einfachen Leuten nicht um Ruhm und Ehre und Freiheit. Die hatten sie weder unter einem eigenständigen Herzog Widukind, noch unter der fränkischen Zentralgewalt. Den sächsischen Adel kümmerte das einfache Volk genauso wenig.
Hauptproblem bei diesen "Sachsenkriegen" war die zwanghafte Christianisierung, gegen die sich die Bevölkerung wand, die seit den Pippiniden in Sachsen verstärkt wurde. Da ging es vor allem um Religion. Sogar nach Widukind von Corveys Chronik, die ja diese Thema überhaupt erstmals schriftlich darstellt, hat Widukind am Ende die aufständischen Sachsen allein stehen lassen und sich angeblich von Karl persönlich taufen lassen. So kam er mit einem "blauen Auge" weg, ohne große Einbußen zu haben.
So ein märchenhaft schöner Ausgang für den Herzog Widukind mag in Widukind von Corveys Phantasie entsprungen sein. Aber wer kann das schon heute noch genau sagen.

Gruß
Strupanice
 
Cherusker schrieb:
Jetzt kommt was nicht aus der Märchenkiste:

715 fielen die Sachsen in das Land der Chattuarier (Land an der unteren Ruhr) ein. Diese waren aber den Franken tributpflichtig. Daraufhin griff Karl Martell die Sachsen an und zog plündernd und brennend bis zur Weser. Im folgenden Jahr taten die Sachsen dasselbe im Frankenland.

738 kam es zum großen Heerzug von Martell gegen die Sachsen. Die westlichen Sachsen wurden daraufhin tributpflichtig.

741 übernahmen Martells Söhne Karlmann und Pippin III. als Hausmeier die Regierung des Frankenreichs.

748 Pippin III. zog von Thüringen aus nach Norden in das Sachsenland (bis nach Schöningen bei Helmstedt). Es kam aber zu Friedensverhandlungen und der Auslieferung des fränkischen "Überläufers" Grifo.

751 Pippin III. wird zum fränkischen König geweiht.

753 Pippin III. kämpft wieder gegen die Sachsen und kommt bis Minden. Danach Friedensverhandlungen. Aber nachdem die christlichen Missionaren von den Sachsen nicht akzeptiert wurden, kam es 758 wieder zum Krieg (diesmal hatten die Sachsen aber eine Kette von Wallbefestigungen angelegt).

768 starb Pippin III und seine Söhne Karlmann (der früh verstarb) und Karl der Große erbten sein Reich undTitel.

772 Nach 14Jahre Ruhe greift Karl der Große die Sachsen an, nachdem die Sachsen ins Land der Chatten (unter fränkischer Oberhoheit) eingefallen sind. Die Sachsen weichen zurück und Karl d.G. erobert die Eresburg und zerstört 3tagelang die Irminsul.

775 Nachdem die Sachsen die fränkischen Besatzungtruppen vernichtet haben und den Italienfeldzug der Franken ausgenutzt haben, kommt Karl d.G. wieder ins Sachsenland. Die Hohensyburg, Iburg und die Eresburg werden erobert. Der Feldzug geht bis an die Oker (Grenze zwischen Nordsachsen und Thüringen).

776 die Sachsen machen weiterhin Randale. Zunehmend geht der Widerstand von den freien sächsischen Bauern aus. Als Anführer tritt hier schon Widukind in Erscheinung. Der sächsische Adel akzeptiert zunehmend das Christentum. Widukind flüchtet bei Gefahr nach Dänemark.

778 Karl d.G. zieht nach Spanien und Widukind greift wieder an. Der Feldzug geht bis Koblenz und Fulda. Christliche Einrichtungen werden zerstört. Ein Frankentrupp wird nach Norden geschickt und die Sachsen werden geschlagen. Ein Jahr danach greift Karl d.G. wieder die Sachsen an.

Das geht jetzt eigentlich jedes Jahr so weiter, z.B. Widukind mit den verbündeten Friesen....
Das Blutbad von Verden ist zweifelhaft. Einerseits wird berichtet, daß nur eine Handvoll Rädelsführer hingerichtet wurden, andererseits sollen es tatsächlich 4.500 gewesen sein (höchstwahrscheinlich viele erklärte Heiden).

Im Grunde hat es nur 2 große Schlachten zwischen Sachsen und Franken gegeben und zwar im Jahre 783 bei Detmold (gegen die Enger) und Osnabrück (3tagelang gegen Widukind).
Es ging aber immer weiter mit sächsischen Überfällen. Allerdings war Widukind schon fast 60Jahre alt und mußte bedingt durch eine Rückenwirbelverletzung auf das Pferd gehoben werden. Da war dann für ihn endlich Schluß und er ließ sich unterwerfen und taufen.
Der säschische Widerstand erlahmte, ging aber weiter.
Der säschisch/fränkische Krieg dauerte 32Jahre! :motz:

814 starb Karl der Große.
Hallo Cherusker,
laut Literatur zu Herzog Widukind wurde dieser um 755 geboren und heiratete um 775 eine gewisse Geva. Taufen ließ er sich also in relativ jungen Jahren, nicht als alter Mann.
Verwunderlich scheint mir, warum es in Sachsen plötzlich dazu kam, daß sich alle taufen ließen, bzw. das sofort die nötige Infrastruktur da war, die notwendigen Mengen an Priestern und Kirchen, um dieses durchzuführen. Das macht mich irgendwie stutzig. In anderen Reichsteilen ließen sich die Franken mehrere 100 Jahre Zeit damit.
 
Strupanice schrieb:
Hallo Cherusker,
laut Literatur zu Herzog Widukind wurde dieser um 755 geboren und heiratete um 775 eine gewisse Geva. Taufen ließ er sich also in relativ jungen Jahren, nicht als alter Mann.
Verwunderlich scheint mir, warum es in Sachsen plötzlich dazu kam, daß sich alle taufen ließen, bzw. das sofort die nötige Infrastruktur da war, die notwendigen Mengen an Priestern und Kirchen, um dieses durchzuführen. Das macht mich irgendwie stutzig. In anderen Reichsteilen ließen sich die Franken mehrere 100 Jahre Zeit damit.

Grundsätzlich ließen sich nicht alle Sachsen so schnell taufen. Erst nach verlorenen Kämpfen übernahmen die jeweiligen Sachsen das Christentum. Ferner versuchten immer wieder Missionare in das Sachsengebiet zu gelangen. Aber meist wurden sie nur kurz geduldet. Erst Karl der Große erließ ein Gesetz, daß keine Missionare mehr getötet werden dürfen und das allen heidnischen Göttern abzuschwören sei. Vielmehr drohte auch nur bei kleinen "heidnischen" Vergehen die Todesstrafe. Erst dann konnte die Kirche sich im Sachsengebiet ausbreiten. :)

Woher stammt Deine Quelle, daß sich Widukind in relativ jungen Jahren taufen ließ? Das widerspricht der gängigen Meinung. Erst nach seiner Taufe hat sich Widukind nie wieder an den folgenden Aufständen der Sachsen beteiligt. Es ist aus der Geschichte sehr wenig über Widukind bekannt. Die meisten Quellen beziehen sich auf Sagen. Erst im Jahre 777 taucht sein Name in den fränkischen Annalen auf. Widukind wird dort als Herzog der Westfalen beschrieben. Widukind war ein Adliger aus Westfalen, ein Princeps eines Gaues in Westfalen im Frieden und ein Heerführer im Kriege. Diese Position weitete sich von Westfalen über das ganze Sachsengebiet aus.
Das sogenannte Widukind Skelett, ist das Skelett eines ca. 60jährigen Mannes, dessen Wirbelsäule 3 große zackenförmige Auswüchse aufweist. Mit solch einer Krankheit war er nicht mehr in der Lage zu reiten. Das könnte auch ein Grund gewesen sein, daß er den Kampf gegen die Franken aufgab. :king:
 
Hallo Strupanice,
ein Herzog unterstand ursprünglich keinem König, sondern war der gewählte Kriegsführer eines Stammes o. Stammesbundes also einer ethnisch bestimmten politischen Gemeinschaft von Freien. Idell sollte die Wahl in einer Volksversammlung stattfinden, in der Praxis schlossen sich einfach viele Krieger einem Anführer an. Diese Position hatte Widukind als Führer des Aufstandes gegen die Franken, diese Position hatte auch "Arminius". So funktionierten die Kriegszüge der Sachsen in Britanien u. die Kriegzüge der Wikinger.
In den Feudalstaaten, z.B. dem Frankenreich erhielt das Herzogtum eine neue Bedeutung als fürstlicher Führer eines Stammesgebiets, also Teilgebiets des Reiches u. Lehnsmann des Königs/Kaisers u. eventuell als Kurfürst.
 
Zitat:
"Erst Karl der Große erließ ein Gesetz, daß keine Missionare mehr getötet werden dürfen und das allen heidnischen Göttern abzuschwören sei. Vielmehr drohte auch nur bei kleinen "heidnischen" Vergehen die Todesstrafe. Erst dann konnte die Kirche sich im Sachsengebiet ausbreiten."

Die eigentlich Christianisierung ging sehr langsam voran. Noch Jahrhunderte nach der offiziellen Chr. wurde sehr oft der von den Vorvätern ererbte Unglauben bei der Dorf bevölkerung erwähnt. In Hildesheim zum Beispiel existierte mehrere Generationen lang ein Wotanheiligtum in Sichtweite zum Dom. Ich schätze mal das die reale Christianisierung ein langschleichender Prozess war.
 
Zurück
Oben