Sachsen-die Schwertsöhne

Cherusker schrieb:
Grundsätzlich ließen sich nicht alle Sachsen so schnell taufen. Erst nach verlorenen Kämpfen übernahmen die jeweiligen Sachsen das Christentum. Ferner versuchten immer wieder Missionare in das Sachsengebiet zu gelangen. Aber meist wurden sie nur kurz geduldet. Erst Karl der Große erließ ein Gesetz, daß keine Missionare mehr getötet werden dürfen und das allen heidnischen Göttern abzuschwören sei. Vielmehr drohte auch nur bei kleinen "heidnischen" Vergehen die Todesstrafe. Erst dann konnte die Kirche sich im Sachsengebiet ausbreiten. :)

Woher stammt Deine Quelle, daß sich Widukind in relativ jungen Jahren taufen ließ? Das widerspricht der gängigen Meinung. Erst nach seiner Taufe hat sich Widukind nie wieder an den folgenden Aufständen der Sachsen beteiligt. Es ist aus der Geschichte sehr wenig über Widukind bekannt. Die meisten Quellen beziehen sich auf Sagen. Erst im Jahre 777 taucht sein Name in den fränkischen Annalen auf. Widukind wird dort als Herzog der Westfalen beschrieben. Widukind war ein Adliger aus Westfalen, ein Princeps eines Gaues in Westfalen im Frieden und ein Heerführer im Kriege. Diese Position weitete sich von Westfalen über das ganze Sachsengebiet aus.
Das sogenannte Widukind Skelett, ist das Skelett eines ca. 60jährigen Mannes, dessen Wirbelsäule 3 große zackenförmige Auswüchse aufweist. Mit solch einer Krankheit war er nicht mehr in der Lage zu reiten. Das könnte auch ein Grund gewesen sein, daß er den Kampf gegen die Franken aufgab. :king:
Hallo,
Widukund hatte sich 785 taufen lassen, heiratete 782 Geva, Tochter des Dänenkönigs Siefried, hatte 2 Kinder, Wigbert und Bruno. Sein genaues Todesdatum steht nicht fest, es wird zumeist auf den 7. Januar 807 verlegt.

Quellen:
- E. Rundnagel, Der Mythos vom Hzg. W. HZ 155, 1937, 233-277, 475-505
- H. Hartwig, W. in Gesch. und Sage, I, 1951
- K. Schmid, Die Nachfahren W.s, DA 20, 1964, 1-47
- Die Eingliederung der Sachsen in das Frankenreich, hg. W. Lammers, 1970
- M. Last, Der Besuch Karls IV. am Grabmal W.s in Enger, BDLG 114, 1978, 307-341
- Die Ausgrabungen in der Stiftskirche zu Enger, I, 1979
- H.-D. Kahl, Karl d. Gr. und die Sachsen (Politik, Gesellschaft, Geschichtsschreibung, hg. H. Ludat-R. Schwinges, 1982), 49-130
- Westfäl. Gesch., I, hg. W. Kohl, 1983, 298ff. [E. Freise]
- G. ALthoff, Der Sachsenhz. W. als Mönch auf der Reichenau, FMASt 17, 1983, 251-1279
- A. Angenendt, Ks.herrschaft und Kg.staufe, 1984, 207-212
- E. Freise, W. in Attigny (1200 Jahre W.s Taufe, hg. G. Kaldewei, 1985), 12-45
- K. Schmid, Zum Q.nwert der Verbrüderungsbücher v. St. Gallen und Reichenau, DA 41, 1985, 356ff.
- H. Hauck, Karl als neuer Konstantin 777 [Exkurs v. G. Müller, Der Name W.], FMASt 29, 1986, 513-540
- R. Köhn, Kirchenfeindl. und antichristl. MA-Rezeption im völk.-nationalsoz. Geschbild: die Beispiele W. und Stedinger (MA-Rezeption, hg. P. Wapnewski, 1986), 581-609
- M. Balzer, W. Sachenhzg. - und Mönch auf der Reichenau?, Westfäl. Heimatbund. Rundschreiben 11-12, 1987, 1-6
- H. Beumann, Die Hagiographiie "bewältigt", Unterwerfung und Christianisierung der Sachsen durch Karl d. Gr. (Ders., Ausgew. Aufsätze, 1987), 289-323.
 
Paul schrieb:
Hallo Strupanice,
ein Herzog unterstand ursprünglich keinem König, sondern war der gewählte Kriegsführer eines Stammes o. Stammesbundes also einer ethnisch bestimmten politischen Gemeinschaft von Freien. Idell sollte die Wahl in einer Volksversammlung stattfinden, in der Praxis schlossen sich einfach viele Krieger einem Anführer an. Diese Position hatte Widukind als Führer des Aufstandes gegen die Franken, diese Position hatte auch "Arminius". So funktionierten die Kriegszüge der Sachsen in Britanien u. die Kriegzüge der Wikinger.
In den Feudalstaaten, z.B. dem Frankenreich erhielt das Herzogtum eine neue Bedeutung als fürstlicher Führer eines Stammesgebiets, also Teilgebiets des Reiches u. Lehnsmann des Königs/Kaisers u. eventuell als Kurfürst.
Hallo Paul,

auch bei den Sachsen gab es in dieser Zeit eine ganz klar strukturierte gesellschaftliche Struktur. Die bestand nicht nur aus "Freien". Jeder hatte innerhalb der auch bei den sächsischen Stämmen vorhandenen frühfeudalen Ordnung seine Position. Es gab genauso Unfreie, wie teilweise Abhängige und Adlige. In allen germanischen Stammesverbänden ist die Errichtung eines Königreiches zu beobachten. (Langobarden, Ostgoten, Westgoten, England, Dänemark, Franken,Thüringen usw.) Wo dies nicht der Fall war, waren diese höchstwahrscheinlich in Abhängigkeit eines der Königreiche gelangt. Die war ja bezeichnend für den Übergang von der urgesellschaftlichen Gentilordnung zur feudalen. Ursprünglich gab es die Einrichtung eines Stammesoberhauptes, einer Person, die auch später auch König genannt wurde. Die Begriffswelt eines Herzogs kam erst durch die komplizierter werdenden Verwaltungsstrukturen der großen zusammengeschlossenen Stammesverbände. Dieser Herzog war für ein überschaubares Gebiet verantwortlich, daß der König nicht allein verwalten konnte. Auf den sogenannten Landtagen wurde die vom König empfohlende Person dann formal von der Oberschicht bestätigt oder abgelehnt.
Warum sollten die Sachsen die einzigen sein, die im frühfeudalen Europa eine andere Entwicklung durchgemacht haben. Wie hätte die Koordination verschiedener Herzöge zum gemeinsamen Handeln funktionieren sollen, ohne obereste zentrale Verfügungsgewalt. Auch das einfach mal so eben "Anschließen" von Kriegern an einen Herzog. Wie soll das funktioniert haben. Von was hat der jenige vorher gelebt. Sicher von der Landwirtschaft. Wer hat dann seine Felder weiter bearbeitet, wenn er einfach so gegangen ist. Ist dann seine Familie verhungert ? Um die Ernährung der einfachen Bevölkerung zu organisieren, muß es zur Zeit der "Sachsenkriege" eine schon recht ausgeprägtes landwirtschaftliches Versorgungssystem gegeben haben. Oder meinst Du die Krieger hätten beim Durchzug durch die Dörfer einfach ihre eigenen Leute geplündert und ausgeraubt ? Da wäre der Rückhalt in der Bevölkerung wohl nicht so groß gewesen. Zumal die Provinzen der sächsischen Gebiete in den fränkischen Chroniken detailiert genannt werden. Bei Gebieten, die außerhalb des Reiches lagen, wurden diese auch so benannt.
 
Hallo Strupanice,
wir haben es doch bei den Sachsen dieser Zeit genau mit einer Übergangsgesellschaft zu tun gehabt. Das Frankenreich versuchte, letztlich mit Erfolg, das Sachsenland einzugliedern. Mit dieser Neuordnung der Gesellschaft und mit der Verbreitung des Christentums waren viele Sachsen nicht einverstanden und lehnten sich wiederholt gegen die entstehende fränkische Herrschaft, bzw. Zentralgewalt auf. Später wurde der Deutsche König ja sogar oft von den Sachsen gestellt. Es ging also gar nicht so sehr um eine Fremdherrschaft auch wenn dies am Anfang eine Rolle gespielt haben kann. Die Dänen und Nordgermanen behielten noch etwas länger die alte Gesellschaftsverfassung. Die Sachsen waren also nicht allein, nur sie waren eben die direkten Nachbarn des Frankenreiches. Auch die Slawen hatten zu dieser Zeit noch ihre Überlieferte Gesellschaftsordnung.
Die Krieger die sich Widukind angeschlossen haben, mußten diese Entscheidung für sich selbst treffen, was aus ihrer Familie wurde. Hier weist du vielleicht besser bescheid, was aus dem Hof wurde, wie die Hinterbliebenen versogt wurden. Ich nehme an, das sie auf jedenfall von der Sippe mit versorgt wurden, wobei die Frauen natürlich einfach auch weiter arbeiteten. Die Männer hofften sicherlich auf ein Überleben u. Erfolg ihres Aufstandes. Junge ungebundene Männer konnten sich diese Entscheidung natürlich etwas leichter machen.
Bei früheren Kriegen erhofften sich viele Krieger z.B. bei ihren Feldzügen in Britannien Beute, mit denen sie besser leben könnten o. wollten sich dann auch in Britanien (dann England) niederlassen. Es waren ja meist die Jüngeren Söhne, die bei den Sachsen von der Erbfolge ausgeschlossen wurden? Diese Erbregelung galt jedenfalls später.
Bei Stämmen die das Land des Dorfes immer wieder neu auslosten wie bei den Chatten der frühen Zeit wurde die Auswanderung vom Stamm beschlossen u. ausgelost.
Dies wurde von vielen Stämmen in der Völkerwanderung überliefert.
Bei einem Kriegszug mußte die Verpflegung beim Durchzug im eignen Gebiet mit eignen Mitteln bewältigt werden. Beim Durchzug durch befreundete Gebiete wurde über den Durchzug verhandelt. Letztlich wollten diese Stämme keine sinnlose Auseinandersetzung, wenn sie sicher waren, das ein Stamm o. Heer nur durchziehen wollte. Oft haben sich ja dann auch eigne Krieger o. Familien angeschlossen.
 
Hallo Paul,

sicher gab es in den sächsischen Gebieten diese Übergangsgesellschaft. Doch dann passen dazu nicht die Herzöge. Die waren eben von oben aufgesetzt und passten eigentlich nicht in diese hinein. Das gilt für die Zeit um 500. Sehen wir die Sachsen im 8. Jh., also in der Zeit der Sachsenkriege, treten uns in den verschiedensten Überlieferungen ganz klare ausgeprägte Strukturen einer feudalen Gesellschaft entgegen. Dort gab es gar keinen Grund für die Masse der Bevölkerung gegen die Lehnsherrschaft zu kämpfen, da sie ja dort integriert waren. Wovon lebte sonst der vielfach erwähnt Adel in Sachsen.
Die Problematik wird immer wieder falsch verstanden. Die "Sachsenkriege" war die Gegenwehr gegen die Christianisierung. Die fränkischen Könige haben die alten Religionen in den eroberten Gebieten noch lange fortleben lassen. Die Christianisierung Bayerns und Thüringens z.B. erfolgt auch erst im 8. Jh.

Übrigens der deutsche König wurde nicht von den Sachsen gestellt, sondern der ostfränkische Herzog im ostfränkischen Herzogtum Sachsen wurde zum König gewählt. Die Herkunft der Liudolfinger, die du ansprichst ist keineswegs geklärt. Wenig wahrscheinlich ist, daß diese aus dem sächsischen Adel kamen. Das zeigt allein schon die Verteilung ihrer Hausgüter.
Die Dänen/Wikinger hatten im 8. Jh. mehrere kleine Königreiche. Die Slawen hatten ebenfalls Kleinkönige. Das ist bei den Sachsen nicht nachweisbar. Dort sind es eben die Herzöge, die das Land verwalten und wie gesagt im Dienste des Frankenreiches.

Bitte verwechsle nicht die Völkerwanderungszeit mit der Zeit der "Sachsenkriege". Da sind einige Jahrhunderte dazwischen. In denen hat sich vieles verändert.
 
Strupanice schrieb:
Hallo,
Widukund hatte sich 785 taufen lassen, heiratete 782 Geva, Tochter des Dänenkönigs Siefried, hatte 2 Kinder, Wigbert und Bruno. Sein genaues Todesdatum steht nicht fest, es wird zumeist auf den 7. Januar 807 verlegt.

Im Jahre 783 kam es zu den 2 großen Schlachten der Sachsen (und Friesen) gegen die Franken. Widukind wird nach dem Blutbad von Verden als alleiniger Feldheer der Sachsen genannt.
Die erste Schlacht fand bei Theotmalli (heute Detmold) zwischen den Engern und den Franken statt. Da Karl der Große die 3 Heerhaufen der Sachsen vor ihrer Vereinigung angriff. Karl d.G. mußte sich nach Paderborn zurückziehen, hatte aber die Engern geschlagen. Die zweite Schlacht fand dann bei Schlachtvorderberg an der Hase (Raum Bramsche) statt. Hier waren die Gegner Widukind und seine Westfalen. Es sollen 6.000 Kämpfer gefallen sein. In dieser Schlacht fiel auch der friesische Herzog Surbold. Karl d.G. zog sich wieder nach Paderborn zurück, nachdem Widukind entkommen war.

784 kam es zu einem erneuten Feldzug von Karl d. G.. Er blieb diesmal über Winter im Lande und überwinterte in der Eresburg.

785 startete Karl d.G. erneut einen Großangriff. Widukind soll zu diesem Zeitpunkt ca. 60Jahre alt gewesen sein. Demnach kann er nicht um 755 geboren worden sein.
Widukind übersandte eine Nachricht an Karl d.G., daß sein Verwandter Abbio und er sich unterwerfen wollten. Im gleichen Jahr wurden Abbio und Widukind getauft (Pfalz Attigny bei Reims).
Widukinds Todesjahr wird zwischen 794 und 807 (es soll der 7.Januar gewesen sein) datiert. Über seine Todesursache ist nichts bekannt. In einer Kaiserchronik aus dem Jahre 1137 wird geschrieben, daß er in einem Zweikampf mit Herzog Gerold von Schwaben gefallen sein soll. Allerdings gilt das als unwahrscheinlich. :confused:
 
Cherusker schrieb:
Im Jahre 783 kam es zu den 2 großen Schlachten der Sachsen (und Friesen) gegen die Franken. Widukind wird nach dem Blutbad von Verden als alleiniger Feldheer der Sachsen genannt.
Die erste Schlacht fand bei Theotmalli (heute Detmold) zwischen den Engern und den Franken statt. Da Karl der Große die 3 Heerhaufen der Sachsen vor ihrer Vereinigung angriff. Karl d.G. mußte sich nach Paderborn zurückziehen, hatte aber die Engern geschlagen. Die zweite Schlacht fand dann bei Schlachtvorderberg an der Hase (Raum Bramsche) statt. Hier waren die Gegner Widukind und seine Westfalen. Es sollen 6.000 Kämpfer gefallen sein. In dieser Schlacht fiel auch der friesische Herzog Surbold. Karl d.G. zog sich wieder nach Paderborn zurück, nachdem Widukind entkommen war.

784 kam es zu einem erneuten Feldzug von Karl d. G.. Er blieb diesmal über Winter im Lande und überwinterte in der Eresburg.

785 startete Karl d.G. erneut einen Großangriff. Widukind soll zu diesem Zeitpunkt ca. 60Jahre alt gewesen sein. Demnach kann er nicht um 755 geboren worden sein.
Widukind übersandte eine Nachricht an Karl d.G., daß sein Verwandter Abbio und er sich unterwerfen wollten. Im gleichen Jahr wurden Abbio und Widukind getauft (Pfalz Attigny bei Reims).
Widukinds Todesjahr wird zwischen 794 und 807 (es soll der 7.Januar gewesen sein) datiert. Über seine Todesursache ist nichts bekannt. In einer Kaiserchronik aus dem Jahre 1137 wird geschrieben, daß er in einem Zweikampf mit Herzog Gerold von Schwaben gefallen sein soll. Allerdings gilt das als unwahrscheinlich. :confused:
Hallo,

woher stammt Deine Annahme, daß Widukind 785 schon 60 Jahre alt gewesen sein soll. Er hat doch erst 782 geheiratet und die darauffolgenden Jahre mit seiner Frau Kinder gezeugt. Nach Althoff soll er sogar erst nach 825 gestorben sein.
 
Aus dem Buch: "Schwertgenossen Sahsnotas" von Franz Kurowski (1986).
 
Ist Kurowski denn überhaupt ein kompetenter Autor?

Im Zweifelsfall würde mich eher an Althoff halten, der ist immerhin ein ausgewiesener Mittelalter-Spezialist.
 
hyokkose schrieb:
Ist Kurowski denn überhaupt ein kompetenter Autor?

Im Zweifelsfall würde mich eher an Althoff halten, der ist immerhin ein ausgewiesener Mittelalter-Spezialist.

Soll es jetzt eine Rangliste der Autoren geben? Wer die meisten Titel besitzt hat Recht? :)

Die ursprüngliche Diskussion ging hier um die folgende These:
war Sachsen frei oder ein Teil des fränkischen Reichsgebietes?

Meine Ansicht geht dahin, daß erst Karl der Große es geschafft hat Sachsen endgültig zu erobern. Da das Sachsengebiet bis dahin heidnisch war, kann ich es mir schwer vorstellen, daß ein heidnisches Gebiet ein Bestandteil des Frankenreichs war. Wenn man allein die Zwangschristianisierung in Sachsen sieht, dann kann Sachsen vorher kein fränkisches Stammesgebiet gewesen sein.
Das der sächsische Adel schon recht früh zu Karl d. G. übergetreten ist, ist kein Beweis für ein bestehendes fränkisches Reich.
Vor Karl d. G. gab es zwischen Sachsen und Franken Bündnisse und Feindschaften. Das wechselte permanent. Aber ein fränkisches Reichsgebiet war Sachsen damit nicht.

Und es ist daher logisch, daß Widukind erst seinen Kampf gegen die Franken eingestellt hat, als er nicht mehr in der Lage war (Alter, Krankheit) diesen als Heerführer zu leiten. Da er erst im Jahre 777 in den fränkischen Annalen auftauchte und dort auch schon als Aufrührer erwähnt wurde, ist anzunehmen, daß er zu diesem Zeitpunkt schon ein mächtiger sächsicher Adeliger war und kein junger Mann.
 
Cherusker schrieb:
Soll es jetzt eine Rangliste der Autoren geben? Wer die meisten Titel besitzt hat Recht? :)
Wenn sich zwei Autoren widersprechen, muß man doch selbstverständlich die Frage stellen, welcher der beiden Autoren der kompetentere ist.

Cherusker schrieb:
Die ursprüngliche Diskussion ging hier um die folgende These:
war Sachsen frei oder ein Teil des fränkischen Reichsgebietes?
Ich weiß nicht, ob man die Frage überhaupt so stellen kann. Du hast zwar insofern recht, als Sachsen erst unter Karl dem Großen zu einem integralen Bestandteil des Frankenreichs wurde. Aber was heißt schon "Reichsgebiet"? Beim Begriff "Reich" dachte im Mittelalter kein Mensch an eine Landkarte mit Grenzlinien. Das "Reich" eines Herrschers bestand in erster Linie darin, daß er von bestimmten Personen Loyalität einfordern konnte - und nicht in irgendwelchen territorialen Besitzrechten.


Cherusker schrieb:
Das der sächsische Adel schon recht früh zu Karl d. G. übergetreten ist, ist kein Beweis für ein bestehendes fränkisches Reich.
In obigem Sinne schon. Wer Karls Autorität anerkannte, gehörte zu seinem Reich.

Wenn man nicht in den nationalstaatlichen Kategorien des 19. und 20. Jahrhunderts denkt, ist eigentlich der Widerspruch zwischen Deinen und Strupanices Ansichten gar nicht so groß.


Cherusker schrieb:
Und es ist daher logisch, daß Widukind erst seinen Kampf gegen die Franken eingestellt hat, als er nicht mehr in der Lage war (Alter, Krankheit) diesen als Heerführer zu leiten. Da er erst im Jahre 777 in den fränkischen Annalen auftauchte und dort auch schon als Aufrührer erwähnt wurde, ist anzunehmen, daß er zu diesem Zeitpunkt schon ein mächtiger sächsicher Adeliger war und kein junger Mann.
Warum soll nicht ein junger Mann ein mächtiger sächsischer Adeliger gewesen sein? Karl der Große war zur Zeit des ersten Sachsenfeldzugs auch gerade mal 25 Jahre alt.
 
In einer Zeit wo die durchschnittliche Lebenserwartung bei 35 lag, schon ein Mann mittleren Alteres.
 
Ich möchte hier nur mal an Arminius erinnern. Der war auch noch jung, als er Herzog der Cherusker und Anführer einer germanischen Stammeskoalition wurde. Ich denke , dass das Alter derjenigen Person, die Führer eines Stammes werden wollten, zwar nicht unerheblich war, aber andere Eigenschaften wichtiger waren:

- war das Heil der Götter mit demjenigen?
- konnte er die Stammesangehörigen von seiner Idee überzeugen?
- konnte er ein Heer befehligen und es zum Sieg über die Feine führen?
- Kommt der Stammesanführer aus dem Adel?

Was für Arminius galt, galt wahrscheinlich auch für Widukind.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,
Thüringen, Bayern und sogar die heutigen Gebiete Ober- und Mittelfranken wurden auch erst im 8. Jh. christianisiert. Wer aber würde jemals daran zweifeln, daß diese Gebiete nicht zum fränkischen Reich gehörten. Die seit dem ausgehenden 8. Jh. als fränkische Grenzmark bekannte sorbische Mark wurde sogar erst im 10. und 11. Jh. christianisiert.
 
Einige kleine Anmerkungen zu den bisherigen Beiträgen:

Hallo Askan:
Die welsche Brut das sind zwar die romanisierten Franken, aber das Lied von den Niedersachsen ist nicht nachtragend zu verstehen, sondern kündet vom Unabhängigkeitsdrang und der Eigenständigkeit der Niedersachsen.
Die herrschende Schicht der Sachsen wurde im Jahr 777 nach Paderborn geladen. Dieser Einladung ist Widukind aber nicht gefolgt. Es ging nicht um die Anerkennung des Reiches, sondern um die Anerkennung des Führungsanspruchs der Franken, letztlich um die Anerkennung Karls als König für Sachsen.
Hallo Titus Livius:
Der Name für das Land Sachsen ging vom Kurfürstentum Sachsen-Wittenberg, einem verbliebenen Teil des ursprünglichen Herzogtums Sachsen, auf die Mark Meißen über, die Teil des Kurfürstentums geworden war. Mit der Ostwanderung der Deutschen hat dies nur am Rande zu tun.
Der Name der Angelsachsen ist ein Zusammenschluß von den nach Britannien übergesetzten Sippen der Sachsen und Angeln. Der Name der Niedersachsen beruht auf der Unterscheidung, wie sie zwischen Niederschlesiern und Oberschlesiern oder zwischen Niederbayern und Oberbayern gebräuchlich ist. Der Name Anhalt stammt von der askanischen Burg Anhalt.
Der Name der Niedersachsen geht auf den Stamm der Sachsen zurück, und nicht auf eine zugezogene Mischpoke. Die Zugehörigkeit zum Stamm der Sachsen richtet sich nach der unmittelbaren väterlichen Verwandtschaft.
Hallo Heinz:
Menschen sind wir alle, aber wie bei jeder Mischung kommt es auf die Zutaten an.
In Verden an der Aller ließ Karl der Große viertausendfünfhundert aufständische Sachsen hinrichten, die vermutlich zuvor an der Vernichtung des fränkischen Aufgebots im Süntel beteiligt waren. Diese Sachsen hatten wohl nicht die Wahl auf ihre Überzeugung zu verzichten.
Widukind war wohl aufgrund seines Erfolges in Lübbecke erst nach 777 die Führungsgestalt der in Widerstand zu Karl dem Großen stehenden Sachsen. Zum eigentlichen Herzog (Heerführer) für ganz Sachsen ist er mit dem allgemeinen Widerstand nach seinem gelungenen Feldzug gegen die Franken im Jahr 782 geworden. Zu dieser Zeit gab es wohl kaum noch Unterstützung in Sachsen für die Sache der Franken, den Glaubenswechsel.
Die Sachsen haben keinen Krieg aus dem Hinterhalt oder einen Kleinkrieg geführt. Vielmehr haben sie in Überzahl die in Sachsen verbliebenen Franken und frankenfreundlichen Teile der Sachsen niedergemacht oder zur Flucht veranlaßt. Im Jahr 782 und 783 waren die aufständischen Sachsen wohl so zahlreich, daß sie sich dem fränkischen Heerbann unter Widukinds Führung in Völkerschlachten entgegenstellten. Bei diesen Schlachten ging es nicht darum, den fränkischen Glauben anzunehmen, sondern um die Vorherrschaft der Franken. Diese hatten schon wiederholt versucht, die Sachsen zu unterwerfen.
Es ist nicht bezeugt, daß bei Ohrum Zwangstaufen stattgefunden haben.
Wanderungsbewegungen sind zur Zeit der Merowinger in die andere Richtung bezeugt, also von der Insel auf das Festland.
Karl der Große ließ niemanden abschlachten, sondern bekriegte die Sachsen oder ließ sie hinrichten. Der Begriff des Sachsenschlächters ist nicht zeitgemäß entstanden.
Ein großer Teil der frankenfreundlichen Edlinge der Sachsen hat sich wohl mit Karl dem Großen verbunden, weil ihre Sippen bereits mit den Franken vielfach versippt waren, auf keinen Fall hatten sie Angst um ihre Vorrechte in Sachsen. Wohl aber Befürchtungen hinsichtlich der wachsenden Macht der sächsischen Freien und Hörigen.
Eine Schlacht gegen die Sorben im Jahr 782 hat es nicht gegeben. Das fränkische Heer ist wohl durch falsche Meldungen von Widukind nach Sachsen gelockt worden.
Die Beamten des Königs hatten Königsrecht durchzusetzten, und nicht fränkisches oder römisches Recht.
Widukind hat sich Karl dem Großen nicht unterworfen, sondern ist mit ihm ein Bündnis eingegangen.
Der Aufstand der Sachsen im Jahr 793 ist wohl auch auf den durch die Franken verursachten gewaltsamen Tod Widukinds zurückzuführen.
Die Abgabe des Zehnten ist nicht einheitlich durchgeführt worden, teilweise war es nur der neunte oder ein höherer Betrag. Der Zehnte ist wohl auch bei den Sachsen als eine Abgabe an einen Gott anerkannt worden. Strittig war wohl nur die Abgabe an welchen Gott.
Die Sachsen haben nicht das deutsche Kaisertum begründet, dies wurde durch Karl den Großen als römisches Kaisertum begründet. Deutsche Kaiser gab es erst Jahrhunderte später.
Sachsen war auch zur Zeit Karls des Großen kein fränkischer Besitz. Dort gab es nur vereinzelten Reichsbesitz aus Vereinnahmungen. Die Königsgewalt versuchte Karl letztendlich erfolgreich in 32 Jahren Kampfhandlungen durchzusetzen.
Die Liudolfinger sind die Vorfahren der sächsischen Ottonen. Eine Nachfahrin von Widukind heiratete den Liudolfinger Heinrich.
Der Name Sachse bedeutet das gleiche wie lat. Saxon.
Hallo Aragorn:
Einhard berichtet insgesamt von den Sachsenkriegen, und er vergißt wichtige Einzelheiten zu erwähnen. Es waren offenbar zwei verschiedene Teile der Sachsen, die sich Karl dem Großen bereitwillig unterwarfen und die ihm Widerstand leisteten.
Die Chattuarier siedelten beiderseits der Ruhr, und sind noch im vierten Jahrhundert am Niederrhein nachweisbar, später gingen sie im Großstamm der Franken auf. Das vermutliche Fortleben der Stammesbezeichnung im sächsischen Gau Hatterun bedeutet wohl nur eine geschichtliche Erinnerung an die ursprünglichen Bewohner. Die Chatten blieben in den Flußgebieten um Eder, Fulda und Lahn ansässig. Im fünften Jahrhundert kam das Stammesgebiet unter fränkische Herrschaft.
Widukind war nie Herzog der Engern, sondern westfälischer Edling.
Hallo Cherusker:
Die Oker liegt nördlich vom Harz und hat nichts mehr mit dem alten Reich der Thüringer zu tun.
Widukind ist nicht aus Angst vor den Franken geflüchtet, sondern hat Zuflucht bei seinen Verbündeten in Friesland und Dänemark gesucht.
Der Ausgang des Gefechts an der Eder ist nicht zugunsten der Franken ausgegangen, da diese von einer weiteren Verfolgung absahen.
Die Quellenlage hinsichtlich des Strafgerichts in Verden ist eindeutig. Karl hat an den Sachsen Vergeltung für die gefallenen Franken im Süntel geübt; das war wohl kaum mit einer Handvoll Hinrichtungen abgetan und wäre in diesem Fall auch nicht erwähnenswert gewesen. Adalgis und Gailo waren nicht nur Königsboten, sondern nach dem Überfall auf die fränkische Nachhut in den Pyrenäen mit die engsten Vertrauten Karls. Das Strafgericht war keine Frage des Glaubens, sondern des Rechts.
Bei Detmold fand eine Schlacht gegen den vereinten Heerbann der Sachsen statt. An der Hase waren die Friesen, und möglicherweise auch Dänen beteiligt.
Über das Alter Widukinds läßt sich nicht streiten, wahrscheinlich war er aber in Karls Alter.
Die Schlacht im Süntel ist wohl in den heutigen Süntel zu legen, da bei Hameln der Helweg die Weser überquert und hier wohl die Zusammenkunft mit dem Heerführer Theoderich erfolgt ist.
Sachsen wurde nicht erobert, sondern ist dem Frankenreich beigetreten; hat sich also der Königsgewalt unterworfen.
Zu den Sachsen gehörten die Teilstämme der Westfalen, der Ostfalen, der Engern und der Nordalbinger. Alle Stämme, die auf sächsischem Gebiet einst gelebt hatten, sind im Großstamm der Sachsen aufgegangen.
Die Franken haben die Sachsen vor der Zeit Karls des Großen nicht unterworfen, sondern Kriegszüge nach Sachsen unternommen, die dann für die eine oder andere Seite erfolgreich waren.
Die Brukterer waren ein eigener Stamm, der den römischen Glauben anzunehmen beabsichtigte, und sich den Franken anschließen wollte. Daraufhin überfielen die Sachsen die Brukterer und vereinnahmten deren Gebiet.
Die Salier haben sich den Sachsen nicht angeschlossen, denn sie waren Franken. Salier und Sachsen haben nur gemeinsame Raubzüge unternommen.
Ähnlich wie bei den Sachsen verlief die Stammesentwicklung bei den Franken durch Aufnahme in den Stamm, wodurch die im Großstamm der Franken aufgegangenen Stämme untergingen. In welchem Ausmaß die Sugambrer Franken sind, vermag wohl niemand zu sagen, aber sicher ist, umgekehrt wird kein Schuh daraus.
Es hat mehr als nur zwei große Schlachten der Franken gegen die Sachsen gegeben. Bekannt sind die Kämpfe um die Sigiburg, die Eresburg, die Brunsburg, die Karlsburg, die Driburg, die Babilonie bei Lübbecke, im Wald bei Coesfeld, an den Schanzen bei Bochold, bei Meppen und im Süntel. Die größten und verlustreichsten Schlachten sind aber vermutlich an der Grotenburg bei Detmold und an der Hase geschlagen worden.
Die Knochenfunde, die man Widukind zuspricht, müssen nicht von Widukind sein.
Über den Verlauf der Schlacht an der Grotenburg ist nur bekannt, daß Karl sich nach Paderborn zurückziehen mußte, nicht aber, daß er die Sachsen geschlagen hat. Der genaue Ort der Schlacht an der Hase ist nicht überliefert. Ebenso die Zahl der Gefallenen. Der friesische Herzog Surbold ist aber wohl am Hümmling begraben.
Das Angebot für Verhandlungen ging wohl eher von Karl aus.
Hallo Mercy:
Der Name Sachsenhausen deutet auf eine sächsische Gründung im Frühmittelalter hin.
Widukinds Nachkommen handelten in Glaubensfragen zeitgemäß, ohne wirklich herausragend in Erscheinung zu treten. Eine Bekehrung von Sachsen ging von ihnen wohl nicht aus.
Karl hat nicht seine Zwangsherrschaft aufgehoben, sondern die Gesetze aufgrund der mißbräuchlichen Verwendung gemildert.
Die Sachsen sind nicht zu einem zweiten Reichsteil geworden. Das fränkische Reich ist nicht gleichzusetzen mit dem Land der Franken. In diesem Reich hat es unterschiedliche Völkerschaften gegeben: Franken, Aquitanier, Burgunder, Alemannen, Bayern, Hessen, Langobarden, Friesen, Sachsen, Bretonen usw. Die Sachsen wurden auch nicht in ein Reich hinein gezwungen, sondern sie wurden zu einem Teil des fränkischen Reiches, unterlagen also der Gewalt des Königs.
Hallo Strupanice:
Die sächsischen Gebiete waren dem fränkischen Reich um 530 nicht angegliedert. Sachsen und Franken waren zur Zeit Karls des Großen zwei Stämme mit festgelegtem Stammesgebiet. Die Abgabe an die fränkischen Könige stammte noch aus der Zeit der gemeinsamen Zerschlagung des alten Thüringerreiches. Zwischen beiden Stämmen hat es seit dieser Zeit keinen wirklichen Frieden gegeben. Die Franken konnten sich letztendlich durchsetzen, was aber nichts mit einer erstarkten fränkischen Königsgewalt zu tun hat, sondern eher mit der langen Lebenszeit Karls, der nicht nachließ, sein Reich auch aus Glaubensgründen auf die Sachsen auszudehnen. Hierzu mußte er oft ins sächsische Gebiet eindringen, um Widerstände aufzulösen und frankenfreundliche Sachsen zu unterstützen.
Der Unterschied zu den Gebieten der Bayern, Hessen und Thüringer liegt in der Ausübung der Herrschaftsgewalt, die sich auf Karl den Großen stützte, und im Falle Bayerns sogar von Verwandten ausgeübt wurde. Streitereien über die Rechtmäßigkeit von Erbansprüchen, etwa im Falle von Grifo oder Tassilo, sind von den Auseinandersetzungen zwischen den Stämmen zu unterscheiden.
Fulda und Hersfeld lagen auf unsicherem Gebiet, waren aber weit genug in hessischem Gebiet, um nicht ständigen Überfällen ausgesetzt zu sein, wie dies etwa für Deventer galt.
Die Bekehrung wurde nicht von Fulda, sondern von Köln, Mainz und Utrecht ausgetragen. In Fulda saß Sturmi, der für die Bekehrung in Sachsen seit dem Fall der Irminsul von Karl eingesetzt worden war.
In Sachsen gab es vor 772 keine der römischen Glaubensgemeinschaft folgende Gemeinden; dies ist durch Bonifatius und Sturmis Wirken bezeugt.
Der Süntel lag eindeutig in Sachsen, denn die Eresbug an der Diemel war sächsisch und auch der Harz war wenigstens seit der Zerschlagung des alten Thüringerreiches sächsisch, bis zur Elbe. Es wäre schon sehr verwunderlich, wenn dann ein Gebiet mitten in Sachsen nicht sächsisch gewesen wäre.
Die Teilung zwischen Westfrankenreich und Ostfrankenreich bezieht sich auf das Frankenland, und hat etwas mit innerfränkischer Stammesbildung zu tun. Die fränkische Erbteilung, aus der Deutschland und Frankreich entstanden, tritt erst im neunten Jahrhundert ein, also weit nach Karls Tod. Im übrigen sind die Liudolfinger ein sächsisches Geschlecht, welches sich bereits in der Merowingerzeit wieder in Sachsen ansiedelte.
Ein Herzog ist zu Karls Zeit jemand, der ein Heeraufgebot für ein bestimmtes Gebiet besitzt, beispielsweise Tassilo für Bayern, Gerold für Schwaben und Wilhelm für Aquitanien.
Die sächsische Volksversammlung in Marklo war grundsätzlich etwas anderes als die Reichsversammlung oder der Reichstag bei den Franken.
623 waren die Sachsen mit den von den Franken unterworfenen aufständischen Thüringern im Bunde gegen Dagobert. An der Weser angelangt wurde Chlothar, der Vater von Dagobert, von dem sächsischen Herzog Berthoald verhöhnt und setzte deshalb mit seinem Roß im Zorn durch den Strudel des reißenden Stromes, das Heer mit König Dagobert nachziehend. Da habe, erzählen die fränkischen Berichte, der Herzog ihm (Dagobert) zugerufen, er möge sich in Acht nehmen, weil er, der doch sein Knecht sei, ihn (Dagobert) sonst töten würde. Berthoald sieht sich also gerade nicht als Knecht Dagoberts, sondern verspottet den schon einmal unterlegenen Dagobert, der Berthoald beherrschen wollte, aber die Hilfe seines Vaters benötigt, um Berthoald zu knechten. Es handelt sich also um eine Herausforderung an Dagobert. Daraufhin erschlägt Dagobert Berthoald im Zweikampf.
Sachsen war ein unabhängiges Gebiet, und die Westfalen, Ostfalen oder Engern keine Gebietsbezeichnungen, sondern Teilstämme der Sachsen, die im West oder Osten siedelten. Fale ist ein anderes Wort für Sachse.
Die Gaue in Sachsen bezeichnen alte Stammesgebiete der unterworfenen Stämme, deren Angehörige zum Teil zu den Hörigen (Liten) wurden. Die späteren Amtsbereiche der Franken deckten sich nicht immer mit diesen Gauen, aber die Vermutung, hier sollte eine Machtgrundlage zerstört werden, ist abwegig.
Die Thüringer bestehen, neben den Sachsen und Friesen, bis in die heutige Zeit fort.
Die Sachsen hatten keinen König, sondern besprachen ihre Angelegenheiten auf der Volksversammlung in Marklo. Aus ihrer Mitte wurde einer durch das Los ausgewählt, der sie alle in den Krieg führte, eben ein Herzog.
Widukind war nie Herzog des Frankenkönigs Karl. Sein Fernbleiben im Jahr 777 erregte Aufsehen, weil damit klar wurde, daß die aufständischen Sachsen ihren Widerstand nicht aufgeben würden. Einen Eid hat Widukind vermutlich erst 785 vor Karl abgelegt.
Auf den Stammesherzogtümern beruhte die Königsherrschaft. Otto der Große wurde Nachfolger seines Vaters Heinrich, also sächsischer Herzog, zugleich König im römischen Reich.
Widukind erschien erstmals auf einem Reichstag im Jahr 785.
Was konnte Widukind durch den Widerstand gegen Karl gewinnen? Sicherlich nicht Macht, denn die am Widerstand gegen Karl beteiligte Sippe der Immidlinger hat Verluste an Grundbesitz hinnehmen müssen; dies gilt auch für Widukinds Sippe. Widukind hat man vorgeworfen, er wolle für sich selbst die Königswürde in Sachsen, was aber wohl angesichts der Abneigung der Sachsen gegen einen König nur ein übles Gerücht war, und Widukind verleumden sollte. Wahrscheinlicher ist, daß Widukind sich gegen einen Feind zur Wehr gesetzt hat, von dem zu erwarten war, daß er die Sachsen in ihren Vorrechten beschränken würde, auch in dem Recht auf ihren eigenen alten Glauben, und sie weiterhin abgabepflichtig halten würde. Die Entwicklung in Sachsen ist wohl vergleichbar mit der Entwicklung, die zur Varusschlacht geführt hat. Damals ist es allerdings anders ausgegangen.
Quellen, die Auskunft über das Geburtsjahr 755 oder die Eheschließung Widukinds im Jahr 775 oder 782 geben, sind mir nicht bekannt, und wohl auch unglaubwürdig. Geva stammte aus der immidlingische Sippe, war also keine Tochter des Dänenkönigs Sigifrid. Die Namen der Kinder Widukinds lauteten wohl Wiprecht und Widukind. Der Herzog Widukind ist vermutlich bereits 792 gestorben. Wenigstens berichtet die Kaiserchronik, daß Widukind von Gerold von Schwaben erschlagen wurde, dieser starb aber bereits 799. Andere Berichte über den Tod Widukinds sind nicht überliefert. Die Kaiserchronik paßt aber in die überlieferte Karlamagnussaga. Althoff gilt als widerlegt. Es handelt sich bei dem von Althoff aufgespürten Widukind wohl um einen nahen Verwandten des Volksführers. Da die Aufstände in Sachsen 793 wieder beginnen, Widukind aber nicht mehr erwähnt wird, war er zu dieser Zeit wohl schon verstorben. Die Festlegung des Todestags auf den 7. Januar 807 ist höchst fraglich.
Die zahlreichen Taufen beruhten auf der Einführung der fränkischen Landesverfassung in Sachsen im Jahr 782, womit auch die Bekehrung der Sachsen einherging. Bekehrt worden sind die Sachsen aber wohl erst später durch eigene Landsleute. Die Menge der Gottesdiener wird verständlich, wenn man bedenkt, daß die Bekehrung der Sachsen bereits seit Bonifatius vorbereitet wurde.
Bei den Sachsen hat es eine Volksherrschaft gegeben.
Die Landwirtschaft war auf die Viehhaltung beschränkt und nur teilweise auf Ackerbau angelegt.
Hallo Stormbringer:
Nicht die Sorben, sondern die Obotriten waren im Bündnis mit Karl dem Großen. Gegen die Wilzen führte Karl sogar Krieg.
Hallo Konradin:
Der Sachse Heinrich I. wurde Nachfolger vom ostkarolingischen Franken Konrad, und war 919-936 König im römischen Reich (das spätere heilige römische Reich deutscher Nation). Einen deutschen König gab es noch nicht. Sein Sohn Otto der Große, römischer König von 936-972, wurde 962 in Rom zum Kaiser des römischen Reichs (das spätere heilige römische Reich deutscher Nation) gekrönt.
 
Hallo Heinz,
schön, daß Du mal alles zusammengefasst hast. Der Nachteil ist bei dem Forum, daß man es mal so eben schnell hinschreibt und nicht mühsam die Quellen heraussucht.
So kann man eben die eine oder andere Feststellung für sich selbst nicht nachvollziehen.
Nun will ich einige Fragen zu Deinen Äußerungen stellen. Evtl. kannst Du mir eine plausible Erklärung geben ?
Welche stichhaltigen Quellen, die auch zeitnah verfasst wurden, geben wieder, daß Sachsen eigenständig war. Welche dieser Quellen erwähnen etwas von einer Sachsenhilfe 531 für die Eroberung des Thüringerreiches, für die die Sachsen das nördliche Gebiet Thüringens erhielten ? Es gibt schlicht und ergreifend keine. Die ersten die davon erzählen sind Rudolf von Fulda und Widukind von Corvey. Die lebten aber viel später und mischten schriftliche und mündliche Quellen in ihren Werken derart, daß heute keiner mehr feststellen kann, was Fakten waren und was die Schreiber in ihrer damaligen Umwelt an eigener Phantasie und Wunschdenken dazugeschrieben haben. Davon gehen meisten Wissenschaftler aus. Daher ist es sehr schwer diese zeitfernen Quellen auf ihren wahren Kern auszuwerten.
Nach allen Erfahrungen, die über das fränkische Reich gesammelt wurden, setzte die Christianisierung erst Jahrzehnte nach der Eingliederung von Gebieten ins Reich ein. Warum sollte man in Sachsen solche Eile haben. Was hat die Christianisierung mit der Loyalität gegenüber dem König zu tun, wenn die Sachsen nur mit Zwang und nicht aus Überzeugung getauft wurden.
Zur Lage des Thüringerreiches: Nimmt man an, daß die Bildung von Ortsnamen bestimmten Stämmen und bestimmten Zeiten zuzuordnen sind, so ragen wohl die Namen mit der Endung -leben heraus. Anzunehmen ist, daß es sich hier um Anglo-warnische Siedler handelte, die ja im Stammesverband der Thüringer eine führende Rolle spielten. Gerade diese Ortsnamen treten im Gebiet der Oker auf. Eine ganze Reihe von Wüstungen im Gebiet südlich von Braunschweig (wie z.B. Thuringesbutli) weisen auf thüringische Siedler hin. Somit ist doch wohl anzunehmen, daß dieses Gebiet im Einflußbereich der Thüringer lag. So ist auch die Schlacht der Franken bei Ohrum gegen die Thüringer zu verstehen.
Ebenfalls anzunehmen ist, daß sich die Siedlungsgebiete der Thüringer und Sachsen durch große Waldgebiete voneinander trennten. Diese Wälder werden wohl nicht in den fruchtbaren Bördegebieten zwischen Braunschweig und Magdeburg gelegen haben, sondern eher westlich und nördlich davon.
Das Gebiet der Altmark ging aus dem Namen Nordmark hervor, welche auf den ehemals nördlichen Teil Thüringens deutet.
Frieden hat es in Thüringen auch nicht gegeben. Die eingesetzten Herzöge kämpften ständig um Souveränität von der Königsgewalt und wechselten oft die Seiten. Die selben Strafexpeditionen, wie nach Sachsen, gab es auch in Thüringen.
Die Christianisierung erfolgte in Thüringen ungefähr zeitgleich mit der in Sachsen. Also warum sollte es in Thüringen 250 Jahre Heidentum innerhalb des fränkischen Reiches geben und in Sachsen nicht. Die verschärfte Kirchenpolitik erfolgte seit Pippin. Daher wurden alle noch nicht christlichen Landesteile mit Missionaren übersäht. Karl der Große war da eher der, der die Sache zu einem Abschluß gebacht hatte. Fulda und Hersfeld waren zwei der bedeutendsten Reichsklöster und mit einem Besitz ausgestattet der von der Lahn bis an die Saale/Elbe reichte. Köln und Mainz waren zwar die Schaltzentralen. Die operativen Geschäfte führten aber die Reichsklöster aus.

Wie schon oben erwähnt, wird in keiner einzigen zeitgenössischen Quelle erwähnt, daß die Sachsen das thüringische Gebiet bis zur Elbe nach 531 eingenommen haben. Das stammt alles aus Widukind von Corveys Phantasie und seiner Fehlinterpretation des Halberstädter Zehntstreites, der genau diese von den Sachsen angeblich eingenommene Linie bis an die Unstrut (also mitten ins Herz Thüringens) beschreibt.
Der Aufstand 623 war eben solch ein Machtkampf einiger fränkischer Herzöge in Sachsen und in Thüringen (Hessi z.B., der an dem Aufstand beteiligt war, war erst einige Jahre vorher auf Seeburg am See als Herzog für Thüringen eingesetzt worden ).

Zu deiner Interpretation der Bezeichnung Ost- und Westfalen. Sind denn nun diese Bezeichnungen für Teilstämme oder sind die Gaue die Siedlungsgebiete der Teilstämme. Da wiedersprichst du dich. Ost- und West-Falen klingt mir mehr nach einer fertigen Organisation und nicht nach alten Teilstämmen, die ja noch garnicht wussten, ob sie östlich oder westlich von etwas liegen. In Thüringen sind die Gaue erst in der Frankenzeit nachweisbar. Noch um das Jahr 1000 hieß die Gegend zwischen Elm und Magdeburg in Urkunden Nordthuringau. Der zu dieser Zeit amtierende Herzog "beider Thüringen" herrschte auch über den Derlinggau um Helmstedt. Das Gebiet südlich davon Schwabengau und davon südlich Hassegau.
Und genau diese Gaue decken sich überhaupt nicht mit den alten Siedlungsräumen der Thüringer, sondern sind fränkische Einrichtungen. Somit sind auch die sächsischen Gaue nicht zwangsläufig sächsische Erfindungen.

Die Sorben haben wohl ein Bündnis mit den Franken geschlossen, sind aber später auf die Seite des Samo (Großmärisches Reich) gewechselt. Die Sorben traten viel früher in die Reichspolitik der Franken, da sie ja großflächig an der östlichen Grenzzone von der Altmark bis nach Oberfranken siedelten.
 
Horst schrieb:
Einige kleine Anmerkungen zu den bisherigen Beiträgen:


Hallo Cherusker:
Die Oker liegt nördlich vom Harz und hat nichts mehr mit dem alten Reich der Thüringer zu tun.
Widukind ist nicht aus Angst vor den Franken geflüchtet, sondern hat Zuflucht bei seinen Verbündeten in Friesland und Dänemark gesucht.
Der Ausgang des Gefechts an der Eder ist nicht zugunsten der Franken ausgegangen, da diese von einer weiteren Verfolgung absahen.
Die Quellenlage hinsichtlich des Strafgerichts in Verden ist eindeutig. Karl hat an den Sachsen Vergeltung für die gefallenen Franken im Süntel geübt; das war wohl kaum mit einer Handvoll Hinrichtungen abgetan und wäre in diesem Fall auch nicht erwähnenswert gewesen. Adalgis und Gailo waren nicht nur Königsboten, sondern nach dem Überfall auf die fränkische Nachhut in den Pyrenäen mit die engsten Vertrauten Karls. Das Strafgericht war keine Frage des Glaubens, sondern des Rechts.
Bei Detmold fand eine Schlacht gegen den vereinten Heerbann der Sachsen statt. An der Hase waren die Friesen, und möglicherweise auch Dänen beteiligt.

Sachsen wurde nicht erobert, sondern ist dem Frankenreich beigetreten; hat sich also der Königsgewalt unterworfen.
Zu den Sachsen gehörten die Teilstämme der Westfalen, der Ostfalen, der Engern und der Nordalbinger. Alle Stämme, die auf sächsischem Gebiet einst gelebt hatten, sind im Großstamm der Sachsen aufgegangen.

Ähnlich wie bei den Sachsen verlief die Stammesentwicklung bei den Franken durch Aufnahme in den Stamm, wodurch die im Großstamm der Franken aufgegangenen Stämme untergingen. In welchem Ausmaß die Sugambrer Franken sind, vermag wohl niemand zu sagen, aber sicher ist, umgekehrt wird kein Schuh daraus.
Es hat mehr als nur zwei große Schlachten der Franken gegen die Sachsen gegeben. Bekannt sind die Kämpfe um die Sigiburg, die Eresburg, die Brunsburg, die Karlsburg, die Driburg, die Babilonie bei Lübbecke, im Wald bei Coesfeld, an den Schanzen bei Bochold, bei Meppen und im Süntel. Die größten und verlustreichsten Schlachten sind aber vermutlich an der Grotenburg bei Detmold und an der Hase geschlagen worden.
Über den Verlauf der Schlacht an der Grotenburg ist nur bekannt, daß Karl sich nach Paderborn zurückziehen mußte, nicht aber, daß er die Sachsen geschlagen hat. Der genaue Ort der Schlacht an der Hase ist nicht überliefert. Ebenso die Zahl der Gefallenen. Der friesische Herzog Surbold ist aber wohl am Hümmling begraben.
Das Angebot für Verhandlungen ging wohl eher von Karl aus.

Na, da muß man ja einige Aussagen abmildern. Es hat wirklich nur 2 große Schlachten (Detmold /Hase) zwischen Sachsen (Widukind) und Franken gegeben. Alle anderen Auseinandersetzungen kann man zu den gewöhnlichen Kriegszügen rechnen. Die Auseinandersetzungen zwischen den Sachsen und Franken umfaßten einen Zeitraum von 25Jahren. Auch vor Widukind seiner Zeit kam es zu Kämpfen zwischen Franken und Sachsen und auch zu gemeinsamen Bündnissen gegen einen anderen Feind (z.B. Thüringer; dort haben die Sachsen für die Entscheidung gesorgt).

Kurzer Bericht zu den 2 Groß-Schlachten:
In Detmold wurden die Engern geschlagen, da es Karl d.G. gelang die 3 sächsischen Heerhaufen vor ihrer Vereinigung einzeln zu stellen. Karl d.G. mußte sich trotzdem nach Paderborn zurückziehen, um das Herankommen weiterer fränkischer Verstärkung abzuwarten.
Erst dann zog er in den Raum Bramsche (Hase) um dort gegen das Westfalen-Heer von Widukind zu kämpfen. Ferner sollen hier auch Friesen unter der Führung des Herzogs Surbold gegen die Franken gekämpft haben. Der Kampf soll 3 Tage umfaßt haben und ca.6.000 Kämpfer beider Seiten sollen gefallen sein. Widukind zog sich auf eine Fliehburg zurück und konnte dann in einem nächtlichen Ausfall der Belagerung durch die Franken entgehen.
(Gemessen an den Römerkriegen (Arminius gegen Germanicus) eher ein kleines Geplänkel :) )

Alle anderen Kämpfe sind eher kleine Auseinandersetzungen gewesen, die in gar keinem Verhältnis zu den entscheidenden Großschlachten standen. Meist zogen sich die Sachsen bei einem jährlichen fränkischen Feldzug auf ihre Burgen zurück und es begann ein Belagerungskrieg. Wenn die Burg gestürmt wurde, war sie doch in einigen Fällen wieder im nächsten Jahr im sächsischen Besitz. Selbst die Schlacht im Süntel kann man nur als eine kleine Schlacht bezeichnen, die aber große Auswirkungen hatte, da hier die Sachsen gesiegt haben.

Auch sind die Zahlen beim Blutbad von Verden höchstwahrscheinlich übertrieben. So gibt es auch Vermutungen,aufgrund von alten Berichten, daß nur die Rädelsführer der Sachsen hingerichtet wurden. Da es ansonsten sehr schwierig gewesen wäre, 4.500 Krieger aus den verschiedenen Gauen, ohne Gegenwehr, nach Verden zu schaffen. Einige vermuten auch, daß viele heidnische Zivilisten hingerichtet wurden.

Nachdem Widukind den Widerstand aufgegeben hatte und sich taufen ließ, war das ein Vorbild für einige sächische Adlige und ihre Krieger. Die Franken berichteten darauf, daß das ganze Sachsenland unterworfen sei ! Allerdings gab es nur 7Jahre Ruhe und dann ging es wieder los ...es kam zu Hinterhaltsgefechten, die jedoch schnell niedergeschlagen wurden.

Widukind hatte sich mit seinen Gefolgsleuten zu seinem Schwager (König Siegfried von Dänemark) abgesetzt. Das ist ein Hinweis, daß sich Widukind in seinem eigenen Stammesgebiet vor den Franken nicht mehr sicher fühlen konnte. Der sächsische Adel stand schon zu einem Teil auf den Seiten der Franken! Dänemark war ein sicherer Zufluchtsort, in dem er seinen Widerstand neu sortieren konnte. :yes:
 
Hallo Cherusker,

dies wird so von Einhard berichtet, ist aber schon durch die Beschreibung in den sogenannten Einhard Annalen widerlegt, da wird für das Jahr 775 berichtet, daß Karl mit der ganzen Macht seines Reiches nach Sachsen zog. An der Brunsburg stieß er auf die vereinigte Macht der Sachsen. Es handelte sich also im Jahr 775 nicht um einen gewöhnlichen Kriegszug, was immer darunter zu verstehen sein mag. Unbestritten ist, daß nach Widukinds Taufe keine Kämpfe zwischen den Franken und den Sachsen mehr stattfanden. Diese begannen erst wieder im Jahr 793. Was also die Dauer der Sachsenkriege anbelangt, darf man sich nicht auf Einhard alleine verlassen. Die Bündnisse zwischen Sachsen und Franken vor Widukind sind stets für gemeinsame Unternehmungen geschlossen worden. Mit der Taufe Widukinds entstand zwischen Franken und Sachsen ein gemeinsames Bündnis, das über die Bündnisse vor dieser Zeit hinausgeht, weil es sich nicht auf gemeinsame Unternehmungen beschränkt.
Die Einhard-Annalen berichten, daß sich die Sachsen bei Theotmelli zum Kampf rüsteten, und auch später im Land der Westfalen sammelten sich die Sachsen. An der Grotenburg und an der Hase stand Karl also nicht nur den Engern oder nur den Westfalen gegenüber. Die Einhard-Annalen berichten zwar, daß Karl den Sachsen an der Grotenburg eine Niederlage beibrachte, dies kann aber nicht sein, da er es ist, der sich nach Paderborn zurückzieht und auf Verstärkung wartet, bevor er an der Hase wieder einem Heer der Sachsen gegenübersteht. Wenn er aber das Sachsenheer bereits vernichtend geschlagen hat, wie kann er dann an der Hase auf ein Heer der Sachsen treffen. Nach einer Niederlage, wie sie die Einhard-Annalen andeuten, müßte jeder Widerstand in Sachsen aufgehört haben, dem war aber nicht so. Der Umfang der Schlachten an der Grotenburg und an der Hase deutet auf eine Völkerschlacht hin, die unter Beteiligung der Friesen an Bedeutung gewinnt. Über Zahlen kann man sich trefflich streiten, doch werden die Heere der Sachsen und Friesen, wohl auch der Dänen mit 100 000 Mann und das Heer der Franken mit 130 000 Mann angegeben. Diese Größenangabe scheint mir nicht übertrieben, wenn man an die Größe der Heere mit denen im Dreißigjährigen Krieg vergleicht. Die Größenverhältnisse sind also durchaus mit der Varusschlacht zu vergleichen. Verluste auf beiden Seiten von nur 6000 Kämpfern werden dem Ereignis wohl nicht gerecht, zumal mir eine Quelle mit der Zahl von 6000 gefallenen Kämpfern nicht bekannt ist und die Einhard-Annalen von einer zahllosen Menge berichten. Nachdem Widukind sich in eine Fliehburg zurückgezogen hatte, womit noch nicht gesagt ist, daß sich das gesamte sächsische Heer dort befand, konnte er einer Belagerung zuvorkommen. Nachdem Karl angeblich so siegreich an der Hase gekämpft hatte, zog er dennoch verwüstend bis an die Weser und bis zur Elbe. Dies deutet doch eher daraufhin, daß es den Franken eben nicht gelungen ist, das sächsische Heer vernichtend zu schlagen, und so wird denn auch von Schlachten in diesem Jahr an Orten berichtet, die nach einer Niederlage an der Hase nicht mehr in Erscheinung treten dürften; beispielsweise bei Coesfeld und auf der Wittener Heide (beides Orte, die nicht an der Hase liegen).
Wenigstens die Schlacht im Süntel ist nicht so bedeutungslos, wie dargestellt, denn Karl sandte seine obersten Getreuen in die Auseinandersetzung. Selbst der bedeutende Heerführer Theoderich hat es für erforderlich gehalten, zu dem bereits bedeutenden Heer noch mit Verstärkung heranzueilen. In dieser Schlacht ist wohl ein Verlust von um die 4500 Kriegern unter den Franken zu beklagen. Dies ist aus der Zahl der Hinrichtungen in Verden zu vermuten (Auge um Auge). Nicht der Sieg der Sachsen ist das bedeutsame an der Schlacht im Süntel, sondern der Tod der wichtigsten Berater des fränkischen Königs. Selbst bei einer Belagerung, beispielsweise der Eresburg, wird es sich um ein großes Heer gehandelt habe, das bereits in einem fünfstelligen Bereich gelegen haben mag. Hier kann man durchaus die Größen der römischen Heere als Hinweis heranzuziehen.
Hätte es sich bei den Hingerichteten des Strafgerichts von Verden um die Rädelsführer gehandelt, dann hätte es keine Schlachten im darauffolgenden Jahr gegeben. Nach der Schlacht im Süntel ist Karl mit einem Heer in Sachsen erschienen. Er wird Geisel auf seinem Zug nach Verden genommen haben, oder die frankenfreundlichen Sachsen genötigt haben, Schuldige zu benennen und auszuliefern, wollten sie nicht selbst ihren Kopf hinhalten.
Mit der Taufe Widukinds endete jeglicher Widerstand in Sachsen. Es ist also zu einem Ausgleich zwischen Sachsen und Franken gekommen. Karl berichtete an den ehrwürdigen Vater in Rom, das nun ganz Sachsen zum römischen Glauben bekehrt sei. Von einer Unterwerfung ist aus den Quellen nichts zu entnehmen. Von Alkuin ist überliefert, daß die erneuten Aufstände im Jahr 793 auf die Eintreibung des Zehnten zurückzuführen waren. Dies bedeutet, daß sich die Franken wohl nicht in der vereinbarten Weise verhalten haben. Wenn Widukind im Jahr 792 von Karls Schwager Gerold von Schwaben erschlagen wurde, wie es die Kaiserchronik berichtet, dann ist der Gewährsmann für den Frieden mit den Franken gestorben, und die erneuten Aufstände auch aus diesem Blickwinkel verständlich.
Der Schwager von Widukind war Albrecht (genannt Abbi), das Oberhaupt der Immidlinger. Widukind hat sich zu König Sigifrid begeben, weil er von ihm Unterstützung erwarten konnte, die ihm vermutlich auch gewährt wurde. Widukind hat in Sachsen ausreichende Unterstützung gefunden. Es ist daher eher unwahrscheinlich, daß er in seinem eigenen Stammesgebiet nicht mehr sicher war.
 
Horst schrieb:
Hallo Cherusker,

Die Einhard-Annalen berichten, daß sich die Sachsen bei Theotmelli zum Kampf rüsteten, und auch später im Land der Westfalen sammelten sich die Sachsen. An der Grotenburg und an der Hase stand Karl also nicht nur den Engern oder nur den Westfalen gegenüber. Die Einhard-Annalen berichten zwar, daß Karl den Sachsen an der Grotenburg eine Niederlage beibrachte, dies kann aber nicht sein, da er es ist, der sich nach Paderborn zurückzieht und auf Verstärkung wartet, bevor er an der Hase wieder einem Heer der Sachsen gegenübersteht. Wenn er aber das Sachsenheer bereits vernichtend geschlagen hat, wie kann er dann an der Hase auf ein Heer der Sachsen treffen. Nach einer Niederlage, wie sie die Einhard-Annalen andeuten, müßte jeder Widerstand in Sachsen aufgehört haben, dem war aber nicht so. Der Umfang der Schlachten an der Grotenburg und an der Hase deutet auf eine Völkerschlacht hin, die unter Beteiligung der Friesen an Bedeutung gewinnt. Über Zahlen kann man sich trefflich streiten, doch werden die Heere der Sachsen und Friesen, wohl auch der Dänen mit 100 000 Mann und das Heer der Franken mit 130 000 Mann angegeben. Diese Größenangabe scheint mir nicht übertrieben, wenn man an die Größe der Heere mit denen im Dreißigjährigen Krieg vergleicht. Die Größenverhältnisse sind also durchaus mit der Varusschlacht zu vergleichen.
Die Schlacht bei Theotmelli (Detmold) ging auch unentschieden aus. Aber ich habe beschrieben, daß Karl d.G. nicht gegen das ganze Sachsenheer gekämpft hat, sondern die Vereinigung der Sachsen durch diese beiden Schlachten umgangen hat. Auch hat Widukind nicht mehr den sächsischen Adel auf seiner Seite gehabt, sondern seine Krieger rekrutierte er aus dem Volk (wie da wohl die Bewaffnung war? :confused: )

Die Zahlen von über 100.000 Mann in den Sachsenkriegen sind geschönt. Wie sollte die Logistik eines so großen Heeres zu der Zeit funktionieren? Römische Heere marschierten meist in einer Stärke von bis zu 4Legionen. Erst am Schlachtort traten sie dann in ihrer gesamten Stärke auf. Eine höhere Zahl von Legionen im Marsch war zu schwerfällig und erreichte auch eine zu große Ausdehnung (die ersten Legionäre sind am Ziel, wenn die letzten das Lager verlassen :p ).

Bei der Varusschlacht waren nur 3 römische Legionen und ihre Hilfstruppen beteiligt. Die größeren Schlachten waren die Germanicus-Feldzüge. Hier kamen die Römer mit 8Legionen (15-16n.Chr.) und Hilfstruppen, d.h. es werden ca. 75.000 Mann gewesen sein. Auf der anderen Seite stand Arminius mit seinen Cheruskern und dessen Verbündeten in ähnlich großer Zahl. Diese Schlachten waren wesentlich größere Auseinandersetzungen als die Varusschlacht und die Kämpfe von Karl d. G.. Erst im Dreißigjährigen Krieg trafen wieder soviele Kämpfer aufeinander.
 
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