Sachsen-die Schwertsöhne

Horst schrieb:
Die Elbe war offenbar die Scheide zwischen den Sachsen und den chaukischen Stammesteilen auf der linken Seite der Elbe. Wenn sie in den Jahrhunderten vor der Zeitrechnung nicht so in Erscheinung trat, dann wohl deshalb, weil die Sachsen noch nicht bedeutsam genug waren. Daher ist auch zu erklären, daß Plinius sie zu den Chauken zählt, Tacitus sie offenbar nur unter anderen Avionen nennt und Ptolemäus sie auf drei Inseln und auf dem Rücken der kimbrischen Halbinsel verortet.
Es ist natürlich möglich, daß die Sachsen zur Zeit des Ptolemaios zu unbedeutend waren um von Tacitus und Plinius genannt zu werden. Dann müßten wir aber davon ausgehen, daß Ptolemaios wesentlich genauere Angaben über Germanien hatte als alle anderen. Zudem erwähnt Ptolemaios noch ander unbekannte gentes, die anderenorts ebenfalls fehlen. Doch die Angaben des Ptolemaios sind ebend nicht genauer/richtiger als die des Tacitus oder Plinius. Man bedenke, daß man sich noch nicht einmal einigen kann, wann Ptol. seine Aufzeichnung machte und wie neu seine Erkenntnisse waren. Ich selber tendiere zu einer recht jungen Aufzeichnung also so um die Markomannenkriege., was nicht ausschließt, daß manche Information überaltert ist.
Horst schrieb:
Um dieses Zitat ging es mir: "In der Geographie nennt aber schon Ptolemaeus II, c. 11, p. 127 neben den Chauken die Σαξονες." Matthias Springer hat offenbar andere Erkenntnisse, die ich allerdings nicht nachvollziehen kann. Ich wüßte auf Anhieb nicht einmal, wo die urspüngliche Quelle zu finden ist. Ob Matthias Springer diese Quelle wirklich eingesehen hat, bleibt für mich ungewiß. Torsten Capelle und andere Quellen gehen von Sachsen aus; eine Ansicht, die du einst selbst vertreten hast.
Die Idee von den Avionen anstelle der Sachsen stammt nicht von Springer, sie ist schon wesentlich älter, sie stammt von Kahrstedt, 1934. Springer greift sie lediglich auf und zieht daraus seine Schlüsse. Kahrstedts Thesen waren nicht sehr fruchtbar und ich habe sie am Anfang meines Studiums auch für Blödsinn gehalten. Dies gilt übrigends auch für Springer. Bei ersten Mal waren mir seinen Aussagen suspekt. Allerdings hatte auch ich seit längerem Probleme mit der Sachsengeschichte. Das fängt an mit den Tributforderungen und den fränkischen Feldzügen gegen den südlichen Bereich. Das ging weiter mit ebend der Volksversammlung. Ebendso die unterschiedlichen Kulturgruppen etc. Zu Springers These, daß die Sachsen nur so genannt wurden und selber gar nicht so nannten, konnte ich mich nicht durchringen. Sie löst aber manches Problem, wie z.B. das Fehlen sächsischer Funde in Nordthüringen. Klar, man kann das Fehlen auch anders erklären, es scheint aber eher auf ein tatsächliches Nichtvorhandensein von Sachsen zurückzuführen zu sein. Oder bedenken wir das Verschwinden der Chauken. Ein ewiges Problem. Es ließe sich mit Springer leicht lösen, man kann es aber auch anders erklären. Es bleiben natürlich immer noch Fragen, die Springer nicht löst. Was bedeutet der Name saxones? Woher kommt er? Was ist mit Saxnot/Seaxnet? Haben sich die saxones ab einem Zeitpunkt selbst so genannt? Dies müßte noch weiter untersucht werden.
Horst schrieb:
Cuxhaven und Stade liegen auf der linken Seite der Elbe, in oder an dem Landesteil Hadeln, der von den Sachsen, nach der Sage, durch eine List erobert wurde.
Diese List findet sich schon bei Beda. Es ist die Frage, ob die Sachsen immer so vorgingen oder ob hier nicht von Beda abgeschrieben wurde. Und eben erst seit dem 4. Jhd tritt sogenannte sächsisches Kulturgut dort verstärkt auf. Was haben die ptolemäischen Sachsen bis dorthin gemacht. Ich halt daher die Streichung der saxones bei Ptolemaios für richtig. Das heißt nicht, daß von Norden nicht verschiedene Gruppen zuwanderten, aber ebend keine Sachsen.
Horst schrieb:
Ptolemaios erwähnt die Kobanden/Kobander oder griechisch kouadoi. Das u kann mangels w-Laut(ehemaliges Digamma) sowohl u als auch w,v lauten. Damit muss kouadoi nicht kuadoi ausgesprochen werden, sondern kann genauso gut kowadoi gesprochen werden. Hinzu kommt das nasale n. Wir haben Asen und Ansen, Genserich und Geiserich etc. Das bedeutet kouadoi kann ebensogut kowadoi wie kowandoi ausgesprochen werden. Das w ist ebenfalls nicht immer eindeutig. So kommen die Aviones auch als Abiones vor. In der Linguistik schreibt man es bh. Damit kämen wir zu kobhadoi bzw. kobhandoi. Vielleicht erscheint das manchem zu kompliziert, aber es ist besser, als kouadoi mit Quaden wiederzugeben und diese dann mangels sächsischer Quaden einmal als Chauken ein anderes Mal als Chamaven wiederzugeben. Hinzu kommt, das im 3./4. Jhd einige Gruppen aus der jütischen Halbinsel zum Rhein vorstoßen. Warum sollte es rheinische Angel, Warnen, Heruler und Jüten geben, aber keine Kobanden?
 
beorna schrieb:
Ptolemaios erwähnt die Kobanden/Kobander oder griechisch kouadoi.
Das ist natürlich Blödsinn. Ptolemaios erwähnt zwar die Kobander/Kobanden, die Erwähnung der kouadoi um 358 wäre ihm allerdings schwergefallen. Es muß heißen: ... und Zosimos die kouadoi.
 
Doch die Angaben des Ptolemaios sind ebend nicht genauer/richtiger als die des Tacitus oder Plinius.
Ptolemäus siedelt die Sachsen dort an, wo sie nach den Bodenfunden zu jener Zeit zu vermuten sind.
Diese List findet sich schon bei Beda. Es ist die Frage, ob die Sachsen immer so vorgingen oder ob hier nicht von Beda abgeschrieben wurde.
Es handelt sich um die gleiche Sage, die eindeutige Bezüge zum Norden Deutschlands aufweist. Sie trifft nur scheinbar auch auf die Wanderung der Sachsen nach Britannien zu. Für diese Wanderung gibt es allerdings eine andere Sage: die Einladung durch Vortigern.
Das heißt nicht, daß von Norden nicht verschiedene Gruppen zuwanderten, aber ebend keine Sachsen.
Zur See und auf dem Lande boten die verschiedenartigen Züge der Sachsen Erfolgserlebnisse, die den Zusammenhalt der beteiligten Teile unter dem Namen der Sachsen gefördert haben werden. Der Führungsanteil und wohl auch der Führungsanspruch der Sachsen muß geradezu die Grundlage bei der Entstehung der neuen Verhältnisse im Norden Deutschlands gewesen sein (vgl. T. Capelle, Die Sachsen ..., S. 58).
 
Ptolemäus siedelt die Sachsen dort an, wo sie nach den Bodenfunden zu jener Zeit zu vermuten sind.

Hier würde ich vorsichtig sein; eine solche Aussage steht haarscharf am Rande des Zirkelschlusses. Soweit ich das übersehe, ist der geografische Sitz der Sachsen allein aus dem Text des Ptolemäus kaum auszumachen. So besteht die Gefahr, dass man eine namentlich nicht näher bekannte materielle Kultur einfach als Sachsen etikettiert, ohne genaue Indizien zu haben.
 
Ashigaru schrieb:
Hier würde ich vorsichtig sein; eine solche Aussage steht haarscharf am Rande des Zirkelschlusses. Soweit ich das übersehe, ist der geografische Sitz der Sachsen allein aus dem Text des Ptolemäus kaum auszumachen. So besteht die Gefahr, dass man eine namentlich nicht näher bekannte materielle Kultur einfach als Sachsen etikettiert, ohne genaue Indizien zu haben.
Da muß ich dir widersprechen, das steht nicht haarscharf am Rande, das ist ein Zirkelschluß.

Horst, ein wie auch immer gearteter Zusammenschluß der saxones erscheint mir nicht unwahrscheinlich. Er erfolgte meiner Meinung nach aber nicht auf der Wanderung bzw. auf Eroberungsfahrten. Die Engländer betrachteten sich auch nicht als ein Volk. Es gab Kenter, Westsachsen, Humbrier etc. Erst der Einigungsprozeß unter den bretwaldas und dann unter den Königsherrschaften, aber vor allem der Gegensatz zu den Dänen, Norwegern und Normannen, schweißte die Anglisaxones zu einem Volk. Für mich zwang die fränkische Bedrohung die saxones zur Zusammenarbeit. Diese erfolgte aber wohl erst im 7./8. Jahrhundert. Im Gegensatz zu Springer gehe ich noch von einer "Volksversammlung" aus, daraus muß aber noch nicht automatisch auf EIN Volk geschlossen werden.
 
Ashigaru schrieb:
Soweit ich das übersehe, ist der geografische Sitz der Sachsen allein aus dem Text des Ptolemäus kaum auszumachen. So besteht die Gefahr, dass man eine namentlich nicht näher bekannte materielle Kultur einfach als Sachsen etikettiert, ohne genaue Indizien zu haben.
In den letzten Jahrhunderten vor der Zeitrechnung beginnt sich auf den Geestgebieten von der Unterweser bis zu den Nordfriesischen Inseln im Fundgut der Altertumsforscher ein zusammengehöriger Kreis von Gestaltungen abzuzeichnen. Dieser wird vor allem bis in das dritte Jahrhundert anhand von Tongefäßen sichtbar. Abweichend davon, greifen nordelbische Merkmale, die in der Folge als sächsisch geprägt gelten, über die Elbe. Diese Merkmale finden sich in dem Raum, der nach der Nennung bei Ptolemäus von den Sachsen besiedelt gewesen sein soll. Zur Zeit des Alexandriners werden die Sachsen erstmals greifbar als Nachbarn der linkselbischen Chauken bis zur Landenge der Kimbrischen Halbinsel, das heißt rechts der Unterelbe.
beorna schrieb:
Die Engländer betrachteten sich auch nicht als ein Volk.
Die Namensgebung in Großbritannien (Essex, Wessex) deutet an, daß die dortigen Sachsen schon zur Zeit der Überfahrt ein Bewußtsein für eine gemeinsame Herkunft aus dem Stamm der Sachsen hatten.
beorna schrieb:
Für mich zwang die fränkische Bedrohung die saxones zur Zusammenarbeit. Diese erfolgte aber wohl erst im 7./8. Jahrhundert.
Professor Dr. Horst Wolfgang Böhme, Universität Marburg, vertritt die irrige Ansicht, die Sachsen als politische Einheit - und nicht als Ergebnis sog. ethnischer Überschichtung und Eroberung - sei offensichtlich eine Schöpfung Karls des Großen. Bezeichnenderweise taucht auch der Name „Saxonia" seiner Meinung nach erst im 9. Jahrhundert auf, als das „Land Sachsen" einen Teil des Karolingerreiches bildete (vgl. http://www.ltsich.niedersachsen.de/Aktuelles/landesgeschichte/vortragssammlung/018a_100504.htm).
 
Professor Dr. Horst Wolfgang Böhme, Universität Marburg, vertritt die irrige Ansicht, die Sachsen als politische Einheit - und nicht als Ergebnis sog. ethnischer Überschichtung und Eroberung - sei offensichtlich eine Schöpfung Karls des Großen.
Mir ist nicht ganz klar, was du mit "ethnischer Überschichtung" meinst. Ansonsten bin ich auch der Meinung, dass es eine wirkliche Zusammenarbeit zwischen den sächsischen Adligen erst im Zuge der Sachsenkriege ab 772 gab.

Bezeichnenderweise taucht auch der Name „Saxonia" seiner Meinung nach erst im 9. Jahrhundert auf, als das „Land Sachsen" einen Teil des Karolingerreiches bildete
Das ist möglich; die Fredegar-Chronik erwähnt die "Saxonia" noch nicht, die Annales Mettenses (geschrieben wohl 805) schon, wobei sie sich allerdings durchaus auch auf ältere Ereignisse beziehen. Auch wenn vielleicht der Begriff "Saxonia" erst um 800 entstand (mit der Eingliederung des Gebietes ins Reich), so bin ich der Meinung, dass Sachsen bereits als Territorium und auch vor Karl dem Großen schon als feindliches Gebiet angesehen wurde. Dies wird vor allem aus der Bonifatius-Vita des Willibald deutlich, aber auch Bonifatius selbst hat offenbar einen Missionsaufruf für die Sachsen gestartet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Capitulatio de partibus Saxoniae ist schon im achten Jahrhundert, im Jahr 782, entstanden; wobei es sich nicht um die erste oder einzige Erwähnung des Begriffes Saxonia handelt. Die Nachricht über die für Sachsen getroffenen Maßregeln erscheint in Ann. Mosell.=Lauresh.=Chr. Moiss.: Habuit conventum magnum exercitus sui in Saxonia ad Lippiabrunnen et constituit super eam comites ex nobilissimis Saxonum genere (in Ann. Maxim. der unverbürgte Zusatz: ex nobilibus Francis atque Sax.).
Schon Ammianus Marcellinus berichtet: Unter dem dritten Konsulat der Kaiser verließ eine Horde von Sachsen ihr Gebiet und ging, nachdem sie die Gefahren des Meeres überstanden hatte, in Eilmärschen auf das römische Gebiet los. Bezogen auf denselben Vorgang schildert Paulus Orosius die Sachsen als ein Volk, das am Gestade des Meeres und in unzugänglichen Sümpfen wohnt und durch seine Tapferkeit und Beweglichkeit gefürchtet ist.
Beda berichtet von der Landnahme in Britannien, und sagt: Sie entstammen drei der mächtigsten Stämme Germaniens, den Sachsen, Angeln und Jüten. ... Von den Sachsen, d.h. aus dem Gebiet, das jetzt das der Altsachsen genannt wird, stammen die Ostsachsen, Südsachsen und Westsachsen ab. Einhard deutet später in der Vita Karoli Magni an, daß die Sachsen wie fast alle germanischen Stämme waren. Der heilige Mann Liafwin kannte die Abneigung der Sachsen gegen jede königliche Herrschaft. König bei den Altsachsen wird daher erst der Herzog Heinrich, der Vater Ottos des Großen.
Im Jahr 746 begab Grifo sich, begleitet von vielen fränkischen Jünglingen vornehmer Geschlechter, in fürstlicher Pracht über den Rhein und verband sich mit den Sachsen. Es wird berichtet: Er (Pippin) nahm noch einmal den Herzog Theodorich gefangen und unterjochte mit Hilfe eines wendischen Heeres die sogenannten Nordschwaben, die in die östlichen Sitze der Sachsen gerückt waren. ... Die Sachsen hinderte dies auch nicht, dem Ruf ihrer Anführer zu folgen, wenn sich eine erneute günstige Gelegenheit für ein Raubunternehmen in die fränkischen Gebiete ergab.
 
Horst schrieb:
Die Capitulatio de partibus Saxoniae ist schon im achten Jahrhundert, im Jahr 782, entstanden; wobei es sich nicht um die erste oder einzige Erwähnung des Begriffes Saxonia handelt. Die Nachricht über die für Sachsen getroffenen Maßregeln erscheint in Ann. Mosell.=Lauresh.=Chr. Moiss.: Habuit conventum magnum exercitus sui in Saxonia ad Lippiabrunnen et constituit super eam comites ex nobilissimis Saxonum genere (in Ann. Maxim. der unverbürgte Zusatz: ex nobilibus Francis atque Sax.).
Schon Ammianus Marcellinus berichtet: Unter dem dritten Konsulat der Kaiser verließ eine Horde von Sachsen ihr Gebiet und ging, nachdem sie die Gefahren des Meeres überstanden hatte, in Eilmärschen auf das römische Gebiet los. Bezogen auf denselben Vorgang schildert Paulus Orosius die Sachsen als ein Volk, das am Gestade des Meeres und in unzugänglichen Sümpfen wohnt und durch seine Tapferkeit und Beweglichkeit gefürchtet ist.
Beda berichtet von der Landnahme in Britannien, und sagt: Sie entstammen drei der mächtigsten Stämme Germaniens, den Sachsen, Angeln und Jüten. ... Von den Sachsen, d.h. aus dem Gebiet, das jetzt das der Altsachsen genannt wird, stammen die Ostsachsen, Südsachsen und Westsachsen ab. Einhard deutet später in der Vita Karoli Magni an, daß die Sachsen wie fast alle germanischen Stämme waren. Der heilige Mann Liafwin kannte die Abneigung der Sachsen gegen jede königliche Herrschaft. König bei den Altsachsen wird daher erst der Herzog Heinrich, der Vater Ottos des Großen.
Im Jahr 746 begab Grifo sich, begleitet von vielen fränkischen Jünglingen vornehmer Geschlechter, in fürstlicher Pracht über den Rhein und verband sich mit den Sachsen. Es wird berichtet: Er (Pippin) nahm noch einmal den Herzog Theodorich gefangen und unterjochte mit Hilfe eines wendischen Heeres die sogenannten Nordschwaben, die in die östlichen Sitze der Sachsen gerückt waren. ... Die Sachsen hinderte dies auch nicht, dem Ruf ihrer Anführer zu folgen, wenn sich eine erneute günstige Gelegenheit für ein Raubunternehmen in die fränkischen Gebiete ergab.
Hier liegt der Haase im Pfeffer. Ein "sächsischer Herzog" Theoderich herrschte also über die Nordschwaben, die in die östlichen Sitze der Sachsen gerückt waren. Was war denn das für ein Volk der Nordschwaben, welches dem Expansionsdruck der Sachsen wiederstand und sogar deren östliches Gebiet besiedelte.
Aufklärung gibt es, wie schon mehrfach erwähnt, in "Die Origo gentis Swevorum", Dissertation von Hermann Stöbe, Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Im übrigen war Heinrich nicht König von Sachsen, sondern König des deutschen Reiches. Spätestens seit Karl galt in ganz Sachsen uneingeschränkte Königsherrschaft des Fränkischen Reiches, die es vorher formell auch schon gab.
 
Ja, es heißt Angeln, Jüten und Sachsen hätten Britannien erobert. Doch das stimmt ebend nur zum Teil. Es gibt erhebliche fränkische und friesische Einflüsse. Diese werden von Beda nicht erwähnt. Zudem zeigen die Schiffgräber von Sutton Hoo, daß die Angeln zu dieser Zeit Könige besaßen, die zumindest stark unter skandinavischem d.h. schwedischem Einfluß standen (wenn ich mal der Einfachheit halber von Schweden sprechen darf). Zudem gab es keine Besatzungszonen, d.h. Britannien wurde nicht unter Angeln, Sachsen und Jüten aufgeteilt. Nicht zuletzt gelten Hengist und Horsa abwechselnd als Sachsen, Friesen und Jüten. Das allein zeigt, daß die ethnische Zugehörigkeit nicht immer klar war oder eher selten klar war. Zudem kann nicht davon ausgegangen werden, daß die erobernden Gruppen ethnisch homogen waren. Daher kannst du dich ebendso von der althergebrachten britischen, wie von der sächsischen trennen. Zudem, wenn man von der Namensgebung in Britannien ausgeht, dann erhält man, Westsachsen, Südsachsen, Mittelsachsen und Ostsachsen. Der Name der Altsachsen taucht zu dieser Zeit nicht auf. Wenn die Ostsachsen in Essex saßen, wie sollten sich dann die Altsachsen nennen?
Zudem finde ich Böhmes Aufsatz überhaupt nicht irrig. Zwar sieht er die Sachsen als Küstenvolk, im Gegensatz zu Springer, der sie als gens gänzlich ablehnt, doch beide halten die Erwähnung bei Ptolemaios für irrig. Beide kommen zu dem Schluß, das das eigentliche Sachsen und die Geschichte eines sächsischen Volkes erst mit Karls Eroberungszügen beginnt.
 
Strupanice schrieb:
Im übrigen war Heinrich nicht König von Sachsen, sondern König des deutschen Reiches. Spätestens seit Karl galt in ganz Sachsen uneingeschränkte Königsherrschaft des Fränkischen Reiches, die es vorher formell auch schon gab.
Franken und Sachsen wählten den sächsischen Herzog Heinrich im Jahr 919 in Fritzlar zum König, das gab es zuvor noch nicht.
beorna schrieb:
Diese werden von Beda nicht erwähnt.
Beda erwähnt die Sachsen, und meint einen mächtigen germanischen Stamm.
beorna schrieb:
Zudem, wenn man von der Namensgebung in Britannien ausgeht, dann erhält man, Westsachsen, Südsachsen, Mittelsachsen und Ostsachsen. Der Name der Altsachsen taucht zu dieser Zeit nicht auf.
Willst du damit sagen, die Sachsen seien von den britischen Inseln gekommen?
beorna schrieb:
Beide kommen zu dem Schluß, das das eigentliche Sachsen und die Geschichte eines sächsischen Volkes erst mit Karls Eroberungszügen beginnt.
Die Quellen vermitteln etwas ganz anderes; vgl. beispielsweise die Feldzüge Pippins des Jüngeren gegen die Sachsen. Im übrigen unterscheidet man doch gerade seit der Zeit Karls des Großen zwischen Westfalen, Ostfalen, Engern und den Nordalbingern.
 
Horst schrieb:
Franken und Sachsen wählten den sächsischen Herzog Heinrich im Jahr 919 in Fritzlar zum König, das gab es zuvor noch nicht.
Was hat das eine mit dem anderen zu tun. Trotzdem war auch Thüringen, Baiern, Schwaben usw. Teil dieses Reiches waren an der Wahl beteiligt. Mal als Analalogie: nur weil unsere "Kanzlerin" aus MV kommt ist sie doch nicht die Kanzlerin von MV sondern von ganz Deutschland ?
Horst schrieb:
Die Quellen vermitteln etwas ganz anderes; vgl. beispielsweise die Feldzüge Pippins des Jüngeren gegen die Sachsen. Im übrigen unterscheidet man doch gerade seit der Zeit Karls des Großen zwischen Westfalen, Ostfalen, Engern und den Nordalbingern.
Gerade diese Einteilung deutet doch eindeutig auf fränkische Reichsstrukturen hin, auch wenn der direkte Zugriff durch anhaltende Rebellionen und abtrünnige Herzöge seit längerer Zeit nicht mehr gegeben war. Eine sächsische Gentilordnung würde sich ausschießlich durch Kleinkönigreiche darstellen, so wie sie bei allen Stämmen dieser Zeit vorhanden waren.
Die dargestellt Struktur herzöglicher Machtbefugnisse setzt eine Zentralgewalt voraus. Die Geschichten der Stammesversammlungen sind bisher nicht nachgewiesen und spiegeln auch wiederum eine an die Fränkische und frühdeutsche Reichsstruktur angelehnte Überlieferung wider. Da haben wohl die Chronisten viel für sie Unverständliches aufgefunden und haben es versucht, mit ihrem Erkenntnishorizont und aus der aktuellen Sicht der Dinge diese in ihr Weltbild passend einzufügen.
 
Horst schrieb:
Beda erwähnt die Sachsen, und meint einen mächtigen germanischen Stamm.
Könntest du mir bitte sagen, wo Beda von einem mächtigen Stamm spricht, dann muß ich die Stelle nicht so lange suchen. Seine Aussagen über die festländischen Sachsen lassen eine genaue Kenntnis ihrer Verhältnisse aber nicht vermuten.
Horst schrieb:
Willst du damit sagen, die Sachsen seien von den britischen Inseln gekommen?
Nein, daß will ich nicht sagen, auch wenn es so z.T. überliefert ist. Ich wollte damit nur andeuten, daß zwischen den saxones in Britannien und den festländiscen saxones ein Unterschied besteht. Das heißt nicht, daß unter den britischen saxones nicht auch festländische saxones gewesen sind. Es wird sogar ein beträchtlicher Teil gewesen sein, aber es waren nicht Mitglieder des Volkes der Sachsen.
Horst schrieb:
Die Quellen vermitteln etwas ganz anderes; vgl. beispielsweise die Feldzüge Pippins des Jüngeren gegen die Sachsen. Im übrigen unterscheidet man doch gerade seit der Zeit Karls des Großen zwischen Westfalen, Ostfalen, Engern und den Nordalbingern.
Nun, das Auftreten der Herrschaften/Heerschaften ist ein viel und kontrovers diskutiertes Thema. Was sind sie? Sind sie, wie Strupanice schreibt, Ausdruch fränkischer Reichsstrukturen? Es ist schwer hierüber etwas genaues zu sagen. Wenn man aber davon ausgeht, daß Sachsen ebvend keine politische Einheit vor Karl bildete bzw. nur eine lose, dann könnten die herescephe die Kleinreiche der saxones darstellen. Es wäre auch möglich, daß diese herescephe Folge fränkischer Aggression waren. Diese Gebilde sind alle Grenznah, über den nördlichen Raum der saxones sind wir nur unzureichend unterrichtet. Über die politische Struktur des nordalbingischen Raumes wissen wir noch weniger. Das heißt also, daß man aufgrund einer Unterteilung der saxones in herescephe, nicht auf einen Gesamtstaat folgern kann.
 
Strupanice schrieb:
Trotzdem war auch Thüringen, Baiern, Schwaben usw. Teil dieses Reiches, waren sie an der Wahl beteiligt.
Darum geht es nicht, sondern um die Abneigung der Sachsen gegen Könige. Was du sagst, bedeutet doch nur eine Zustimmung zu dieser Abneigung, da andernfalls Könige der Sachsen bezeugt sein müßten. Nun wirst du auf die fränkischen Könige verweisen, doch deren Herrschaft über die Sachsen ist vor Karl dem Großen eben nicht bezeugt.
Strupanice schrieb:
Da haben wohl die Chronisten viel für sie Unverständliches aufgefunden und haben es versucht, mit ihrem Erkenntnishorizont, und aus der aktuellen Sicht der Dinge, diese in ihr Weltbild passend einzufügen.
Einhard, der schließlich ein Zeitzeuge war, berichtet: Er (Karl) vergrößerte das Frankenreich, das er bereits groß und stark von seinem Vater Pippin übernommen hatte, fast um das Doppelte. Vorher reichte die Oberherrschaft der Franken über den Teil Galliens, der zwischen Rhein und Loire, dem Ozean und dem balearischen Meer liegt; und über den Teil Germaniens, der von den sogenannten Ostfranken bewohnt wird und der an Sachsen und die Donau, den Rhein und die Saale grenzt (die Saale trennt die Thüringer von den Sorben); und schließlich über das Land der Alemannen und Bayern.
beorna schrieb:
Könntest du mir bitte sagen, wo Beda von einem mächtigen Stamm spricht, dann muß ich die Stelle nicht so lange suchen.
Im 15. Kapitel von Bedas Kirchengeschichte werden die Herkunft und die Landnahme der Einwanderer kurz geschildert.
beorna schrieb:
Das heißt nicht, daß unter den britischen saxones nicht auch festländische saxones gewesen sind. Es wird sogar ein beträchtlicher Teil gewesen sein, aber es waren nicht Mitglieder des Volkes der Sachsen.
Ist das nicht widersprüchlich?
beorna schrieb:
Nun, das Auftreten der Herrschaften/Heerschaften ist ein viel und kontrovers diskutiertes Thema. Was sind sie? Sind sie, wie Strupanice schreibt, Ausdruck fränkischer Reichsstrukturen?
Sollte das so zu verstehen sein, dann kann das wegen der ersten Erwähnung erst seit Karl dem Großen so gewesen sein. Strupanice geht aber offensichtlich davon aus, daß der fränkische Aufbau schon seit Theudebert Bestand hatte.
beorna schrieb:
Wenn man aber davon ausgeht, daß Sachsen ebend keine politische Einheit vor Karl bildete bzw. nur eine lose, dann könnten die herescephe die Kleinreiche der saxones darstellen.
Wer berichtet denn überhaupt von solchen Kleinreichen, oder davon, daß die Sachsen nicht einheitlich auftraten?
 
1) Eine Abneigung der Sachsen gegen Könige ist absoluter Quatsch. Es gab in Sachsen immer Herrscher und Beherrschte. Das Herrscher nur ungern andere Herrscher über sich sehen ist klar, das hat aber nichts mit der Ablehnung gegen das Königtum zu tun. Zudem ist nur ausgesagt, daß die Sachsen zu Kriegszeiten einen zum Führer machten. Das heißt 1) nicht, daß diese in Friedenszeiten nicht auch über kleinere principes, satrapae herrschten und 2) ist es sowieso falsch, da die Sachsen in Brun, Hessi und Widukind mindestens drei duces hatten

2) Beda schreibt im 1. Drittel des 8. Jhds. Also rund 300 Jahre nach der Einwanderung der saxones. Zu dieser Zeit mag es, wie ich oben schrieb, schon einen wie auch immer gearteten Bund der festländischen saxones gegen das Frankenreich gegeben haben. Diese waren Beda bekannt. Zudem wußte er sehr wahrscheinlich, daß die britischen saxones über das Meer gekommen waren. Wie anders, als daß die mächtigen Sachsen und Angeln über das Meer als Altsachsen gekommen waren, konnte es für ihn aussehen? Über die tatsächlichen Umstände der Wanderung sagt das nichts aus. Wenn Beda wirklich Ahnung davon gehabt hätte, wie hätte er dann die Friesen unterschlagen können?

3) Ob das nicht widersprüchlich ist? Nein. Du übersetzt saxones stets als Sachsen und verstehst darunter das Volk der Sachsen. Mal abgesehen davon, daß die Bedeutung der Begriffe sahsnotas und saxones unsicher und umstritten sind, man sollte dieses Wort eher verwenden wie die Begriffe Wikinger und Seeräuber. Dann hieße es: "Das heißt nicht, daß unter den britischen Seeräubern nicht auch festländische Seeräuber gewesen sind. Es wird sogar ein beträchtlicher Teil gewesen sein, aber es waren nicht Mitglieder des Volkes der Sachsen ....denn ein solches Volk existierte um 450 noch nicht.

4) Über die herescepe ist zu wenig bekannt, daher ist eine sichere Aussage hier nicht zu treffen.

5) Die Sachsen erscheinen in fränkischen Quellen als ein Volk. Wenn man aber das Ganze genau betrachtet, dann kann das so nicht stimmen. An Verträge die Karl mit angeblich den Sachsen schließt hält sich immer nur die betreffende Gruppe. Mich erinnert das immer ein bischen an die USA und die Indianerkriege. Dort verhandelte man mit einer Gruppe und verlangte dann von allen anderen Gruppen oder Stämmen, daß diese sich an die Verträge hielten. Verging sich Gruppe A am Vertrag, man konnte ihrer aber nicht habhaft werden, bestrafte man auch mal gerne Gruppe B. Dieses Verhalten erkennt man auch für Karl und die Sachsen. Hier tritt kein Sachse für ganz Sachsen auf, auch nicht Widukind. Die nördlichen saxones scheinen so auch Anfangs gar nicht in den Konflikt involviert zu sein. Wären die Sachsen ein Volk, dann hätten sicherlich alle Sachsen gleich Gewehr bei Fuß bzw. Speer bei Fuß gestanden. Da fällt mir gerade noch Cäsar ein. In seinem B.G. geht er ebenfalls so vor.
 
beorna schrieb:
Zudem ist nur ausgesagt, daß die Sachsen zu Kriegszeiten einen zum Führer machten.
Liafwin sagt angeblich vor der Stammesversammlung in Marklo: Oh Sachsen, Gott hat mir befohlen, diese Gesandtschaft auszurichten: So wie ihr, Sachsen, bis jetzt keinen König über euch gehabt habt, wird es auch in Zukunft keinen König geben, der euch beherrschen und unterwerfen kann. Ein König von jener Art, wie ihr euch Könige vorstellt, bisher aber nicht geduldet habt, wird der himmlische König, der euch überwindet und euch sich untertan macht, nicht sein.
beorna schrieb:
Das heißt 1) nicht, daß diese in Friedenszeiten nicht auch über kleinere principes, satrapae herrschten und 2) ist es sowieso falsch, da die Sachsen in Brun, Hessi und Widukind mindestens drei duces hatten.
Unter den Sachsen gab es Edlinge, die das Ansehen ihrer Abstammung von göttlichen Wesen herleiteten. Karl hat sein Heer des öfteren aufgeteilt; so handelten gewiß auch die Sachsen im Jahr 775. Im Jahr 782 wurde das fränkische Heer von vier Heerführern geführt. In diesem Jahr tritt Widukind als Heerführer aller Sachsen auf, denn es wird in den Einhard-Annalen berichtet: Als die jedoch den ihnen gewordenen Auftrag auszuführen in das sächsische Gebiet kamen, hörten sie, daß die Sachsen nach dem Rate Widukinds sich zum Krieg gegen die Franken gerüstet hätten.
beorna schrieb:
Beda schreibt im 1. Drittel des 8. Jhds. Also rund 300 Jahre nach der Einwanderung der saxones. Zu dieser Zeit mag es, wie ich oben schrieb, schon einen wie auch immer gearteten Bund der festländischen saxones gegen das Frankenreich gegeben haben.
Beda schildert die Sachsen als von einem Stamm herrührend, was auch dreihundert Jahre später noch gegenwärtig war.
beorna schrieb:
Wie anders, als daß die mächtigen Sachsen und Angeln über das Meer als Altsachsen gekommen waren, konnte es für ihn aussehen?
In Britannien waren die Sachsen also mächtig, aber auf dem Festland waren sie in ihrem ursprünglichen Land Schwächlinge, die in Kleinreiche zerstritten waren, aber niemand hat es berichtet?
beorna schrieb:
Wenn Beda wirklich Ahnung davon gehabt hätte, wie hätte er dann die Friesen unterschlagen können?
Die Bedeutung der Friesen in Britannien wird nicht sonderlich groß gewesen sein; auch sind sie offenbar eben nicht mit den Angeln, Jüten und Sachsen nach Britannien gekommen.
beorna schrieb:
Mal abgesehen davon, daß die Bedeutung der Begriffe sahsnotas und saxones unsicher und umstritten sind, man sollte dieses Wort eher verwenden wie die Begriffe Wikinger und Seeräuber.
Aus keiner Quelle geht hervor, daß die Seeräuber als Sachsen bezeichnet wurden, sondern stets waren es Sachsen, die als Seeräuber bezeichnet wurden. Der Vergleich mit den Wikingern hinkt, denn es gab Dänen, die keine Wikinger waren.
beorna schrieb:
An Verträge die Karl angeblich mit den Sachsen schließt hält sich immer nur die betreffende Gruppe.
Es sind die Edlinge, mit denen Karl Verträge schließt. Karl schloß mit Hessi, für die Ostfalen, mit Brun, für die Engern, und mit westfälischen Häuptlingen, für die Westfalen, Verträge, an die sich Widukind nicht gebunden fühlte; wie wohl auch eine Mehrheit der Sachsen dieses Verhalten verachtete und die frankenfreundlichen Sachsen aus dem Land vertrieb.
beorna schrieb:
Die nördlichen saxones scheinen so auch Anfangs gar nicht in den Konflikt involviert zu sein.
Das scheint nur so, denn Widukind und Abbi befinden sich im Jahr 785 in dem Sachsenland jenseits der Elbe.
beorna schrieb:
Wären die Sachsen ein Volk, dann hätten sicherlich alle Sachsen gleich Gewehr bei Fuß bzw. Speer bei Fuß gestanden.
Was du für die Sachsen forderst, mußt du auch für die Franken fordern. Waren also die Franken kein Volk, weil ein Teil von ihnen nicht gegen die Sachsen, Sarazenen oder Langobarden zog?
 
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Horst schrieb:
Darum geht es nicht, sondern um die Abneigung der Sachsen gegen Könige. Was du sagst, bedeutet doch nur eine Zustimmung zu dieser Abneigung, da andernfalls Könige der Sachsen bezeugt sein müßten. Nun wirst du auf die fränkischen Könige verweisen, doch deren Herrschaft über die Sachsen ist vor Karl dem Großen eben nicht bezeugt.

Du bringst da meine Aussagen durcheinander. Die "Kleinkönigreiche" haben nur bis um 500 existiert. Spätestens mit dem Konflikt Franken/Thüringen sind diese in den jeweiligen Konfliktparteien aufgegangen bzw. nach 531 unter fränkische Gewalt gelangt, die, wie die Quellen es berichten, erst durch Karl fest integriert werden konnten. Allerdings gab es ab dieser Zeit eben Herzöge, die, genau wie in Thüringen und Bayern versuchten, ihre eigenen Wege zu gehen und eine möglichst autonome Stellung zu erreichen. Diese "Kleinkönigreiche" gab es auch unter den Thüringern, bis es zu einer Konzentration der Macht im Zusammenhang des Thüringische/Gotischen Gegenpols gegen den fränkischen Expansionsdrang kam. So handelt es sich z.B. bei Hessi und Widukind usw. höchstwahrscheinlich um fränkische Herzöge, die natürlich ethnisch einem der Stämme des Gebietes des heutigen "Niedersachsen" entsprungen sein können.

Horst schrieb:
Einhard, der schließlich ein Zeitzeuge war, berichtet: Er (Karl) vergrößerte das Frankenreich, das er bereits groß und stark von seinem Vater Pippin übernommen hatte, fast um das Doppelte. Vorher reichte die Oberherrschaft der Franken über den Teil Galliens, der zwischen Rhein und Loire, dem Ozean und dem balearischen Meer liegt; und über den Teil Germaniens, der von den sogenannten Ostfranken bewohnt wird und der an Sachsen und die Donau, den Rhein und die Saale grenzt (die Saale trennt die Thüringer von den Sorben); und schließlich über das Land der Alemannen und Bayern.

Wie verallgemeinert diese Aussage ist, zeigt sich ja daran, daß die Saale zu keiner Zeit die Thüringer von den Sorben trennte. Genau diese Parallelentwicklung, wie bei den Sachsen erfolgte bei den Sorben. Die ansich relativ unabhängigen slawischen Kleingaue, die ebenfalls von "Kleinkönigen"( oder wie man es auch immer benennen will in einer spätgentilen, frühfeudalen Gesellschaft) beherrscht wurden, sind im Zuge der Einverleibung ins Frankenreich zu einer Art "Nation" zusammengeschweißt worden, die dann allgemein als "Sorben" bezeichnet wurde. Je mehr das Frankenreich nach Osten griff, um so mehr wurden zuvor teilweise sogar sprachlich und ethnisch unterschiedliche Stämme in diesen Sammelbegriff "Sorben" integriert. Im Späten 9. Jh./Anfang 10. Jh. galten alle Stämme zwischen Harz/Thüringer Wald und Oder/Neiße als "Sorben", obwohl die wenigsten etwas miteinander gemein hatten. Diese gemeinsame Kultur entwickelte sich erst innerhalb des Fränkischen/Deutschen Reich.
 
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Horst schrieb:
Liafwin sagt angeblich vor der Stammesversammlung in Marklo: Oh Sachsen, Gott hat mir befohlen, diese Gesandtschaft auszurichten: So wie ihr, Sachsen, bis jetzt keinen König über euch gehabt habt, wird es auch in Zukunft keinen König geben, der euch beherrschen und unterwerfen kann. Ein König von jener Art, wie ihr euch Könige vorstellt, bisher aber nicht geduldet habt, wird der himmlische König, der euch überwindet und euch sich untertan macht, nicht sein.
Ja und er prophezeit, daß ein König kommen wird der die Sachsen unterwirft wenn sie nicht Christen werden. Zum einen hatte ich schon darauf hingewiesen, daß es auch christliche Sachsen gab, zum anderen war Liafwin wohl ein Hellseher, daß er die Eroberung Sachsens durch Karl schon vorhersagen konnte. Ach nein, die Erzählung stammt ja aus der Zeit nach der Eroberung. Heiligenviten zu vertrauen ist genauso ratsam wie Politikern zu trauen.:rofl:

Horst schrieb:
Unter den Sachsen gab es Edlinge, die das Ansehen ihrer Abstammung von göttlichen Wesen herleiteten. Karl hat sein Heer des öfteren aufgeteilt; so handelten gewiß auch die Sachsen im Jahr 775. Im Jahr 782 wurde das fränkische Heer von vier Heerführern geführt. In diesem Jahr tritt Widukind als Heerführer aller Sachsen auf, denn es wird in den Einhard-Annalen berichtet: Als die jedoch den ihnen gewordenen Auftrag auszuführen in das sächsische Gebiet kamen, hörten sie, daß die Sachsen nach dem Rate Widukinds sich zum Krieg gegen die Franken gerüstet hätten.

Und was sagt das? Die Franken unterscheiden nicht zwischen den schsischen Gruppen, wieso sollten sie es dann hier tun?

Horst schrieb:
Beda schildert die Sachsen als von einem Stamm herrührend, was auch dreihundert Jahre später noch gegenwärtig war.
Die Erwähnung von Hengist und Horsa, deutet doch eher darauf, daß er von der Landung keine genauen Angaben hatte. Diese nahmen sind so wie Raus und Raptus oder Ambri und Assi. Sie sind nicht in jedem Fall wertlos, aber so wie sie erwähnt werden halt nicht historisch. Zudem ist doch die Frage, woher Beda seine Kenntnisse über Altsachsen hatte. Direkt aus Altsachsen oder aus fränkischen Quellen? Das ist doch sehr spekulativ.

Horst schrieb:
In Britannien waren die Sachsen also mächtig, aber auf dem Festland waren sie in ihrem ursprünglichen Land Schwächlinge, die in Kleinreiche zerstritten waren, aber niemand hat es berichtet?
Die Langobarden waren einst ein kleines Volk, die Goten wurden von den Hunnen vernichtet und vertrieben etc. Der Grund warum saxones in Britannien mächtig wurden, liegt doch daran, daß das gesellschaftlich-politische System nach dem Verlassen der Römer zusammengebrochen war. Und es ist doch auch nicht so, daß die Saxhsen nach dem Motto kamen: Veni, vidi, vici. Der Prozeß der Eroberung Britanniens dauerte Jahrzehnte oder Jahrhunderte. Die Ausgangsbedingungen für die kontinentalen saxones waren ganz anders und ebend schlechter. Da ist überhaupt kein Widerspruch.

Horst schrieb:
Die Bedeutung der Friesen in Britannien wird nicht sonderlich groß gewesen sein; auch sind sie offenbar eben nicht mit den Angeln, Jüten und Sachsen nach Britannien gekommen.
Und weil die friesische Beteiligung so gering war, hat man die sogenannte anglo-friesische Sprache erschlossen?! Zudem gehst du davon aus, daß die Jüten, Angel, Sachsen direkt von zuhause losgepaddelt sind nach Britannien. Es gab seit Jahrzehnten schon Stützpunkte von saxones, von Angeln, Jüten, Herulern, Thüringern, Swaefe, Warnen ... an der französischen Atlantikküste. Diese Gruppen waren nicht homogen, genausowenig wie die saxones überhaupt. Archäologische Untersuchungen, beweisen zudem, daß die Ansiedlung in Britannien ebend nicht nach den drei Volksgruppen verliefen und daß auch aus Skandinavien starke Einflüsse stammten.
Horst schrieb:
Aus keiner Quelle geht hervor, daß die Seeräuber als Sachsen bezeichnet wurden, sondern stets waren es Sachsen, die als Seeräuber bezeichnet wurden. Der Vergleich mit den Wikingern hinkt, denn es gab Dänen, die keine Wikinger waren.
Die saxones werden wohl als Seeräuber bezeichnet, wie anders sollte man ihre Plünderungszüge nennen? Daher kann saxones Synonym für Pirat/seeräuber sein, es muß natürlich nicht. Die Wikinger sind sehr wohl ein gutes Beispiel. Es können nämlich Dänen sein, sehr gut. Und Norweger, bzw. vor der Reichseinigung Völker aus dem späteren Norwegen und Svear und Götar. Genau wie bei den Sachsen.
Horst schrieb:
Es sind die Edlinge, mit denen Karl Verträge schließt. Karl schloß mit Hessi, für die Ostfalen, mit Brun, für die Engern, und mit westfälischen Häuptlingen, für die Westfalen, Verträge, an die sich Widukind nicht gebunden fühlte; wie wohl auch eine Mehrheit der Sachsen dieses Verhalten verachtete und die frankenfreundlichen Sachsen aus dem Land vertrieb.
Die sächsischen Edelinge haben sich durch frankenfreundliche Sachsen mit Recht bedroht gefühlt. Daher ging man nach Möglichkeit gegen sie vor. Genauso wie umgekehrt. Wenn Sachsen einheitlich war, warum haben sie dann nicht die Volksversammlung einberufen und dort über Frieden verhandelt? Die Volksversammlung hatte halt keine Macht über die einzelnen principes/satrapae. Gerade das bestätigt Springer in seinen Ausführungen
Horst schrieb:
Das scheint nur so, denn Widukind und Abbi befinden sich im Jahr 785 in dem Sachsenland jenseits der Elbe.
Ja, sie sind geflohen. Was besagt das für die Einheit der Sachsen? Gar nichts. Widukind floh auch nach Dänemark. Sind die Dänen auch Sachsen?
Horst schrieb:
Was du für die Sachsen forderst, mußt du auch für die Franken fordern. Waren also die Franken kein Volk, weil ein Teil von ihnen nicht gegen die Sachsen, Sarazenen oder Langobarden zog?
Also das ist doch Blödsinn. Entschuldigung! Die Franken führten einen Feldzug gegen Sachsen bzw. gegen das was sie für Sachsen hielten. Da war jetzt nicht die gesamte Reichsbevölkerung aufgerufen nach Sachsen zu ziehen. Bei den Sachsen scheinen die nördlichen Gruppen aber anfangs gar nicht in den Konflikt eingebunden zu sein. Der Verdacht liegt nahe, daß sie sich nicht angegriffen fühlten, oder?
 
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