Horst schrieb:
Liafwin sagt angeblich vor der Stammesversammlung in Marklo: Oh Sachsen, Gott hat mir befohlen, diese Gesandtschaft auszurichten: So wie ihr, Sachsen, bis jetzt keinen König über euch gehabt habt, wird es auch in Zukunft keinen König geben, der euch beherrschen und unterwerfen kann. Ein König von jener Art, wie ihr euch Könige vorstellt, bisher aber nicht geduldet habt, wird der himmlische König, der euch überwindet und euch sich untertan macht, nicht sein.
Ja und er prophezeit, daß ein König kommen wird der die Sachsen unterwirft wenn sie nicht Christen werden. Zum einen hatte ich schon darauf hingewiesen, daß es auch christliche Sachsen gab, zum anderen war Liafwin wohl ein Hellseher, daß er die Eroberung Sachsens durch Karl schon vorhersagen konnte. Ach nein, die Erzählung stammt ja aus der Zeit nach der Eroberung. Heiligenviten zu vertrauen ist genauso ratsam wie Politikern zu trauen.:rofl:
Horst schrieb:
Unter den Sachsen gab es Edlinge, die das Ansehen ihrer Abstammung von göttlichen Wesen herleiteten. Karl hat sein Heer des öfteren aufgeteilt; so handelten gewiß auch die Sachsen im Jahr 775. Im Jahr 782 wurde das fränkische Heer von vier Heerführern geführt. In diesem Jahr tritt Widukind als Heerführer aller Sachsen auf, denn es wird in den Einhard-Annalen berichtet: Als die jedoch den ihnen gewordenen Auftrag auszuführen in das sächsische Gebiet kamen, hörten sie, daß die Sachsen nach dem Rate Widukinds sich zum Krieg gegen die Franken gerüstet hätten.
Und was sagt das? Die Franken unterscheiden nicht zwischen den schsischen Gruppen, wieso sollten sie es dann hier tun?
Horst schrieb:
Beda schildert die Sachsen als von einem Stamm herrührend, was auch dreihundert Jahre später noch gegenwärtig war.
Die Erwähnung von Hengist und Horsa, deutet doch eher darauf, daß er von der Landung keine genauen Angaben hatte. Diese nahmen sind so wie Raus und Raptus oder Ambri und Assi. Sie sind nicht in jedem Fall wertlos, aber so wie sie erwähnt werden halt nicht historisch. Zudem ist doch die Frage, woher Beda seine Kenntnisse über Altsachsen hatte. Direkt aus Altsachsen oder aus fränkischen Quellen? Das ist doch sehr spekulativ.
Horst schrieb:
In Britannien waren die Sachsen also mächtig, aber auf dem Festland waren sie in ihrem ursprünglichen Land Schwächlinge, die in Kleinreiche zerstritten waren, aber niemand hat es berichtet?
Die Langobarden waren einst ein kleines Volk, die Goten wurden von den Hunnen vernichtet und vertrieben etc. Der Grund warum saxones in Britannien mächtig wurden, liegt doch daran, daß das gesellschaftlich-politische System nach dem Verlassen der Römer zusammengebrochen war. Und es ist doch auch nicht so, daß die Saxhsen nach dem Motto kamen: Veni, vidi, vici. Der Prozeß der Eroberung Britanniens dauerte Jahrzehnte oder Jahrhunderte. Die Ausgangsbedingungen für die kontinentalen saxones waren ganz anders und ebend schlechter. Da ist überhaupt kein Widerspruch.
Horst schrieb:
Die Bedeutung der Friesen in Britannien wird nicht sonderlich groß gewesen sein; auch sind sie offenbar eben nicht mit den Angeln, Jüten und Sachsen nach Britannien gekommen.
Und weil die friesische Beteiligung so gering war, hat man die sogenannte anglo-friesische Sprache erschlossen?! Zudem gehst du davon aus, daß die Jüten, Angel, Sachsen direkt von zuhause losgepaddelt sind nach Britannien. Es gab seit Jahrzehnten schon Stützpunkte von saxones, von Angeln, Jüten, Herulern, Thüringern, Swaefe, Warnen ... an der französischen Atlantikküste. Diese Gruppen waren nicht homogen, genausowenig wie die saxones überhaupt. Archäologische Untersuchungen, beweisen zudem, daß die Ansiedlung in Britannien ebend nicht nach den drei Volksgruppen verliefen und daß auch aus Skandinavien starke Einflüsse stammten.
Horst schrieb:
Aus keiner Quelle geht hervor, daß die Seeräuber als Sachsen bezeichnet wurden, sondern stets waren es Sachsen, die als Seeräuber bezeichnet wurden. Der Vergleich mit den Wikingern hinkt, denn es gab Dänen, die keine Wikinger waren.
Die saxones werden wohl als Seeräuber bezeichnet, wie anders sollte man ihre Plünderungszüge nennen? Daher kann saxones Synonym für Pirat/seeräuber sein, es muß natürlich nicht. Die Wikinger sind sehr wohl ein gutes Beispiel. Es können nämlich Dänen sein, sehr gut. Und Norweger, bzw. vor der Reichseinigung Völker aus dem späteren Norwegen und Svear und Götar. Genau wie bei den Sachsen.
Horst schrieb:
Es sind die Edlinge, mit denen Karl Verträge schließt. Karl schloß mit Hessi, für die Ostfalen, mit Brun, für die Engern, und mit westfälischen Häuptlingen, für die Westfalen, Verträge, an die sich Widukind nicht gebunden fühlte; wie wohl auch eine Mehrheit der Sachsen dieses Verhalten verachtete und die frankenfreundlichen Sachsen aus dem Land vertrieb.
Die sächsischen Edelinge haben sich durch frankenfreundliche Sachsen mit Recht bedroht gefühlt. Daher ging man nach Möglichkeit gegen sie vor. Genauso wie umgekehrt. Wenn Sachsen einheitlich war, warum haben sie dann nicht die Volksversammlung einberufen und dort über Frieden verhandelt? Die Volksversammlung hatte halt keine Macht über die einzelnen principes/satrapae. Gerade das bestätigt Springer in seinen Ausführungen
Horst schrieb:
Das scheint nur so, denn Widukind und Abbi befinden sich im Jahr 785 in dem Sachsenland jenseits der Elbe.
Ja, sie sind geflohen. Was besagt das für die Einheit der Sachsen? Gar nichts. Widukind floh auch nach Dänemark. Sind die Dänen auch Sachsen?
Horst schrieb:
Was du für die Sachsen forderst, mußt du auch für die Franken fordern. Waren also die Franken kein Volk, weil ein Teil von ihnen nicht gegen die Sachsen, Sarazenen oder Langobarden zog?
Also das ist doch Blödsinn. Entschuldigung! Die Franken führten einen Feldzug gegen Sachsen bzw. gegen das was sie für Sachsen hielten. Da war jetzt nicht die gesamte Reichsbevölkerung aufgerufen nach Sachsen zu ziehen. Bei den Sachsen scheinen die nördlichen Gruppen aber anfangs gar nicht in den Konflikt eingebunden zu sein. Der Verdacht liegt nahe, daß sie sich nicht angegriffen fühlten, oder?