Schlachten, die Weltgeschichte geschrieben haben.

Dieses Thema im Forum "Kriegsschauplätze" wurde erstellt von tela, 7. Oktober 2006.

  1. tela

    tela Aktives Mitglied

    Hi
    Ich hoffe, es gibt dieses Thema noch nicht.
    Ein Zitat aus einem Buch:
    "Es gibt Schlachten, die ungeheure Opfer fordern, aber für den weiteren Verlauf der Geschichte belanglos sind, die im Grunde nichts ändern. Und es gibt Schlachten, die Weltgeschichte machen in vollem Wortsinn."
    Interessieren würde mich, welche Schlachten ihr unter der zweiten Kategorie - also Schlachten, die Weltgeschichte machten - sehen würdet. Vielleicht mit kurzer Begründung.
    Das Thema befindet sich im Altertum, weil das Zitat aus einem althistorischen Buch ist. Es können aber gerne auch Schlachten aus anderen Zeiten genannt werden.
    Ich werfe mal eine Schlacht ein:
    Marathon 490 v. Chr.: Vielleicht die entscheidende Schlacht der Perserkriege und damit eine Voraussetzung für die Entwicklung des klassischen Griechenlandes, das es bei einem persischen Sieg so wohl nicht gegeben hätte.
     
  2. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    In die erste Kategorie gehört wohl Cannae. Hannibal wußte [edit: oder konnte] seinen Sieg nicht [zu] nutzen.
    In die zweite Kategorie die Varusschlacht, Gaugamela.
    Die Varusschlacht würde zumindest zu "Was-wäre-wenn"-Fragen führen, Gaugamela, weil sie zum endgültigen Zusammenbruch des persischen reiches führte. Hätte ja nicht sein müssen.

    Aus dem Mittelalter fallen mir noch zwei Schlachten ein, die von jeweils den gleichen Parteien geschlagen wurde. 1195 besiegten die Almohaden bei der Schlacht von Alarcos Alfonso VIII. Sie konnten aber keine wesentlichen Eroberungen infolge dessen machen. 1212 schlug derselbe Alfonso die Almohaden in Las Navas de Tolosa, was das Ende der almohadischen Dynastie auf beiden Seiten der Straße von Gibraltar einleitete und al-Andalus auf das Königreich Granada reduzierte.
     
    Zuletzt bearbeitet: 7. Oktober 2006
  3. Mummius Picius

    Mummius Picius Premiummitglied

    Eigentlich ein bisschen morbides Thema, aber trotzdem …

    Ganz sicher die Varus-Schlacht 9 n. d. Zw., egal wo sie stattfand. Wer weiß, vielleicht würden wir sonst einen eleganten romanischen Dialekt sprechen, und die Hauptstadt "Deutschlands" wäre Waldgirmes.
    ;)
     
  4. Mercy

    Mercy unvergessen

    Verstecke dich doch bitte nicht hinter Gemeinplätzen, nenne Roß und Reiter.
     
  5. Tib. Gabinius

    Tib. Gabinius Aktives Mitglied

    Puh, Schlachten die Weltgeschichte schrieben...
    ca. 1250 v. Chr. Quadesh, weltbewegend weil es die erste gut dokumentierte Schlacht ist.

    490 v.Chr. Marathon / 480 Salamis und Thermphylai, 479 Plataia: wichtig weil: große und lehrbuchhafte Schlachtverläufe, Bewahrung der demokratischen Wiege oder besser der Poliskultur

    falls Belagerungen auch gelten
    404 v.Chr. der tyrannische Weg Athens wird durch die Niederlage 404 v.Chr. beendet.

    333 / 331 Issos / Gaugamela, wohl selbstredend

    die großen hannibalschen drei, Trebia, Trismenischer See und Cannae und natürlich Zama, welches das Blatt wendet

    die makedonischen drei Kynoskephalai, Argos und Pydna, die zur Unterwerfung der hellenistischen Welt führten

    welche der Schlachten Caesars wirklich die Entscheidung brachten mag diskutabel sein, für mich sind es Alesia und Pharsalus, wobei ich auch Munda nicht ganz aus den Augen lassen würde.

    Carrhae, als auftakt der fast ewigen Auseinandersetzung des Partherreiches mit Rom, vielleicht sogar symbolhaft für den jahrhundertelangen Konflikt Vorderasien / Europa

    Actium! Die Entscheidung des zukünftigen römischen Weges und somit Europas.

    Je nachdem wie man die Politik Roms in Sachen Germanien beurteilt ist das Duo Varusschlacht und Idistavisio mitzurechnen.

    Im folgenden scheint es ein dauerndes hin und her, entschieden durch unzählbare Schlachten.
    m.E. erst wieder in dem hier geforderten Sinne bedeutsam: die milvische Brücke und Konstantins christlicher Regierungsantritt.

    410 Roms Fall

    Die Zeit danach überlasse ich gerne anderen, die Liste der Schlachten wird nun aber unübersehbar.
    Allein der zweite Weltkrieg, da fallen mir auf Anhieb ohne nachzudenken folgende Ereignisse ein:

    Dünkirchen, Moskau, El Alamein, Stalingrad, Normandie, Kursker Bogen,Leningrad und, wenn auch nur noch im militärischen Sinne "Market Garden" über Arnheim zusätzlich zu den Ardennen.
    Dünkirchen: die deutschen Streitkräfte werden von Hitler selbst daran gehindert die letzten intakten Reste der frz. und englischen Truppen gefangen zu nehmen
    Moskau: die deutschen Truppen bleiben wegen dem strengen Winter und den herangeführten sibirischen Truppen kurz vor Einnahme ihres Jahreszieles liegen, möglicherweise kostet dies bereits den Sieg
    El Alamein: der fast verrückt klingende Plan die Ölfelder zu erreichen scheitert bei El Alamein, als die überdehnten Versorgungslinien der deutschen dessen Truppen nicht mehr ausreichend versorgen können und gegen die entschlossenen Briten die Niederlage komplett machen
    Stalingrad: selbstredend
    Normandie: ebenso
    Kursker Bogen: die geballte dt. Waffenproduktion wird hier verheizt
    Leningrad: eine ganze Stadt trotz fast den gesamten Krieg der Wehrmacht, dem Winter und dem Hunger und bindet so Kräfte
    Market Garden: ein weiteres, oder besser DAS Fallschirmjägerdesaster, welches dazu beiträgt, das solche Unternehmen nicht mehr in betracht gezogen werden
    Ardennen: nur mit knapper Not werden die noch einmal vorrückenden dt. Kräfte kurz vor den Versorgungsbasen der Alliierten zum stehen gebracht.
     
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  6. Ashigaru

    Ashigaru Premiummitglied

    Kategorie 1. Satz: die Schlacht bei Kursk. Womöglich die quantitativ "größte" Schlacht der Weltgeschichte. Die Wehrmacht hatte den Krieg in Russland längst verloren, dennoch stellten sie für die Offensive, bei der selbst Hitler ein schlechtes Gefühl hatte, noch mal ihre besten Truppen zusammen, um auf nicht minder gut vorbereitete, bis zu den Zähnen bewaffnete Einheiten der roten Armee zu treffen. Aber auch die Schlacht am Skagerrak, vielleicht eines der prägnantesten "Unentschieden" der Weltgeschichte.

    Kategorie 2. Satz: da fielen mir so viele ein... Die Seeschlacht von Actium, in der sich Octavian endgültig gegen seine Rivalen durchsetzte und nach der er das römische Kaisertum begründete. Die Schlacht an der Milvischen Brücke, nach der zumindest der Legende nach Konstantin den Weg öffnete für das Christentum im römischen Reich. Die Schlacht bei Adrianopel, die gleichzeitig hinführte zur germanischen Hegemonie und zur Teilung des west- und oströmischen Reiches. Die Schlacht bei Tertry, in der Pippin der Mittlere seine Alleinstellung als Hausmeier im Frankenreich sicherstellte und die Dynastie der Karolinger begründete. Die vergessene Schlacht bei Arcadiopolis 970, in der sich Byzanz vor dem Überrennen durch Russen, Ungarn und Bulgaren unter Svjatoslav rettete.. Die Schlacht bei Hastings, die über das Schicksal Englands entschied. Und so viele mehr...
     
    Zuletzt bearbeitet: 7. Oktober 2006
  7. Joinville

    Joinville Aktives Mitglied

    Am 12. September 1213 traf in der Schlacht bei Muret ein katalanisch-okzitanisches Heer auf das Heer der Kreuzfahrer (Albigenserkreuzzug) unter Simon de Montfort aufeinander. Die Kreuzfahrer siegten und König Peter II. von Aragon verlor Schlacht und Leben. In der Folge verliert Aragon seine Herrschaft nördlich der Pyrenäen zugunsten der französischen Krone der sich auch der mächtige Graf von Toulouse im Vertrag von Meaux-Paris, 1229, unterwerfen musste. Frankreichs Macht dehnte sich damit bis an die Mittelmeerküste und die Pyrenäen aus. Aragon hingegen wandte sich nun Richtung Italien (Sizilianische Vesper) und Griechenland und wurde so zu einer bedeutenden Mittelmeermacht von der noch die zukünftigen spanischen Könige zerren konnten.

    Am 27. Juli 1214 fand zwischen Lille und Tournai (Flandern) die Schlacht bei Bouvines statt. Die Niederlage des Englisch-Welfischen Heeres gegen das französische unter Philipp August besiegelte zum einen denn Untergang des "Angevinischen Reichs" der Plantagenets zugunsten Frankreichs und zum anderen entschied es den Thronstreit zwischen Welfen und Staufern zugunsten Friedrichs II. von Hohenstaufen. Die Welfen schieden in der Folge als politisches Gewicht auf der Bühne des europäischen Abendlandes aus. In Frankreich wurde mit dem Gewinn großer Festlandsbesitzungen der Plantagenets (Anjou, Maine, Normandie u.a.) das Ende des Feudalismus zugunsten eines Zentralstaates eingeleutet. Der zum großen Teil aus Frankreich stammende Adel Englands bagann sich nun in seiner "neuen Heimat" zu integrieren was bei der Herrausbildung des englischen Nationalstaates eine bedeutende Rolle spielte.
     
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  8. tela

    tela Aktives Mitglied

    Armin und Renate Schmid, Die Römer an Rhein und Main, Frankrfurt 1972.
     
  9. hyokkose

    hyokkose Gast

    Die Seeschlacht von Tsushima, die 1905 Rußlands Expansion in Ostasien beendete und Japan zur dominierenden Macht Asiens aufsteigen ließ.

    Da nun so viele Schlachten aus Mittelalter und Neuzeit genannt sind, verschiebe ich das Thema aus dem Bereich "Altertum" an einen passenderen Ort.
     
  10. Seldschuk

    Seldschuk Aktives Mitglied

    Oder die Schlacht bei Mohacs 1526, in der Ungarn für Jahrhunderte von der politischen Bühne verschwand und den Osmanen den Weg frei nach Mitteleuropa gab.
     
  11. Leopold Bloom

    Leopold Bloom Neues Mitglied

  12. Scorpio

    Scorpio Aktives Mitglied

    Oh ja, das ist wirklich großartig.: Graf Pierre Bestuchov an der redoute fatale, der redoute du centre, Fürst Andrej wie er über Clausewitz sagt. was wissen denn diese Deutschen, ganz Europa haben sie ausgeliefert, den Krieg räumlich ausdehnen, Stellung, Strategie Taktik, Anzahl des Gegners, das ist alles wurst, morgen wird der gewinnen, der am entschlossensten dazu ist. Der "Geist der Truppen" ist es der entscheidend ist.
    Und dann prallen die aufeinander, Napoleon der glaubt, daß er das Spiel beherrscht, alles kontrolliert und Kutusow, der bei Lagebesprechungen einpennt, der weiß, daß er eigentlich überhaupt keine Möglichkeit hat, auf das Geschehen einzugreifen, daß alles nur vom "Geist der Truppen" abhängig ist.
    Das ist wirklich große Kunst von homerischer Qualität. Es freut mich, Leopold Bloom, daß du als Freund James Joyces hier Tolstojs Meisterwerk anführst.
    Beeindruckend finde ich aber auch die Beschreibung der Schlacht der Goldenen Sporen 1302 bei Kortrijk in Henryk Consciences Roman De Leu van Vlanderen
     
  13. collo

    collo Aktives Mitglied

    zwei zumindest für die deutsche geschichte bedeutende schlachten:

    1866: königgrätz, das ende des preussisch-österreichischen dualismus

    1870: sedan, die eigentliche geburtsstunde des deutschen kaiserreichs
     
  14. Leopold Bloom

    Leopold Bloom Neues Mitglied

    Naja....hast ja recht...aber wenns um bedeutende deutsche Schlachten geht, wollen wir mal

    Stalingrad 42/43

    nicht vergessen, nö?


    http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/kriegsverlauf/stalingrad/
     
  15. collo

    collo Aktives Mitglied

    da der zweite wk bereits ausführlich abgehandelt wurde (s. beitrag #5), beschränke ich mich auf die zeit davor:

    1813: völkerschlacht bei leipzig
    1815: waterloo
     
  16. Tib. Gabinius

    Tib. Gabinius Aktives Mitglied

    Danke collo, wollte mich gerade mal wieder ungelesen fühlen.

    Mich erstaunt das niemand die Somme genannt oder Verdun. Erstere war wohl kriegswendend, während zweiteres zum Synonym sinnloser Schlächterei wurde.

    Um Timo mal vorzugreifen:
    1066 Hastings, ein ausgesprochen erstaunliches unterfangen der Verteidiger, welches doch mit einer Wende für England endete.
    1315 Moorgarten, die eidgenössische Infanterie besiegt ein Ritterheer und legt so den Grundstein.
    1346 Crécy
    1415 Azincourt

    Das sind natürlich vorwiegend europäische Schlachten, die unsere europäische Welt "entschieden" haben

    für Japaner etwa ist 1600 Sekigahara wichtiger, als sich entscheidet wer neuer Shogun wird, wie es um die Akzeptanz der Ausländer und der Christen steht.

    Für unsere Welt noch von Bedeutung sind auch solche Schlachten wie die Kanonade von Valmy 1792, in der die neue Republik sich gegen das alte Preußen behaupten konnte oder Gettysburg, in der die Industrienation der USA den entscheidenden Sieg über die CSA errang.
     
  17. tela

    tela Aktives Mitglied

    Die Niederlage der sp. Armarda wurde auch noch nicht genannt, oder? Beginn des eng. Aufstieges und Niedergang Spaniens.
     
  18. AndreasKlammer

    AndreasKlammer Gesperrt

    1809 Die Schlacht von Apern
    Das erste mal, dass Napoleon als Feldherr eine Niederlage erlitt.
     
  19. Gaius Marius

    Gaius Marius Neues Mitglied

    1806: Schlacht bei Jena-Auerstedt.
    Führte mit zum Untergang des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
     
  20. Jacobum

    Jacobum Neues Mitglied

    Die Schlacht auf dem Lechfeld 955.

    Nach fast einem Jahrhundert der Überfälle durch die ungarischen Reiterheere konnten diese in der Schlacht durch ein Aufgebot fast aller deutschen Stämme besiegt werden.

    Die Niederlage führte schließlich in kurzer Zeit zur Herausbildung eines ungarischen Staatswesens, das bald zu einem wichtigen Bestandteil des christlichen Europas wurde.
     

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