Wahrscheinlich habe ich Bölls Billard vor vielen Jahren sogar gelesen, erinnere mich aber nicht mehr so gut wie du, Repo. :winke:
Als "ewig" gültiges Architekten-Motto würde ich Bölls Fähmel-Aussagen aber nicht durchgehen lassen, sondern als Spiegel der Nachkriegsaufbauzeit, in der das Buch geschrieben wurde.
Es gibt Umstände, die einen großflächigen Neubau wie nach dem 2. WK ermöglichen, das muß aber nicht bedeuten, das man völlig anders baut als vorher. Man kann auch in bewährter Raumaufteilung, Geschosshöhe und äußerer Form neu bauen. Trotzdem ist das keine Rekonstruktion, denn man verwendet den neuesten Stand der Technik.
Nach den oft negativen Erfahrungen mit der "neuen" Architektur der Nachkriegszeit kann ich es keinem Bauherrn verdenken, wenn er sich für den Architektenentwurf entscheidet, der sich an durch lange Nutzung bewährtes anlehnt anstatt etwas völlig neues zu bauen und zu bezahlen, dass u.U. in 20 Jahren nur noch abgerissen werden kann. Dafür gibt es besonders aus den 70ern Beispiele genug.
Ehemals hochgelobte Großimmobilien können nicht mal umgebaut werden, sondern müssen abgerissen werden. Ganz aktuell stand gestern in meiner Zeitung eine IGS aus den 70ern wird dieses Schicksal ereilen und wird neu gebaut.
Klar, aus Architekt Fähmels Sicht kurbelt das die Wirtschaft an. Bevor ich hier zu tagespolitisch werde, möchte ich lieber auf den, aus der Geschichte bekannten Lebenszyklus von Groß- und Sonderimmobilien zurückkommen.
Aus der vielgeschmähten Gründerzeit stehen noch viele alte Klinkerschulgebäude und diese werden weitergenutzt, es wird an- und umgebaut und instandgesetzt und modernisiert aber niemand sagt, das können wir nur noch abreissen und neu bauen. Warum?
Selbst wenn wir weiter zurückgehen, gibt es diese Nutzungsanpassung
http://www.geschichtsforum.de/f77/macht-eine-burg-zum-schloss-19677/
Gestern meine ich noch aktuelles zu dem Thema im GF gelesen zu haben, heute finde ich es nicht wieder. Da wurde sehr schön dargelegt, warum man statt Burgen Festungen baute und wie und wo dieser Wandel stattfand.
Es zerfielen keineswegs alle Burgen zu Ruinen und Staub, wie Frau Fähmel meint, sondern nur überholte Lagen. Andere Burgen wurden umgebaut, auf den neuesten Stand der Technik gebracht.
Die Kirchen sind ein weiteres Beispiel für diese Nachhaltigkeit, die stehen Jahrhunderte an der gleichen Stelle und werden immer wieder auf den aktuellen Stand der Kirchenmode gebracht.
Danke Marcia, ich werde versuchen, mir das Heft zu leihen. Wahrscheinlich bewegen wir uns damit zu weit vom Thema Berliner Schloss weg.
Obwohl, nach dem von Floxx verlinkten Artikel, es in der Berliner Mitte sehr emotional zugeht.