Schweden-Britannien : e. wechselvolle Geschichte

das wundert mich: es müsste doch Quellen geben, die das ältere "kompliziertere" altenglisch (ohne nennenswert viele altnordische Lehnwörter) und das in Deklination und Konjugation vereinfachte altnordisch beeinflusste Altenglisch unterscheiden. So weit mir bekannt, gelten Widsith und Beowulf als altenglische Sprachdenkmäler und machen keinen "halb altnordischen" Eindruck (salopp gesagt)

Das Altenglische (Old English/OE) ist quellenmäßig belegt (hinzuzufügen ist, dass es in dem Bereich viele Dialekte gab). Wie das mit dem in England (Danelag) gesprochenen Altnordischen (genauer gesagt Old Eastern Norse) aussieht, ist mir nicht bekannt.

Bei dem "in Deklination und Konjugation altnordisch beeiflusste Altenglisch" spricht man aber nicht mehr von Altenglisch (OE), sondern von Mittelenglisch (Middle English/ME).

Ich denke, man wird bei der Veränderung von OE zu ME zum einen die Grammatik (Reduktion der Flexionsendungen im Verbal- und Nominalsystem), zum anderen das Vokabular mit dem Einfluß von Old Norse betrachten müssen.

Dann haben wir noch beim ME die Besonderheit, dass ab der Schlacht von Hasting (1066) Französisch die Sprache der Oberschicht, des Hofes und der Rechtsprechung wurde. Das Englische wurde auf die Sprache des einfachen Volkes reduziert. Wenn ich das richtig verstehe, wurde Mittelenglisch erst wieder im frühen 15. Jhdt. wieder in offiziellen Dokumenten benutzt (Chancery Standard). Bis dahin hat das Englische auch eine Reihe von französischen Lehnwörtern aufgenommen.

Bei der Grammatik, also der Reduktion der Flexionen, ist die Frage, ob das durch

  1. Übernahme der Old East Norse Grammatik ist oder
  2. Kreolisierung (Mischung von Old English und Old East Norse) oder
  3. "normalen" Sprachwandel geschah, wie auch z. B. im Lateinischen das Nominalsystem mit seinen Flexionen durch Präpositionen im Laufe der Zeit ersetzt wurde.
zu 1.: Old Norse war auch eine flektierende Sprache, ob das im Bereich des Danelag gesprochene Old East Norse ebenso galt, ist mir nicht bekannt. Vielleicht findet sich in einem der oben verlinkten Aufsätze etwas dazu.

zu 2. und 3.: da habe ich auf die Schnelle nichts definitives gefunden, falls es da überhaupt einen definitiven Forschungsstand geben sollte.
 
Bei der Grammatik, also der Reduktion der Flexionen, ist die Frage, ob das durch

  1. Übernahme der Old East Norse Grammatik ist oder
  2. Kreolisierung (Mischung von Old English und Old East Norse) oder
  3. "normalen" Sprachwandel geschah, wie auch z. B. im Lateinischen das Nominalsystem mit seinen Flexionen durch Präpositionen im Laufe der Zeit ersetzt wurde.
Ich würde vermuten, dass eine Reduktion der Flexionen insbesondere dann auftritt, wenn die Sprachentwicklung von Leuten beeinflusst wird, die diese Sprache nicht als Muttersprache erlernt haben. So habe ich mir auch erklärt, warum die romanischen Sprachen, was die Flexionen betrifft, sich so weit vom Lateinischen entfernt haben: Es gab in den Provinzen und durch Einwanderung nach Italien sehr viele Nicht-Muttersprachler. Und genauso hat die normannische Oberschicht vielleicht das Alt- oder Mittelenglische beeinflusst, als sie sich herabgelassen hat, es etwas zu erlernen.
Aber wie gesagt, ich bin kein Sprachwissenschaftler.
 
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