Vier Aspekte sind mysteriös an der eher kurzen Geschichte (1891-1918/22 & 1933-45/47) der "Hochseefestung" Helgoland:
1. der im Festungsbau ansonsten nirgendwo gebräuchliche Begriff
Raumanlage
2. der Verbleib der monströsen
Haubitzbatterie ungefähr in der linksseitigen Mitte des Oberlands
3. wie gründlich war die
Entfestigung von 1918/20-22 tatsächlich?
4. was an Festungsanlagen befand sich auf der Nachbarinsel
Düne und wurde das alles restlos beseitigt?
1. "
Raumanlage"
Es ist nicht ungewöhnlich, sondern völlig üblich im Festungsbau, dass unterirdische Konterminen und Horchgalerien, bombensichere unterirdische Verbindungsstollen und Lagerräume angelegt werden, sofern das Gelände bzw. der Untergrund dies zulässt. Unterirdische Anlagen in Bergfestungen wie Gibraltar, Istein, Luxemburg, konnten enorme Ausmaße erreichen, zu schweigen von den Schweizer Bergfestungen. Ganz ins Extrem gehen dann unterirdische Fabriken etc, wie sie im 20. Jh. in Allgäu, Voralpen & Alpen angelegt wurden. Eine besondere Vokabel für diese prinzipiell bergmännisch geschaffenen Kavernen und Stollensystemen ist mir noch nirgendwo aufgefallen, mit Ausnahme der Formulierung "
(so genannte) Raumanlage" auf Helgoland.
Ab 1890 wurde auf der Südspitze (Süd-Südost genau genommen) ein massives Panzerwerk angelegt, dessen mindestens unteres Geschoss in den Sandsteinfels eingelassen war, die "Süd Gruppe":
hier noch detaillierter das Panzerwerk selber:
Zu erwähnen ist, dass das (bei Sturmflut hochwassergefährdete) Unterland vor der immensen Landgewinnung im Dritten Reich lediglich die Fläche der heutigen Unterlandortschaft umfasste sowie die Hafenanlagen. Den heutigen Kurpark und Sportplatz, also das Gelände vom Nordosthafen bis zum Ende des Nordostdeichs, gab es nicht.
Unter dem großen Panzerwerk "Süd Gruppe" wurden vom Unterland her bergmännisch Stollen in den Fels getrieben, es entstand quasi unter der Südgruppe und dem Untertretstand ein mehrgeschossiges Stollensystem mit Lagerräumen für Munition und sonstiges "Equipment", es wurden Verbindungsstollen zu den "Kellergeschossen" der Süd Gruppe gebaut, des weiteren ein unterirdischer Verbindungsgang von der Süd Gruppe zur Haubitzbatterie bis zur Nord Gruppe (also quasi durch das ganze Oberland hindurch) und ein parallel angelegter Verbindungs/Versorgungstunnel zwischen Unter- und Oberland. Das Stollensystem unter Süd Gruppe mit befestigtem Eingang erhielt die Bezeichnung
Raumanlage:
Im folgenden Plan die Nr.7 zeigt die Raumanlage und ihre Ausrichtung sowie die Südgruppe detaillierter:
Eine weitere, nun deutlich größere
Raumanlage wurde nach der Entfestigung 1918-22 ab 1936 an derselben Stelle gebaut, und was vor der Entfestigung die Süd Gruppe war, das nannte sich nun Batterie Jacobson und Flak Batterie Falm:
Verräterisch auffallend ist, dass der Eingang in die Raumanlage ab 1936 (Nr.7) doch nahezu identisch mit dem Eingang der kaiserzeitlichen ist, auch der Stahlbeton-Untertretraum hat sich nicht verändert...
Bei der Sprengung "big bang" 1947 wurden die Raumanlage sowie die Hohlräume der Batterie Jacobsen mit Munition und Sprengstoff gefüllt (wie auch die anderen Bunkeranlagen, z.B. der Uboot Bunker) und in die Luft gejagt. So entstanden die heute Mittelland genannten beiden gigantischen Sprengtrichter, in einem von beiden ist heute das Helgoländer Krankenhaus samt Nebengebäuden. Unten am Wasser Richtung Bakenhorn liegen massive Trümmer der schweren Batterie Jakobsen und der Flak Batterie Falm.
(oben das durch die Sprengung gut 20m abgetiefte Mittelland Gelände, gesprengte Raumanlage und Batterie Jacobsen)