Steht das nicht im Gegensatz zu diesem hier?
...
Die Galeerenstrafe war eine im Mittelmeerraum vom ausgehenden 15. bis ins 20. Jahrhundert hinein verhängte Strafe für diverse schwere Vergehen wie Hochverrat oder Mord. Die Galeerenstrafe diente hierbei als Ersatz für die Todesstrafe. Aber selbst als zeitlich beschränkte Strafe kam sie für viele einem verzögerten Todesurteil gleich.
Die Sterblichkeit unter den Ruderern war sehr hoch. Es war meist billiger, einen neuen Ruderer zu beschaffen, als einen Kranken oder Verletzten gesund zu pflegen.
Die Galeerensklaven und -sträflinge schliefen angekettet auf ihren Bänken. Auch die sanitären Verhältnisse waren entsprechend – solange gerudert wurde, konnte niemand von den Ruderern seinen Platz verlassen. Gerudert wurde manchmal bis zu 10 Stunden. Eine Galeere roch man deshalb schon von weitem.
Das ist zu allgemein gehalten und stimmt m.E. so nicht. Vor allem da es sich um einen langen Zeitraum und um viele verschiedene Länder handelte bei denen die unterschiedlichsten Bedingungen herrschten. Lange Zeit gab es auch neben Sklaven und Häftlingen noch freiwillige Ruderer.
Ruderer waren jedoch grundsätzlich ein Kapital und zeitweilig sehr schwer zu bekommen, was z.B. mehrfach zu erheblichen Verzögerungen bei der Bereitstellung von Kriegsflotten führte. Die "Heilige Liga" von Lepanto hatte z.B. erheblich mit dem Mangel an Ruderern zu kämpfen.
Das es
"meist billiger, einen neuen Ruderer zu beschaffen, als einen Kranken oder Verletzten gesund zu pflegen"...gewesen wäre, ist ziemlicher Unsinn. Die Sanitären Bedingungen waren zu dieser Zeit überall recht schlecht und Krankenhäuser gab es kaum, aber geübte Ruderer zu ersetzen war ausgesprochen schwierig.
Dieses so schwer zu ersetzendes (Menschen-)Material sinnlos in einer Art "Vernichtung durch Arbeit" zu verheizen wäre ausgesprochen dumm gewesen und die entsprechende Seemacht hätte schnell auf dem trockenen gesessen. Auf einer konkreteren Ebene: Ein Galeerenkapitän will ja im Ernstfall entsprechende Leistung von seinen Ruderern und die erreichte er nicht mit ausgelaugten und halbtot geprügelten Menschenwracks.
Es gab natürlich auch Fälle von Sadisten die ihre Leute absichtlich misshandelten, so z.B. der Enkel von Barbarrossa, der aber ein entsprechendes Ende fand als die Galeere "La Loba" von Alvaro de Bazán kurz davor stand sein Schiff einzuholen, die Ruderer die Riemen losliessen, ihren Kapudan ergriffen, ihn von Hand zu Hand durch ihre Reihen reichten, bis sie ihn zu Tode gebissen und geprügelt hatten.
Andererseits gab es auch Beispiele von Kapitänen die ihre Mannschaften ausdrücklich pflegten und gelegentlich deshalb von anderen weniger humanen Kollegen kritisiert wurden.
Es existieren genügend Beispiele ehemaliger zeitweiliger Ruderknechte die später die Freiheit wiedererlangten und es noch weit brachten, so z.B. der Großmeister der Johanniter, Jean Parisot de la Valette, der Spanier Diego Galán der ein Bericht darüber Schrieb, der französische Hugenotte Jean Marteilhe u.A.
Es gab jedoch auch Ereignisse bei denen viele Galeerenruderer in kurzer Zeit zu Tode kamen, z.B. bei einer Epidemie auf den Venezianischen Galeeren wenige Monate vor der Schlacht bei Lepanto bei denen einige Tausend Ruderer starben, die jedoch zum größten Teil keine Sklaven oder Häftlinge sondern freiwillige waren, oder ein paar konkrete Fälle in der spanischen Flotte bei denen auf Grund von Korruption und Misswirtschaft in einem Fall keine ausreichende Nahrung geliefert wurde und ca. 1200 Ruderer verhungerten, bzw. in einem anderen Fall durch schlechte Nahrung einige Hundert auf einem Schlag an einer Vergiftung zu Grunde gingen.
Es war zweifellos kein Zuckerschlecken, die Behandlung war miserabel und die Sterblichkeit nicht gering, so wie sie es auch nicht unter den Heeren an Land oder den "freiwilligen" Seeleuten auf Segelschiffen war. Aber es gibt genügend Zeugnisse von Männern die im hohen Alter nach langen Galeerenstrafen (bis zu dreissig Jahre am Ruder!) begnadigt bzw. wie o.E. nach verbüssen ihrer Zeit, oder nach einer Seeschlacht befreit wurden um zu den Schluss zu kommen dass es keine "verkappte Todesstrafe" war.
Wurden die Ruderer vom ersten Tag an auf den Bänken angekettet und eingesetzt? Wie wurde die doch sehr notwendige Koordination beigebracht?
Man wanderte wohl je nach Qualifikation zur Schiffsmitte hin. Dort wurde es aber doch auch körperlich anstrengender.
Die Ruderer wurden angekettet. Teilweise auch die Freiwilligen wenn sie mit den anderen gemischt wurden.
Auf einer spanischen Galeere hiess der erste Ruderer an der Innenseite "Bogavante", der Mann neben ihm "postizo" und die beiden nächsten (falls es sie gab, also in größeren Galeeren) tercerol und cuarterol. Der stärkste und geschickteste war i.d.R. der Bogavante. Auf italienischen und türkischen Schiffen war dieses oft ein Freiwilliger (in Spanien gab es relativ früh keine solchen mehr).
Das Ganze musste natürlich entsprechend trainiert und geübt werden und deshalb waren ausgebildete Seeleute (z.B. Dalmatiner und Inselgriechen) sehr begehrt und keine Wegwerfware.