Im Frühmittelalter (um 700) reichte die deutsch-slawische Grenze im Südosten bis ungefähr an die Linie Linz-Lienz. Erst in den darauffolgenden Jahrhunderten (vornehmlich im 10. und 11. Jahrhundert) wurden die Gebiete östlich dieser Linie durch deutsche Siedler im Rahmen einer ottonischen Sicherheitspolitik gegen Gefahren aus dem Osten durch eine bairische Landnahme eingedeutscht. Wobei einige Alpentäler und Teile Ober- und Niederösterreichs erst im 12. Jahrhundert deutsch wurden. So entstanden die deutschen Neustämme der Steirer, Kärntner und (Nieder-)Österreicher. Ein Großteil der heutigen Rebublik Österreich war also im Frühmittelalter einmal slawisch.
Alle Gebiete die östlich und nördlich der Elbe und östlich der thüringischen Saale liegen, waren ebenso einmal slawisch. Sie wurden noch später als die im Südosten durch deutsche Bauern (beginnend im 12. Jahrhundert) dem deutschen Kulturraum eingegliedert. Die östlichen Teile Oberfrankens, Thüringens, Holsteins, Schleswigs und die westliche Hälfte (Ober-)Sachsens wurden noch im 12. Jahrhundert eingedeutscht. Das 13. Jahrhundert war das goldene Zeitalter der deutschen Ostsiedlung. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts folgten Brandenburg, Mecklenburg, große Teile Pommerns (ganz Vorpommern mit bedeutenden Gebieten in Hinterpommern), fast der gesamte Süden Schlesiens in seiner ganzen West-Ost-Ausdehnung und Teile Westungarns (das heutige Burgenland). In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde die deutsche Kolonisation Schlesiens vollendet, diejenige Hinterpommerns fortgesetztund diejenige Preußens und diejenige Böhmens und Mährens begonnen. Die deutsche Besiedlung der Ränder Böhmens und Mährens wurde im Verlauf der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts abgeschlossen. Bis circa 1350 kam die deutsche Besiedlung Hinterpommerns und Preußens, der letzten Territorien des zusammenhängenden deutschen Sprachraums, zu einem Ende. Gründe für das Ende der deutschen Ostsiedlung waren vor allem der auf die grassierenden Pestepidemien zurückzuführende Bevölkerungsschwund und die Emanzipation der Völker Ostmitteleuropas vom deutschen Recht (fast alle Städtegründungen der damaligen Zeit in diesem Raum geschahen nach Magdeburger, Lübecker oder Nürnberger Recht). Auf diese Weise entstanden die deutschen Neustämme der (Ober-)Sachsen, Brandenburger, Mecklenburger, Pommern, Schlesier und Preußen (= die zwischen Weichsel und Memel).
Das zusammenhängende deutsche Siedlungsgebiet bestand seither bis zu der Vertreibung praktisch aller Deutschen aus den Gebieten östlich von Oder und Neiße sowie aus Böhmen und Mähren nach dem 2. Weltkrieg, welche die Hälfte der mittelalterlichen deutschen Ostsiedlung im Nordosten rückgängig machte, 600 Jahre lang in nahezu unveränderter Form fort.
Graz, Leipzig, Dresden, Chemnitz, Berlin (was wohl soviel wie Schlamm, Morast oder Matsch bedeutet) und viele andere Städte zeugen mit ihren eingedeutschten slawischen Namen noch heute von dieser Vergangenheit. Die meisten Orts- und Flurnamen slawischen Ursprungs innerhalb des deutschen Sprachgebiets weisen Mecklenburg und Brandenburg auf.
Zur bildlichen Verdeutlichung der Geographie der deutschen Ostsiedlung:
Anzumerken ist, dass es sich bei der mittelalterlichen deutschen Ostsiedlung nicht um einen zentral geleiteten oder gar im Voraus geplanten Gewinn von "Lebensraum im Osten" gehandelt hat. Die slawischen Kleinfürsten riefen oft selbst Siedler ins Land, um die dünn besiedelten Gebiete zu bevölkern und so ihre Steuereinnahmen zu vergrößern. Dies war vor allem in Schlesien und Pommern, in geringerem Maße in Mecklenburg, der Fall - Gebiete, die bis auf Oberschlesien hierdurch völlig deutsch wurden. In der Mark Meißen (das spätere Sachsen), in Brandenburg und im Südosten folgte die deutsche Besiedlung einer deutschen Grenzmarkpolitik - hier hatte die deutsche Politik größeren Einfluss auf die Besiedlung der Gebiete. Insbesondere für Brandenburg ist noch das Kolonisationswerk der Zisterzienser mit seinen zahlreichen Klostergründungen zu erwähnen. Preußen stellt innerhalb der deutschen Ostsiedlung einen Sonderfall dar. Hier wurde die urprüngliche baltische Bevölkerung der Pruzzen, die wiederholt in das benachbarte Polen einfielen, was zum Hilferuf Konrads von Masowien an den Deutschen Orden führte, durch die gezielte Ansiedlung deutscher (und in geringem Maße auch polnischer) Bauern, die das kaum bewohnte Land rodeten und Sumpfgebiete trocken legten, langsam verdrängt bis sie schließlich im 17. Jahrhundert letztlich ausstarb.
Überhaupt kam es stets zu einer Vermischung der zahlenmäßig geringen, alteingesessen slawischen (oder im Falle Preußens baltischen) Bevölkerung mit den deutschen Neuankömmlingen, die dazu führte, dass die Deutschen die Slawen (bzw. Balten) durch ihre schiere Anzahl gleichsam absorbierten und die slawische (bzw. baltische) Bevölkerung so letztlich verschwand. Dies war nur deshalb möglich, da das Land eben fast völlig menschenleer war. Oft gab es nicht einmal Dörfer, sondern lediglich aneinandergebaute Höfe, die nicht selten dutzende von Kilometer weit von nächsten derartigen Hofblock entfernt lagen. Zudem waren die deutschen Siedler den Einheimischen technisch haushoch überlegen, verfügten über den eisernen Scharpflug, der den slawischen Hakenpflug verdrängte, u. ä. und konnten auch bislang unbewohnbare Gegenden besiedeln. Rechtlich waren die Slawen und Balten solange den Deutschen nicht gleichgestellt wie sie keine Christen waren - aus dieser zeit kommt der noch heute erhaltene Ausdruck "Heidenarbeit". Stadt und Land unterstanden ebenso häufig unterschiedlichem Recht.
Die Siedler wurden von sogenannten Lokatoren im Reich umworben und ins Neusiedelland gebracht. Die Lokatoren wiesen den Siedlern Grund zu und erhielten Sonderrechte wie das Erbschulzenamt - noch heute gibt es vor allem in Sachsen noch zahlreiche Wirtshäuser "Zum Erbgericht". Insgesamt zogen zwischen 1150 und 1350 etwa 600 000 Deutsche in die Gebiete östlich von Elbe und Saale (wobei es um 1300 knapp 10 Millionen Deutsche gab!). Die Nachfahren dieser Lokatoren stiegen später oft zu Großgrundbesitzern auf, die meist Junker genannt wurden. So entstand die für Ostelbien so typische wie viel geschmähte Junkergesellschaft, auf der vieles beruht, was wir als typisch preußisch betrachten. In den östlichen Gebieten konnten aufgrund der fehlenden Adelstrukturen, man hatte sich ja heidnisches, unorganisiertes Slawenland zu eigen gemacht, große Territorialstaaten entstehen, während im Westen die Strukturen festgefahren waren und eine Unzahl von kleinen Adeligen sich befehdete, weshalb die Kleinstaaterei vorherrschte. Im Südosten kam es zwar nicht wie im Nordosten zu einer deutschen Kulturgrenze wie der an der Elbe, die bis ins 20. Jahrhundert hineinwirkte, hier kam es eher zu einer linearen Fortsetzung des bairischen Herzogtums, dennoch muss man in der deutschen Ostsiedlung eine Hauptursache für den Aufstieg Österreichs zur ersten deutschen Macht sehen.
Die Sorben konnten wohl nur deshalb die Zeit überdauern, da sie sich in unwirtliche Gegenden zurückzogen (Spreewald) und sich früh zum Christentum bekannten und so Rechtsgleichheit erhielten. Für die Kaschuben war die Sache einfacher. Da Pommerellen nie dauerhaft vom Deutschen Orden in Besitz genommen werden konnte, erfolgte deshalb auch keine Ansiedlung deutscher Bauern in großem Maße. Der nach dem 2. Weltkrieg vom Deutschen Reich abgetrennte "polnische Korridor", im Prinzip das historische Pommerellen, also das Land, das der Deutsche Orden 1309 eroberte und so erstmals sich einen Teil Polens erlaubte, um die Verbindung zum Reich zu schaffen - es aber nur für kurze Zeit halten konnte - war ja auch im 20. Jahrhundert noch mehrheitlich nicht-deutsch.