Sondengänger und Schatzsucher

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Wenn es um wissenschaftliche Erkenntnis gehen würde, wäre Anerkennung nicht so wichtig. (Zumindest nicht für den Laien, der nicht von seinen Erfolgen lebt.)
Der aber auch gern in der Tagespresse steht.
Was den Kampfmittel-Räumdienst betrifft: ob mit oder ohne Sondelgerätschaft, es ist sträflich idiotisch, sich auf abgesperrtes Gebiet zu begeben (z.B. Halbinsel Wustrow) und es ist ziemlich asozial, sich aus egoistischen Gründen in abgesperrte Naturschutzgebiete zu begeben bzw. genehmigte Wege zu verlassen (z.B. auf den Nordseeinseln abseits der Wege in die Dünen stapfen, weil da vielleicht ein paar Nazigranaten oder ähnliches bei versandeten Sprengtrümmern rumliegen) - - kurzum wird Hobby"Entdeckern" vom Kampfmittelräumdienst sicher nicht erlaubt, gesperrte Gebiete zu betreten und es wird wohl auch kaum einem Sondler auf Anfrage verraten, wo es was zu finden geben könnte (was in die Luft gehen kann) etc.
In YT gibt es einen Beitrag:

Zündstoff - Das illegale Geschäft der Munitionsjäger |

Demnach wird mit dem gefährlichten Zeug gehandelt und es muss alles daran gesetzt werden, dass unsere Landschaft endlich gesäubert wird. Schilder reichen nicht, denn in den Sperrgebieten wachsen die schönsten Pilze. Nach Niedrigwasser an Flüssen und nach der Entschlammung von Teichen kommt immer wieder etwas raus, was man ohne Technik mit bloßem Auge erkennt Man kann schwer belehrbare Sondengänger nur beeindrucken, dass die Gefährlichkeit der Zünder durch Alterung und Korrosion zunimmt. Ob es hilft, ist zu bezweifeln. Ich selbst habe in meiner aktiven Zeit durch Feld- Wald- und Uferbegehungen dem Räumdienst viele Hinweise gegeben und viel gelernt. Auch über archäologische Funde beim Einsatz
 
Was meint ihr, warum geht jemand überhaupt mit einem Metalldetektor ins Gelände? Ich habe mal nachgehalten, wie sich die Funde über die Jahre gesehen verteilen. Man gräbt ca. 20 brauchbare Signale für ein erkennbares Teil. 19 mal Schrott, zerpflügte Getränkedosen, oder deren Abziehlaschen, Kronkorken, Flaschenverschlüsse, Alufolie, ein Stück Draht oder anderer Zivilisationsmüll. Und ein Teil: Sackplombe der von Olendorffschen Guanowerke, Hamburg oder einen total vergammelten Reichspfennig von 1875. Was noch schlimmer aussieht: Sich regen bringt Segen, also 50 Pfennig aus Alu oder eine Musketenkugel usw. Auf dem Acker drei lange Bahnen gegangen, 20 Löcher und die auch wieder ordentlich zugemacht. 1 Stunde = 1 Teil. Nass geworden ist man auch noch. Auf fast 50 erkennbare Funde dieser Art kommt ein gutes Stück: 1/2 Stüber, Jülich-Berg 1785, eine Schuhschnalle, Arsenbronze, 18. Jhdt. oder ein Brodpenning, Köln oder 1 Duit TRAS ISULA NIA, also Provincie Overijssel, eine Seite noch erkennbar. Und 3 bis 4 mal im Jahr ein wirklich schönes Stück: 1 röm Münze, schon ziemlich abgearbeitet, aber noch bestimmbar, wird von den Archäologen als Vespasianus erkannt, eine Riemenzunge, frühe Neuzeit, 1 Denar, Köln 1189 unter Philipp von Heinsberg oder so etwas.
Reich werden kann man dabei nicht, Zeitung austragen bringt mehr. Zudem verkauft man keine Funde, man gibt sie nach einiger Zeit als Dauerleihgabe in ein örtliches Museum eines Heimat- und Geschichtsvereins.
 
Was meint ihr, warum geht jemand überhaupt mit einem Metalldetektor ins Gelände? […] Auf dem Acker drei lange Bahnen gegangen, 20 Löcher und die auch wieder ordentlich zugemacht. 1 Stunde = 1 Teil. Nass geworden ist man auch noch.
Das Sondeln wird niemandem aufgezwungen, das macht man ganz freiwillig. Daher zieht es wirklich nicht, dass man ggf. nicht erfolgreich ist oder nass wird. Du bist ganz freiwillig im Gelände.

Wenn man alles verbietet, blüht die illegale Suche.
Deine Schallplatte hat nen Sprung. Du setzt deine Privatinteressen über die von Wissenschaft und Umwelt bzw. der von Legenschaftseignern.
 
Das Sondeln wird niemandem aufgezwungen, das macht man ganz freiwillig. Daher zieht es wirklich nicht, dass man ggf. nicht erfolgreich ist oder nass wird. Du bist ganz freiwillig im Gelände.


Deine Schallplatte hat nen Sprung. Du setzt deine Privatinteressen über die von Wissenschaft und Umwelt bzw. der von Legenschaftseignern.
Ich setze überhaupt nichts mehr, denn ich bin nicht mehr aktiv. Aber ich kenne die Realität und versuche nicht, sie zu verschleiern. Und was nützt alle Wissenschaft und Grundeigentum, wenn man vor der hochgradigen Gefährdung durch Kriegsgerät die Augen verschließt. Gerade dort, wofür keine Genehmigungen erteilt werden (Wald, Uferbereiche) lauert immer noch der Tod. Sollte man angelernte Hilfskräfte damit betrauen, Flächen zu detektieren und dokumentieren, die vom Räumdienst auch in diesem Jahrhundert nie abgearbeitet werden können? Die können dann vielleicht eine Bierdose von einer Granate unterscheiden, aber kein vorgeschichtliches Artefakt erkennen.
 
Gerade dort, wofür keine Genehmigungen erteilt werden (Wald, Uferbereiche) lauert immer noch der Tod.
Och, wen willst du damit schrecken? Hier im Ruhrgebiet werden in hübscher Regelmäßigkeit bis heute alte Fliegerbomben aufgefunden und das zum Teil nicht in irgendwelchen Wäldern, die abgesperrt und kaum bewohnt sind, sondern in hübscher Regelmäßigkeit in der Nähe bewohnter Flächen.
Das ist eben so.

Sollte man angelernte Hilfskräfte damit betrauen, Flächen zu detektieren und dokumentieren, die vom Räumdienst auch in diesem Jahrhundert nie abgearbeitet werden können?
Nein, man sollte generell keine Personen, die keine Ausbildung für den Umgang mit und die Beseitigung von Gefahrstoffen haben, nach irgendwelchem alten Kriegsgerät und entsprechenden Gefahrstoffen suchen lassen.
 
Es gibt noch einen anderen Grund, weshalb das Sondengehen auf gestörtem Boden meiner Meinung nach gefördert werden sollte, anstatt es durch Auflagen und Strafandrohung immer mehr zu erschweren.
Wer einmal ein Artefakt gesehen hat, das durch eine Kreiselegge gegangen ist, wird verstehen was ich meine. Da bleibt nicht mehr viel übrig. Das gleiche gilt genauso für Keramik, die als Scherbenschleier ein hervorragender Siedlungszeiger ist. Zudem habe ich über die Jahre festgestellt, daß Münzen auf beackerten Flächen immer schlechter werden. Die Patina ist den Düngemitteln einfach nicht mehr gewachsen. Das wird dazu führen, daß solche Teile bald vollständig aufgelöst sein dürfen. Ziemlich hart trifft es hier Billion- bzw. Kupfermünzen. Da kann man nur noch ahnen, dass es mal eine Münze war.
 
Es gibt noch einen anderen Grund, weshalb das Sondengehen auf gestörtem Boden meiner Meinung nach gefördert werden sollte,
Opteryx, dessen Aussagen schwer zu fassen sind, weil er sich in jedem dritten Beitrag selbst widerspricht, sprach ja nicht von legalem Sondeln in gestörten Flächen, sondern rechtfertigte das illegale Sondeln damit, dass das Sondeln in Wäldern, Uferbereichen und auf ungestörten Wiesen sowie archäologischen und Umweltschutzgebieten verboten ist.
 
Ich rechtfertige illegales Sondeln nicht, sondern weise auf die Folgen der Verbote hin. Und auf die Gefahren, die heute hier vor Ort in Wald und Gewässer moch auf unabsehbare Zeit lauern. Hier fanden letzte Kampfhandlungen im WK2 statt und danach hinterließen die GUS ihre Altlasten. Das sind keine tief liegenden Fliegerbomben, sondern oberflächennahe Munition, Granaten, Minen, Zünder usw. Sperrschilder halten Pilzsammler nicht ab und locken Militariasammler eher an. Deshalb ist eine zeitnahe Lösung nur über eine Zusammenarbeit zuverlässiger Personen möglich. Noch gibt es Zeitzeugen. Der KMRD ist dankbar für jeden Hinweis und verzeiht auch Irrtümer. Das Problem betrifft hauptsächlich die Länder Brandenburg und Sacchsen-Anhalt. Hier kracht es öfters bei Waldbränden. Und ewig können diese nicht gesperrt werden.
 
Nein, man sollte generell keine Personen, die keine Ausbildung für den Umgang mit und die Beseitigung von Gefahrstoffen haben, nach irgendwelchem alten Kriegsgerät und entsprechenden Gefahrstoffen suchen lassen.
Und doch gibt es schon Privatfirmen, die beauftragt werden. Diese arbeiten rein gewinnorientiert und scheren sich nicht um Artefakte.
 
Ich rechtfertige illegales Sondeln nicht, sondern weise auf die Folgen der Verbote hin.
Deine Beiträge lesen sich so, als sei illegales Sondeln in Ordnung, weil illegales Sondeln nicht die Folge von einer egoistischen Rechtsauffassung , sondern die Folge der Verbote sei. Gewissermaßen machst du alos in deinen Aussagen den Gesetzgeber für illegales Sondeln verantwortlich. Es ist aber so, dass Verbote i.d.R. dann verabschiedet werden, wenn etwas zum Problem wird. Das Problem illegalen Sondelns ist, dass Flächen zerstört werden:
  • Privatgrund
  • sensible Pflanzenstandorte
  • Standorte von Bodenbrütern (seltene Vögel)
  • sensible Uferbereiche (seltene Vögel)
  • ununtersuchte archäologische Flächen > Entfernung der Artefakte, Störung der Schichten/des Befundes
Und dann stehen immer wieder solche Sätze im Widerspruch zu dem vorher geschriebenen:

Und auf die Gefahren, die heute hier vor Ort in Wald und Gewässer moch auf unabsehbare Zeit lauern.
 
Mir ging es nicht um die Suche in denkmal- oder naturgeschützten Gebieten, die wegen ihrer anteilig geringen Größe kontrollierbar sind, sondern um die allgemeine Aussage des Suchverbots in Wald, Wiese oder Gewässer, was hier tausende Hektar Fläche einnimmt und unmöglich kontrollierbar ist. Und um unsere noch auf Jahrzehnte kriegsbelastete Landschaft. Ich sehe keinen triftigen Grund dafür, zuverlässsigen geschulten Personen die Erlaubnis zu verweigern.
 
Ein Archäologe erklärte mir mal, dass ungestörte Flächen deshalb nicht genehmigt werden, weil antike Artefakte dort solange gut aufgehoben sind, bis sie von Fachleuten geborgen werden können oder müssen. (Da hängt es einfach am Geld = kein Geld, kein Personal). Ich glaube, selbst gutmeinende Sondengänger würden da mehr schaden als nützen. Da geht es um Befunde und nicht um irgendwelche Fundstücke.

Munition findet man auch auf dem Acker. Eigentlich müssten Sondengänger zu einem Kurs verpflichtet werden, wie mit potentiell gefährlichen Funden umzugehen ist. Leider kann sich jeder Hansel einen Detektor kaufen und Löcher buddeln. So geschehen in Willich, wo ein Spinner auf einem Feld eine Sprengbombe angegraben hat und sich dann in Panik vom Acker gemacht hat. Anderntags hat der Hund eines Spaziergängers das Loch untersucht. Der Besitzer des Hundes hat die Polizei und diese den KMRD gerufen. So einen Hobbysondler sollte man mit seiner eigenen Sonde aus dem Dorf prügeln.

Natürlich gibt es für Militaria-Sucher auch bei uns die entsprechenden Hotspots. Im Reichswald bzw. im Hürtgenwald hat kein Sondengänger was zu suchen. Aber bei den Leuten fallen alle Hemmungen ab, wenn sie einem gefallenen Soldaten die Erkennungsmarke oder das Eiserne Kreuz von den Knochen reißen können. Aber die begrabbeln auch noch verrottete Munition, nehmen sie mit nach Hause und legen sie am besten im Wohnzimmer in die Vitrine. Ich habe gelernt "Finger weg, sonst Finger weg."
 
Militariasuche für den Eigenbedarf kann aus Gefährdungsgründen grundsätzlich nicht gutgeheißen werden. Problematisch ist natürlich die Auslegung des Sondensignals. Buntmetalle sind ferromagnetisch und können Kleinmunition, Münzen oder Bronzeobjekte anzeigen. Große Eisensignale sind mehrheitlich militärischen Ursprungs und sollten nur per GPS notiert,, nie aber von Laien ausgegraben werden,aucch wenn es eisenzeitlich, römisch oder mittelalterlich ist,. Mit geschulten zuverlässigen Sondengängern ließe sich so neben archäologischen Befunden auch eine Grobkartierung in Wäldern vornehmen, die zur Zeit aus Steuermitteln durch Privatfirmen erfolgt, die von historischen Befunden keine Ahnung haben. Die Artefakte sind im Boden längst nicht mehr gut aufgehoben, sondern zersetzen sich immer schneller. Unser Wald bei Aken und O-Baum ist seit 1945 durchgängig Sperrgebiet. Betreten verboten. Erholungswert null. Das muss nicht ewig so bleiben.
 
Korrektur geht nicht mehr. Buntmetalle sind natürlich nicht feromagnetisch, sondern paramagnetisch. Ferromagnetizität findet sich aber auch bei gebrannten Töpfen und Ziegeln.
 
Nicht besser, aber mehr als der Archäologe. Das Problem steht und fällt ebenfalls mit der Anerkennung. Mehr Kontrolle, Schulung, Honorierung historisch wertvoller Funde und Befunde könnten die Situation entschärfen. Das betrifft auch einen guten Kontakt zum Kampfmittelräumdienst. Es liegen noch große Mengen an Munition im Gelände und Gewässern. Wenn diese verhökert werden, da ein Markt sich abzeichnet, dann sehe ich schwarz.
Mehrere Beiträge haben es schon gesagt, die Archäologen unterlassen das Buddeln nicht aus Faulheit. Wenn ein keltisches Grab schon 2.500 Jahren in einem Grabhügel liegt, ist es dort am besten aufgehoben. Nur wenn dort eine Ortsumgehung gebaut oder ein Gewerbegebiet ausgewiesen wird, geht man die Ausgrabung an.

Vor etwa 30 Jahren hat mir ein Archäologe erzählt, dass im Schwarzwald (als grober Anhalt) ein keltischer Grabhügel bekannt ist. Dieser zeichnet sich durch imposante Größe aus. Dort wären sicherlich interessante Funde zu erwarten. Er wird aber nicht geöffnet. Es gibt keine staatlichen Mittel für die Restaurierung der zu erwartenden Funde und die Funddepots sind - außer in Rastatt für die Steinfunde - auch gut gefüllt.
 
Unser Wald bei Aken und O-Baum ist seit 1945 durchgängig Sperrgebiet. Betreten verboten. Erholungswert null. Das muss nicht ewig so bleiben.
Vermutlich wird es aber so bleiben. Waldflächen sind leider nur extrem schwierig von Kampfmitteln zu räumen. Das ist nicht mal so sehr eine Kostenfrage, sondern tatsächlich auch eine der Gefährdung von Leib und Leben.

Wenn z.B. 1945 eine nicht umsetzende Mörsergranate auf einem Stück Offenland niedergegangen ist, auf dem 1955 eine Straße gebaut wurde, und die dann achtzig Jahre später bei Tiefbauarbeiten gefunden wird, kann sich der Experte relativ unbesorgt heranwagen, weil er einen Zeitstrahl vorliegen hat. Er kennt die Bodenbeschaffenheit und weiß, wie lange die Granate wahrscheinlich nicht mehr bewegt wurde.

In einem Wald ist das ganz anders, da kann in der Zwischenzeit alles mögliche passiert sein. Baumwurzeln wachsen schneller als Ast und Stamm, da können einige Meter Wurzelwerk pro Jahr entstehen; und Wildtiere scharren nach Nahrung oder graben ihre Bauten in den Boden. Das verändert die Bodenbeschaffenheit komplett. Und dann liegt die Mörsergranate, die '45 Zünder voran senkrecht eingeschlagen ist, heute drei Meter weiter waagrecht im Boden, von Wurzeln umwickelt, und der Zünder drückt gegen einen Stamm.
 
@pietFFM entlang der "Franzosenstraße" sind uns schon mehrmals Sondler aufgefallen, die ganz gewiß ohne Genehmigung ihrem Hobby nachgegangen sind (einmal waren es Straßenbauarbeiter/Zeitarbeit aus Rumänien, die suchten Militaria aus napoleonischer Zeit)
Oh da hatten wir vor ein paar Jahren in Frankfurt-Rödelheim einen schönen Fund, glaube auch von Bauarbeitern. Im Sommer als Buch erschienen:

Frankfurt am Main-Rödelheim. Vom Leben und Sterben der Soldaten Napoleons (ISBN-13: ‎ 978-3795438524)

 
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